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Veröffentlicht am 04.03.2020

Zwischen Malen und Lieben

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Die Malerin Frida Kahlo war ohne Frage eine beeindruckende Frau. Ihr Schaffens- und Leidensweg dient auch heute noch für viele als Inspiration. Ich wusste wenig über sie als Person, bevor ich dieses Buch ...

Die Malerin Frida Kahlo war ohne Frage eine beeindruckende Frau. Ihr Schaffens- und Leidensweg dient auch heute noch für viele als Inspiration. Ich wusste wenig über sie als Person, bevor ich dieses Buch gelesen hatte, und war wirklich gespannt auf persönliche Einblicke in ihr Leben. Mir war aber immer bewusst, dass diese Geschichte hier die Interpretation der Autorin ist und nicht unbedingt wirklich etwas mit der echten Frida oder ihrem Leben zu tun haben muss.

Die Autorin hat aber versucht, sich in dieser Romanbiografie so nah wie möglich an die Fakten zu halten. Es wird ausführlich über die Liebe zwischen Kahlo und ihrem Mann Diego Rivera sowie die Entstehung einzelner Bilder von ihr erzählt. Die ich immer mal wieder auch gegoogelt habe.

Mir hat die Umsetzung leider nicht so gut gefallen. Ein Ereignis reiht sich an das andere und dazwischen geht ganz viel verloren. Bernards Stil ermöglicht es zwar, in Fridas Leben einzutauchen, bleibt aber gleichzeitig sehr distanziert, sodass ich zu Frida fast keinen Bezug herstellen konnte. Mir ist da zu viel gewollte Interpretation durchgeschienen, mit der ich wenig anfangen konnte. Außerdem ist der Schreibstil sehr einfach gehalten, zwar lässt er sich dadurch flüssig lesen, aber es konnte mich nicht immer so mitreißen.

Leider dreht sich das Ganze Buch fast nur um Diego und Fridas Liebe zu ihm. Diego nimmt wirklich viel Platz in der Geschichte ein. Für mich geht sie in der Geschichte ein bisschen unter, da Diego wirklich immer Thema ist. Warum muss ihr Mann da wieder im Vordergrund stehen? Klar hatte er einen großen Einfluss auf ihre Geschichte, aber gerade in so einem Buch möchte ich mehr über Frida lesen. Diese Liebesgeschichte und das ewige Hin und Her war mir ein bisschen zu nervig. Andere Nebencharaktere tauchen immer mal wieder fast zufällig auf und sind daher wenig relevant.

Gefallen haben mir die Beschreibungen zu ihren Bildern. Ich weiß nicht, ob die Entstehung der Bilder wirklich so abgelaufen ist, aber die Erklärungen dazu und die fast schon detailliert beschriebenen Pinselstriche fand ich sehr schön zu lesen. Auch Fridas Erscheinung wird sehr gut dargestellt. Sie muss eine sehr exzentrische Frau gewesen sein, deswegen ist mir ihr Charakter fast schon zu positiv dargestellt worden.


Fazit

Manche Stellen im Buch waren wirklich sehr lesenswert, andere dagegen eher mau und langweilig. Im Großen und Ganzen wurde ich ein bisschen enttäuscht von dem Buch, kann mir jetzt aber ein gutes Bild von Frida machen, auch wenn sie als Person sicher durch die Romanform ein bisschen verfälscht wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Im Strom des Lebens treiben

Und in mir ein Ozean
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Arthur erzählt hier seine Lebensgeschichte im Rückblick. Mit seiner Mutter verbringt er seine Kindheit auf der Insel Rügen an der Ostsee. Beide sind Außenseiter in ihrem Ort, jedoch verbringen sie eine ...

Arthur erzählt hier seine Lebensgeschichte im Rückblick. Mit seiner Mutter verbringt er seine Kindheit auf der Insel Rügen an der Ostsee. Beide sind Außenseiter in ihrem Ort, jedoch verbringen sie eine magische Zeit miteinander und viele der Erlebnisse finden sich auch in den späteren Ereignissen wieder. Arthurs Mutter verschwindet aber irgendwann einfach so und für ihren Sohn beginnt eine lange Reise des Erwachsenwerdens, ohne zu verstehen, warum er verlassen wurde.

Episodenhaft lotst uns Arthur durch sein Leben und die verschiedenen Stationen, an denen er Halt macht. Er beschreibt seine Tablettensucht, seine immer wieder missglückenden Beziehungen, die Auseinandersetzung mit sich selbst. Ich konnte leider keine so richtige Beziehung zu ihm aufbauen, mir war er oft sehr unsympathisch und er blieb mir zu distanziert.

Arthurs Mutter war wirklich interessant und ich mochte die Geschichten über sie. Der Rest verliert sich ein bisschen in Belanglosigkeiten, die es mir schwer gemacht haben, meine Aufmerksamkeit beim Lesen zu behalten. Ich brauchte viel Durchhaltevermögen zwischendurch, da es mich teilweise einfach nicht interessiert hat im Schnelldurchlauf zehn Jahre zu erfahren und nur manchmal auf einzelne Situationen einzugehen. Die anderen Nebencharaktere und die Themen, die durch diese Personen aufgegriffen wurden, waren für mich jedoch schon interessant und spannend. Da gab es Fleur, die mit einem männlichen Körper geboren wurde, aber eigentlich eine Frau sein möchte, Danielle und Ruben, mit denen Arthur eine Dreierbeziehung führt, und die Männer, in die sich Arthur verliebt

Den Schreibstil fand ich stellenweise sehr schön, da der Autor sehr poetisch und philosophisch schreiben kann. Die Geschichte ist dadurch irgendwie sehr melancholisch angehaucht, was bei mir leider oft einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat. Das Ende wiederum hat mich mit dem ganzen Buch versöhnt, somit hat sich das Durchhalten zum Glück ausgezahlt. Im Großen und Ganzen betrachtet, ist die Geschichte nämlich in sich schlüssig und auch bereichernd.

Fazit

Diese Geschichte ist schwere, bittere Kost, die zwar aus der Menge hervorsticht, mich jedoch nicht ganz überzeugen konnte. Es war mir zu episodenhaft, um wirklich einen Bezug zu den Charakteren oder selbst zur ganzen Geschichte aufbauen zu können. Was mir gefallen hat, waren die Themen, Menschen und Situationen, die abseits vom Mainstream existieren und passieren, und die das Buch lesenswert machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2019

Frauen an die Macht?

Die Gabe
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Frauen bekommen plötzlich Zugriff zu einer in ihnen lebenden Energie und sind somit gegenüber Männern körperlich nicht mehr unterlegen, denn sie können elektrische Stöße aussenden. Dieses Gedankenexperiment ...

Frauen bekommen plötzlich Zugriff zu einer in ihnen lebenden Energie und sind somit gegenüber Männern körperlich nicht mehr unterlegen, denn sie können elektrische Stöße aussenden. Dieses Gedankenexperiment spinnt Alderman weiter und laut Inhaltsangabe zeigt sie uns, was mit einer Welt passiert, die von Frauen regiert wird. Nach dem Lesen bin ich da aber anderer Meinung.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, hauptsächlich Mädchen/Frauen, die auf unterschiedliche Weise das Erwachen der Energie und den darauffolgenden gesellschaftlichen Umbruch miterleben. Im Laufe der Geschichte werden die Erzählstränge zusammengeführt und die Personen treffen sich. Es werden ungefähr zehn Jahre zu einem sehr großen Ereignis heruntergezählt, wobei diese Einteilung nicht so ganz aufschlussreich war, sie hat mich vielmehr verwirrt. Warum zögert sich der Umbruch so hinaus? Warum vergehen so viele Jahre Geschlechterkrieg, bis es zu einem Ergebnis kommt? Mann oder Frau? Vieles geht bei den Zeitsprüngen unter.

Ich hatte so meine Probleme mit der Identifikation mit den Charakteren. Sie waren für mich nicht so greifbar, teilweise extrem unsympathisch und oberflächlich dargestellt. Ganz wenig wird von den Personen reflektiert und keine der Erzählperspektiven konnte mich so richtig packen. Alderman verläuft sich ein bisschen in Nebensächlichkeiten und zögert viele Szenen hinaus. Ihr Schreibstil war jedoch sehr angenehm zu lesen, auch wenn mir der Aufbau und die Umsetzung der Geschichte nicht so gefallen haben.

Mann oder Frau? Das ist hier die Frage. Anfangs hatte ich noch regelmäßig Gänsehaut, da Alderman diese erwachende Energie mit sehr viel Liebe beschreibt und man diese Energie förmlich spüren kann. Die Szenen am Anfang zeigen, wie sich unterdrückte, missbrauchte Frauen wehren, wie sie endlich die Stärke finden, eine Vergewaltigung zu beenden, einen Mord zu verhindern etc. Leider schafft sie es nach dem ersten Drittel nicht mehr, dieses zu anderen Frauen solidarische Gefühl zu vermitteln. Die grundsätzliche Idee finde ich genial, nur was die Autorin daraus gemacht hat eher weniger. Sie dreht die Machtverhältnisse einfach um. Sie zeigt kein "Was wäre, wenn...", sondern ein "Das, was in diesem Buch den Männern widerfährt, passiert den Frauen täglich".

Unter diesem Blickwinkel betrachtet, hat sie es wirklich hervorragend geschafft, die prekären Verhältnisse der Frauen, die weniger privilegiert sind, auf interessante Weise darzustellen. Durch die Umverteilung der Macht kommen Themen wie Frauenhandel, Prostitution, Vergewaltigung und Unterdrückung zur Sprache. Später auch Frauen in Führungspositionen, Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen/können, verschiedene Rollenbilder, patriarchale Strukturen. Leider wurden alle Themen nur an der Oberfläche angekratzt und nicht wirklich vertieft bzw. muss man beim Lesen sehr viel selbst reflektieren, Verknüpfungen bilden und hinterfragen, damit man diese Tiefe erlangt.

Alderman hat mir kein neues Weltbild gezeigt, sondern nur ein altes mit neuen Akteuren. Männer werden zum Feindbild, es kommt zum Krieg, da sie die alte Ordnung wieder herstellen wollen, jetzt werden halt Männer unterdrückt, vergewaltigt, bevormundschaftet. Mir ist dabei schlecht geworden.



Fazit

Geniale Idee, weniger gute Umsetzung. Alderman dreht die Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern um und schreibt unsere Geschichte neu. Leider konnten mich sowohl Charaktere als auch Handlung und Aufbau nicht überzeugen. Es geht um Frauen, die patriarchale Strukturen aufrechterhalten. Mir wurde kein Alternativkonzept zu meiner Welt geboten und das hat mich enttäuscht. Das Gedankenexperiment zeigt lediglich, dass Frauen schrecklich behandelt werden und wir unbedingt etwas tun müssen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

So viel mehr als nur Hunger

HUNGER
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In ihrem Buch Hunger erzählt Roxane Gay ihre persönliche Geschichte. Vor allem die Geschichte ihres Körpers und ihres Hungers. Gay ist besonders dick und sie hat hier niedergeschrieben, warum sie so dick ...

In ihrem Buch Hunger erzählt Roxane Gay ihre persönliche Geschichte. Vor allem die Geschichte ihres Körpers und ihres Hungers. Gay ist besonders dick und sie hat hier niedergeschrieben, warum sie so dick geworden ist, welche Gründe sie für das viele Essen hat, wie die Gesellschaft auf sie reagiert, welche Probleme mit dem Dicksein entstehen können. Sie beschreibt schonungslos, was sie erlebt hat, sie schreibt schonungslos über ihre Gefühle, ihr Verhalten, ihre Beziehungen.

Ich bewundere sie für ihren Mut, sich quasi durch ihre Geschichte nackt vor uns zu zeigen. Ihr Körper ist eben permanent Thema. Und wie stark muss sie sein, wenn sie es geschafft hat, so ein Buch zu veröffentlichen. Sie sagt selbst, dass das keine Erfolgsgeschichte ist, aber trotzdem ist es eine Geschichte, die erzählt werden muss. Und das stimmt. Das viele Essen ist für sie so viel mehr als nur reiner Hunger und um das zu verstehen, muss man eben die ganze Geschichte kennen.

Es gibt ein Davor und ein Danach und sie gliedert ihr Buch auch irgendwie so. Die Umsetzung hat mir nicht immer so gefallen. Für mich war es ein bisschen wirr zu lesen. Nicht immer ist es chronologisch, sie spart Namen und Ortsnamen aus, um der Anonymität gerecht zu werden. Sie beschreibt auf erdenklich viele Arten oft das Gleiche. Und es wiederholt sich dadurch eben. Vielleicht ist es notwendig, auf so viele unterschiedliche Weisen und auch oft weit ausholend das Gleiche auszudrücken, damit man es auch aus jedem Blickwinkel versteht, mir war es etwas zu viel und dadurch etwas langatmig. Ihre Gedankengänge waren auch oft sehr widersprüchlich, aber das kann ich noch nachvollziehen, da das Leben oft aus Widersprüchen besteht und man diese auch braucht.

Ihr Schreibstil ist sehr einfach gehalten, nur leider wiederholt sie ihre einfachen Sätze immer und immer wieder. Das ist sehr öde. Ich bin selbst nicht von der Krankheit betroffen und Gay hat mir sehr viel an Verständnis für einen dicken Körper vermittelt, aber ihre Selbstdarstellung stieß bei mir auch oft auf gewisse Widerstände bei mir selbst. Ich kann es selber nicht so ganz einordnen, was das war. Trotzdem hat sie viele Wahrheiten erkannt, Schönheitsideale verdammt, gesellschaftliche Systeme, Normen, Ansichten kritisch hinterfragt und deswegen ist dieses Buch auch ein wichtiger Beitrag zu einem absolut notwendigen Umdenken.

Fazit

Sich in seinem Körper wohlzufühlen, ist das Um und Auf für ein erfülltes Leben. Sich in seiner Umwelt wohlzufühlen genauso. Roxane Gay schreibt mit ihrem Buch gegen Vorurteile gegenüber dicken Menschen an. Sie versucht durch ihre eigene Geschichte, die von traumatischen Erlebnissen, sozialer Abschottung, verkorksten Beziehungen erzählt, für andere Menschen augenöffnende Beispiele zu finden, wie ein Leben aussehen kann, wenn Menschen verabscheungswürdige Dinge tun, wenn die Gesellschaft ihre steinharte Seite zeigt und man selbst es nicht schafft, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Eine Leseempfehlung, die ich trotz der erwähnten Kritikpunkte gerne ausspreche!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Unendliche Bücherliebe

Die Seiten der Welt
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Ich bin richtig unentschlossen, was ich von dem Buch halten soll. Einerseits hat Kai Meyer eine wunderbare Welt erschaffen, die jedes Bücherherz höher schlagen lässt. Er hat so viele Facetten des Buches ...

Ich bin richtig unentschlossen, was ich von dem Buch halten soll. Einerseits hat Kai Meyer eine wunderbare Welt erschaffen, die jedes Bücherherz höher schlagen lässt. Er hat so viele Facetten des Buches aufgegriffen und einer magischen Verwandlung unterzogen, dass ich nur staunen konnte. Andererseits gefällt mir die Umsetzung nicht so gut. Vom Aufbau der Geschichte her ist es mir ein zu typisches Jugendbuch, auch wenn die Story manchmal mit Überraschungen interessant gehalten wird, konnte ich nicht wirklich in die Geschichte versinken. Sie wurde mir zu oberflächlich dargestellt.


Furia, die mutige, entschlossene, Hauptfigur, die mal schnell nebenbei den Tod ihres Vaters überwindet und deren Welt aus den Fugen gerät, sie das aber vorbildlich meistert, ist nicht das Gesicht der Rebellion. Sie versucht am Schluss eigentlich nur zufällig die gesamte Welt zu retten. Essen, trinken, schlafen muss sie aber auch nicht und ihr Körper scheint sowieso ganz anderen Gesetzen zu gehorchen, als der Natur. (Ich sage nur ihr Knie ist echt ein Wunder.) Was mich so gestört hat, ist, dass von einer Szene, von einer Katastrophe, von einem Angriff zum nächsten gehetzt wurde. Vieles wurde aufgegriffen, aber nur weniges hat am Ende Bedeutung. Die magischen Gesetze der Bibliomantenwelt wurden mir mehr oder weniger hingeklatscht und es hat etwas gedauert, bis ich mich in der Welt zurecht gefunden hatte.



Den Schreibstil fand ich jedoch toll. Meyer hat sich doch auch Raum für Details gelassen, die sich aber halt in ausschweifenden Erklärungen wiedergefunden haben. Vor dem Tod ist der Autor auch nicht zurückgeschreckt. Er hat seine brutale Seite hier eindeutig ausgelebt. Der Reihe nach stirbt jemand. Also man darf nicht davon ausgehen, dass man sich sicher sein kann, dass eine Figur ganz sicher überlebt. Es hat mir manchmal das Herz zerrissen und doch macht das die Geschichte auch spannend. Spannend war es allemal und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht und ich werde ganz sicher auch die Fortsetzungen lesen.



FAZIT

Spannende, actionreiche Geschichte rund um Bücher, die mit viel Magie Bücherherzen höher schlagen lässt. Es ist ein typisches Jugendbuch, mit Love-Interest (wobei anders als erwartet) und einer fast übermenschlichen Hauptfigur. Stellenweise sehr brutal, aber auch verletzlich. Der Plot konnte mich nicht ganz so überzeugen, aber es ist durchaus eine gute Geschichte.