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Veröffentlicht am 27.03.2022

Fesselnd, aber fast unglaublich

Lost
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Dr. Augusta Bloom, Kriminalpsychologin und Inhaberin einer privaten Ermittlungsagentur,
liefert sich seit ihrem letzten großen Fall einen erbitterteren Wiedergutmachungskampf mit ihrem bisherigen Kollegen ...

Dr. Augusta Bloom, Kriminalpsychologin und Inhaberin einer privaten Ermittlungsagentur,
liefert sich seit ihrem letzten großen Fall einen erbitterteren Wiedergutmachungskampf mit ihrem bisherigen Kollegen Marcus Jameson, ehemaliger Geheimdienstler beim MI6. Jameson fühlt sich verraten und ausgeliefert von Bloom und sucht deshalb Abstand von Ihr.
Ein verstörerischer Hilferuf ihrer ehemaligen Studienkollegin Karene führt die beiden Ermittler für diesen Fall wieder zusammen.
Karenes Lebensgefährte Captain Harry Peterson wird bei einem vermeintlichen Terroranschlag leicht verletzt, von verkleideten Sanitätern entführt und erst 72 Stunden später mit verlorenem Gedächtnis in einer Ambulanz abgelegt.
Wer oder was stecken dahinter?


Leona Deakins zweiter Thriller wurde von mir heiß erwartet, hat mich doch ihr Debüt „Mind Games“ voll überzeugt. Im Nachwort zu ihrem jetzigen Thriller fragt sich die Autorin: „Kann ich den Leser erneut fesseln?“, Ja, mich konnte sie fesseln. Für mich gestaltete sich das Buch zum absoluten Pageturner.
Einige Leser behaupten, das erste Buch wäre stärker, andere behaupten das Gegenteil. Für mich ist das völlig egal. Ich fühlte mich von beiden Büchern gefesselt und sehr gut unterhalten.
In diesem Thriller geht es vorwiegend um die Frage, wie gut kennst du deinen Partner. Karene kämpft um ihren Partner, glaubt ihn bestens zu kennen und kann unzählige Beispiele für seine Integrität nennen. Bloom scheint ihren beruflichen Partner auch sehr gut zu kennen, aber ihn richtig zu Händeln fällt ihr schwer. Jameson ist verletzt, verstört, glaubt deshalb, niemanden richtig zu kennen und traut im Moment niemandem.
Obwohl sie weder von der Navy noch der Polizei offiziell unterstützt werden, kommt das Ermittlerteam voran. Alte Seilschaften werden aktiviert, erwiesene Gefallen eingefordert und gefahrvolle Verbindungen eingegangen.
Inwieweit die Geschehnisse real nachvollziehbar sind, ist auch nicht immer wichtig.
Mir hat es trotzdem gefallen und diesen Thriller in Windeseile lesen lassen.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Spannend, undurchsichtig und beklemmend

Westwall
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Julia Gerloff, aufgewachsen bei ihrem „Hippi“ Vater in einem Bauwagen am See, lernt während ihrer Polizeiausbildung den etwas verwahrlosten Nick kennen. Als sie sich näherkommen, stellt sie mit Entsetzen ...

Julia Gerloff, aufgewachsen bei ihrem „Hippi“ Vater in einem Bauwagen am See, lernt während ihrer Polizeiausbildung den etwas verwahrlosten Nick kennen. Als sie sich näherkommen, stellt sie mit Entsetzen fest, dass Nick zur Nazi-Szene gehört. Er hat ein auffälliges Hakenkreuz-Tattoo auf dem Rücken und hat Julia einen falschen Namen genannt.
Was hat „Nick“ vor? Will er sie aushorchen oder als Nazi-Spitzel in die Polizei einschleusen?


Der Westwall, ich glaube, den meisten Lesern ist er gar nicht mehr bewusst. Dass weite Teile davon heute noch nahezu intakt sind, hätte ich auch nicht gedacht.
Die Story, die Benedikt Collhardt um den Westwall gewoben hat, ist spannend, lange Zeit undurchsichtig und beklemmend real.
Kids, die von ihrem sozialen Umfeld gequält, ausgenutzt und weggeworfen wurden, kann man mit Essen, Unterkunft und etwas Geborgenheit und Anerkennung, für welche Zwecke auch immer weiter benutzen. Das eigentliche Verbrechen daran ist, dass es immer noch so viele Jugendliche gibt, die von der Gesellschaft so hilflos gemacht wurden.
Das zweite reale Thema sind die neuen Nazis, die sich in unserer Gesellschaft immer breiter machen. Gerade die sensiblen Bereiche Verfassungsschutz, Polizei und Geheimdienst, werden stetig infiltriert. Das wurde uns in diesem Thriller gut vor Augen geführt.
Bemerkenswert ist die intensive Beschreibung der Emotionen. Kalt und rücksichtslos verfolgt der Verfassungsschutz seine Ziele. Schwache Beamte kommen in Gewissenskonflikte, die von ihren Vorgesetzten, auch wenn sie weiblich sind, nicht beachtet oder hinterfragt werden. Bei den Kids hängt es davon ab, ob sie von ihren Peinigern praktisch emotional getötet wurden. Wenn noch ein Funke Seelenleben in ihnen ist, können sie nicht 100 % zu Killermaschinen manipuliert werden.
Ich finde dieses Buch lesenswert, weil in einem spannenden Thriller soziale Probleme beleuchtet werden, über die man sich Gedanken machen sollte und die uns immer wieder bewusstwerden sollten.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Letztes Mittel Anarchie

Todland
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Der Fisch stinkt vom Kopf her
Signe Kristiansen und Martin Junckersen arbeiten nach ihrem gemeinsamen Kampf gegen Terroristen in verschiedenen Einsatzorten. Beide sind aber zeitgleich wieder mit Mordermittlungen ...

Der Fisch stinkt vom Kopf her
Signe Kristiansen und Martin Junckersen arbeiten nach ihrem gemeinsamen Kampf gegen Terroristen in verschiedenen Einsatzorten. Beide sind aber zeitgleich wieder mit Mordermittlungen betraut.
In Junckers Fall wurde ein ehemaliger Partner seines Vaters aus dessen Anwaltskanzlei regelrecht hingerichtet. Somit führen die Ermittlungen Juncker wieder in das ehemalige Umfeld seiner Familie, insbesondere seines Vaters.
Signes Mordopfer wurde geköpft, in sitzender Haltung in einem Waldstück gefunden.
Ob die Fälle zusammenhängen, weiß man nicht. Aber Signe belastet der Verschwiegenheitsbefehl zu den Ermittlungen im Terroranschlag. Ihrer Meinung nach ist nicht alles zur Sprache gekommen und ausgewertet worden.


Was mir im ersten Teil dieser bemerkenswerten Trilogie gefallen hat, Spannung, Emotionen und fesselnder Schreibstil, wurde mit noch mehr Feuer weitergeführt.
Die Protagonisten Signe Kristiansen und Martin Junckersen entwickeln und entblättern sich weiter. Sie lassen uns tief in ihre Seelen blicken und lassen ihre Handlungen dadurch für uns logisch und folgerichtig erscheinen, wenn auch ziemlich extrem.
In diesem Teil stellen sich beide allen Herausforderungen mutig, manchmal auch halsbrecherisch entgegen. Nur bei ihren privaten Herausforderungen kommen sie immer wieder ins Stocken. Ich bin gespannt, wie sich das im dritten Band entwickelt.
Bei ihrem beruflichen Kampf bleibt zu hoffen, dass sie diesen wirklich gewinnen.
Aber ein dritter Teil lässt anderes befürchten. Mordfälle konnten bisher gelöst werden, aber sind auch alle Hintermänner und Auftraggeber ermittelt und gefasst?
Mit Ungeduld warten wir auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Die Realität ist unfassbarer als jeder Krimi

Wahre Verbrechen
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Christine Brand, Gerichtsreporterin und Bestsellerautorin, schildert die dramatischten Fälle, die sie in ihrer Zeit als Gerichtsreporterin erlebt hat.
Unvorstellbare Brutalität und Empathielosigkeit sind ...

Christine Brand, Gerichtsreporterin und Bestsellerautorin, schildert die dramatischten Fälle, die sie in ihrer Zeit als Gerichtsreporterin erlebt hat.
Unvorstellbare Brutalität und Empathielosigkeit sind in der heutigen Justiz schwer zu beweisen und zu sanktionieren.

All diese Fälle zeigen, wie lange es dauert, vom Zeitpunkt des Verbrechens bis zum Gerichtsverfahren und dann noch einmal Monate oder auch Jahre bis zur rechtskräftigen Verurteilung. Es ist erschütternd, welcher Aufwand betrieben wird von den Ermittlungsbehörden und das teilweise ohne Erfolg, weil ihre erfindungsreichen Methoden dann manchmal nicht rechtskonform sind.
Christine Brand stellt mit diesem Buch unter Beweis, dass die unvorstellbaren Verbrechen und die schleppende juristische Aufarbeitung ihr nichts anhaben konnte und sie nicht haben abstumpfen lassen. Sie setzt den erschütternden Verbrechen eine empathischen Darstellung der Fälle entgegen. Sie zeichnet ein realistisches Bild der Opfer und Hinterbliebenen.
Ich wünsche mir mehr davon.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Furioses Finale

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Tom Babylon schöpft Hoffnung. Endlich hat er einen Hinweis auf seine vor dreiundzwanzig Jahren verschwundene Schwester Viola.
Bei einem Überfall an der U-Bahn kommen sein Vater und zwei ihm helfende Passanten ...

Tom Babylon schöpft Hoffnung. Endlich hat er einen Hinweis auf seine vor dreiundzwanzig Jahren verschwundene Schwester Viola.
Bei einem Überfall an der U-Bahn kommen sein Vater und zwei ihm helfende Passanten ums Leben. Tom wacht nach einem Überfall in einem Londoner Krankenhaus auf. Er kann sich an die letzten vier Wochen seines Lebens nicht erinnern.
Ist Viola in London? Ist er ihr hinterher gereist? Wo ist seine Familie?


Das war ein spannendes Finale, ein Page-Turner, der mich fast zum Wahnsinn gebracht hat.
Es war so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte, aber die Zeitsprünge, „4 Tage vorher“, „eine Woche später“, „3 Wochen vorher“ waren ungeheuerlich. Natürlich wurde vom Autor immer dann ein Cut gesetzt, wenn ein Cliffhanger die Spannung auf die Spitze getrieben hatte. Aber was soll‘s, im Nachhinein habe ich es genossen.
Marc Raabe hat mit den Lesern gespielt. Immer wenn man glaubte, dass die Lösung in einer bestimmten Richtung zu finden war, erfolgte eine rigorose Richtungsänderung. Man bekam immer einen Zipfel der Wahrheit zu fassen, eine Ahnung, manchmal auch unglaubwürdig, um wieder zu logischen und nachvollziehbaren Schussfolgerungen zu kommen.
Ich möchte hier nicht weiter auf den Inhalt eingehen, um nicht Gefahr zu laufen zu Spoilern. Jeder Interessierte sollte sich den Genuss dieses Thrillers, dieses Finales, selbst gönnen.
Ich bin gespannt, was Marc Raabe sich einfallen lässt, wenn er sich mental von Tom, Sita und Viola getrennt hat. Ich freue mich drauf.

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