Zwei Frauen auf der Suche nach Liebe. Ein wunderbarer Roman über Liebe und Freundschaft, in dem Glück und Leid nah beieinander liegen
Das LiliencottageDas Model Sharon Leclerque könnte eigentlich glücklich sein. Sie hat in dem attraktiven Männermodel Ben einen Mann gefunden, der sie liebt und dazu einen gut bezahlten Job. Doch mittlerweile ist sie in ...
Das Model Sharon Leclerque könnte eigentlich glücklich sein. Sie hat in dem attraktiven Männermodel Ben einen Mann gefunden, der sie liebt und dazu einen gut bezahlten Job. Doch mittlerweile ist sie in einem Alter, in dem sie viele Opfer bringen muss, damit sie noch mithalten kann mit der blutjungen Jugend. Schon eine Weile hat sie Essstörungen; hat noch nicht begriffen, dass sie Gefahr läuft, direkt in eine Magersucht abzudriften.
Als Ben ihr einen Heiratsantrag macht, ihr dabei allerdings auch zu verstehen gibt dass er Kinder mit ihr will, lehnt Sharon schweren Herzens ab. Denn sie hatte als Tochter einer berühmten Konzertpianistin, keine schöne Kindheit und möchte es verhindern, dass es ihren Kindern später einmal genauso geht. Sharon Eltern waren praktisch nie zu Hause und hätte es nicht die gutherzige Theodora gegeben, der Sharon eines Tages an den Klippen von Guernsey begegnete und die, im Laufe der Jahre, zu einem Großmutterersatz für das junge Mädchen wurde, wäre ihr Leben noch einsamer und liebloser verlaufen.
Gekränkt verlässt Ben sie, schlägt vor, die Beziehung auf Eis zu legen. Und Sharon lässt sich darauf ein, stürzt sich danach noch mehr in ihre Arbeit, bis sie während eines Jobs auf dem Laufsteg einen Schwächeanfall erleidet.
Ihr Auftraggeber macht ihr klar, dass er nie wieder mit ihr arbeiten will. Sharon beschließt England für eine Weile den Rücken zu kehren. Sie will neue Kraft tanken und kehrt dafür heim nach Guernsey, ins Lilienhaus, wo Theodora lebt.
Die alte Frau ist überrascht, als Sharon vor ihr steht. Schon lange hatte sie nichts mehr von ihr gehört, doch sie ahnt gleich, dass Sharon große Probleme mit sich herum schleppt. Auch fällt ihr sogleich auf, dass Sharon extrem untergewichtig ist. Theodora beschließt Sharon wieder aufzupäppeln in ihrem Cottage, dem Lilienhaus. Die alte Dame ahnt da noch nicht, dass auch sie bald auf Sharons Hilfe angewiesen sein wird…
Als Historical Romance Fan, ist mir Rebecca Michéle, schon lange ein Begriff, ihre Historicals sind gut geschrieben, doch mittlerweile ist die Autorin auch in anderen Genres zu Hause. Unter dem Pseudonymen Ricarda Martin oder Michelle Ross, schreibt sie etwa geheimnisvolle Familiensagen und auch ihre Krimis sind sehr erfolgreich.
Ihre Krimis zu lesen, hatte ich bislang noch nicht das Vergnügen, doch mag ich ihre Romane, in denen es darum geht, dass dunkle Familiengeheimnisse aufgedeckt werden müssen, eigentlich am liebsten. Und so freute ich mich auch sehr auf das Lesen ihres aktuellen Romans „Das Liliencottage“.
Die Romanheldinnen dieser Geschichte haben eines gemeinsam. Beide haben in ihrem Leben bislang nicht viel Liebe erfahren. Allerdings hat es Theodora noch sehr viel schwerer gehabt, als Sharon. Die Autorin erzählt Sharons und Theodoras Werdegang in abwechselnden Kapiteln und ich muss zugeben, dass mich Theodoras Story doch noch ein Tickchen mehr in den Bann gezogen hat. Theodora überlebte nicht nur einen tragischen Unfall, der ihr Narben im Gesicht und körperliche Versehrtheit bescherte, sie musste auch die deutschen Besatzer auf Guernsey während des 2. Weltkriegs erdulden. Man erfährt nebenbei viel Wissenswertes über die historischen Ereignisse von einst, die Ricarda Martin einflicht, spart dabei auch nicht an tragischen Momenten, so dass einem die Lektüre ziemlich unter die Haut geht.
Manches Mal war es mir auch ein wenig zuviel, zudem war für mich nicht nachvollziehbar, wieso Theodora, die zwei Morde beobachtete, am Leben gelassen wurde. Und ich hätte mir gewünscht, dass Sharons Liebesgeschichte noch ein wenig ausführlicher und dialogreicher erzählt worden wäre. Die Romanheldin pendelt doch eine Spur zu unschlüssig zwischen den verschiedenen Männern hin und her.
Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten, hat mich „Das Liliencottage“ jedoch begeistern können. Die Autorin versteht es die Neugierde ihrer Leser zu schüren und Theodoras Story hat es in sich. Ich habe dieses Buch an einem Nachmittag und Abend ausgelesen und konnte es zwischenzeitlich nicht weglegen. Empfehlen würde ich es Lesern ab dreißig Jahren, das der Erzählstil etwas ruhiger gehalten ist.
Kurz gefasst: Zwei Frauen auf der Suche nach Liebe. Ein wunderbarer Roman über Liebe und Freundschaft, in dem Glück und Leid nah beieinander liegen