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Veröffentlicht am 15.02.2021

Ermittlungen rund um ein Luxusbordell in St. Tropez

Mord am 14. Juli
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Luc Winger hat mir mit einem neuerlichen Fall mit Lucie Girard wiederum Lesevergnügen bereitet. Der Krimi ist so flüssig und leicht geschrieben und war auch so spannend, dass ich das Buch fast in einem ...

Luc Winger hat mir mit einem neuerlichen Fall mit Lucie Girard wiederum Lesevergnügen bereitet. Der Krimi ist so flüssig und leicht geschrieben und war auch so spannend, dass ich das Buch fast in einem Zug ausgelesen habe.
In St. Tropez feiert man den Nationalfeiertag, den 14. Juli, mit Paraden und der Enthüllung einer Statue. In der darauf folgenden Nacht wird eine nackte tote Frau auf dieser Statue deponiert.
Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt Lucie Girard nicht nur auf einen korrupten Bürgermeister, ein geheimnisumwittertes Nobelbordell, eine seltsame Sekte und Erpressung, sie muss sich auch gegen ihre Vorgesetzten durchsetzen, die aus Rücksicht auf die im Bordell verkehrende High Society ihre Nachforschungen einbremsen wollen.
Die Charaktere der im Fall verwickelten Personen sind überzeugend gezeichnet, die diversen Handlungsfäden verbinden sich am Ende aufklärend und schlüssig, das Ende überrascht.
Abgesehen von der stets packenden Handlung und dem sympathischen Ermittlerteam genieße ich bei dieser Krimiserie auch immer das französische Flair, das in den Schilderungen des Umfelds stets mitschwingt, die französischen Wortbrocken, das französische Essen, die französische Landschaft.
Dass die Handlung in den 70er Jahren spielt, ist mit ein Kriterium, warum ich diese Serie so mag. Die Technik ist Nebensache, keine Internetrecherchen, kein Handy, keine ständige Erreichbarkeit und Lucie hält ihre Beobachtungen noch in einem altmodischen Notizbuch fest.

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Mordermittlung im noch geteilten Berlin der 70er Jahre

Tot im Teufelssee
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Ich bin mit diesem Buch nicht nur in das mir gänzlich unbekannte Berlin eingetaucht, sondern auch in die Welt der 70er Jahre zurückversetzt worden. Obwohl ich mich in dieser Stadt überhaupt nicht auskenne, ...

Ich bin mit diesem Buch nicht nur in das mir gänzlich unbekannte Berlin eingetaucht, sondern auch in die Welt der 70er Jahre zurückversetzt worden. Obwohl ich mich in dieser Stadt überhaupt nicht auskenne, so wurde mir die Stimmung, diese Trennung Ost-West, die verschiedenen Stadtteile, die eher verkommenen ebenso wie die der Reichen gut vermittelt, auch das Berlinerische kam nicht zu kurz und trug dazu bei, dass die Personen authentischer wurden.
Zudem genoss ich auch das Flair der 70er Jahre, erkannte so manchen Schlagerhit aus jener Zeit, erfreute mich an Dingen wie Autos mit Kotflügeln oder Telefonen mit Hörern. Es wurde mir auch bewusst, wie "jung" manche soziale Errungenschaften eigentlich sind, obwohl man meint, es gebe sie schon "ewig", wie manche Rechte der Frauen (wie z.B. einen Beruf ausüben zu dürfen ohne Zustimmung des Partners, der Abtreibungsparagraf usw.)
Die zwei Todesfälle, es dauert einige Zeit, bis sich klärt, ob es sich um Unfälle oder Morde handelt, sind nicht tagtäglich, die Zusammenhänge und die Lösung interessant, wenn auch schon vor dem fulminanten Ende zum Teil erahnbar.
Das Ermittlerduo ist sympathisch charakterisiert und wird dadurch, dass auch deren Privatleben in die Handlung verwoben ist, emotionaler und lebendiger. Gerne würde ich deren Lebensgeschichte weiterverfolgen.
Auch sprachlich und vom Erzählstil her fand ich das Buch angenehm zu lesen.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Mord, Intrigen, Erbschaftsstreit mit juristischen Finessen

Deichbrückenmord in Bensersiel. Ostfrieslandkrimi
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Ein Jogger wird erschlagen aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass es sich bei ihm um einen der Kontrahenten in einem kniffligen Erbschaftsstreit handelt.
Der in Ostfriesland spielende Kriminalfall basiert ...

Ein Jogger wird erschlagen aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass es sich bei ihm um einen der Kontrahenten in einem kniffligen Erbschaftsstreit handelt.
Der in Ostfriesland spielende Kriminalfall basiert auf einer Sonderregelung im Erbrecht, die nur in einigen deutschen Bundesländern gilt, auf der sog. Höfeordnung. Das bedeutet, ein landwirtschaftlicher Betrieb wird nicht wie sonst im Erbrecht auf alle Erben aufgeteilt, sondern nur auf einen Hoferben übertragen, damit ein funktionsfähiger Betrieb erhalten bleibt.
Im Zuge der Suche nach dem Mörder des Hoferben stoßen die Ermittler auf Intrigen, gierige Verwandte und unsaubere Vereinbarungen der übrigen Erbschaftsberechtigten mit einem Windpark-Unternehmen sowie auf einige Anrainer, die an Grundstücken aus der Erbmasse interessiert sind, um eigene Projekte vorantreiben zu können.
Ein kniffliger Fall, der trotz zahlreicher juristischer Ausführungen nicht an Spannung verliert. Es mangelt auch nicht an Verdächtigen, sodass man als Leser seine eigenen Vermutungen anstellen kann, bis letztlich mit einer überraschenden Wendung der wahre Täter entlarvt und dingfest genommen wird.
Der Erzählstil ist flüssig, das Buch liest sich leicht, ist dialektfrei in Hochdeutsch verfasst, obwohl man in diesem Landstrich vermutlich einen (für nicht Ansässige wohl schwer bis gar nicht verständlichen) ostfriesischen Dialekt spricht. Dennoch erfährt man so einiges über Traditionen und Gebräuche.
Die beiden Kommissare, ein Ehepaar, fand ich sympathisch, harmonisch und gut aufeinander eingespielt, die dienstlichen Abläufe sind sehr anschaulich geschildert, doch das Private wird eher nur oberflächlich gestreift, intensivere Emotionen bleiben verborgen, sodass mir die beiden als Persönlichkeiten zu wenig einprägsam waren - hier fehlt mir möglicherweise deren Entwicklung während der elf vorhergehenden-Bände.
Gesamt gesehen war es ein spannender und informativer Krimi, der Lesevergnügen bereitet und Lust auf mehr gemacht hat.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Biber und viel kriminelle Energie in einem idyllschen bayrischen Dorf

Bibergeil
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Man sollte es nicht für möglich halten, wieviel kriminelle Energie in den Bewohnern eines idyllischen bayrischen Dörfchens an der tschechischen Grenze steckt! Polizeikommissar Karl Holzinger hat jedenfalls ...

Man sollte es nicht für möglich halten, wieviel kriminelle Energie in den Bewohnern eines idyllischen bayrischen Dörfchens an der tschechischen Grenze steckt! Polizeikommissar Karl Holzinger hat jedenfalls alle Hände voll zu tun. Dabei beginnt alles ganz harmlos mit ein paar Bibern, deren Grabungen den Schutzwall gegen Hochwasser bedrohen, weswegen die Dorfbevölkerung besorgt und aufgebracht ist. Nicht nur, dass des nachts die Biberburg gesprengt wird, liegt einige Tage später sogar ein Ermordeter darauf.
Durch den flüssigen und lockeren Schreibstil ist man rasch in die Handlung involviert und lernt die Dorfbevölkerung und vor allem Polizeikommissar Karl Holzinger und seinen Onkel Max Leitner kennen, ein sympathisches Ermittlerduo, so nach und nach offenbart sich auch ein Geheimnis aus Karl Holzingers Jugend.
Es sind mehrere Handlungsstränge, die aber geschickt miteinander verwoben sind, den Roman spannend gestalten, für stete Wendungen und Überraschungen sorgen und letztendlich furios entwirrt und die Fälle gelöst werden, teilweise auch auf recht originelle Art und Weise.
So en passant lernt man auch so einiges über Biber. Wer weiß denn schon, dass Bibergeil ein übelriechender Duftstoff ist!?
Ich verbrachte mit diesem Buch vergnügliche Lesestunden und freue mich schon auf weitere Fälle, die dieses Duo lösen muss.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Real anmutende Lebensgeschichte einer Agentin

Die Agentin
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Agentenfilme und -romane kannte ich bislang eher nur auf der Basis von James Bond 007. Ich verfüge daher über kaum Vergleichsmöglichkeiten in diesem Genre. Ich wusste auch nicht, dass es hierzu eine Verfilmung ...

Agentenfilme und -romane kannte ich bislang eher nur auf der Basis von James Bond 007. Ich verfüge daher über kaum Vergleichsmöglichkeiten in diesem Genre. Ich wusste auch nicht, dass es hierzu eine Verfilmung gibt. Dennoch hatte ich eine gewisse Vorstellung von dem Buch, als ich beschloss, es zu lesen. Es entpuppte sich als weitaus packender als ich erwartet hatte.
Auch wenn in der Einleitung extra darauf verwiesen wird, es sei eine wahre Geschichte, die in Wirklichkeit nicht geschehen ist, die hätte geschehen können, so wirkten die geschilderten Details über die Agententätigkeit doch sehr realistisch. Zudem hatte auch der Autor viel Jahre für den militärischen Nachrichtendienst gearbeitet. Da liegt doch die Vermutung nah, dass hier vieles aus der realen Praxis entnommen wurde.
Kurz zum Inhalt. Die Agentin Rachel, die viele Jahre unter der Obhut ihres Verbindungsführers Ehud für den Mossad undercover brenzlige Aufträge im Feindesland, irgendwo im arabischen Raum, ausgeführt hat, schließlich ins Zivilleben zurückgeholt wurde, nützt das in London (woher sie als junge Frau nach Israel ausgewandert ist) stattfindende Begräbnis ihres Vaters, um zu verschwinden. Da sie über umfangreiches Geheimwissen verfügt, kann das der Geheimdienst nicht akzeptieren. Die Suche nach ihr beginnt. Mit Hilfe von Ehud, der Rachels Werdegang und ihre Aufträge im Geiste Revue passieren lässt, um zu ergründen, wohin sie sich abgesetzt haben könnten.
Der Erzählstil, teilweise wird aus Rachels Perspektive, aber primär aus Sicht von Ehud berichtet, ist packend und zeigt in beklemmender Weise, unter welchen Bedingungen AgentInnen arbeiten, ein Leben unter einer erfundenen Identität führen, mit welchen Ängsten sie umgehen, welche Risken sie eingehen müssen, dass sie stets auf der Hut sein müssen, was sie sagen, mit wem sie Kontakt pflegen, dass sie sich nie offen zeigen können, ihre Gefühle, ihre Wünsche, ihre Sehnsüchte, ihre eigenes Leben nie ausleben dürfen.
Es ist ist eine dramatische, drastische und erschütternde, sehr spannende Geschichte, auch wenn die diversen Einsätze im Nachhinein geschildert werden, man also weiß, dass sie erfolgreich verlaufen sind, so ist man als Leser dennoch fasziniert und gefesselt über die Vorgangsweise.
Rachels Schicksal ist, auch wenn sie durchaus Glück und Liebe erfahren darf, dennoch von ihrer Geheimdiensttätigkeit geprägt und beschattet, tragisch in den Verlusten, psychischen Belastungen, einer gewissen Einsamkeit, den Zwängen und der damit verbundenen Unfreiheit.
Mich hat das Buch sehr gepackt, egal wieviel davon der Wahrheit auch entsprechen mag.

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