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Veröffentlicht am 21.10.2017

Menschen vs. Partials

Aufbruch
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Einen Vorteil hat es, wenn Bücher jahrelang ungelesen im Regal stehen. Die Chance ist größer, dass die Fortsetzungen dann bereits erschienen sind, wenn man sich endlich entscheidet, den Reihenauftakt zu ...

Einen Vorteil hat es, wenn Bücher jahrelang ungelesen im Regal stehen. Die Chance ist größer, dass die Fortsetzungen dann bereits erschienen sind, wenn man sich endlich entscheidet, den Reihenauftakt zu lesen. Und ich war sehr froh, dass ich nicht jahrelang warten musste, um zu erfahren, wie es weitergeht :D

Aufbruch zeigt eine Zukunftsvision (wiedermal ausgehend von Amerika), die durch medizinischen bzw. technischen Fehlern zustande gekommen ist oder eigentlich durch die Arroganz der Menschen, die sich für etwas Besseres halten. Sie greift basale Themen in unserer Gesellschaft auf und versetzt diese einfach in ein anderes Setting, fast eine Metapher für unsere eigenen Zustände.

Die Partials sind das Fremde, das Andere, der Feind, den man nicht so genau kennt, aber gerade deswegen auch fürchtet.

Die Herangehensweise an die Aufdeckung der Probleme und das Finden von Lösungen ist sehr medizinisch. Große Bedeutung im Buch haben das Krankenhaus und medizinische Labore. Manches konnte ich da nicht so richtig nachvollziehen, war aber dann im Endeffekt nicht so das große Problem für mich.

Die Handlung hat sich für mich schlüssig ergeben und es war sehr spannend den Protagonisten durch die Geschichte zu folgen. Sie hat wunderbare Charaktere entwickelt. Kira, die Hauptfigur, lebt nach dem Modell der Aufopferung. Sie erkennt ein Problem und setzt alles daran, dieses zu lösen. Wirklich alles. Die Nebenfiguren waren auch alle sehr spannend und ich könnte nicht sagen, dass sie irgendwie klischeehaft gezeichnet wurden.

Die Dystopie kann mit ihrem jugendlichen Charme überzeugen und reiht sich zu den großen ihres Genres ein. Für mich war es ein reinstes Lesevergnügen und der Trilogie-Auftakt hat Suchtpotenzial. Der 2. Band ist für einen Mittelteil wirklich richtig gut. Beim 3. Buch schwächelt der Plot ein bisschen. Nichtsdestotrotz habe ich alle drei in kürzester Zeit verschlungen.

Fazit

Ein gelungener Auftakt der Partials-Trilogie und ein gutes Beispiel, was die Arroganz von Menschen alles anrichten kann. Die ganze Reihe ist zwischen Flüchtlingskrisen, Rassismus und Terroranschlägen ein wertvoller Beitrag für mehr Frieden und Toleranz.

Veröffentlicht am 13.12.2016

The Big Friendly Giant

BFG. Big Friendly Giant
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Roald Dahl hat mit seinem BFG die Gutenachtgeschichte für seine Kinder in Buchform gebracht. Er erzählt auf kindliche und sehr süße Weise das Abenteuer von Sophie. Die Erzählung liest sich wie ein Märchen ...

Roald Dahl hat mit seinem BFG die Gutenachtgeschichte für seine Kinder in Buchform gebracht. Er erzählt auf kindliche und sehr süße Weise das Abenteuer von Sophie. Die Erzählung liest sich wie ein Märchen mit vielen phantastischen Elementen. Dahl spricht mehrmals die besondere Fähigkeit an, Magie zu sehen und zu akzeptieren und dass Menschen viel öfters einfach glauben sollen, auch an das, was sie nicht sehen können. Dies eingewoben in die Geschichte fand ich besonders schön.

Hervorzuheben ist auch das unvergleichliche Bewusstsein für Sprache und die Sensibilität, die Dahl für Wörter entwickelt hat. Dies zeigt sich vor allem in den Sprachspielen und Wortwitzen, die einfach nur genial sind. Er zeigt Grenzen und Möglichkeiten der Sprache auf und stellt Altbekanntes in Frage. Seine Kreativität, was das betrifft, hat mein Lesevergnügen nochmal um einiges erhöht. Human beans (statt Human beings) oder right or left (statt right or wrong) waren meine Lieblingsphrasen. Das Englische ist leicht zu verstehen, außer die Wortneuschöpfungen sind als Muttersprachler wahrscheinlich nochmal um einiges witziger.

Die Geschichte ist ein bisschen brutal. Menschenfresser und der Tod von Kindern wird ohne viel darumherum Gerede präsentiert. Eine besondere Wichtigkeit wird auch Träumen zugeteilt und Dahls Konzept wie Träume funktionieren, ist wirklich eine Bereicherung.

Die Protagonisten sind sehr gut herausgearbeitet und für ein Kinderbuch vollkommen ausreichend dargestellt. Die Geschichte wird zusätzlich von schönen Illustrationen begleitet, die Sophie's Abenteuer perfekt widerspiegeln.

Fazit

Eine süße Geschichte und ein rundum gelungenes Kinderbuch. Die schönen Illustrationen runden das Gesamtwerk nochmal ab. Die Geschichte schreckt jedoch nicht vor Gewalt zurück, kann aber mit einer besonderen Sprache und liebenswerten Charakteren voll überzeugen. Magie und Zauber gehören in jede Kindheit und Dahl kann dies durch seine Geschichten vermitteln.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Eine gefährliche Versuchung

Das letzte Polaroid
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Lesen, lesen, lesen! Muss ich noch mehr sagen? Unbedingt lesen! Das Debüt der Autorin hat mich wirklich umgehauen und reiht sich als zweites Buch zu den Hightlights 2014! Nina Sahm werde ich mir als Autorin ...

Lesen, lesen, lesen! Muss ich noch mehr sagen? Unbedingt lesen! Das Debüt der Autorin hat mich wirklich umgehauen und reiht sich als zweites Buch zu den Hightlights 2014! Nina Sahm werde ich mir als Autorin auf jedenfall merken und ich hoffe, dass es nicht nur bei dem einen Buch bleiben wird!

Das letzte Polaroid ist eine Geschichte die so intensiv erzählt wird, dass sie mich mit einer Leichtigkeit verführt hat. Ein Wechselspiel aus Vergangenheit und Gegenwart macht die Geschichte besonders spannend, wobei ich beides, Vergangenes und Gegenwärtiges, gleich gern gelesen habe. Die Übergänge waren zwar nicht immer gleich ersichtlich, aber nach einigen Zeilen wusste man sofort, wo man sich gerade befindet.

Besonders bemerkenswert ist der Schreibstil der Autorin. Wie sie mit den Wörtern umgeht ist einfach erfrischend zu lesen. Sie platziert sie so gekonnt, dass sich eine Sogwirkung einstellt, die ein Aufhören kaum möglich macht. Aufgefallen ist mir, dass bei Reden keine Anführungszeichen verwendet wurden, man aber trotzdem weiß, wann jemand etwas sagt und wann einfach nur erzählt wird. Das hebt den Roman nochmals von anderen Büchern ab.

Die Charaktere sind ebenfalls sehr gelungen und ich wüsste nichts an ihnen auszusetzen. Jeder hat eine eigenständige, vielschichtige und liebevoll gezeichnete Geschichte und Eigenschaften. Selten hab ich ein so klares Bild über die Figuren in einem Buch gehabt, wie hier. Anna und Kinga. Anna ist der Hauptcharakter und die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt. Kinga lernt man eigentlich nie wirklich kennen, sondern erfährt nur aus Erzählungen, wie sie war. Aber das war so lebhaft erzählt, als wäre sie genauso voll da, wie die Nebencharaktere. Kinga war neben Anna die zweite Hauptfigur.

Die Geschichte selbst handelte von Freundschaft, Liebe, Familie. Sie war sehr facettenreich und packend. Die Autorin hat einen tollen Blick für Kleinigkeiten und hat mit diesen den Roman wundervoll, aber doch dezent ausgeschmückt. Der Roman spielt in Budapest, Ungarn, und ich hab richtig Lust darauf bekommen, die Stadt/das Land zu besuchen und das Leben zu spüren, das Anna dort lebt.


Fazit
Dieses Buch verführt, macht Lust auf mehr und hat mich eine Sehnsucht spüren lassen, die ich mir nicht erklären konnte. Ein außergewöhnlicher Roman über Freundschaft und was sie bedeutet, was wichtig ist im Leben und warum man sich selbst treu bleiben sollte. Lest es!

Veröffentlicht am 08.12.2016

Flucht aus Nordkorea

Schwarze Magnolie
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Nordkorea, ein Land über das man generell sehr, sehr wenig erfährt. Umso interessanter ist ein detailreicher Bericht einer ehemaligen Einwohnerin des Landes. Für mich war vieles unbegreiflich, die Unterdrückung, ...

Nordkorea, ein Land über das man generell sehr, sehr wenig erfährt. Umso interessanter ist ein detailreicher Bericht einer ehemaligen Einwohnerin des Landes. Für mich war vieles unbegreiflich, die Unterdrückung, die Menschenrechtsverletzungen, das gegenseitige Ausspionieren. Durch Hyeonseo Lees Beschreibungen des Alltags, der Menschen, der Lebensumstände lernt man jedoch zu verstehen, warum die Nordkoreaner so sind wie sie sind, so handeln und so leben wollen und warum bis heute eine Diktatur wie diese fortbestehen kann.

Die Biografie ist durchwegs spannend erzählt, Lee und ihr Co-Autor haben eine schöne Sprache für diese mutige und wichtige Geschichte gefunden, die mich unglaublich gefesselt hat. Lee erzählt aus ihrem Leben und dem Leben ihrer Familie. Es ist ein sehr ehrliches Buch, dass auch einen sehr guten Einblick in die Flüchtlingsthematik gibt. Zwar anderer Kontinent, andere Länder, andere Beweggründe. Ängste, Sorgen und Probleme sind jedoch die gleichen, wie es wahrscheinlich die Flüchtlinge heutzutage durchmachen. Auch Hyeonseo Lee lebte lange Zeit als "Illegale". Als könnte man als Mensch irgendwie illegal sein. Es wird Zeit, dass die Menschheit diese Beschreibung für Menschen endgültig aus dem Wortschatz streicht! Es ist nämlich nicht nur ein Bericht aus Nordkorea, sondern auch ein Bericht über ihre Flucht aus diesem Land.

Lee hatte auch ziemlich viel Glück in ihrem Leben, dass sie jetzt da ist wo sie ist. Umso bedeutender ist es, dass sie sich für die Menschen in Nordkorea einsetzt, die es weniger leicht haben und ihre Geschichte ein Bewusstsein für die Lage in Nordkorea schafft. Ich habe Lee sehr gerne auf ihrer Reise begleitet, ihr kritischer Blick auf Vieles konnte mich überzeugen.

Fazit

Aufwühlend, erschreckend, mutig. Der Bericht aus der Hölle lässt niemanden kalt zurück. Es ist ein spannend erzählter autobiografischer Roman, den ich wirklich jedem empfehle. Es wird nicht nur sehr detailliert über das Leben in Nordkorea erzählt, sondern enthält auch eine wichtige Beschreibung einer Frau, die flüchtet und während ihrer Flucht durch China als illegal betrachtet wird.

Veröffentlicht am 08.12.2016

Es sind die Menschen, die das Leben lebenswert machen

Die erstaunliche Wirkung von Glück
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Dorle fühlt sich wohl in ihrer kleinen Welt, in der sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat, in der sie nicht fühlen muss, ein ausgereiftes Helfersyndrom hat und von den Menschen mehr oder weniger ausgenützt ...

Dorle fühlt sich wohl in ihrer kleinen Welt, in der sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat, in der sie nicht fühlen muss, ein ausgereiftes Helfersyndrom hat und von den Menschen mehr oder weniger ausgenützt wird. Manchmal war Dorles Charakter (echt) ein bisschen übertrieben dargestellt. Dies zeigt aber auch schön die Verwandlung, die sie durchmacht. Natürlich, ein bisschen vorhersehbar ist die ganze Geschichte schon, aber auf eine so herzerwärmende Art, dass ich sie mir nicht entgehen lassen wollte. Zwei oder dreimal spricht die Autorin direkt zu den Leserinnen und Lesern. Sie kommentiert Dorles Geschichte, wie in einem Märchen.

Frau Sonne (ihr seht, die Namen haben auch einen gewissen Charakter für sich) sieht Dorles einsames Leben und beschließt, sie da raus zu holen. Sie spielt ein bisschen mit ihr, was eh auch nicht immer so positiv aufgenommen wird. Aber sie hat ja nur gute Absichten. Die Eigenheiten der älteren Personen in Dorles Leben (und es sind fast nur ältere) sind sehr amüsant und ich musste ein paar mal Grinsen. Auch Dorle wird zeitweise sehr lustig dargestellt. Sie hat einen sehr sympathischen Charakter.

Die Autorin hat mich von Anfang an mit ihrem Wortzauber in den Bann gezogen und die Magie ihrer Geschichte hat sich durchs ganze Buch gezogen. Ihr flüssiger Schreibstil hat Dorle und ihre Mitmenschen lebendig gemacht. Die Geschichte ist keine klassische Liebesgeschichte, auch wenn die Liebe zentral erscheint. Es ist eine Geschichte der Selbstfindung und Wiederentdeckung wie wunderbar das Leben sein kann, wenn man sich den Menschen öffnet. Die Geschichte von Dorle hätte noch länger weiter gehen können. Ich hätte gerne noch mehr von ihr erfahren.


Fazit

Eine bezaubernde Geschichte über eine junge Frau, die sich selbst finden muss und über ein paar ältere Menschen, die im selben Haus wohnen und ihr dabei helfen. Bezaubernde Menschen und eine zarte Liebe, abgerundet durch einen tollen Schreibstil: Top Lesevergnügen!