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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2018

Sachbuch über das faszinierende Leben der Allene Tew

Die amerikanische Prinzessin
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Die Amerikanerin Allene Tew durfte ein Leben genießen, das ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt wurde: Sie genoss Wohlstand, Ansehen, Mutterglück und die Liebe ihres Lebens, dies nicht nur in Amerika, ...

Die Amerikanerin Allene Tew durfte ein Leben genießen, das ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt wurde: Sie genoss Wohlstand, Ansehen, Mutterglück und die Liebe ihres Lebens, dies nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Fünf Ehemänner sowie Episoden als deutsche Prinzessin, russische Gräfin und Patentante von Königin Beatrix bereichern ihre Vita.

Die Sachbuchautorin Annejet van der Zijl rekonstruiert das Leben dieser faszinierenden Frau. Sie hat sich dabei durch vielerlei Quellmaterial gearbeitet und Allenes Lebensorte besucht. Herausgekommen ist dabei ein Sachbuch, das biographisch das Leben dieser Frau nacherzählt.

Das größte Manko, das ich für dieses Buch sehe, ist, dass es als Sachbuch konzipiert ist, was allerdings bei der Beschreibung der Geschichte nicht ersichtlich ist. So ist der Schreibstil denn auch eher trocken geraten. Eher selten wird die direkte Rede verwendet, das Buch bleibt vorwiegend im Beschreiben. Viele Zitate erfolgen auf englisch, eine Übersetzung wird in einem Anhang angeboten, was allerdings erst am Ende des Buches erwähnt wird. Sehr ausführlich wird der historische Hintergrund der jeweiligen Zeit ausgearbeitet. Die Fülle an Quellmaterial nimmt eine Menge Seiten in Anspruch. Ergänzt wird der Text durch Fotomaterial über die Protagonistin und ihre Lieben. Zweifellos steckt viel Arbeit hinter diesem Buch, und Allenes Leben ist sicherlich gut recherchiert. Letztendlich fehlte mir jedoch etwas mehr Pep, den ich eigentlich durch die Vorankündigung des Buches erwartet hatte. Möglicherweise fühle ich auch etwas Enttäuschung darüber, dass ich laut Ausschreibung einen Roman erwartet hatte.

Ein interessantes Buch ist „Die amerikanische Prinzessin“ allemal, und als Sachbuch ausgeschrieben auch sehr gelungen. Deshalb schwanke ich auch zwischen 5 Sternen (wegen dem Inhalt) und 3 Sternen (wegen der falschen Erwartungen). Als Sachbuch kann ich es guten Gewissens weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Erfrischende Umsetzung eines schwierigen Themas

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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Tess flieht vom Internat und schlüpft bei ihrem Vater unter, als sie erfährt, dass Jonah tot ist. Sieben Monate lang waren die beiden Jugendlichen zusammen, haben per Mail, Chat, Facebook, Tweets ihr ...

Tess flieht vom Internat und schlüpft bei ihrem Vater unter, als sie erfährt, dass Jonah tot ist. Sieben Monate lang waren die beiden Jugendlichen zusammen, haben per Mail, Chat, Facebook, Tweets ihr Leben miteinander geteilt. Niemand wusste so viel von Tess wie Jonah, und niemals hätte sie gedacht, dass er so plötzlich aus dem Leben gerissen würde. In ihrer Trauer sendet sie weiter Nachrichten an ihn. Und unversehens erhält sie tatsächlich eine Antwort darauf. Im Nachhinein erfährt sie manches, was ihr vorher gar nicht so klar war, und erhält Hilfe, um ihre Trauer zu bewältigen.

Trauer ist es, was Tess niederdrückt, Trauer, die bewältigt werden möchte. Jonahs Verlust ist für Tess existentiell. Sehr anschaulich lässt Autor Peter Bognanni Tess‘ Lebenswelt auferstehen, lässt den Leser teilhaben an ihren Gedanken, an Trauer, Verzweiflung, Erinnerungen. Genau wie Tess erkennt der Leser, wie sich die Möglichkeit zu einem Neuanfang auftut. Dies geschieht auf manchmal äußerst skurrile Art, denn die Protagonisten sind durchweg „anders“, jeder hat seine Eigenheiten, und so ergibt sich auch manch überraschende Situation. Und hat nicht jeder seine eigene Art, sich zu verabschieden, zu trauern, Neues zu beginnen?

Sehr einfühlsam nimmt sich das Buch seiner Thematik an, lässt den Protagonisten und auch dem (jugendlichen) Leser genügend Raum und Zeit für Gefühle, so dass Hoffnung entstehen kann, mit einem solch enormen Verlust klarzukommen. Erfrischend ist dabei die Umsetzung, die mich völlig überzeugt hat. Von mir gibt es deshalb eine unbedingte Leseempfehlung sowie vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Hexengeschichten und Morde auf Norderney

Die Hexe von Norderney
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Auf Norderney wird eine Jugendliche tot aufgefunden. Alle glauben, dass Merle sich selbst das Leben genommen hat, doch ihre Mutter Gesa ist überzeugt, dass ein Mord dahintersteckt. Sie ruft Merles Vater ...

Auf Norderney wird eine Jugendliche tot aufgefunden. Alle glauben, dass Merle sich selbst das Leben genommen hat, doch ihre Mutter Gesa ist überzeugt, dass ein Mord dahintersteckt. Sie ruft Merles Vater zu Hilfe, der bisher noch gar nichts von seiner Tochter wusste. Carsten Kummer muss sich nun mit den Vorkommnissen auf Norderney auseinandersetzen und hat es bald auch mit den Mythen um eine Hexenverfolgung im Mittelalter zu tun. Dann gibt es eine weitere Tote…

Geschickt verbindet der Autor Christian Hardinghaus einen Mordfall mit einer mythischen Geschichte um eine Hexe auf Norderney. Hinweise werden unauffällig platziert, so dass das Mitraten um den Mord sehr spannend wird. Mysteriös wird es, wenn die Protagonisten so überhaupt nicht einzuordnen sind. Einige überraschende Wendungen später jedoch erschließen sich wie von selbst alle Einzelheiten. Dabei habe ich mich vom Autor geschickt aufs Glatteis schicken lassen, im Nachhinein ist die Auflösung verblüffend einfach.

Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung, ich warte schon gespannt auf die Fortsetzung. Für jeden Norderney-Besucher sollte das Buch im Gepäck liegen, es ist sicher noch ein besonderes Erlebnis, dies in der passenden Umgebung zu lesen.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Absolut stimmig

Die letzte Borgia
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Lucrezia Borgia reist von Rom nach Ferrara zu ihrem dritten Ehemann. Sie schafft es, mit ihrer Anmut die meisten Menschen zu bezaubern, während ihr Bruder Cesare und ihr Vater, Sehr anschaulich werden ...

Lucrezia Borgia reist von Rom nach Ferrara zu ihrem dritten Ehemann. Sie schafft es, mit ihrer Anmut die meisten Menschen zu bezaubern, während ihr Bruder Cesare und ihr Vater, Sehr anschaulich werden die verschiedenen Positionen klar in einer Zeit voller Intrigen und Machtkämpfen, der Leser kann sich gut in die damalige Zeit hineinversetzen. Das Buch lässt Papst Alexander VI. so sehr in politischen Machenschaften verstrickt sind, dass nur wenige Mitbürger ihnen mit echter Sympathie begegnen. Am Hof von Ferrara muss sie lernen, sich durchzusetzen – gegen eine missgünstige Schwägerin und einen geizigen Schwiegervater. Doch sie hat feste Ziele für ihre Zukunft und weiß, wie sie diese erreichen kann.

„Die letzte Borgia“ ist die Fortsetzung des Buches „ Der Palast der Borgia“. Die Autorin Sarah Dunant entwirft erneut ein opulentes Bild der damaligen Zeit und führt dabei die Geschichte der Borgias weiter. Geschichte lebendig werden, die Autorin hat gründlich recherchiert und den Stoff spannend umgesetzt. Trotz der gut 500 Seiten kommt keine Langeweile auf, man fiebert mit den Protagonisten mit, vor allem Lucrezia strahlt als Hauptfigur über alle Seiten hinweg.

Das Buch kann für sich gelesen werden, empfehlen würde ich aber, die beiden Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, dann ergeben sie ein stimmiges Bild der gesamten Amtszeit des Papstes Alexander VI. mit der äußerst interessanten Geschichte der Familie Borgia. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter und vergebe vier von fünf Sternen für einen äußerst spannenden historischen Roman, der sehr nah an der Realität bleibt und ein stimmiges Bild seiner Zeit entwirft.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Von Müttern und Töchtern

Töchter wie wir
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Als Mona ihren vierzigsten Geburtstag feiert, merkt sie, wie viel doch anders gelaufen ist in ihrem Leben als sie es ursprünglich geplant hatte, ist sie doch ohne Partner, ohne Kinder und mit einem Job, ...

Als Mona ihren vierzigsten Geburtstag feiert, merkt sie, wie viel doch anders gelaufen ist in ihrem Leben als sie es ursprünglich geplant hatte, ist sie doch ohne Partner, ohne Kinder und mit einem Job, in dem sie unzufrieden ist. Ihre Mutter Hella indessen wollte nie Kinder haben, sie hat auch nicht dem Bild einer guten Mutter entsprochen. Beide Frauen arbeiten, jede für sich, auf, was ihr Leben so sehr beeinflusst hat, dass sie sich nicht darin wohlfühlen.

Nach ihrem Buch „Schwestern bleiben wir immer“ greift Autorin Barbara Kunrath mit dieser Geschichte erneut ein Thema auf, das Familie und Frausein gleichzeitig beinhaltet. Es ist die Beziehung zwischen Müttern und Töchter, die in den Fokus der Geschichte gerät, hier die zwischen Mona und Hella: Sie ist beeinflusst von einem dramatischen Ereignis, das im Nachhinein ein ganz anderes Licht auf ihren beiderseitigen Umgang wirft. Leider plätscherte die Geschichte bis zu diesem Ereignis eher vor sich hin, erst ab dem Zeitpunkt war sie für mich richtig interessant. Bis dahin überwiegt der Eindruck von Bitterkeit im Leben dieser beiden Frauen, so dass es schwerfällt, sich in die beiden hineinzufühlen. Ansonsten ist die Geschichte flüssig zu lesen, der Schreibstil der Autorin sehr angenehm.

Das Buch ist eine interessante Variante einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung, durchaus aus dem prallen Leben gegriffen, aber durch die eher unsympathisch wirkenden Protagonistinnen eher schwierig zum Lesen. Es fällt mir nicht leicht, hier eine Leseempfehlung abzugeben, da auch ich mich mit dem Buch eher schwer getan habe.