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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2018

Subtile Gefahr zwischen den Zeilen

Der Kreidemann
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Als Eddie zwölf Jahre alt ist, tritt zum ersten Mal der Tod in sein Leben: Eine junge Frau wird tot im Wald aufgefunden, zerstückelt, allerdings bleibt ihr Kopf unauffindbar. Eddie hatte sie einige Zeit ...

Als Eddie zwölf Jahre alt ist, tritt zum ersten Mal der Tod in sein Leben: Eine junge Frau wird tot im Wald aufgefunden, zerstückelt, allerdings bleibt ihr Kopf unauffindbar. Eddie hatte sie einige Zeit vorher schon kennengelernt, auf dem Jahrmarkt, als sie plötzlich verletzt wurde, woraufhin ein Lehrer ihr mit Eddies Hilfe das Leben rettete. Dieser Lehrer gab Eddie auch die Idee, mit Kreide geheime Zeichen aufzumalen, und das haben er und seine Freunde gerne übernommen. Doch der Sommer 1986 hält noch weitere, weniger gute Erinnerungen parat…30 Jahre später tauchen die Kreidezeichnungen wieder auf, plötzlich erhalten er und seine Freunde aus der damaligen Clique einen Brief mit einem Kreidemännchen darin. Eddie ahnt, dass da mehr dahintersteckt. Er beginnt sich zu erinnern und nachzuforschen, was damals wirklich geschah.

Die Geschichte rollt sich abwechselnd in zwei Zeitebenen auf, in den Geschehnissen von 1986, als Eddie und seine Freunde mit den Kreidezeichnungen begannen, und denen von 2016, als der Kreidemann zurückzukommen scheint. Die Erinnerungen, die ihn überkommen, sind teilweise sehr heftig, manche davon hätte er sicher nicht nochmal auftauchen lassen wollen. Die Verflechtung der beiden Zeitebenen ist ein sicheres Stilmittel, um den Spannungsbogen weiter anzuziehen, der Leser erhält Bruchstücke, die wichtig sind, um das Geheimnis um Elisas Tod zu lüften. Sehr authentisch erzählt die Autorin die Geschehnisse aus der Sicht des zwölfjährigen Jungen Eddie wie auch aus der des zweiundvierzigjährigen Lehrers. Die Auflösung kam für mich völlig überraschend, die Autorin C.J. Tudor hat einige verblüffende Wendungen eingebaut, die im Nachhinein den Geschehnissen eine ganz andere Konnotation ergeben.

Mich hat das Buch sehr schnell in seinen Bann gezogen, die subtile Gefahr zwischen den Zeilen ließ mich nicht los. Für mich hat die Geschichte alles, was ein guter Thriller braucht, deshalb vergebe ich sehr gerne alle fünf möglichen Sterne und spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Warmherzige Major-Tom-Version

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Thomas Major ist auf dem Flug ins All, er soll eine Siedlung auf dem Mars vorbereiten. Eigentlich hätte jemand anderes fliegen sollen, doch der hatte im entscheidenden Moment einen Herzinfarkt – und nun ...

Thomas Major ist auf dem Flug ins All, er soll eine Siedlung auf dem Mars vorbereiten. Eigentlich hätte jemand anderes fliegen sollen, doch der hatte im entscheidenden Moment einen Herzinfarkt – und nun sitzt Thomas in der Rakete und hat abgeschlossen mit der Menschheit. Währenddessen kämpft Ellie Ormerod dafür, dass sie mit ihrem Bruder James und ihrer Oma Gladys im Haus wohnen bleiben kann, doch ihnen droht die Räumungsklage und die Einweisung ins Heim. Was auch immer sie sich einfallen lassen, es scheint nicht zu gelingen, so sehr sie sich auch anstrengen. Doch zufällig meldet sich Thomas Major bei ihnen – ob er ihnen aus dem All heraus helfen kann?

Mit dieser warmherzigen Variante des Songs „Space Oddity“ von David Bowie ist dem Autor David M. Barnett eine Geschichte gelungen, die mich sehr bewegt hat. Schon allein die Namenswahl lässt sofort an Major Tom denken, der im All verloren geht, und der Autor lässt den Leser erahnen, dass auch Thomas Major auf einem solchen Himmelfahrtskommando ist. Aber Major Toms Geschichte wird mit dem Schicksal der Ormerods verbunden, die durch tragische Verwicklungen ihr Heim und ihre Familie zu verlieren drohen. Das ist dann mal lustig, mal chaotisch, mal traurig, mal ernsthaft, immer aber schimmert ein bisschen Nachdenken hindurch, was Freundschaft, was Menschlichkeit ausmacht. Mit viel Feingefühl wird der Autor auch sozialkritisch, gerade am Beispiel der Familie Ormerod, die durch mehrere Verkettungen unglücklicher Umstände in eine existentielle Notlage geraten ist. Die Protagonisten dieses Buches sind sehr authentisch geschildert, man fiebert sehr gerne mit ihnen mit und wünscht sich so sehr eine gute Lösung für sie…

Seltsamerweise hatte mich die Leseprobe nicht angesprochen, schade eigentlich. Denn das Buch selbst, die Idee und die Umsetzung, haben mich letztendlich umgehauen. Ich kann das Buch aus vollem Herzen weiter empfehlen und vergebe überzeugte 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Der geheime Backklub und sein magisches Kochbuch

Scarlett (Scarlett 1)
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Scarletts Mutter ist überzeugte Bloggerin – dumm nur, dass sie damit auch die peinlichsten Momente im Leben ihrer Tochter verrät… Scarlett zieht sich mehr und mehr von ihren Freunden zurück. Als sie nachts ...

Scarletts Mutter ist überzeugte Bloggerin – dumm nur, dass sie damit auch die peinlichsten Momente im Leben ihrer Tochter verrät… Scarlett zieht sich mehr und mehr von ihren Freunden zurück. Als sie nachts die Katze ihrer Nachbarin füttert, die überraschend ins Krankenhaus kam, entdeckt sie in deren Haus nicht nur eine wunderschöne und gut ausgestattete Küche, sondern auch ein handgeschriebenes Kochbuch „Für meine kleine Köchin“. Sie beginnt ein Rezept nachzubacken, und bald gründet sie mit Mitschülerin Violet den geheimen Backklub. Unversehens ziehen Veränderungen in ihr Leben ein, aber auch in das ihrer Familie und in ihrem Freundeskreis. Ob sie vor lauter Kochen und Backen tatsächlich die geheime Zutat finden, die das Kochbuch für die „kleine Köchin“ verspricht?

Scarlett ist – nein, wäre gern eine Jugendliche wie jede andere an ihrer Schule. Das war sie auch bis vor kurzem, doch nun hat sich ihr Verhältnis zu ihrer Mutter total verschlechtert, und in die Schule mag sie auch nicht mehr gehen, denn durch den Blog ihrer Mutter kennt jeder ihrer Mitschüler auch ihre peinlichsten Geheimnisse. Doch wie in einem modernen Märchen scheint sich ein Ausweg anzubahnen – durch dieses kleine Kochbuch, das noch eine geheime Zutat erwähnt. Und während sich Scarlett verändert, tut dies auch ihre Umwelt, und es zeigen sich Lösungen an, die vorher noch gar nicht möglich schienen.

Das Buch ist eine wunderschöne Geschichte über die Selbstfindung eines Teenagers, sehr berührend und gleichzeitig auch nachdenklich in vielen Fragen des Umgangs miteinander. Wenn es darum geht, wie man mit anderen Familienmitgliedern umgeht, wieviel Respekt man sich gegenseitig schenkt, zeigt dieses Buch scheinbar en passant, wie es für alle Beteiligten am besten ist. Viele kleine Details machen dieses Buch zu einer ganz besonderen Geschichte, man glaubt fast den Duft der Backwaren zu riechen, fiebert mit den Protagonisten mit… Die kurzen Kapitel sind sehr lesefreundlich, der Schreibstil flüssig, ein guter Weg, um schnell und gut in die Erzählung zu finden.

Dieses Buch erhält deshalb eine eindeutige Leseempfehlung von mir, nicht nur für Kinder ab 10 Jahren, sondern als modernes Märchen zum Träumen auch für alle Junggebliebenen.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Großartiger historischer Roman

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Im Jahr 1831 bricht in Berlin die Cholera aus. In der Charité versuchen die Ärzte, die Krankheit in den Griff zu kriegen. Wie so viele andere Krankheiten überhaupt. Während die Hebamme Martha im Totenhaus ...

Im Jahr 1831 bricht in Berlin die Cholera aus. In der Charité versuchen die Ärzte, die Krankheit in den Griff zu kriegen. Wie so viele andere Krankheiten überhaupt. Während die Hebamme Martha im Totenhaus des Krankenhauses arbeitet, um ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu gönnen, arbeitet die Pflegerin Elisabeth auf den Stationen und erweist sich als große Hilfe für die Ärzte und Patienten. Gräfin Ludovica von Bredow engagiert sich für die Zukunft des Krankenhauses und findet Trost in den Gesprächen mit Professor Dieffenbach, der nicht nur Arzt an der Charité ist, sondern auch der Hausarzt der adeligen Familie.

Am Beispiel dieser teils erfundenen, teils historisch belegten Personen der Berliner Charité lässt die Autorin Ulrike Schweikert ein farbenfrohes Bild des Krankenhausbetriebs im 19. Jahrhundert entstehen. Man merkt sehr schnell, dass sie akribisch recherchiert hat für diesen Roman. So ist es ihr auch gut gelungen, die jeweiligen Personen in das Geschehen zu integrieren und den geschichtlichen Hintergrund mit viel Leben zu füllen. Ihre Protagonisten wachsen dem Leser schnell ans Herz, sie wirken sehr authentisch, so dass man gut mitfiebern kann mit den Geschehnissen dieser Geschichte. Aber auch der geschichtliche Hintergrund ist sehr gut eingefangen, man kann sich sehr schnell zurechtfinden in diesem Berlin des 19. Jahrhunderts. Ergänzt wird die Erzählung durch Kartenmaterial über die Lage des Krankenhauses. Der Schreibstil ist flüssig, so dass die knapp 500 Seiten des Buches nur so dahinfliegen.

Mit diesem Buch ist der Autorin erneut ein großartiger historischer Roman gelungen, den ich sehr gerne weiter empfehle. Von mir gibt es die volle Sternenzahl.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Fantastische Geschichte voller Magie

The Crown's Game
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Vika und Nikolai sind Magier, doch nur einer kann zum Magier des Zaren ernannt werden, der andere muss sterben. So bestimmt es das uralte Spiel der Krone. Nun wurde es ausgerufen, und Vika und Nikolai ...

Vika und Nikolai sind Magier, doch nur einer kann zum Magier des Zaren ernannt werden, der andere muss sterben. So bestimmt es das uralte Spiel der Krone. Nun wurde es ausgerufen, und Vika und Nikolai wollen beide gewinnen. Ein Spiel mit Magie beginnt, das für einen der Kontrahenten Ruhm und Ehre, dem anderen den Tod bringen wird…

Mit viel Fantasie lässt die Autorin Evelyn Skye eine Welt entstehen im Russland des 19. Jahrhunderts, das wort- und bildreich die Magie heraufbeschwört. Wie auch der Leser selbst in die Geschichte eintaucht, fasziniert von dem Kopfkino, das die Autorin erweckt. Es sind vor allem die einzigartigen Ideen, mit der die Autorin die Magie der beiden Kontrahenten beschreibt, die mir beim Lesen schier den Atem geraubt haben. So scheinen sich auch die Seiten des Buches fast von selbst weiterzublättern, man will wissen, ob es vielleicht doch noch einen Ausweg gibt, denn beide Spieler sind sympathisch von Anfang an. Der Spannungsbogen ist dadurch von Anfang an straff gespannt und hält die Spannung bis zum furiosen Finale. Die Liebesgeschichte im Dreieck hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen, doch auch sie bringt nach einer überraschenden Wendung zusätzlich Spannung in die Erzählung.

Dieses Buch hat mich so schnell und effektiv in eine ganz eigene magische Welt entführt, dass ich es unbedingt weiterempfehle und alle fünf möglichen Sterne vergebe.