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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2020

Das Dreamteam ermittelt im modernen London

Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Die Crumply-Morde oder Das Zeichen der Vier (Fall 6)
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Die Drehbuchautorin Viviane Koppelmann transportiert den Klassiker, wie es bereits die BBC-Serie getan hat, ins moderne London. Sherlock scheint tot, Watson will ihn rehabilitieren, da das Gerücht aufgekommen ...

Die Drehbuchautorin Viviane Koppelmann transportiert den Klassiker, wie es bereits die BBC-Serie getan hat, ins moderne London. Sherlock scheint tot, Watson will ihn rehabilitieren, da das Gerücht aufgekommen ist, Sherlock sei selbst für die Verbrechen verantwortlich gewesen, die er aufgeklärt hat. Also berichtet Watson in seinem Blog von großen Fällen, bei denen Sherlock versagt hat.
Ein Hörspiel über Sherlock und Watson - keine leichte Aufgabe, angesichts der Tatsache, dass diese Figuren schon vielfältig dargestellt wurden. Das hat Koppelmann meines Erachtens gut hinbekommen. Die Arroganz eines Sherlocks und die etwas trottelige, aber liebenswürdige Art des Watson sind ihr absolut gelungen. Die Kommentare in Form des Blogs fand ich ebenfalls spannend, hier kann man viele alte Bekannte antreffen, mal mehr, mal weniger offensichtlich.
Die technischen Effekte passten gut zu den Texten. Während in der Serie die Wörter in Form von Texteinblendungen bei Sherlock um den Kopf schwirren und seine geniale Art zu denken und zu beobachten darstellen, wird hier mit Soundeffekten gearbeitet, die einen Stereoeindruck hinterlassen, so dass man meint, Sherlocks Gedanken fliegen um seinen Kopf herum. An einigen Stellen hätte die Musik etwas dezenter sein dürfen, das Problem habe ich aber auch bei Kinofilmen, die sind mir generell zu unausgewogen. Was mir nicht ganz gefallen hat, waren die Stimmen der meisten weiblichen Darsteller. Während die Männer großartig umgesetzt waren, fand ich die weiblichen Stimmen oft nicht passend. Mrs. Hudson wirkte viel zu jung, Irene Adler und die Moderatorin zu gekünstelt. Ich hatte schon überlegt, ob es zum Teil daran liegen könnte, dass das Original von Sir Arthur Conan Doyle vielleicht anders ist, denn das habe ich leider immer noch nicht gelesen, aber das schien es nicht zu sein.
Insgesamt haben mich die Folgen dennoch überzeugt, denn normalerweise fällt es mir eher schwer, Hörbüchern oder -spielen zu folgen. Lediglich am Schluss wurde es mir teilweise zu unübersichtlich und schnell, weil dann recht viele Namen neu auftauchten oder in Verbindung gebracht wurden.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Expedition ins Ungewisse

Die Saga von Vinland
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Die Tochter des norwegischen Jarls Ulfar wird bei einem Überfall auf dessen Anwesen von ihrem ehemaligen Verlobten Jarl Eyvind entführt. Mit ihr, Sigrid, und einer großen Zahl Bauern und Krieger, die er ...

Die Tochter des norwegischen Jarls Ulfar wird bei einem Überfall auf dessen Anwesen von ihrem ehemaligen Verlobten Jarl Eyvind entführt. Mit ihr, Sigrid, und einer großen Zahl Bauern und Krieger, die er um sich geschart hat, will er neues Land jenseits der bisher gekannten Regionen, auch Vinland genannt, erobern. Andreas und Ailmar, zwei Sachsen, die bei Jarl Ulfar zu Gast waren, werden von Eyvind als Sklaven mit in die neue Welt verschleppt. Zu dessen Pech verliebt sich Sigrid auch noch in Andreas, statt sich auf ihren Gemahl einzulassen, doch sie darf sich dies auf keinen Fall zu deutlich anmerken lassen. Gemeinsam mit der jungen Grönländerin Ingridur träumen Sigrid, Andreas und Ailmar von ihrer Freiheit, während Eyvind seinen Plan weiter verfolgt, in Vinland zu siedeln und die Ureinwohner dort zu bekriegen. Doch die Mission steht unter keinem guten Stern…
Die Geschichte entführt uns in die Zeit der Wikinger und der ersten Entdeckungen des nordamerikanischen Kontinents. Leider gibt es keine genaue zeitliche Einordnung, allerdings wurden historische Figuren am Rande in die Story eingebettet, so dass man eine gewisse Orientierung bekam. Auch eine Karte wäre schön gewesen, um die Entfernungen noch besser abschätzen zu können. Iny Lorentz beschreibt in schillernden Farben sehr deutlich die damaligen Ständeunterschiede und die unterschiedlichen Lebenswelten der Nordmänner und der Indianer. Gerade die Darstellung dieser völlig im Widerspruch stehenden Kulturen war toll beschrieben. Einerseits die mittlerweile christianisierten Nordmänner mit ihren Bräuchen und Denkweisen, andererseits die der Ureinwohner, die sehr viel mehr mit der Natur verbunden waren und wie sie jeweils über den anderen gedacht und miteinander kommuniziert haben, fand ich sehr schön geschildert. Das Buch war keine Minute langweilig und man zitterte in den verschiedensten Situationen mit den Protagonisten. Dennoch hatte ich ein wenig Probleme, mich mit Sigrid und Andreas anzufreunden. Während sie immer als für eine Frau ungewöhnlich groß und zumindest bis auf den letzten Abschnitt eher kühl dargestellt wurde, war mir Andreas teilweise fast schon zu weich beschrieben. Vielleicht habe ich den Namen aber auch einfach mit eigenen Erinnerungen assoziiert. Auch das Cover fand ich eher unglücklich gewählt, da die abgebildete Frau in keinster Weise einer der Protagonistinnen ähnelte und auch nicht das eigentliche Thema des Buches repräsentierte, obwohl es sonst ansprechend gestaltet war.
Aber selbst wenn immer wieder ähnliche Dinge geschahen, flogen für mich die Seiten nur so dahin, was auch an dem flüssigen Schreibstil und den oft sehr kurzen Kapiteln lag. Gleichzeitig wurden aber auch viele Szenen wiederholt, so dass man sich beispielsweise fragte, ob die Männer früher wirklich so viel mehr mit anderen Körperteilen dachten als heutzutage. Was mich gelegentlich ein wenig störte, waren Redewendungen oder Begriffe, die in dieser Form im Mittelalter noch gar nicht bekannt gewesen sein dürften, wie „den Bock zum Gärtner machen“. Dennoch habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt in dieser Welt zwischen den Gletschern Grönlands, den Weiten Islands, den Urwäldern Amerikas und der Geschichte, die sich darum spann.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Den unsichtbaren Feind vor Augen

Scheintod
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Bei „Scheintod“ von Louise Boije af Gennäs handelt es sich um den zweiten Band der Widerstandstrilogie.
Die junge Sara bekommt ein Praktikum bei einer renommierten Unternehmensberatung in Stockholm angeboten. ...

Bei „Scheintod“ von Louise Boije af Gennäs handelt es sich um den zweiten Band der Widerstandstrilogie.
Die junge Sara bekommt ein Praktikum bei einer renommierten Unternehmensberatung in Stockholm angeboten. Als sie dies annimmt, holt die nahe Vergangenheit sie schnell wieder ein. Immer mehr scheint sie sich in ein Netz von Intrigen verwickelt, bis sie am Ende nicht mehr weiß, wem sie eigentlich noch trauen kann. Wen darf sie noch zu ihren wahren Freunden zählen? Und was haben die finsteren Machenschaften der Firma mit den Sammlungen vieler Artikel ihres toten Vaters zu tun? Zudem erfährt Sara, wie dieser wahrscheinlich wirklich ums Leben kam. Aber derjenige, der es ihr anvertrauen wollte, ist plötzlich verschwunden. Drei Buchstaben tauchen immer wieder auf: BSV. Aber wer oder was verbirgt sich dahinter? Was wollen sie von Sara? Warum verfolgen sie sie?
Wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, ist es zunächst etwas schwierig, sich in die Geschichte einzufinden. Nach und nach erfährt man etwas über die vorangegangenen Ereignisse und kann sich so ein Bild zusammenzusetzen. Dennoch halte ich es in diesem für sinnvoll, mit dem ersten Band zu beginnen. Nichtsdestotrotz war es für mich ein sehr bewegendes und spannendes Buch, das natürlich noch längst nicht alle Fragen beantwortet hat und somit nach einer Fortsetzung schreit, die ich mir sicher nicht entgehen lassen werde!
Auch, wenn es für die meisten Menschen eine ganz andere Welt zu sein scheint, ist es doch interessant, einen Einblick in die korrupten Aktivitäten der großen Firmen zu erhalten. Selbst wenn die Ausmaße nicht immer so gravierend sein mögen, macht die Geschichte nachdenklich.

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Veröffentlicht am 18.06.2019

Sightseeing der anderen Art

Stadtnomaden
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Jeden Monat eine andere Wohnung in einem anderen Bezirk? Respekt, dachte ich mir. Und den habe ich vor dieser Aktion immer noch. Irgendwie hatte ich beim Lesen immer eine gewisse Urlaubsstimmung, trotzdem ...

Jeden Monat eine andere Wohnung in einem anderen Bezirk? Respekt, dachte ich mir. Und den habe ich vor dieser Aktion immer noch. Irgendwie hatte ich beim Lesen immer eine gewisse Urlaubsstimmung, trotzdem würde ich nie tauschen wollen.
Es war faszinierend, mehr über die einzelnen Bezirke New Yorks zu erfahren, quasi hautnah dabei zu sein und mitzufiebern, ob es mit einer neuen Bleibe rechtzeitig klappt, die jeweiligen Beschreibungen der Restaurants und anderer Gebäude zu googeln und zu sehen, dass das wirklich nicht einfach eine Geschichte ist, sondern dass diese Plätze wirklich existieren und die Story damit real wird.
Der Schreibstil war sehr gut zu lesen, die Beschreibung der Wohnungen in Verbindung mit den Fotos und die Nachbarschaftsessen mit den Geschichten der einzelnen Gäste immer so, als wäre man mittendrin. Besonders süß fand ich die Kommentare von Emma, die sich schon so an dieses Leben gewöhnt hat, dass es für sie zur Normalität wurde.
Über das Thema Gentrifizierung habe ich noch nie so geballt etwas mitbekommen wie in diesem Buch. Ich kann mich nicht erinnern, dass das in meiner Heimatstadt überhaupt solch eine Rolle spielt wie es das in NY zu tun scheint. Aber es war auch spannend, über dieses Thema aus verschiedenen Sichtweisen zu hören.
Insgesamt definitiv ein Reisebericht bzw. Städteführer der anderen Art und unbedingt lesenswert.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Für kleine und große Träumer

Geschichten aus Nian
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Geschichten aus Nian, einem Land, in dem alle Menschen so klein sind, dass Bäume ihnen gefährlich werden können. Schulreife erlangt man hier, wenn man die Größe eines Apfels erreicht hat. Und obwohl diese ...

Geschichten aus Nian, einem Land, in dem alle Menschen so klein sind, dass Bäume ihnen gefährlich werden können. Schulreife erlangt man hier, wenn man die Größe eines Apfels erreicht hat. Und obwohl diese Menschen so große Angst vor den Bäumen haben, scheinen sie sehr mit der Natur verbunden. Manche davon mehr als andere. So schreibt Belt in seinen Geschichten oder auch Märchen von Kindern, die eine ganz besondere Gabe zu haben scheinen, denn durch ihre Neugier oder auch einfach nur durch Zufall begegnen sie Bäumen und Gräsern, die mit ihnen sprechen und werden eins mit dem Wasser - und stellen sich so gegen eine große Bedrohung.
Durch die eher archaische Sprache sowie die Baumsprache, die verwendet wird, fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Und auch wenn es dort bereits technische Errungenschaften gibt, werden diese meist umbenannt, so dass sie in die märchenhafte Stimmung passen. Die Protagonisten sind hier die Kinder, in die man sich aber sehr gut hineinversetzen kann und in denen man sich irgendwie wiedererkennt. Sie entdecken verborgene Talente, werden eins mit der Natur, sie überwinden Ängste und am Ende fragt sich jeder: Wie das wohl ist, auf einem Blatt zu reiten oder solch eine Macht durch die Elemente zu verspüren?
Eine Hommage an die Natur und den Respekt, den wir ihr zollen sollten und der Auftakt einer zauberhaften Reihe für große und kleine Träumer!