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Veröffentlicht am 26.07.2021

Lesenswert!

Die Seelenheilerin
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Cordelia ist die Tochter einer bereits verstorbenen Schauspielerin, die zusammen mit ihrer Tante Hester, für die sie eine große Zuneigung hegt, in eher ärmlichen Verhältnissen in London lebt. Wie ihre ...

Cordelia ist die Tochter einer bereits verstorbenen Schauspielerin, die zusammen mit ihrer Tante Hester, für die sie eine große Zuneigung hegt, in eher ärmlichen Verhältnissen in London lebt. Wie ihre Tante Hester und ihre Mutter, wird auch Cordelia Schauspielerin und da sie mit einem attraktiven Äußeren gesegnet ist und jede Menge Talent hat, erntet sie selbst in den höchsten Kreisen Ruhm und Interesse.
Auch Lord Ellis bemüht sich um sie und Cordelia, die sich in den charismatischen Adligen verliebt hat, willigt in seinen Antrag den er ihr macht, sogleich überglücklich ein, auch wenn sie von ihre geliebten Tante, die eher nüchtern denkt, ausdrücklich gewarnt wird, einen Mann aus höheren Kreisen zu heiraten.

Cordelia jedoch schlägt alle Warnungen in den Wind und lebt fortan mit ihren drei Kindern auf einem abgelegenen Grundbesitz in Wales. Ihr Mann, der Lord lässt sich nur noch sehr selten sehen, doch dann geschieht etwas Unfassbares, dass Cordelia und ihre Kinder unwiederbringlich trennen wird...

Jahre später, nach dem Tod ihrer Tante, die ihr die Gabe des „Magnetisieren“ vererbt hat, beschließt Cordelia zusammen mit ihrer besten Freundin Rillie Spoons ein „Magnetisierungsstudio“ aufzumachen, da beiden klar ist, dass ihre Jahre als Schauspielerinnen gezählt sind und sie eine neue Einnahmequelle benötigen, wollen sie nicht in Armut leben.

Und Cordelias Plan ist erfolgreich. Da das „Heil-Magnetisieren“ gerade groß in Mode ist, strömen die Leute zu den beiden Freundinnen und holen sich von ihnen nebenbei auch gute Ratschläge ein. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges wird Cordelia jedoch mit ihrer eigentlich abgeschlossenen Vergangenheit konfrontiert, die ihr viel Freude aber auch viel Trauriges bescheren wird und sie sogar am Ende in Lebensgefahr bringt...

Zunächst einmal gewährt die Autorin mit ihrem historischen Roman einen informativen Einblick der in die Richtung esotorischer Heilkünste geht. Das Magnetisieren gehört zur Vorform der heute bekannten Hypnose und erweckte schon im viktorianischen Zeitalter allgemeines Interesse.

Um dieses wie ich finde sehr interessante Thema, das jedoch eher behutsam am Rande eingebunden wird, strickte sie eine Geschichte um zwei sympathische, unverheiratete Frauen Mitte 40, die mutig und einfallsreich ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, um der Armut entfliehen zu können. Während man von Rillie eher nebenbei etwas über ihre Person und ihre Vergangenheit mitgeteilt bekommt, ist Cordelia in diesem Buch eindeutig die Hauptperson.

Man erfährt zunächst wie ihre Kindheit verlaufen ist; einige Dinge davon haben mich sehr berührt und dazu geführt, dass ich sie trotz ihrer nach außen hin eher verschlossenen Art auf Anhieb in mein Leserherz geschlossen habe. Auch ihr weiteres Schicksal dürfte keinen Leser kalt lassen und man hofft und bangt, lacht und weint mit ihr mit. Während die erste Hälfte des Buches Cordelias Vergangenheit behandelt, wird die zweite Hälfte dann unvermutet spannend und zum historischen Krimi.

Mir hat der literarische Ausflug ins viktorianische Zeitalter und der unterhaltsame Einblick ins „Magnetisieren“ sehr gut gefallen. Den Hauptgrund dafür liefert aber die mitreißende Geschichte über Cordelia.

Der Roman ist keine „schwere Kost“ und ist auch als Strandlektüre durchaus zu empfehlen. Die über 500 Seiten lassen sich dank des eingängigen Schreibstils der Autorin wie im Flug lesen.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Sehr empfehlenswerter, beklemmender Suspenseroman mit überraschendem Ende

Dann schweige für immer
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Grace lebt seit ihrer Kindheit in einem kleinen Dorf in Schottland. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter. Fast alle ihre ehemaligen Freunde leben ebenfalls noch im Ort und haben ein sehr gutes Verhältnis ...

Grace lebt seit ihrer Kindheit in einem kleinen Dorf in Schottland. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter. Fast alle ihre ehemaligen Freunde leben ebenfalls noch im Ort und haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. So könnte Graces Welt doch eigentlich völlig in Ordnung sein, oder? Weit gefehlt!

Eines Tages bekommt Grace einen folgenschweren Anruf. Am anderen Ende ist Orla, Graces frühere beste Freundin, von der sie seit fast fünfundzwanzig Jahren nichts mehr gehört hat. Orla will Grace unbedingt persönlich treffen, um ihr etwas Wichtiges mitzuteilen. Grace ist wie vor den Kopf gestoßen, denn im Grunde ahnt sie schon, was Orla plant. Beide Frauen teilen seit ihrer Jugend ein tragisches Geheimnis, dass, sollte es nach so vielen Jahren Schweigen ans Licht kommen, sogar Graces Ehe gefährden können.

Und Orla ist tatsächlich auf Sühne und Rache aus, sie stellt Grace ein zeitlich sehr knappes Ultimatum, bis sie auspacken wird. Wie soll Grace reagieren? Die Schuld die sie einst auf sich geladen hat, wiegt zu schwer, als dass sie sich ihrem Mann anvertrauen könnte. Stattdessen offenbart sie ihre Sorgen ihrem besten Freund seit Kindertagen, Euan, der Grace stets bei Schwierigkeiten zur Seite stand.

Auch diesmal sichert er ihr seine Hilfe zu, denn Euan, sowie weitere Freunde aus Grace engstem Freundeskreis haben ebenfalls ein großes Interesse daran, dass Orla nicht wieder zurückkehrt in ihre Heimatgemeinde und Geheimnisse aufdeckt, die besser für ewigvergraben geblieben wären...

"Dann schweige für immer" ist eine wohldosierte Mischung aus einer spannenden Erzählung und einem intelligenten Unterhaltungsroman.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus Sicht der Hauptakteurin Grace. Sie lässt uns an Erlebnissen aus ihrem Alltagsleben teilhaben, sowie auch immer wieder in Rückblenden Einblicke in Graces Jugendzeit gewährt werden, wobei Graces tragisches Geheimnis schnell gelüftet wird.

Trotzdem kann der Spannungsbogen konstant aufrecht gehalten werden , denn sobald der Leser erfährt, welches Geheimnis Orla und Grace verbindet, werden Stück für Stück weitere bisherige beklemmende Unklarheiten über die beiden Frauen und auch ihren Freundeskreis aufgedeckt und zwar so fesselnd geschildert, dass man das Buch nicht zur Seite legen mag.

Manche Rückblenden in die Vergangenheit werden zwar eine Spur zu ausführlich erzählt, was zu kleinen Längen führt, aber den sehr guten Gesamteindruck den ich von dem Buch hatte nicht schmälern konnte.

Man kann sich schnell als Leser in die Hauptfigur hineinversetzen und kann ihre Beweggründe, sowohl damals als auch heute recht gut nachvollziehen. Positiv war das Graces Charakter und seelische Verfassung so tiefgründig von der Autorin geschildert wurde. So kann man gut verstehen, wieso sich Grace für ein Leben an der Seite ihres Mannes entschieden hat und wie es zu diversen aufeinanderfolgenden Ereignissen überhaupt kommen konnte.

Kurz gefasst: Sehr empfehlenswerter, beklemmender Suspenseroman mit überraschendem Ende.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Gerade die leisen, melancholischen Untertöne und Momente sind es, die dieses Buch zu einem wunderbaren Lesestoff machen

Liebe und andere Geheimnisse
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Jane und ihre Schwester Tash sind junge Heranwachsende in den 70er Jahren. Während Tash eine typische Vertreterin der "Flower Power" Bewegung wird und sehr beliebt bei den Männern ist, bleibt Jane ein ...

Jane und ihre Schwester Tash sind junge Heranwachsende in den 70er Jahren. Während Tash eine typische Vertreterin der "Flower Power" Bewegung wird und sehr beliebt bei den Männern ist, bleibt Jane ein Mauerblümchen. Sie ist still, schüchtern und immer bestrebt, es ihren Eltern und allen anderen Mitmenschen recht machen zu wollen. Darum fallen Janes und Tashs Eltern aus allen Wolken, als sie eines Tages erfahren, dass ausgerechnet Jane nach einer Studentenparty einen "One Night Stand" hatte und nun schwanger ist, von einem Mitstudenten, dessen Namen sie nicht einmal kennt. Um übles Gerede zu vermeiden, schickt Janes Mutter sie während der Schwangerschaft zu ihre Tante Joan in die Stadt- nach der Geburt soll Jane ihr Kind zur Adoption frei geben, doch als es so weit ist, kann sie es nicht übers Herz bringen, was einige schwerwiegende Folgen für sie haben wird, die sie aber vor allen anderen verbirgt.

Jahre später- Aus dem kleinen Mädchen ist mittlerweile eine Frau geworden. Florence bekommt nun selbst ein Kind und als es das Licht der Welt erblickt, gibt es Jane und Florence endlich einen Grund inniger zueinander finden zu können. Dazu gehört aber auch, dass Janeihre Vergangenheit zunächst aufarbeiten muss...

Für ihren aktuellen Roman wählte Sarah Challis ein berührendes Thema- in ihrem Roman geht es um Mutterliebe - raumübergreifend erzählt, in dem sie die Geschichte einer Familie über zwei Generationen schildert.

Hauptfigur des Buches ist Jane, eine junge Frau, die ungewollt schwanger wird. Die Autorin stellt die Problematik der damaligen Zeit sehr authentisch dar. Während die Jugend gegen die bisher strengen moralischen Grundsätze der Gesellschaft revoltierte, reagierten die "älteren Jahrgänge" weiterhin ablehnend und wie erstarrt auf die neue, ungezwungene Art ihrer Nachkommen, mit dem Sex und Beziehungen umzugehen.

Sehr positiv fand ich, dass Sarah Challis nicht versucht, ihre Romanfiguren ändern zu wollen, damit sie vielleicht etwas sympathischer oder angepasster wirken- sie lässt sie Fehler machen, eventuell diese auch manchmal bereuen, aber nur in einem gewissen Rahmen, der für die einzelnen Figuren vertretbar ist, was sie sehr menschlich wirken lässt.

Zunächst wirkt Jane ein wenig langweilig und zu angepasst, aber je weiter der Leser die Geschichte verfolgt, um so klarer wird ihm auch werden, welch eine starke Kämpfernatur sich hinter Jane eigentlich verbirgt und was sie alles auf sich genommen hat, um ihre Tochter behalten zu können.

Sarah Challis erzählt die Geschichte in einer Art Familiensaga. Die Dialoge der Familienmitglieder wirken sehr lebendig und echt, abgerundet wird der Romanstoff durch einen sehr ruhigen, bildhaften Schreibstil und berührenden Momenten, die ans Herz gehen, ohne jemals kitschig zu wirken.

Gerade die leisen, melancholischen Untertöne und Momente sind es, die dieses Buch zu einem wunderbaren Lesestoff machen. Es ist ein Buch zum Nachdenken geworden, das nach dem Lesen noch lange in mir nachwirkte.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Ein Krimi wie ein Vulkan- von außen scheinbar erkaltet, doch unter der Fassade lodernd und geheimnisvoll, der gehörigen Appetit auf den nächsten Teil macht

Die Nacht der Raben
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Nachdem die beiden besten Freundinnen Sally Henry und Catherine Ross Neujahr ausgiebig gefeiert haben, kehren sie auf einen späteren Umtrunk noch bei dem alten, leicht einfältigen Einzelgänger Magnus Tait ...

Nachdem die beiden besten Freundinnen Sally Henry und Catherine Ross Neujahr ausgiebig gefeiert haben, kehren sie auf einen späteren Umtrunk noch bei dem alten, leicht einfältigen Einzelgänger Magnus Tait ein, der seit dem Tod seiner Mutter ganz allein in seiner Hütte lebt und froh über ein wenig Gesellschaft zu sein scheint. Besonders die dunkelhaarige, schweigsame Catherine hat es ihm angetan und er lädt sie einige Tage später nochmals in seine Hütte ein. Doch dann wird sie nur einen Tag später von der Engländerin Fran Hunter, erdrosselt und im Schnee liegend, aufgefunden.

Die Dorfgemeinde ist entsetzt und vermutet schnell, dass Magnus Tait etwas mit dem Mord zu tun haben muss, denn schon einmal verschwand ein Mädchen auf der kleinen Shetland-Insel und Magnus stand unter Verdacht, ihr etwas angetan zu haben. Da man aber nie eine Leiche fand und es keine Beweise gab, ließ man den alten Sonderling wieder laufen.

Nachdem einer der Polizisten, die im Mordfall ermitteln, Jimmy Perez, Magnus kennen gelernt hat, kann er jedoch nicht so ganz an die Schuld des Mannes glauben und ermittelt fieberhaft in alle Richtungen, um den wahren Mörder zu finden. Dann wird jedoch die Leiche des vor Jahren verschwundenen Mädchens gefunden und da Magnus sich weigert zu reden, wird er nun verhaftet.

Der Fall scheint also gelöst, die Dorfgemeinschaft atmet zufrieden auf und alles könnte wieder seinen geregelten Gang gehen- doch Jimmy Perez hegt immer noch Zweifel an der Schuld des alten Mannes. Wie berechtigt diese Zweifel sind, stellt sich heraus, als noch ein drittes Mädchen während der „Up Helly Aa“, dem jährlichen Wikingerfestival auf der Insel, verschwindet; zu einem Zeitpunkt, als Magnus schon längst im Gefängnis sitzt...

Ann Cleeves hat mit dem ersten Teil ihrer Krimireihe die auf den Shetlandinseln spielt, einen interessanten und unter die Haut gehenden Einstieg für den Leser geschaffen. Besonders brillant ist dabei ihre unglaublich bildhafte und sehr realistisch wirkende Beschreibung der Haupt -und Nebenfiguren.

Untermauert und abgerundet wird sie durch die wechselnden Einblicke in die Gedankenwelt der einzelnen Romanfiguren, so dass man praktisch von Beginn des Romans an, schnell Zugang zu den Bewohnern der kleinen Insel findet.

Einen großen Reiz macht aber auch das Setting des Romans aus. Ann Cleeves gelingt es durch ihren ausdrucksstarken Schreibstil, die Insel, ihre Bewohner und auch die kalte, unwirtliche Jahreszeit lebendig erscheinen zu lassen- man sieht alles so genau vor seinem bildlichen Auge, als wäre man selbst Zeuge des Geschehens, als spüre man selbst den kalten Schnee und den eisigen Wind auf der Haut.

Es mag sein, dass die Handlung ein wenig langsam von der Autorin vorangetrieben wird, doch um dem Leser einen genauen Blick in die Köpfe der eingeschworenen Dorfgemeinschaft und Einblicke in ihre Geheimnisse zu geben und um anzuzeigen, wie schwer es neu hinzugezogene Menschen zunächst haben, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen und akzeptiert zu werden, ist diese träge Langsamkeit meines Erachtens vonnöten.

Wer einen schnellen, actionreichen Krimi lesen möchte, sollte sich daher lieber woanders in dem reichhaltigen Krimi und Thrillerangebot bedienen. Ann Cleeves Roman besticht nicht durch rasante Wendungen oder mörderische Spannung- er ist eher eine Art Charakterstudie über die Menschen- ein Roman in dem die Mördersuche durchaus fesselnd geraten ist, jedoch nicht die Hauptrolle spielt.
Einziges Manko war für mich, dass der Ermittler des Mordfalls zwar eigentlich in alle Richtungen ermittelt, jedoch unrealistisch spät auf die richtige Fährte gelangt.

Kurz gefasst: Ein Krimi wie ein Vulkan- von außen scheinbar erkaltet, doch unter der Fassade lodernd und geheimnisvoll, der gehörigen Appetit auf den nächsten Teil macht.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Interessanter, unterhaltsamer und besonderer Zeitreiseroman, der zum Nachdenken anregt, aber leider zum Teil etwas nüchtern dargeboten wirkt. Eher nichts für romantisch veranlagte Leser!

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
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Leatherhead, Surrey, England, 1815:

Die Ärztin Rachel und ihr Kollege mit Schauspielausbildung Liam, sind Zeitreisende, die aus ferner Zukunft gekommen sind- mit einer höchst wichtigen Mission: Sie sollen ...

Leatherhead, Surrey, England, 1815:

Die Ärztin Rachel und ihr Kollege mit Schauspielausbildung Liam, sind Zeitreisende, die aus ferner Zukunft gekommen sind- mit einer höchst wichtigen Mission: Sie sollen „The Watsons“ retten. Ein Manuskript, das die berühmte Schriftstellerin Jane Austen angeblich ganz fertig stellte, während in der Jetztzeit lediglich Fragmente davon erhalten blieben. Um diesen tollkühnen Plan in die Tat umzusetzen, müssen sie sich mit der Familie Austen vertraut machen. Eine gefälschte Vita, soll es möglich machen, nach der sich die beiden als weit entfernte Verwandte aus Jamaica ausgeben und Jane Austens Bruder Henry um Hilfe bitten wollen, in England Fuß zu fassen.

Zunächst geht ihr Pan auf. Henry ist ein sehr liebeswürdiger und offener Mensch, der allerdings auch gleich die Möglichkeit wittert, lukrative Bankgeschäfte mit dem angeblichen Geschwisterpaar abschließen zu können, das einiges an Vermögen zu besitzen scheint.
Rachel und Liam, oder wie sie sich nun nennen, Mary und Dr. William Ravenswood, freunden sich sehr schnell mit Henry an und als dieser erkrankt, kommt es ihnen zu Gute, dass Rachel fundierte medizinische Kenntnisse besitzt. Das England des 19. Jahrhunderts jedoch, ist eine von Männern dominierte Welt und so muss Liam/William die Rolle des Arztes spielen, während Rachel/Mary ihm heimlich Instruktionen gibt.

Bei einem Krankenbesuch machen die beiden Zeitreisenden schließlich auch die Bekanntschaft mit Jane Austen. Besonders Rachel/Mary ist überwältigt, denn Jane ist humorvoll, intelligent und hat viel Esprit und entspricht somit genau dem Bild, dass sich Rachel/Mary insgeheim von ihr gemacht hat.
Doch Jane ist weniger zugänglich als Henry und so muss sich das falsche Geschwisterpaar sehr ins Zeug legen, um in den familiären Zirkel des Vertrauens aufgenommen zu werden, damit sie endlich zumindest in die Nähe des Manuskriptes gelangen können. Dass Henry sich Hals über Kopf in Mary/Rachel verliebt, könnte da durchaus hilfreich sein. Wenn sie nicht schon insgeheim Gefühle für Liam hegen würde…

Ich entdeckte Kathleen Flynns Zeitreiseroman, der bereits im Jahre 2018 in deutscher Übersetzung erschien, eher zufällig beim Stöbern in preisreduzierten Bücherposten auf einer Internetseite und wurde gleich hellhörig. Zum einen war es das geschmackvolle, wunderschöne Cover, das mich verlockte, dazu liebe ich Zeitreiseromane. Und wenn diese dann auch noch in der Welt der Jane Austen spielen, ist das doch der perfekte Rahmen!
Die Autorin des Romans, Kathleen Flynn, ist laut Klappentext, Redakteurin bei der New York Times. Und wenn ich ganz ehrlich bin, merkt man es dem Schreibstil der Autorin ein wenig an. Zwar drückt sich Kathleen Flynn der Zeitepoche entsprechend, gewählt aus; auch sind die Gespräche, die die Romanfiguren miteinander führen, durchaus scharfsinnig auf den Punkt ausformuliert. Doch fand ich, fehlte es dem Roman für eine Bestbewertung meinerseits, ein wenig an der nötigen Herzlichkeit und Wärme. Über allem schwebt, selbst wenn Angelegenheiten des Herzens behandelt werden, eine gewisse nüchterne Sachlichkeit, so dass romantisch veranlagte Leser, die sich hier eine tolle Liebesgeschichte erhoffen, enttäuscht werden dürften. Sowohl Rachel, als auch Liam sind keine einfach gestrickten Charaktere, noch sind sie übermäßig sympathisch. Zwar hat Rachel durchaus Mitgefühl für andere, doch bleibt sie leider größtenteils genauso reserviert, wie Liam. Dass sich beide überhaupt ineinander verlieben, war für mich ehrlich gesagt nicht nachvollziehbar. Dazu legt Rachel/Mary eine Wankelmütigkeit an den Tag, die mich doch ziemlich störte. Ihre Einstellung zu zwanglosem Sex, geht nicht so wirklich konform mit den sittenstrengen Regeln des 19. Jahrhunderts und so ist ihr freizugiges Benehmen, Henry gegenüber, ein wenig zu dick aufgetragen.

Aber, dennoch ist „Jane Austen- Jagd auf das verschollene Manuskript“ ein besonderes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.
Zum einen regt die Geschichte über zwei Zeitreisende, die aus der fernen Zukunft „anreisen“, welche so völlig anders ist nach dem „großen Sterben“, das Menschen, Tiere und Pflanzenwelt heimsuchte, zum Nachdenken an. Besonders berührend fand ich die Romanpassage, in der die Romanheldin zum ersten Mal Gerüche wahrnimmt, Speisen zu sich nimmt und Tiere erblickt, die es in ihrer Welt längst nicht mehr gibt.
Dazu fand ich, dass es Kathleen Flynn perfekt gelungen ist, die Familie Austen lebensecht darzustellen. Deren Welt ist recht beschaulich, doch ich fand das historische Flair, das dieser Roman verströmt, sehr gut getroffen.
Einige Rezensenten bemängelten das ungewöhnliche Ende des Romans. Zugegeben, wir Menschen glauben, dass Zeitreisen, wären sie möglich, gewissen Regeln unterliegen müssten. Etwa, dass man den natürlichen Verlauf nicht stören oder ändern darf, weil Veränderungen in der Geschichte heftige Konsequenzen haben könnten in der Gegenwart. Die Autorin spielt hier ein wenig, so viel kann ich ruhig sagen ohne zuviel zu spoilern, mit der Idee von Parallelwelten, spart aber auch nicht gewisse Gefahren, die damit einhergehen, aus. Und ehrlich gesagt fand ich ihren Lösungsvorschlag gut. Wobei ich besonders die Frage, ob Jane Austen, dennoch einen solch großen Stellenwert in der Literatur eingenommen hätte, wenn mehr Bücher von ihr erschienen wären, bzw. sie länger gelebt hätte, spannend fand.


Kurz gefasst: Interessanter, unterhaltsamer und besonderer Zeitreiseroman, der zum Nachdenken anregt, aber leider zum Teil etwas nüchtern dargeboten wirkt. Eher nichts für romantisch veranlagte Leser!

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