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Veröffentlicht am 25.11.2021

Spannende Suche nach wichtigen Laborproben in einem realistischen Umfeld

Probe 12
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Im Science-Thriller „Probe 12“ nutzen die Schriftstellerin und Publizistin Kathrin Lange und die Mikrobiologin und Biochemikerin Susanne Thiele ein wissenschaftliches Thema als Hintergrund für die spannende ...

Im Science-Thriller „Probe 12“ nutzen die Schriftstellerin und Publizistin Kathrin Lange und die Mikrobiologin und Biochemikerin Susanne Thiele ein wissenschaftliches Thema als Hintergrund für die spannende Handlung. Es sind zwölf Proben mit Bakteriophagen aus einem Labor in Georgien, die sich auf den Weg nach Berlin machen. Zunächst ist fraglich, ob alle dort eintreffen werden. Vor allem die zwölfte Probe ist für die Behandlung eines schwerkranken Mädchens besonders wichtig.

Nina Falkenberg, die Mikrobiologie studiert hat und als Wissenschaftsjournalistin arbeitet macht sich Sorgen um ihren Ziehvater und Mentor Gregory Anasias, der in Tiflis über Bakteriophagen forscht. Gregory wird bedroht, darum versucht er, die von ihm gewonnenen, einsatzbereiten Proben und das dazu passende Laborbuch nach Berlin schicken.

Währenddessen müssen der Foodhunter Tom Morell und seine Frau Isabelle hilflos zusehen wie ihre Tochter Sylvie im Krankenhaus immer schwächer wird. Sie leidet an einer schweren Krankheit und kämpft jetzt zusätzlich noch mit einer Viruserkrankung. Eventuell könnte eine Behandlung mit einer der Phagenproben sie retten. Auf den Hinweis des behandelnden Arztes hin, nimmt Tom Kontakt zu Max Seifert in Berlin auf, bei dem inzwischen Buch und Proben angekommen sind. Doch nicht nur Nina, Tom, Max und Gregory liegen die Nutzung der Phagen auf ihre je eigene Weise am Herzen. Die Proben geraten in das Visier von Mächten, die diese mit Gewalt an sich bringen wollen.

Die Autorinnen erzählen die Begebenheiten in mehreren parallel verlaufenden Handlungssträngen, die in der nahen Zukunft spielen. Dabei schauen sie in ständigen Wechseln auf den Aufenthaltsort der Proben, auf den Verlauf der Erkrankung von Sylvie, auf das Bemühen von Tom um die Phagen zum Einsatz für die Heilung seiner Tochter, auf das Vorgehen einer rücksichtslosen Gruppe von Probenjägern und auf das Hinzuziehen und den Einsatz einer Kriminalkommissarin und ihres Teams. Die einzelnen Handlungen lassen den Lesenden an einigen Stellen mit kleinen Cliffhangern zurück, die zum schnellen Weiterlesen auffordern.

Verständlich erklärt binden die Autorinnen an geeigneten Stellen immer wieder Informationen zum wissenschaftlichen Hintergrund rund um die Phagen, ihre Entwicklung und ihren Einsatz in der Praxis ein. In einem Glossar am Ende des Buchs sind die wichtigsten Begriffe nochmals mit einer Erläuterung aufgeführt. Das Szenario erhält aufgrund der Fachkenntnisse von Susanne Thiele hohe Authentizität und ist nach einer Erklärung der Mikrobiologin an die Lesenden in weiten Teilen durchaus realistisch. Beim Aufbau der Handlung bremsten die Darstellung der wissenschaftlichen Fakten und die Sprünge zu den zeitgleichen Handlungen meinen Lesefluss leicht aus.

Neben der Jagd auf die Phagen bauen die Autorinnen auch eine schwierige toxische Ehebeziehung in ihre Erzählung ein. Die Protagonisten und einige Nebenfiguren sind auf besondere Weise verknüpft. Ihre Verbindungen zueinander offenbaren sich dem Lesenden im vollem Maße erst nach und nach. Dabei ist es möglich, dass sich ihr Charakter im Zeitablauf verändert, was dem Thriller eine gewisse spannungssteigernde Unvorhersehbarkeit gibt.

Das Autorenduo Kathrin Lange und Susanne Thiele bindet in ihren, in der nahen Zukunft spielenden Sciene-Thriller „Probe 12“ ein wissenschaftliches Thema verständlich ein. In mehreren Handlungssträngen, die geschickt aufeinander zugeführt werden, beteiligen sich ganz unterschiedliche Figuren mit verschiedenen Zielsetzungen an einer spannenden Suche nach wichtigen Laborproben in einem denkbaren Umfeld. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Der sechste Band der Reihe mit dem Hamburger Ermittler Danowski

Danowski: Hausbruch
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Der Hamburger Hauptkommissar Adam Danowski wird im Buch „Danowski: Hausbruch“ von Till Raether bereits zum sechsten Mal in einem Kriminalfall tätig. Jedoch befindet er sich gerade zu einer Rehabilitation ...

Der Hamburger Hauptkommissar Adam Danowski wird im Buch „Danowski: Hausbruch“ von Till Raether bereits zum sechsten Mal in einem Kriminalfall tätig. Jedoch befindet er sich gerade zu einer Rehabilitation in einer Kurklinik an der Ostsee. Seit den Vorfällen der Ermittlungen im fünften Band der Serie ist einige Zeit vergangen, in der Adam zum Team von seiner Kollegin Meta gehörte, die die Sonderkommission Sexualisierte Gewalt leitete. Im Laufe der Geschichte blickt Danowski auf die jüngste Vergangenheit zurück, in der ihn ein Geiselnehmer in seiner Gewalt hatte. Damit hängt sein Aufenthalt im Kurheim unmittelbar zusammen. Während er versucht, die Ereignisse in diversen Anwendungen der Klinik psychisch zu verarbeiten, geschieht dort ein Mord, in den er mit einbezogen wird.

Die vorliegende kriminelle Handlung folgt nicht dem sonst üblichen Ablauf mit Delikt und der dann folgenden Ermittlungstätigkeit, sondern ist sehr viel subtiler. Erst spät kommt Spannung auf. Während Danowski, der seinen trockenen Humor nicht verloren hat, sich viele Gedanken über Alles und Jeden macht, vor allem aber über weitere Behandelte in der Klinik, lässt Till Raether einen parallelen Handlungsstrang in Hamburg-Hausbruch spielen. Ein noch unbenannter Mann und seine Frau haben dort ein Haus gekauft. Dieses Paar spielt im weiteren Verlauf der Geschichte eine wesentliche Rolle.

Aufgrund seiner vorigen Zugehörigkeit zur Sonderkommission bringt Danowski die benötigten Einblicke in die Beweggründe für die Handlungen des besagten Paars mit. Der Autor versucht dem Lesenden zu vermitteln, wie sexualisierte Gewalt ausgeübt wird und welche Chancen es für das Opfer gibt, sich davon zu lösen. Wie schwierig es ist, als Außenstehende darauf zu reagieren, zeigt sich anhand des Tuns von Meta und Danowski. Dabei wird die Kluft zwischen gesetzmäßigem Handeln und Eigenmacht deutlich sichtbar. In Bezug auf das Verhalten von Danowski stimmte mich das als Lesende nachdenklich.

Nicht nur die Aufarbeitung der erlebten Geiselnahme, sondern auch die Tat in der Kurklinik lassen den Hauptkommissar über seine berufliche Zukunft nachdenken. In seine Überlegungen bezieht er das ein, woran er in der Vergangenheit gescheitert ist, was er gut kann und welche Arbeit er sich wünschen würde. Zum Schluss überrascht Till Raether dann nochmal mit einer Wendung, die nicht jeden Lesenden freuen wird. Der Abschluss hält die Möglichkeit offen, dass es weitere Bände mit Danowski als Ermittler geben könnte.

Wer die Danowski-Serie bisher gelesen hat, wird in „Hausbruch“ von Till Raether einen noch feinfühligeren, nachdenklicheren Danowski erleben als bisher. Die Spannungskurve ist am Anfang recht flach, steigt aber nach der Hälfte der Erzählung bis zum Ende leicht an. Wer die Reihe, die eventuelle fortgesetzt werden könnte, weiterlesen möchte, sollte auch den vorliegenden Band gelesen haben.

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Romantik, Wohlgefühl und hintergründige Spannung

Inselliebe und Meer
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Das Buch „Inselliebe und Meer“ von Anja Saskia Beyer ist der erste Teil der Romanreihe „Mallorca-Sehnsucht“, die entsprechend des Titels auf der gleichnamigen Baleareninsel spielt. Die romantische Bucht ...

Das Buch „Inselliebe und Meer“ von Anja Saskia Beyer ist der erste Teil der Romanreihe „Mallorca-Sehnsucht“, die entsprechend des Titels auf der gleichnamigen Baleareninsel spielt. Die romantische Bucht und das Backsteinhaus auf dem Cover vermitteln dem Lesenden einen Eindruck der Schönheit der Landschaft. Die Korbsessel im Vordergrund laden zum Verweilen und genießen ein. Gerne habe ich gedanklich hier zum Lesen Platz genommen.

Liz ist Anfang Dreißig und immer noch Single. Sie lebt in Berlin-Moabit und betreibt einen Feinkostladen, der aber wenig Gewinn abwirft. Eines Tages wird sie von ihrem Großonkel gebeten, auf seiner Finca auf Mallorca nach dem Rechten zu sehe, denn es habe mehrere Stornierungen bei den Ferienwohnungen gegeben, was er auf die Misswirtschaft des zuständigen Verwalters zurückführt. Obwohl der Großvater von Liz mallorquinischer Herkunft war, hat sie noch nie von der Finca gehört. Sie kommt dem Wunsch ihres Großonkels nach. Jedoch stellt sich heraus, dass Cristian als Verwalter immer um das Wohl der Feriengäste bemüht und zudem sehr attraktiv ist. Gegenüber Liz gibt er sich verschlossen bezüglich seiner Vergangenheit. Daher hat Liz nicht nur ein Familiengeheimnis aufzudecken, sondern möchte auch mehr über Cristian erfahren.

Anja Saskia Beyers Figuren sind authentisch gestaltet. Sowohl in ihrem wenig erfolgreichen Geschäft in Berlin wie auch auf der Finca in Mallorca konnte ich mir die Handlungen von Liz gut vorstellen. Während ihre Freundinnen bereits an eigene Kinder denken ist sie schon länger ohne festen Freund und ihr Geschäft ist erfolglos. Es ist angenehm zu verfolgen, dass Liz auf Mallorca nach ersten Problemen eine Wandlung durchläuft, was vor allem einer Gruppe von örtlichen Ladenbesitzerinnen zu verdanken ist. Die Frauen versprühen positive Energie und durch sie lernt Liz auch mal loszulassen und selbstbewusster zu sein. Kleine Eifersüchteleien bringen weitere Würze in den Roman

Zwar hat die Autorin mit dem Großonkel einen recht grantigen Charakter kreiert, doch durch ihn kommt ein Familiengeheimnis in die Geschichte, das hintergründig für Spannung sorgt. Daneben sorgt Cristian für weitere Heimlichkeiten in Bezug auf sein Vorleben. Liz weiß nicht, ob sie ihm Vertrauen kann, was für sie aber von grundlegender Bedeutung ist, sowohl im privaten Miteinander als auch in ihrer Rolle als Abgesandte ihres Großonkels.

Die Umgebung auf Mallorca ist zum Träumen schön beschrieben. Sind bei uns die Herbsttage grau und trist wünschte ich mir beim Lesen, auf der Insel sein zu können. Für die Protagonistin bietet das im Vergleich zu Berlin gemächlichere Leben eine kleine Auszeit trotz der Aufgabe, die sie zu erledigen hat. Das Ende der Geschichte ist erfreulich, konnte mich aber von den Verhaltensweisen her nicht vollständig überzeugen. Ein wenig Mallorca-Feeling kann der Lesende sich mit den im Anhang befindlichen Rezepten nach Hause holen.

Sonne, Strand, Olivenernte, Gefühlsverwirrungen und Geheimnisse sind die Zutaten des Romans „Inselliebe und Meer“ von Anja Saskia Beyer, die für Romantik, Wohlgefühl und hintergründige Spannung beim Lesen sorgen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Die 1920er und 1930er Jahre in Berlin zwischen Glamour und Gosse

Berlin Friedrichstraße: Novembersturm
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Der Roman „Berlin Friedrichstraße – Novembersturm“ von Ulrike Schweikert ist der erste Teil eine Dilogie. Bezeichnenderweise spielt die Geschichte zu einem gewissen Teil in der Friedrichstraße in Berlin, ...

Der Roman „Berlin Friedrichstraße – Novembersturm“ von Ulrike Schweikert ist der erste Teil eine Dilogie. Bezeichnenderweise spielt die Geschichte zu einem gewissen Teil in der Friedrichstraße in Berlin, denn hier besitzt ab einem gewissen Zeitpunkt einer der Protagonisten ein kleines Geschäft an einer Ecke des Bahnhofs. Die Bahnstation, die am Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, erfuhr später einige Aus- und Umbauten. Im Laufe der Jahre entwickelte sie sich zu einem Dreh- und Angelpunkt für die West- und Ostberliner. Aber der erste Band spielt zunächst in der Zeit von 1882 bis 1933.

Die Autorin schildert im Buch die ungewöhnliche Liebe der Kinder der Familien Rosenstein, Wagenbach und Richter, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Beletage und dem zweiten Stock in einem Vorderhaus in Charlottenburg leben. Aber auch Ella Weber, die im Hinterhaus aufwächst, spielt in der Liebesbeziehung eine wichtige Rolle.

Nach einem einführenden Prolog springt die Geschichte zeitlich in das Jahr 1920. Der 31 Jahre alte Robert Wagenbach erhält in diesem Jahr als Architekt einen bedeutenden Auftrag und hält um die Hand der ein Jahr jüngeren Luise Richter an. Über der Freundschaft der beiden liegt die Trauer um den im Ersten Weltkrieg vermissten Freund Johannes Rosenstein, mit dem Luise heimlich verlobt war. Johannes ältere Schwester Ilse ist eine gute Freundin von Luise und ist genauso positiv erschrocken wie das Ehepaar als Johannes eines Tages wieder in ihr Leben tritt.

In ihrem Roman beschreibt die Autorin bewusst sowohl die glänzende Seite Berlins wie auch die Schattenwelt. Sie bringt einen Teil ihrer Figuren mit der Welt des Kinos, des Theaters, der Kleinkunst und der Literatur in Berührung. Neue Musikstile erobern die Bühnen, nach den langen Kriegsjahren freuen sich die Berliner über kurzweilige Unterhaltung, obwohl ihnen sicher aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung nicht immer zum Lachen ist. Viele kämpfen noch lange Zeit mit den psychischen und physischen Folgen des Kriegseinsatzes. Die Inflation bedrohte Reiche wie Arme. Ulrike Schweikert zeigt, wie Ringvereine kriminell organisiert vorgingen und ihren Einfluss gelten ließen.

Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund der dramatischen politischen Entwicklungen in Deutschland und deren Auswirkungen auf Berlin. Dadurch gelingt der Autorin die Gestaltung einer viele Aspekte umfassenden Erzählung, die sich leicht und gewandt lesen lässt. Allerdings treten neben den Fakten die fiktiven Anteile der Geschichte etwas zurück. Leider konnten mich persönlich die Gefühle der handelnden Personen nicht wirklich erreichen. Es gab kaum Entwicklung in den Ansichten und Meinungen der einzelnen Protagonisten über die Reihe von Jahren hinweg. Von einem Unglücksfall zum Ende des Romans hin war ich überrascht, er sorgte dafür, dass die Figuren neu gesetzt wurden.

Insgesamt gesehen, hat Ulrike Schweikert mit ihrem Roman „Berlin Friedrichstraße – Novembersturm“ ihr Ziel erreicht, die 1920er Jahre bis hinein in die 1930er Jahre in Berlin aus mehreren Blickwinkeln abzubilden. Wer sich gerne in diese Welt zwischen Glamour und Gosse mitnehmen lassen möchte, sollte zu dem Roman greifen.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Teils traurig stimmend, teils amüsant und immer bewegend

Drei Frauen, vier Leben
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Der Roman „Drei Frauen, vier Leben“ von Dora Heldt ist die Fortsetzung des Buchs „Drei Frauen am See“, kann aber Dank von Erläuterungen an passenden Stellen ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Der Titel ...

Der Roman „Drei Frauen, vier Leben“ von Dora Heldt ist die Fortsetzung des Buchs „Drei Frauen am See“, kann aber Dank von Erläuterungen an passenden Stellen ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Der Titel bezieht sich darauf, dass wie im ersten Teil die drei Freundinnen Friederike, Jule und Alexandra, alle etwa Mitte 50 Jahre alt, im Fokus der Geschichte stehen. Aber immer noch ist ihre Erinnerung an Marie lebendig, die vor etwa einem Jahr verstorben ist und das Kleeblatt komplett machte. Marie hat in ihrem Testament den Freundinnen ihr Haus am See vererbt, in dem sie viele Jahre lang immer wieder schöne gemeinsame Tage verbrachten bis es zum großen Streit kam.

Nachdem die Freundinnen sich entsprechend dem Herzenswunsch von Marie wieder versöhnt haben, nähern sie sich vorsichtig weiter einander an. Als Alexandra ihre Stelle als Verlagsleiterin verliert freut sie sich darüber, dass ihre Freundinnen ihr zur Seite stehen. Inzwischen hat Friederikes alleinstehende Mutter einen häuslichen Unfall, außerdem diagnostizieren die Ärzte eine fortgeschrittene Demenz. Ihr Vater spielte in Friederikes Leben nie eine Rolle. Beim Aufräumen im Haushalt ihrer Mutter findet sie Hinweise auf ihn und begibt sich auf die Suche. Jule ist eine neue Beziehung eingegangen, ihre Tochter Pia ist aufgrund ihres Studiums in Hamburg ausgezogen. Pia macht ein Praktikum in dem Hotel, das Friederike leitet. Eines Tages hat sie eine Neuigkeit, die auch das Leben der Freundinnen verändert.

Jule, Alexandra und Friederike sind vom Charakter her verschieden. Doch die langen Jahre ihrer Freundschaft haben sie zusammengeschweißt und jede respektiert die Eigenheiten der anderen. Inzwischen gehen sie wieder offen und ehrlich miteinander um. Die Meinung der jeweils anderen ist ihnen wichtig, auch wenn sie nicht immer der eigenen entspricht. Jede der Hauptfiguren geht einer Angelegenheit nach, mit der sie sich auseinanderzusetzen hat, weil sie eine Entscheidung von ihr verlangt, was den Roman abwechslungsreich gestaltet. Die Suche nach Friederikes Vater, der Start an einem neuen Arbeitsplatz und das Zurechtkommen in einer neuen Beziehung führen zu einer hintergründigen Spannung, die sich durch die Frage ergibt, ob die Freundinnen ihre Ziele erreichen werden.

Die Nachdenklichkeit der Frauen über ihre momentane Lebenssituation führt zu Längen, manchmal überschneiden sich Informationen, die von Freundin zu Freundin weitergegeben werden. Die Gefühle der Protagonistinnen sind nachvollziehbar dargestellt, ihre Begeisterung, ihre Zuneigung, ihre Wut und ihr Hass sind deutlich zwischen den Zeilen zu spüren. Das Andenken an Marie halten sie aufrecht, sie ist unvergessen, auch aufgrund ihrer Wünsche für das Miteinander der Freundinnen.

Der Roman „Drei Frauen, vier Leben“ von Dora Heldt ist teils traurig stimmend, teils amüsant und immer bewegend. Die Handlungen der Freundinnen sind realistisch gestaltet und verständlich begründet. Mit Mitte 50 finden die Hauptfiguren den Mut zu neuen Anfängen, Blicken mit Akzeptanz zurück auf ihr Leben und freuen sich auf die Zukunft. Daher vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.

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