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Veröffentlicht am 13.05.2021

Warum die Angst männlich ist ...

Winterseele. Kissed by Fear
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„Er will mich wieder provozieren. Meine Grenzen austesten. Die Leere in meiner Seele durchdringen.“ (S. 5)

Gefühle und Elemente treten in menschlicher Form auf und beeinflussen die Menschen durch ihre ...

„Er will mich wieder provozieren. Meine Grenzen austesten. Die Leere in meiner Seele durchdringen.“ (S. 5)

Gefühle und Elemente treten in menschlicher Form auf und beeinflussen die Menschen durch ihre Gegenwart. Nur Elizabeth kann sie in dieser Gestalt sehen, obwohl deren Einfluss nicht auf sie wirkt. Denn in Elizabeth ist nur eine große schwarze Leere. Sie versucht den Menschen gegenüber normal zu sein, doch wissen sie alle ganz genau, daß etwas mit ihr nicht stimmt. Ihre Mutter hat Angst vor ihr, ihr Vater schlägt sie, und die Kinder in der Schule nennen sie „Freak“.

Winterseele ist einer gefühlsleeren Umsetzung zum Opfer gefallen. Obwohl es in dem Buch hauptsächlich um Emotionen geht, konnten diese beim Lesen nicht geweckt werden. Elizabeth agiert durch Beobachtung, wie andere sich verhalten, und versucht dieses Verhalten zu kopieren. Meistens durchdenkt sie Situationen und entscheidet, wie sie zu reagieren hat. Manchmal reagiert sie jedoch entgegen der logischen Folgerungen und macht viele Situationen nicht nachvollziehbar.
Eine Beziehung zu ihren Eltern ist im Prinzip nicht existent. Wenn sie von ihnen spricht, nutzt sie hauptsächlich ihre Vornamen, wodurch eine Distanz zum Ausdruck gebracht wird. Ihre Mutter hat offensichtlich Angst vor ihr, mehr noch als vor dem betrunkenen, gewalttätigen Ehemann. Dieser lässt seinen Frust auch an Elizabeth aus und trotzdem erzählt sie der Schulpsychologin, daß sie von einer Kuh getreten wurde. Dieses Verhalten würde für Angst vor dem Vater oder ein Schutzbedürfnis für die Mutter sprechen und ist damit widersprüchlich zu der großen schwarzen Leere.
Bei der ersten offenen Begegnung mit dem Gegenspieler, kommt so viel Spannung und Mitfiebern auf, wie Elizabeth Gefühle hat. Dabei wurde durch das Verhalten der anderen Emotionen ein furchteinflößendes Bild geschaffen, welches den Erwartungen nicht gerecht wurde.

Alle Emotionen und Elemente, die auftreten, haben deutsche Namen. Nur Fear nicht. Vermutlich macht es im Deutschen keinen Sinn, daß die Angst ein gutaussehender Mann ist. „Mut – Fears Bruder und natürlicher Feind – musterte mich von oben bis unten.“ (S. 39)

Winterseele – Kissed bei Fear ist eine Enttäuschung. Die Liebesgeschichte wirkt aufgesetzt, Elizabeth unecht und ihr Verhalten mit ihren Eltern künstlich, um einen weiteren Konflikt heraufzubeschwören. Dabei geht die eigentliche Geschichte um Elizabeths Leere unter und der Gegenspieler wirkt längst nicht so furchteinflößend, wie er sollte.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Zu viele Themen

Die Wahrheit schmeckt nach Marzipan
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„Das Leben ist wie barfuß laufen. Manchmal habe ich frisches, kühles Gras unter den Füßen. Manchmal weiche Tannennadeln, warm von der Sonne und federnd bei jedem Schritt. Aber die meiste Zeit stolpere ...

„Das Leben ist wie barfuß laufen. Manchmal habe ich frisches, kühles Gras unter den Füßen. Manchmal weiche Tannennadeln, warm von der Sonne und federnd bei jedem Schritt. Aber die meiste Zeit stolpere ich über spitzen, harten Kies, mit zusammengebissenen Zähnen, und versuche nicht zu schreien.“ (S. 153)

Die Wahrheit schmeckt nach Marzipan reißt zu viele Themen an, die irgendwie Platz in der Geschichte finden müssen: Trauer, Ärger mit der Mutter, Sanna, Timo und der christliche Glauben, Frau Möller und Prinz Eugen, und ein Brief von Tallys verstorbenem Vater.
Tallys Trauer und ihr daraus resultierendes Verhalten sind für mich nicht nachvollziehbar, da sie besonders empfindlich und teilweise überreagierend erscheint, sodaß ich sie nicht ernst nehmen kann. Einerseits zieht sie sich in sich selbst zurück, vergleicht das mit einer einsamen Insel, andererseits sehnt sie sich nach körperlicher Nähe und Verständnis, aber weder von ihrer besten Freundin Sanna, noch von ihrer Mutter. Mit der Trauer treten die Teenager-Hormone zu Tage, denn sie möchte von starken, männlichen Armen gehalten werden, am besten denen von Mr.Wow.
Nur bei der betagten Frau Möller fühlt sich Tally leicht und ruhig, denn Frau Möller erwartet nichts von ihr und erfreut sich an der Gesellschaft. Als sie ein Foto von ihrem verstorbenen Onkel Eugen zeigt, ist es für Tally „Liebe auf den ersten Blick“ (S. 69) und sie beschließt, eine alternative Geschichte über ihn zu schreiben, in der sie ihre romantischen Phantasien ausleben kann. Diese Geschichte hebt sich in kursiv vom Rest des Geschehens ab.

Talitha Kramer, genannt Tally, erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Sie beginnt mit der Beerdigung ihres Vaters und mit der unendlichen Trauer einer verlorenen Tochter. Mir ist bewusst, daß jeder anders trauert, einige besser damit umgehen können als andere, manche sich zurückziehen oder alles hinausschreien. Trotzdem ist Tallys Fluchtinstinkt in sich selbst und aus Situationen, die ihr unangenehm sind, unverständlich, sogar für sie selbst.

Der Ärger mit der Mutter kommen wie typische Teenagerprobleme vor. Ihre aufgeflammte Liebesbeziehung zu ihrem ehemaligen Chef erscheint nicht nur für Tally übereilt. Es wirkt, als hätte die Mutter schon vor dem Tod von Tallys Vater eine Beziehung zu diesem Mann gehabt, was unnötig mehr Probleme zwischen Tally und ihrer Mutter forciert.

Neben der Trauer, der erdachten Liebesgeschichte, dem Ärger mit der Mutter, gibt es noch Tallys eigene Liebesgeschichte. Dabei kommt das Gefühl auf, die Autorin möchte nicht nur Tally vom christlichen Glauben überzeugen, die bis dahin überzeugte Nichtgläubige, aber von der Gemeinde um Sanna und Timo fasziniert ist. Niemand ist so hilfsbereit in einer anonymen Großstadt, wie diese christliche Gemeinde.
Vielleicht sollen die Gespräche über Gott und den christlichen Glauben der oberflächlichen Beziehung zwischen Mr. Wow und Tally mehr Tiefe geben. Dies verdrängt sogar den Missmut über das „Gendern“ in Tallys Gedanken: „Ich finde, das sollte »Versorgungsbeauftragte*r heißen.“ (S. 137). Man zeige mir einen 16jährigen Teenager, der in Gedanken den Gender-Stern verwendet!

Die Wahrheit schmeckt nach Marzipan ist ein übervolles Buch, was vor allem den Geschmack von Marzipan vermissen lässt, da Tally keines isst.

„Vergiss nie, dass es immer etwas geben wird, was du noch nicht weißt. Das macht die Sache spannend, verstehst du?“ (S. 333)

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Veröffentlicht am 19.01.2021

sie dreht sich im Kreis

Die Tierkriegerin und das Ende der Menschheit
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„Ob die Menschheit und die Erde überleben würden, lag einzig und allein an uns.“ (S.242)

Alannah lebt in einem Käfig im Keller ihrer Eltern, bis sie in die Klinik auf der Shetland-Insel eingewiesen wird. ...

„Ob die Menschheit und die Erde überleben würden, lag einzig und allein an uns.“ (S.242)

Alannah lebt in einem Käfig im Keller ihrer Eltern, bis sie in die Klinik auf der Shetland-Insel eingewiesen wird. Dort hat sie zunächst das Gefühl, endlich nicht mehr isoliert zu leben und daß ihr geholfen wird. Doch schnell holen die Zweifel und das Misstrauen allen anderen gegenüber sie ein und sie isoliert sich wieder.
Im Prinzip verrät der Klappentext alles, was bis zur Apokalypse passiert. Es fehlen lediglich Alannahs Zweifel gegenüber der Klinik, den Menschen darin und der ganzen Troll-Apokalypse . Ihre Ängste und Misstrauen ziehen die Geschichte regelrecht in die Länge, dafür, daß das befürchtete Ragnarök nicht nur schnell vorbei sondern auch erschreckend unspektakulär ist. Keine aufregenden Kampfszenen, keine Handgemenge, einfach nichts spannendes.
Mich irritiert auch die nordische Mythologie auf den schottischen Inseln, da ich mit Schottland eher Druiden und Elfen als Asen-Götter und Ragnarök verbinde.

Die Tierkriegerin und das Ende der Menschheit klang nach einem spannenden Urban-Fantasy-Roman mit nordischer Mythologie gespickt. Alannah ist ein zwiespältiger Charakter, der sich mit den eigenen Gedanken im Kreis dreht und nicht voran kommt, während Ragnarök so schnell vorbei war, wie es gekommen ist. Mir fehlte die Spannung im gesamten Buch und ich werde die Reihe nicht weiter lesen.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Ich habe nicht rein gefunden

Paracelsus - Auf der Suche nach der unsterblichen Seele
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In diesem Roman geht es, wie der Titel schon sagt, um Paracelsus und seine Suche nach der Seele. Nachdem ihm die Forschung an Leichen verboten wurde, sucht er andere Wege, um sie zu finden. Nebenbei widmet ...

In diesem Roman geht es, wie der Titel schon sagt, um Paracelsus und seine Suche nach der Seele. Nachdem ihm die Forschung an Leichen verboten wurde, sucht er andere Wege, um sie zu finden. Nebenbei widmet sich sein bester Freund Casper wieder mehr dem Medizinstudium, während Paracelsus keine Vorlesungen mehr besucht. Aber auch die politischen Geschehnisse stehen nicht still und vermengen sich immer mehr mit der Kirche.
Ich war neugierig auf das Buch, habe jedoch nicht so richtig hineinfinden können. Der Schreibstil ist anstrengend, da er vor allem aus kurzen Hauptsätzen und vielen Namensnennungen besteht. Obwohl die Geschichte verschiedene Erzählstränge hat, die auch jedem Charakter gut zuzuordnen sind, konnte mich der Perspektivwechsel nicht fesseln.
Nach 200 Seiten habe ich das Buch abgebrochen. Das spannendste waren die medizinischen Praktiken, die Paracelsus sich selbst beigebracht hat, um Bauern das Leben zu retten. Doch diese kommen viel zu kurz. Stattdessen werden die religiösen und politischen Intrigen ausgeschmückt und Paracelsus Weg kommt viel zu kurz.
Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele konnte mich nicht packen, obwohl ich anfangs sehr gespannt war.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Nichts Neues

Die Erwählten - Tödliche Bestimmung
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„Allmählich verstand sie die Unrealisten – wie konnte man der Wirklichkeit trauen, wenn sie so leicht zu manipulieren war?“ (S. 315)

Schon zu Beginn des Buches zeichnete es sich ab, daß ich es nicht mag. ...

„Allmählich verstand sie die Unrealisten – wie konnte man der Wirklichkeit trauen, wenn sie so leicht zu manipulieren war?“ (S. 315)

Schon zu Beginn des Buches zeichnete es sich ab, daß ich es nicht mag. Die Protagonistin Sloane ist mehr als unsympathisch. Ihre Freunde sind zwar etwas freundlicher als sie, aber dadurch nicht wesentlich erträglicher.
Die Erwählten ist in drei Teile unterteilt. Im ersten geht es um die fünf Erwählten Sloane, Matt, Ines, Esther und Albie, die vor 10 Jahren den Dunklen besiegt haben. Jeder geht anders mit diesem Sieg um. Matt ist „der Erwählte“, der Anführer ihrer Gruppe, charmant und weiß die Annehmlichkeiten als Retter der Welt zu würdigen. Esther ist eine gefragte Instagram-Ikone und kümmert sich um ihre kranke Mutter. Sloane möchte am liebsten allein gelassen werden und versucht ihren Kummer zu verbergen, und Ines und Albie sind belanglose Nebenfiguren in dem Fünfergespann.
Gerade als es kaum noch langweiliger werden könnte, geschieht im zweiten Teil etwas. Drei der Auserwählten werden in ein Paralleluniversum gezogen, in dem Magie schon lange existiert und zum Alltag gehört. Sloane beginnt sich noch egoistischer zu benehmen und wird noch unausstehlicher. Obwohl es viele Gemeinsamkeiten zwischen diesen Parallelwelten gibt, ist Genetrix, wie sich die neue Welt nennt, ganz anders. Trotzdem gibt es auch dort einen Dunklen und es muss einen Erwählten geben, der diesen besiegt.

„Niemand bereitet einen darauf vor, was danach kommt. Alle denken, man findet es schon irgendwie selbst heraus.“ (S. 498)

Veronica Roth hat mit ihrer Bestimmungs-Reihe einen Hype geschaffen, dem auch ich erlegen war. Deswegen war ich neugierig, wie ihr neues Buch ist, das vom Titel und der Aufmachung stark an Die Bestimmung erinnert. Sie versucht zwanghaft politisch korrekt zu sein, obwohl Politik irrelevant für die Geschichte ist.
„»Was halten Sie von der >Erwählte sind alle gleich←Bewegung, die sich in den letzten Jahren formiert hat?«, frage ich. […]
Sloane nimmt kein Blatt vor den Mund. »Ich finde das rassistisch.«
»Es gibt Leute, die finden es sexistisch, Matt aus der Gruppe hervorzuheben«, wende ich ein.“ (S. 19)
Es ist also rassistisch, den dunkelhäutigen Matt nicht als „den Erwählten“ anzusehen, obwohl die oben genannte Gruppierung für eine Gleichberechtigung aller Erwählter ist. Wenn einer seiner hellhäutigen Freunde sich als „der Erwählte“ aufspielen würde, wäre das vermutlich auch wieder rassistisch.
„Stell dir vor, am Ende würden sie mich hier wegen meiner Hautfarbe diskriminieren.“ (S. 378) Außer diesen Erwähnungen von Rassismus ist die Hautfarbe der fünf Erwählten zu keinem Zeitpunkt wichtig oder wäre im Geschehen aufgefallen. Warum also mit Macht den Fokus darauf legen?
Als die Prätorin Aelia in Genetrix einmal von dem Erwählten und ein anderes Mal von der Erwählten spricht, wird diskutiert, inwiefern es sich um ein und dieselbe Person handelt. „Aber vielleicht hat Aelia sich auf jemanden, bezogen, der trans ist, und die Pronomen durcheinandergebracht.“ (S. 360) Obwohl sich Genetrix vermutlich in den 1970er Jahren von unserer Erde abgespalten und parallel entwickelt hat und alles darauf hinweist, daß die Menschen dort völlig anders sind, ziehen die drei Erwählten lieber ein drittes Geschlecht als eine Lüge in Betracht.

Sloane, die eigenwillige Protagonistin dieses Buches, hat seltsame Gedankengänge. Vor allem einer ist mir negativ aufgefallen, weil er sehr willkürlich wirkt. Sie schleicht nachts im Haus herum und begegnet einem der Bewohner. „Sloane war froh, dass sie in der Nacht ihren BH anbehalten hatte.“ (S. 227) Das einzige, was vorher an Kleidung erwähnt wurde, waren ihre Stiefel, die sie angezogen hat. Warum also war sie froh, einen BH anzuhaben? Weil sie in einem fremden Haus, in dem sie vorerst in ihrem Zimmer bleiben sollte, wider erwartend anderen Menschen begegnet ist?
Außerdem hat sie in Genetrix eine Hassliebe für Orange entwickelt, die nicht nachvollziehbar ist, da generell knallige Farben in dieser Welt in Mode sind. „Sloane war noch nie in ihrem Leben so froh gewesen, einen orangen Lippenstift zu sehen“ (S. 351)

Die Erwählten – Tödliche Bestimmung beschäftigt sich mit den psychischen Problemen, die Teenager erleiden, wenn sie die Welt gerettet haben, mit den weltlichen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten, mit einer holprigen Theorie zu Parallelwelten und Magie. Zusammengefasst klingt es ebenso langweilig und langatmig, wie es ist. Der Unterschied zu allen anderen Romanen ist, daß die Welt bereits einmal gerettet wurde und die Helden deswegen alle auf ihre Art gezeichnet sind. Davon abgesehen ist alles gleich: es gibt eine Bedrohung und die Welt muss gerettet werden. Inwiefern dieser „Fantasy-Roman für Erwachsene“ (siehe Klappentext) sein soll, erschließt sich mir nicht, da die Charaktere sich wie Jugendliche benehmen und alles andere auch eher an ein Jugendbuch erinnert.

„Manchmal fragte sich Sloane, ob die Welt es überhaupt wert gewesen war, gerettet zu werden.“ (S. 83)

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