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Veröffentlicht am 10.04.2022

Ein Sommertag Ende der 1990er voller Freundschaft, Liebe, Hass, Eifersucht

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Pascal ist 15 Jahre alt und der Protagonist sowie Ich-Erzähler im Roman „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ von Christian Huber. Er lebt im beschaulichen Bodenstein im Osten Bayerns. Ein einziger Tag ...

Pascal ist 15 Jahre alt und der Protagonist sowie Ich-Erzähler im Roman „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ von Christian Huber. Er lebt im beschaulichen Bodenstein im Osten Bayerns. Ein einziger Tag Ende August im Jahr 1999 hat sein Leben verändert. In der Retrospektive erinnert er sich an die Einzelheiten und machte mich als Leserin neugierig darauf, wie es dazu kam, dass sich an diesem Tag eine Liebe entwickelt, eine Freundschaft in Frage stand und es zu einem menschlichen Ende kam. Doch die Geschichte birgt noch mehr Geheimnisse und erst zum Ende hin erklärt Pascal, warum er Krüger genannt wird, obwohl das nicht sein Nachname ist und wie es dazu kam, dass er nicht mehr schwimmt und sich nicht verlieben darf.

Es ist ein heißer Tag in den Sommerferien an dem Pascal von seinem Freund Viktor geweckt wird, sonst wäre er weiter einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, dem Schlafen nachgegangen. Außerdem träumt er gerne und schreibt Geschichten, oft mit realem Bezug, in ein Notizbuch. Als ihm sein Rucksack, in dem er die Kladde aufbewahrt, im Laufe des Vormittags abhandenkommt, versucht er diesen zurück zu erhalten und macht dabei Bekanntschaft der etwa gleichaltrigen hübschen und mysteriösen Jacky. Die beiden und Viktor verleben einen unvergesslichen Tag, der das Leben von Pascal umkrempelt.

Christian Huber beschreibt zunächst den Beginn eines normalen Alltags in den Ferien der zwei Freunde. Dabei baut er ein typisches Feeling für einen Tag am Ende des vorigen Jahrtausends auf in Bezug auf Kleidung, Ernährung und Freizeitgestaltung von Jugendlichen sowie der von ihnen gehörten Musik. Am Ende des Buchs findet sich eine Trackliste und ein Barcode zu den Songs, die in der Erzählung Eingang finden.

Mit dem Kennenlernen von Jacky muss Pascal sich mit bisher unbekannten Gefühlen auseinandersetzen. Jacky ist Artistin und ihre Geschicklichkeit fasziniert Pascal. Durch sie lernt er eine geschlossene Gruppe kennen, die nach eigenen Regeln lebt, in der Vertrauen alles ist. Er fühlt sich von ihr angezogen, aber aufgrund seiner Prinzipien hält er sie auf Abstand. Man kann nur ahnen, wie viel Kraft ihn das kostet.

Die Figuren sind abwechslungsreich gestaltet. Der Autor zeigt anhand von Viktor und Pascal wovon eine Freundschaft getragen wird. Die beiden Jugendlichen sind auf dem Weg, sich selbst zu finden und danach, welche Werte wirklich wichtig und richtig sind.

Der Roman „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ von Christian Huber ist ein Buch über das Erwachsenwerden. Es nahm mich mit zu einem heißen Sommertag Ende der 1990er, der gefüllt ist mit Freundschaft, Liebe, Hass, Eifersucht und Selbstbehauptung. Der Schluss der Geschichte hat mir zugesagt. Das Buch passt prima zum Sommer, lässt sich aber auch zu jeder anderen Zeit lesen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Einfühlsame Beschreibung darüber, wie ein kauziger Koch sein Herz öffnet

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Der Protagonist Robert Walch ist „Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ im gleichnamigen Roman von Julia Mattera. Während seine jüngere Schwester Elsa sich um das Management des gemeinsamen Gasthofs ...

Der Protagonist Robert Walch ist „Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ im gleichnamigen Roman von Julia Mattera. Während seine jüngere Schwester Elsa sich um das Management des gemeinsamen Gasthofs im Elsass kümmert, ist die Küche das Reich des 52 Jahre alten Junggesellen Robert. Die bisherigen Küchenhilfen hat er erfolgreich nach jeweils kurzer Zeit mit seinem ständigen Granteln in die Flucht geschlagen. Doch dann stellt Elsa die aus England kommende Fatima ein, um ihr zur Hand zu gehen. Der heranwachsende Sohn der neuen Mitarbeiterin möchte sich in der Küche nützlich machen. In ihm findet Robert unerwartet eine verwandte Seele, die einen Umbruch in seinem Herzen in Gang setzt.

Julia Mattera beschreibt die Hauptfigur mit viel Einfühlungsvermögen. Als Kind war Roberts Wunsch, die Welt zu sehen. Doch nach dem Unfalltod seiner Eltern hat er sich in sich selbst zurück gezogen und eingeigelt. In seiner Küche genießt er die Stille. Er ist überzeugt, dass das Gemüse in seinem Garten nur darum so prächtig gedeiht und so köstlich schmeckt, weil er es hegt und pflegt, mit ihm spricht, es streichelt und eine besondere Herangehensweise bei der Ernte anwendet. Den Hühnern hat er Namen gegeben und von jedem kennt er die Eigenheiten. Schon lange hat er das Gelände des Gasthofs nicht mehr verlassen. Für mich war Robert trotz seines brummigen Wesens und gerade wegen seiner Ecken und Kanten ein Sympathieträger.

Roberts Schwester Elsa hat einen großen Anteil daran, dass es zum ersten Mal anhaltend gelingt, in ihm Interesse am Leben außerhalb des Gasthofs zu wecken. Fatimas Freundin Maggie bringt frischen Wind in das Geschehen. Es gelingt ihr schließlich sogar, längst verloren geglaubte Gefühle in Robert zum Klingen zu bringen. Die Geschichte brachte mir als Leserin ein Wohlgefühl der Entschleunigung, das durch Roberts Kochkünste und seinen Umgang mit Pflanzen und Tieren geweckt wurde. Dank der detailliert beschriebenen Umgebung, der Kochgerüche und der Ruhe konnte ich mir die Handlung sehr gut vorstellen und wäre auch gerne auf dem Hof zu Gast gewesen.

In ihrem Roman „Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ schreibt Julia Mattera mit viel Empathie über einen kauzigen Koch, der sein Herz mit der Zeit für neue Impulse weiter öffnet, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Die stimmungsvolle Erzählung sorgte bei mir für ein behagliches Gefühl mit sommerlichem Flair. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Couragierte Protagonistinnen, die Mut und Hoffnung durch ihr Engagement machen

Das Mädchen mit dem Drachen
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Das Mädchen mit dem Drachen im gleichnamigen Roman der Französin Laetitia Colombani ist die in Indien lebende Lalita, die ich bereits im ersten Buch der Autorin „Der Zopf“ an der Seite ihrer Mutter Smita ...

Das Mädchen mit dem Drachen im gleichnamigen Roman der Französin Laetitia Colombani ist die in Indien lebende Lalita, die ich bereits im ersten Buch der Autorin „Der Zopf“ an der Seite ihrer Mutter Smita kennengelernt habe. Die beiden gehören zu den Dalit, den Unberührbaren, der untersten Gruppe in der indischen Gesellschaft. Smita war es eine Herzangelegenheit, dass ihre Tochter es einmal besser haben sollte und sie nicht wie sie selbst den Schmutz anderer täglich aufsammeln muss, um zu überleben. Nun war ich gespannt, ob ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

Lalita ist nach dem Tod ihrer Mutter von einem Verwandten aufgenommen worden, der mit seiner Frau ein Fischrestaurant für die Einheimischen am Strand im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu betreibt. Eines Tages sieht das Mädchen beim Spiel mit dem aus Papier selbst gebastelten Gegenstand wie die Protagonistin Léna beim Schwimmen im Meer versinkt und macht eine Gruppe junger Mädchen, die sich die „Rote Brigade“ nennen, und ihre Anführerin Preeti auf die Ertrinkende aufmerksam. Sie wird von ihnen gerettet.

Léna kommt aus Nantes. Sie hat zwanzig Jahre lang als Lehrerin gearbeitet, möchte aber in Indien Abstand gewinnen von einer persönlichen Tragödie. Die Begegnung mit Lalita und der Roten Brigade ist für Léna Augen öffnend für die sozialen Umstände in der indischen Gesellschaft. Sie beschließt vor Ort eine Schule zu gründen. Dabei muss sie viele ungeahnte Schwierigkeiten überwinden.

Von Beginn an lässt Laetita Colombani keine Zweifel aufkommen, dass Léna mit einem schwerwiegenden Ereignis in der Vergangenheit zu kämpfen hat. Das, was sie erlebt hat, wird im Laufe des Lesens mit immer mehr Details aufgedeckt. Léna durchlebt in Folge dessen gefühlmäßig Höhen und Tiefen, denn sie hat das Geschehen noch nicht vollständig verarbeitet. Bereits die ersten Begegnungen mit Preeti, die ihr mehr vom Leben der Dalit erzählt, berühren sie tief und lösen in ihr den Wunsch aus, aktiv zu helfen. Endlich tritt wieder eine Aufgabe in ihr Leben, durch die es ihr gelingt, ihren psychischen Schmerz zu verdrängen. Voller Energie beginnt sie mit den Planungen für einen Unterricht der Kinder und ist erstaunt und betrübt über die Widerstände von unerwarteter Seite.

Es ist erschreckend, dass in unserer heutigen Zeit das Kastensystem in Indien von den Einheimischen immer noch gelebt wird und ihm eine so große Bedeutung zukommt. Oft ist das Verhalten gegen die Gesetze des Landes. Die Verwandten von Lalita haben sogar ihre Namen geändert, damit sie daran nicht sofort der unteren Kaste zugeordnet werden können. Es ist eine fiktive Erzählung, aber Laetitia Colombani hat sich vor Ort ein eigenes Bild der Umstände machen können und vermittelt dadurch ein Stück der Realität. Eindrücklich geht sie auch auf die Tatsache ein, dass es noch schwieriger ist, nicht nur zu den Dalit zu zählen, sondern noch dazu weiblich zu sein. Der Zugang zu Bildung ist für Mädchen viel zu häufig unmöglich.

Die Autorin zeigt auch, dass es eine Herkulesaufgabe ist, sich allein oder mit Wenigen gesellschaftliche Änderungen herbeiführen zu wollen. Aber andererseits wird sich nichts verändern, wenn niemand die Initiative ergreift. Léna und Preeti zeigen Entschlossenheit, Durchhaltungsvermögen und Mut. Dabei hat Preeti einen inneren Kampf gegen ihre erstarrten Überzeugungen, die aus Erfahrung entstanden sind, auszufechten. Es bleibt Hoffnung, dass neben einigen Rückschlägen auch Fortschritte erkennbar sind.

Mit ihrem Roman „Das Mädchen mit dem Drachen“ schaffte Laetitia Colombani es erneut, mich als Leserin zu berühren. Ihre Schilderungen der Lebensgeschichten einiger Dalit in Indien klangen für mich authentisch. Die Autorin zeigt mit ihren couragierten Protagonistinnen, dass auch das Engagement einzelner gesellschaftlich etwas bewirken kann. Die Geschichte stimmt nachdenklich und hallt nach. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Brachte mich zum Miträtseln über die Zusammenhänge zwischen den Morden

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Das Buch „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ von Robert Thorogood ist der erste Band einer Kriminalserie bei der es sich drei sehr unterschiedliche Frauen aus dem englischen Marlow zur Aufgabe gemacht ...

Das Buch „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ von Robert Thorogood ist der erste Band einer Kriminalserie bei der es sich drei sehr unterschiedliche Frauen aus dem englischen Marlow zur Aufgabe gemacht haben, Verbrechen aufzuklären. Zu diesem Zweck gründen sie einen Club. Im vorliegenden Roman erfuhr ich wie es dazu gekommen ist. Alles begann mit dem Mord an einem Nachbarn von Judith Potts, die zu den drei selbsternannten Ermittlerinnen gehört.

Judith ist 77 Jahre alt und schon seit langer Zeit verwitwet. Sie hat von ihrer verstorbenen Großtante Betty ein altes Herrenhaus geerbt, das direkt an der Themse liegt. Immer noch fertigt sie für überregionale Zeitungen Kreuzworträtsel an bei denen man um die Ecke denken muss. Um sich körperlich fit zu halten nimmt sie jeden Tag ein Bad im Fluss. Dabei hört sie eines Tages vom gegenüberliegenden Grundstück einen verstörenden Ausruf. Es lässt ihr keine Ruhe dem Gehörten nachzugehen und tatsächlich findet sie ihren Nachbarn Stefan tot auf.
Weil die Kriminalpolizei nicht an einen Mord glaubt, begibt Judith sich selbst auf Spurensuche. Bei ihren Ermittlungen trifft sie zunächst auf Becks Starling, die Frau des Pfarrers und später dann auf Suzie Harris, die den Hund eines späteren ermordeten Opfers ausführt. Es scheint zwischen den Verbrechen keine Zusammenhänge zu geben. Die Getöteten kannten sich nicht und ein Motiv ist nicht auszumachen. Lediglich die Art und Weise und ein jeweils am Tatort aufgefundenes Medaillon deuten auf eine Verbindung hin.

Robert Thorogood gewann meine Aufmerksamkeit von der ersten Seite an. Judith Potts hat als Figur einige Marotten zu bieten. Während Becks einen aufgeräumten Haushalt liebt in dem sie es versteht köstliche Gerichte zuzubereiten, bemisst Judith Mahlzeiten keinen großen Wert bei, trinkt zur Anregung ihres Denkvermögens gern einen Scotch und räumt nur selten im Haus auf. Im Leben von Suzie nehmen Hunde, die sie für andere betreut, eine große Rolle ein sowohl zeitlich gesehen wie auch räumlich. Allen gemeinsam ist der Sinn für Gerechtigkeit und die Neugier daran, warum und wieso in ihrer Heimatstadt Menschen ermordet werden.

Von Beginn an habe ich mitgerätselt wie die Taten miteinander verknüpft sein könnten. Dazu legte der Autor Fährten aus, von denen sich einige als falsch erwiesen. Lange schien es so, als ob die perfekten Untaten geschehen wären, die nicht aufzuklären sind. Teils erinnerte mich der Handlungsablauf an die Kriminalromane von Agatha Christie mit Miss Marple als Ermittlerin. Allerdings stellt Robert Thorogood seine Geschichte in einen modernen Rahmen, denn der Mordclub bedient sich bei seiner Arbeit gerne den Sozialen Medien.

Auf dem Cover des Buchs ist idyllisch eine Straße mit Häusern abgebildet wie sie in England vorzufinden sind. Ich stellte mir vor, dass in einem von ihnen Judith Potts lebt. Überhaupt vermittelte mir der Autor ein anschauliches Bild des real existierenden kleinen hübschen Städtchens Marlow, das westlich von London liegt. Die Beschreibungen reizten mich dazu, mehr über den Ort im Internet zu recherchieren.

Entsprechend einem klassischen Kriminalroman brachte Robert Thorogood mich mit seiner Erzählung „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ dazu an der Seite der drei charakterlich verschiedenen Ermittlerinnen das spannende Rätsel zu lösen, wer die beschriebenen Morde ausgeführt hat, welches Motiv dabei eine Rolle spielte und wie der Hergang der Taten war. Er führt die kriminelle Geschichte zu einem Höhepunkt an dem die Ermittlerinnen in große Gefahr geraten. Mich konnten die Figuren bis in die Nebenrollen hinein überzeugen und ich fühlte mich bestens unterhalten. Darum empfehle ich das Buch gerne an Krimilesende weiter und freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Durchgehend spannend mit ständig neuen Wendungen

Thirteen
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Der Thriller „Th1rt3en“ von Steve Cavanagh ist Teil einer Serie rund um den Ermittler Eddie Flynn, einem in New York lebenden Strafverteidiger. Ich kannte bisher noch keinen Band der Reihe. An entsprechenden ...

Der Thriller „Th1rt3en“ von Steve Cavanagh ist Teil einer Serie rund um den Ermittler Eddie Flynn, einem in New York lebenden Strafverteidiger. Ich kannte bisher noch keinen Band der Reihe. An entsprechenden Stellen im Buch gab es kurze Hinweise auf das, was Flynn früher erlebt hat, so dass ich die Geschichte problemlos ohne Vorkenntnisse lesen konnte. Das Cover lädt den Lesenden dazu ein, auf einem der Jurystühle Platz zu nehmen und sich ein eigenes Urteil durch die Beweisführung der Anklage und der Verteidigung zu bilden. Gleichzeitig verdeutlicht der rote Sitz, dass der Täter in der Jury sitzt, wie es im Untertitel steht. Allerdings gehören zu einer Geschworenenjury in New York zwölf Personen. Der Mörder ist im vorliegenden Fall die Nummer 13 und dadurch titelgebend. Sein Motiv, warum er sich unbedingt einen Platz in der Jury verschafft und nicht nur zur Reserve, sondern unter den Urteilenden sein will, steht im Fokus des Thrillers.

Eddie Flynn erzählt seinen Alltag in der Ich-Perspektive. Mit einfallsreichen Methoden versucht er Verbrechen aufzuklären, die seinen Mandanten angehängt werden. Dabei widerlegt er oft die Aussagen der Polizisten, die die Tat vor Ort aufgenommen haben. Flynn weiß, dass einige von ihnen korrupt sind und sich durch ihre Angaben erhoffen, eigene Vorteile beim Straffälligen verschaffen zu können. Dadurch hat er sich bei einem Teil von ihnen unbeliebt gemacht, was sich auch auf seine aktuellen Ermittlungen auswirkt.

In die Rolle des Strafverteidigers im Fall des Angeklagten Robert Solomon gerät Flynn eher zufällig. Solomon ist ein bekannter Schauspieler und steht unter Verdacht, seine ebenfalls prominente Frau und deren Bodyguard ermordet zu haben. Als Flynns vertragliche Verpflichtung zur Mitwirkung beim Mandat aufgehoben wird, entscheidet er sich dennoch für die Weiterführung der Rechtsvertretung, denn zu seiner Maxime gehört es, einem Angeklagten beizustehen, wenn er von dessen Unschuld überzeugt ist.

Die Kapitel, die Flynn erzählt, wechseln sich mit solchen ab, in denen Joshua Kane im Mittelpunkt steht und die aus einer allwissenden Perspektive geschildert werden. Bereits im Prolog las ich vom zielgerichteten Vorgehen des Mörders, der ohne Bedenken grausige Verbrechen begeht. Wochen und Monate hat er mit der Umsetzung seiner raffinierten Planungen zugebracht, die ihm einen Platz in der Jury beim Prozess gegen Solomon einbringen sollen. Der Beweggrund für Kanes Handeln stand von Beginn an als großes Fragezeichen im Raum.

Als Leserin vermittelte Steve Cavanagh mir geschickt die Indizien zum Fall Solomon, indem er mich an die Seite seiner Serienfigur stellte, der erst kurz vor Prozessbeginn hinzugezogen wird und sich nun ein eigenes Bild der Faktenlage machen muss. Parallel dazu entstand für mich ein Bild von Joshua Kane als skrupelloser Täter, der unentdeckt bleiben will und dennoch eine blutige Spur hinterlässt. Die Beweislage spricht gegen Solomon, der ein Geheimnis zu hüten scheint. Dennoch war mir Kane suspekt, so dass ich eine Wende erwartete. Ich wurde nicht enttäuscht.

Die Spannung im Thriller „Th1rt3en“ von Steve Cavanagh nahm von Beginn an immer mehr an Fahrt auf und überraschte mich mit ständigen neuen Wendungen. Die Aufklärung des Verbrechens erfolgt durch das clevere, manchmal unkonventionelle Vorgehen des scharfsinnigen Strafverteidigers Eddi Flynn. Erst zum Ende hin wird das Motiv aufgedeckt und es zeigt sich das ganze Ausmaß der Taten des Mörders, was mich nach den bis dahin schon packenden Ereignissen noch einmal beeindruckte und zu einem glänzenden Abschluss führte. Das Buch ist aufgrund der durchgehend hohen Spannung ein Must-Read für jeden Thriller-Fan und daher empfehle ich es gerne weiter.

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