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Veröffentlicht am 07.12.2020

Heftige Gefühle

Die Erben von Amergin Manor
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Jolanda McShea liegt schwanger, deprimiert und tief erschöpft im Bett. Völlig abgeschirmt lässt sie sich von Luke Jason Tyler, den vermeintlichen Vater ihres Kindes, umsorgen und den Hotelbetrieb leiten. ...

Jolanda McShea liegt schwanger, deprimiert und tief erschöpft im Bett. Völlig abgeschirmt lässt sie sich von Luke Jason Tyler, den vermeintlichen Vater ihres Kindes, umsorgen und den Hotelbetrieb leiten. Nach dem Unglück mit Farell und Éanna war sie selbst nicht mehr dazu in der Lage.
Erst als Tom ein wichtiges Einschreiben bis zu ihr ans Bett schmuggeln kann, wird sie wachgerüttelt und erkennt die prekäre Situation, in der sie sich befindet.


Ja, heftige Gefühle werden rund um Amergin Manor, dem Hotel und dem Gutshof offenbart.

Für mich echt nicht immer nachvollziehbar, aber …….

Letztendlich ist es gut geschrieben, wenn mich teilweise auch die Hysterie und vollkommen unsinnigen Entscheidungen der Protagonistin Jolanda genervt haben, entwickelte sich dieser Roman ob der Dramatik doch zum Pageturner.

Gefehlt haben mir in diesem Band Irland, die Landschaft und die typischen Iren. Stattdessen ohne Verschnaufpause Trauer, Entsetzen, Hoffnung, Verrat ……… und es nimmt kein Ende.

Mit der Auflösung bin ich nicht zufrieden gewesen, weil einfach wichtige Fragen zum Ende hin immer noch offenblieben. Mir vermittelte sich der Eindruck, dass ein dritter Teil der Geschichte um Amergin Manor geschrieben werden sollte und dass das von den nicht zufriedenen Lesern eingefordert werden sollte.

Wenn mein Urteil auch ein wenig hart ist, ich bin halt kein Freund von Dramaqueens, Hysterie und Liebesdramen, so wird der Roman doch sicher seine Fans finden.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Unterhaltsam

Die Ältern
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In altbekannter Manier breitet Jan Weiler Anekdoten über Pubertierende, die flügge werden, verpackt in seinem Kolumnenstil, vor uns aus.

Als Mutter dreier bereits erwachsener und aus dem Elternhaus ausgezogener ...

In altbekannter Manier breitet Jan Weiler Anekdoten über Pubertierende, die flügge werden, verpackt in seinem Kolumnenstil, vor uns aus.

Als Mutter dreier bereits erwachsener und aus dem Elternhaus ausgezogener Söhne habe ich mich köstlich amüsiert. Viele der geschilderten Situationen habe ich ähnlich erlebt und auch ähnlich empfunden.

In einem Interview hat Herr Weiler einmal behauptet, dass er nichts anderes kann als Schreiben. Schreiben kann er wirklich, auch wenn mich manchmal das Gefühl beschleicht, dass er sich seine Probleme und Ängste von der Seele schreibt. Wenn wir Leser beim Lesen seiner Bücher lachen, schmunzeln oder auch schon mal ein Tränchen verdrücken, werden wir gleich mit therapiert.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Mühsam

Die Knochennadel
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Peter Hogart, freiberuflicher Versicherungsdetektiv, verlebt mit seiner Partnerin, Elisabeth Domenik, und seiner 16-jährigen Nichte Tatjana ein verlängertes Wochenende in Paris.
Es sollen angenehme Urlaubstage ...

Peter Hogart, freiberuflicher Versicherungsdetektiv, verlebt mit seiner Partnerin, Elisabeth Domenik, und seiner 16-jährigen Nichte Tatjana ein verlängertes Wochenende in Paris.
Es sollen angenehme Urlaubstage werden. Zu deren Beginn Elisabeth eine Auktion in der Pariser Oper begleiten soll.

Alles kommt anders. Elisabeth wird entführt, das Auktionsobjekt ist verschwunden und die Polizei sieht keine Entführung, sondern sie gehen von Raub und Flucht aus.

Peter Hogart scheint den Fall selbst lösen zu müssen.



Ich habe schon einige Thriller von Andreas Gruber gelesen und bin überrascht, wie mühsam sich Hogarts Ermittlungen gestalten.

Sicher ist dem Buch eine gewisse Spannung nicht abzusprechen, aber dieser Superdetektiv übersieht reihenweise offensichtliche Täuschungen und lässt sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen. Er will alleine gegen alle in einem Land ermitteln, dessen Sprache er nicht spricht und auch nicht versteht. Er baut dabei auf Unterstützung, die ihm von Menschen, die er nicht kennt, angeboten wird. Er hinterfragt weder die Personen noch ihre Intensionen.

Der ganze Fall erscheint mir konstruiert. Außerdem wird er gegen Ende immer mehr künstlich in die Länge gezogen, da dem Protagonisten, der geschlagen, gefoltert, fast erschossen und fast ertränkt wurde, immer wieder das Gefühl beschleicht, etwas übersehen zu haben.

Ich denke, Andreas Gruber kann das besser.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Aufschlussreich

Der Empfänger
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Deutschland während der 30er Jahre. Junge Männer entfliehen der Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit und wandern in die USA aus, um dort ihr Glück zu machen. Josef und Carl Klein planen auch ihr Glück. ...

Deutschland während der 30er Jahre. Junge Männer entfliehen der Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit und wandern in die USA aus, um dort ihr Glück zu machen. Josef und Carl Klein planen auch ihr Glück. Leider kann nur Josef in die USA einwandern, da Carl nach Verlust seines Auges sein Visum verliert.
Ulla Lenze schildert eindrucksvoll, wie es jungen und naiven deutschen Auswanderern in den USA ergangen ist.


Ein Thema, das wenig literarisch verarbeitet bzw. aufgearbeitet wurde.

Vor und während des 2. Weltkriegs bauen Schergen der NSDAP sozusagen eine deutschsozialistische Vereinigung in Amerika auf. Frau Lenze beschreibt die Agenten und Verführer, die naive junge Männer, die sich ein neues freies Leben aufbauen wollen, in die Fänge des deutschen Geheimdienstes in Amerika treiben.

Die Unbeholfenheit und Unwissenheit von Josef Klein, der unbemerkt durch sein Hobby und seine Leidenschaft zum Verräter wird, ist schon sehr bedrückend. Er ist beschämt und sich eigentlich keiner Schuld bewusst. Beim späteren Aufeinandertreffen mit seinem Bruder Carl und dessen kleiner Familie, kann er über die Geschehnisse und seine Schuld nicht sprechen. Er ist heimatlos und wird ein Getriebener bleiben.

Ich musste das Gelesene erst einmal sacken lassen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Die verschieden Zeitebenen und die permanenten Zeitsprünge (vor und zurück) haben mir das Lesen und Verstehen nicht immer einfach gemacht. Vielleicht spiegelt diese puzzlehafte, verschachtelte Erzählweise aber auch die verworrene Lebensgeschichte von Josef wider.

Wie bereits gesagt, habe ich bis jetzt wenig über diese Zeit bzw. über diesen Schauplatz der Geschichte gelesen, aber die Ereignisse erscheinen mir glaubhaft und auch nachvollziehbar.

Dieser Roman ist sehr interessant und informativ für mich gewesen. Auch wenn er natürlich keine Dokumentation, sondern fiktiv ist, erscheint er durchaus glaubhaft und ist lesenswert.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Zwiespältig

1965 - Der erste Fall für Thomas Engel
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Es ist das Jahr 1965. Thomas Engel, Sohn eines Dorfpolizisten, will nach seinem Abitur unbedingt zur Kriminalpolizei nach Düsseldorf. Als naives Landei ohne politisches Interesse und Wissen lernt er gewissenhaft ...

Es ist das Jahr 1965. Thomas Engel, Sohn eines Dorfpolizisten, will nach seinem Abitur unbedingt zur Kriminalpolizei nach Düsseldorf. Als naives Landei ohne politisches Interesse und Wissen lernt er gewissenhaft seinen Prüfungsstoff um als Bester abzuschließen.

Im Kommissariat eckt er aber schnell bei seinen Kollegen an. Er ist überkorrekt, hat keine Ahnung von der Vergangenheit der Kommissare und ihren Seilschaften.

Als er die geschändete Leiche der kleinen Esperanza entdeckt, eskaliert die Stimmung im Kommissariat.


Ein guter Plot. Kriminalromane aus dieser Zeit existieren nicht viele. Ich finde auch, dass von der Polizeiarbeit dieser Zeit viel mehr erzählt werden sollte, aber die Umsetzung hat mir nicht ganz so gut gefallen.

Waren die jungen Leute, die nach ihrem Abitur Karriere bei der Polizei machen wollten, wirklich so naiv und wirklichkeitsfremd? Wenn nur drei Jahre später die 68er Unruhen stattfanden und selbst in diesem Roman „trau keinem über Dreißig“ zitiert wird, kann selbst ein solches Landei nicht so unbedarft sein.

1965 war ich zehn Jahre alt und ging zum Mädchengymnasium am ländlichen Niederrhein. Sicher, wir wurden angehalten Röcke, statt Hosen zu tragen und unsere langen wehenden Haare zu flechten. Aber wäre ich in dieser Zeit Abiturientin an unserer Kleinstädtischen Schule gewesen, wäre mein politisches und geschichtliches Wissen wesentlich umfangreicher gewesen als das von Thomas Engel.

Seine Naivität passt auch gar nicht zu seiner Berufswahl.

Einerseits ist er überkorrekt, scheut aber andererseits nach kurzer Zeit keine kleineren Vergehen, Autofahren unter Alkohol, Unzucht mit einer Minderjährigen, Diebstahl, Hausfriedensbruch.

Allzu häufig hilft ihm Kommissar Zufall bei Ermittlungen, die er mit seiner wenigen Berufserfahrung eigentlich gar nicht durchführen kann.
Die Verflechtungen und Seilschaften, die er letztendlich aufdeckt, erscheinen mir dagegen realistisch, aber wie er sie aufdeckt ist für mich nicht nachvollziehbar und deshalb unbefriedigend.

Bleibt zu hoffen, dass Thomas Engel in den folgenden Bänden eine realistische Entwicklung widerfahren wird und er somit glaubwürdiger wird.

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