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Veröffentlicht am 23.02.2024

Kann KI ein gefährliches Eigenleben entwickeln? Packender, atmosphärischer Escape Room Thriller mit feinen Horroreffekten gespickt

Die Burg
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Milliardär Nevio hat sich einen Kindheitstraum erfüllt- er hat eine mächtige Burganlage erworben, die er liebevoll und akribisch umbauen lassen hat, zu einer modernen, von einer KI betriebenen Escape Room ...

Milliardär Nevio hat sich einen Kindheitstraum erfüllt- er hat eine mächtige Burganlage erworben, die er liebevoll und akribisch umbauen lassen hat, zu einer modernen, von einer KI betriebenen Escape Room Adventure Anlage, die seinesgleichen sucht.
Zu den Testpersonen, die beim ersten „Lauf“ dabei sein dürfen, gehört auch Maxim, der selbst Betreiber einer Escape Room Kette ist und nun fürchtet, dass Nevios „Burg“, die völlig andere Maßstäbe setzt, seinen Locations den Rang ablaufen wird.
Außerdem mit von der Partie ist eine Influencerin, ein C Promi, der mit seiner aktuellen Geliebten anreist, was Nevio gar nicht gerne sieht, eine rätselsichere Frau, die bei Nevios Gewinnspiel den richtigen Riecher hatte und ein sauertöpfischer Geschichtsprofessor, der sämtliche historische Details, die die KI an die LED Wände wirft, auf Herz und Nieren prüfen soll.

Die Computerfachleute, die die KI überwachen, sind ebenfalls an diesem Wochenende vor Ort und zunächst sieht alles nach einem gelungenen PR Event aus.
Doch während des Testlaufs macht sich die KI plötzlich selbstständig und bringt die Rätseltruppe nebst Nevio, an den Rand des Wahnsinns. Mehr noch, schlimm anzusehende Gruselgestalten, die einen gar bösartigen, schwarzen Humor an den Tag legen, setzen den Teilnehmern ordentlich zu, auf ihrem Weg durch die Burg. Verschiedene Räume müssen durchquert werden bei diesem Abenteuer, doch des Rätsels Lösung gestaltet sich für jeden von ihnen als äußerst persönliches Momentum. Als einer von ihnen stirbt, begreifen die Teilnehmer langsam aber sicher den Ernst der Lage, denn scheinbar gibt es aus der Burg kein Entrinnen…

Ich bin schon seit der packenden „Vanitas“ Reihe ein Fan von Ursula Poznanskis Thrillern und war sogleich Feuer und Flamme, als ich von ihrem neuen Roman erfuhr, der einen sehr aktuellen Bezug hat. Denn KI (Künstliche Intelligenz) ist ja in allen möglichen Bereichen ein Thema, das die Menschen bewegt und zum Diskutieren anregt. Sollte man sich auf KI blind verlassen? Wenn man nach der Storyline dieses Thrillers geht, lautet die Antwort definitiv nein!
Der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist jedoch die Frage nach dem Warum! Warum scheint die KI ihr eigenes Ding durchzuziehen, warum sind ausgerechnet Maxim und Konsorten ausgesucht worden für den Testlauf, Warum will Nevio sie für ihre Teilnahme so fürstlich entlohnen und kann eine KI tatsächlich grausam sein?
Der Weg zum Ziel gestaltet sich, dank Ursula Poznanskis bildhaftem Schreibstil als äußerst packend und atmosphärisch, aber auch ziemlich gruselig. Denn die Gestalten, die sich auf den LED Wänden tummeln, könnten einem wahren Horrorkabinett entsprungen sein und ihr schwarzer Humor trägt das übrige dazu bei, dass man nicht in der Haut der Teilnehmer stecken möchte, die neben körperlichen Entbehrungen den Horror am eigenen Leib erfahren müssen.
Besonders die Idee, einen der Teilnehmer auferstehen zu lassen, als KI generierte Figur, fand ich genial, denn seine trockenen, teils schwarzhumorigen Bemerkungen, sorgen für kleine Schmunzelmomente innerhalb der Story.
Zugegeben, ich hätte mir gewünscht, dass man etwas mehr über die persönlichen Hintergründe der Figuren erfahren hätte im Vorfeld, was jedoch andererseits schwierig geworden wäre, da Persönliches im Laufe der Story eine große Rolle spielt im Escape Room „Spiel“ aus dem blutiger Ernst wird.
Die Auflösung des Ganzen hätte ich, ehrlich gesagt, nie vermutet, doch sie ist schlüssig beschrieben und auch das Showdown am Ende des Romans konnte mich richtig packen.
Richtig gut gefallen hat mir vor allem, dass man beim Lesen das Gefühl bekommt, man wäre selbst mit anwesend, während die Figuren von Raum zu Raum gelotst und immer tiefer in das weit verzweigte Höhlensystem gelockt werden.
Man spürt am eigenen Leib die wachsende Verzweiflung der Romanakteure, die gewisse Gruppendynamik, den Frust, den Ärger und letztendlich entfesselte Gefühle.
Beim Lesen, wenn diverse Räumlichkeiten und künstliche Welten beschrieben wurden, habe ich oftmals gedacht, dass dieser Romanstoff unbedingt verfilmt werden müsste und hoffe jetzt erstmal darauf.

Kurz gefasst: Kann KI ein gefährliches Eigenleben entwickeln? Packender, atmosphärischer Escape Room Thriller mit feinen Horroreffekten gespickt.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Ein perfekter historischer Krimi!

Pergamentum – Im Banne der Prophetin
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Eines Tages begehrt ein geheimnisvoller Mönch Einlass im Nonnenkloster Eibingen, doch es ist kein Fremder- es ist Bruder Adalbert vom Kloster Zwiefalten, einst ein Freund der berühmten Hildegard von Bingen, ...

Eines Tages begehrt ein geheimnisvoller Mönch Einlass im Nonnenkloster Eibingen, doch es ist kein Fremder- es ist Bruder Adalbert vom Kloster Zwiefalten, einst ein Freund der berühmten Hildegard von Bingen, der sich binnen kürzester Zeit auf erschreckende Art und Weise verändert hat. Sein körperlicher Zerfall ist besorgniserregend und so wird er in die Krankenstation gebracht. Aber auch geistig scheint er umnachtet zu sein, denn er spricht in einer sonderbaren Sprache, die keiner zu erkennen vermag.

Als sich die Nonne Margarete am nächsten Morgen um Adalbert kümmern möchte, ist er spurlos verschwunden. Sie findet ihn schließlich im Skriptorium- tot am Boden liegen, sein Gesicht zu einer Fratze erstarrt. In seinen Händen hält er ein geheimnisvolles Stück Pergament, das Margarete flugs einsteckt, als sie sich plötzlich beobachtet fühlt. Sie ahnt schnell, dass Adalbert getötet wurde, doch warum und von wem?

Hilfe naht jedoch kurze Zeit später, als eine angebliche Novizin; eigentlich ist es die adelige Elysa von Bergheim, die vom Beauftragten der erzbischöflichen Kanzlei den Auftrag bekommen hat, herauszufinden, was es mit dem mysteriösen Todesfall wirklich auf sich hat, im Kloster Eibingen erscheint. Margarete schließt schnell Freundschaft mit Elysa und vertraut sich ihr an.

Während Elysa vier Tage bleiben um die Hintergründe des angeblichen Mordes aufzuklären; denn dann wird sie wieder weiterreisen müssen, versucht der Beauftragte der erzbischöflichen Kanzlei, Clemens von Hagen die Männer einzuholen, die Bruder Adalberts sterbliche Hülle fortgebracht haben um sie einer Untersuchung zu unterziehen und zu recherchieren, wo Adalbert vor seinem Besuch in Eibingen und mit welchen Menschen er zuvor in Kontakt getreten war.

Schnell sind sich Elysa und Clemens von Hagen sicher, dass das rätselhafte Stück Pergamentin Adalberts toten Händen gefunden, eine wichtiges Beweisstück ist denn es wurde von Hildegard von Bingen in ihrer Geheimschrift, der Lingua Ignota, angefertigt. Doch wo ist das restliche Manuskript? Eine fieberhafte, gefährliche Suche danach beginnt, denn auch die Gegner Elysas und Clemens schlafen nicht...

Da Hildegard von Bingen aufgrund des aktuellen Kinofilms wieder in aller Munde ist und ich ein Faible für klerikale historische Krimis habe, blieb mir diese Neuerscheinung nicht lange verborgen und entpuppte sich als echter Glücksgriff.

Der Autorin ist es gelungen eine sehr realistische Beschreibung des Mittelalters und des Klosterlebens zu geben, denn ihr Schreibstil ist nicht nur sehr bildgewaltig sondern versprüht zudem auch sehr viel Zeitkolorit- was das Mittelalter sehr lebendig erscheinen lässt.

Sie lässt den Leser praktisch über Elysas Schulter schauen, wenn diese versucht, das Rätsel um den toten Mönch und das verschwundene Manuskript zu lüften und schafft einige spannende Momente- man sollte das Buch also nicht gerade am Abend beginnen, denn man mag es zwischendurch nicht weglegen.

Genauso spannend gestaltet sich allerdings auch Clemens von Hagens Suche nach Antworten, die immer geschickt im Wechsel zu den Vorkommnissen im Kloster Eibingen von statten geht, wobei seine Abenteuer jedoch eine Spur zu oft glücklich ausgehen um glaubwürdig zu wirken, aber bei einem Unterhaltungsroman sehe ich das nicht als Kritikpunkt an- außerdem steckte vielleicht auch eine kleine Prise Vorsehung dahinter.

Unglaublich fesselnd fand ich es auch, dass Elysas Schicksal eng mit der Suche nach dem Pergament verknüpft ist, so dass ich bis zum Schluss mitgefiebert habe. Sowohl Clemens als auch Elysa sind zwei interessante, vielschichtige Akteure und man kann sich als Leser schnell mit ihnen identifizieren.

Kurz gefasst: Ein perfekter historischer Krimi!

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Subtil und beklemmend- schafft Gänsehautmomente ganz ohne besondere Schockelemente

Die Todesbotschaft
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Finja, eine junge Künstlerin, bekommt eines Tages den Auftrag eines attraktiven Mannes, der sie darum bittet, bei ihm zu Hause Wandmalereien zu fertigen. Doch bevor es dazu kommt, erhält sie einen Anruf ...

Finja, eine junge Künstlerin, bekommt eines Tages den Auftrag eines attraktiven Mannes, der sie darum bittet, bei ihm zu Hause Wandmalereien zu fertigen. Doch bevor es dazu kommt, erhält sie einen Anruf ihrer Schwester Amelie, der all ihre Pläne über den Haufen wirft. Amelies Schwiegermutter und ihr Schwager kamen bei einem Autounfall ums Leben. So reist Finja zurück in ihre Heimatstadt, die am Tegernsee liegt, um für ihre schwangere Schwester und den Rest ihrer Familie da zu sein.

Amelies Schwiegervater ist auch gleichzeitig einer der Partner ihres Vaters- zusammen mit anderen betreiben sie eine renommierte Detektei für Wirtschaftskriminalität. Ursprünglich will Finja nur bis kurz nach der Beerdingung bleiben, da sie kein sehr herzliches Verhältnis zu ihrer Mutter hat, die stets Amelie bevorzugte, doch dann geschehen weitere Todesfälle in ihrem näheren Umfeld und irgendwie schwant Finja, dass mehr dahinter stecken muss, als zufällige Unglücksfälle. Kurz zuvor hatte sie auf der Beerdigung ihres Schwagers und deren Mutter beobachten können, dass bei allen Partnern, einschließlich ihres Vaters ominöse Umschläge auf den Windschutzscheiben ihrer Autos befestigt wurden, wobei nach dem Öffnen allgemeine Nervösität bei allen spür und sichtbar wurde. Und dann stirbt auch noch Amelie! Trotz aller Trauer wird Finja klar, dass sie, ob sie will oder nicht, nicht eher Ruhe finden wird, bis sie Licht ins Dunkel gebracht hat.

Doch was sie dann erfährt, bringt sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und stellt ihren bisherigen Familiensinn auf eine harte Probe!

"Die Todesbotschaft" der Autorin Sabine Kornbichler, ist ein Psychothriller, der ganz ohne große Effekthascherei auskommt. Er beginnt sehr ruhig, mit einer gewissen Langsamkeit- zunächst wird die Heldin des Romans, Finja vorgestellt, bzw. man bekommt als Leser ihre Gefühls und Gedankenwelt sehr gut vermittelt, da die Autorin ihre Heldin in der Ich-Perspektive agieren lässt. Doch ab dem Zeitpunkt, als Finja wieder in ihrem Heimatort ist, nimmt die Geschichte stetig an Fahrt auf, so dass man den Roman kaum zur Seite legen mag, was besonders daran liegt, dass die Autorin die Fähigkeit hat, ihren Hauptfiguren Leben einhauchen zu können und deren Charaktere sehr real wirken zu lassen. Die Story als solche ist sehr eindringlich und beklemmend- besonders, als noch eine weitere weibliche Person ins Spiel kommt, die sich in einer Psychiatrie befindet und unbedingt ihr neugeborenes Kind wieder sehen möchte.

Auch ihre Geschichte geht unter die Haut und schürt die Neugierde des Lesers, vor allem, weil man zunächst nicht einordnen kann, was diese Frau mit Finja zu schaffen hat.
Obwohl man schnell ahnt, dass die Todesfälle etwas mit der Firma ihres Vaters zu tun haben müssen, ist die Auflösung dann doch so unfassbar, dass man nach dem Lesen erst einmal einige Zeit inne halten muss- wenigstens ging es mir so, nachdem ich mit der Skrupellosigkeit diverser Personen konfrontiert wurde.

Was ich sehr positiv fand, war, dass auch die sogenannten Bösewichte vielschichtig beschrieben wurden- trotz ihrer angesprochenen Skrupellosigkeit hatten sie auch ihre guten Seiten. Dieser Hauch von Menschlichkeit macht ihre Taten eigentlich noch unglaublicher.

Kurz gefasst: Subtil und beklemmend- schafft Gänsehautmomente ganz ohne besondere Schockelemente. Für mich einer der besten Psycho-Thriller des Jahres 2010!


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Veröffentlicht am 22.02.2024

Der Autor steigert sich von Band zu Band- Alexandra von Stietencrons dritter Fall entpuppt sich als rundum gelungener, atmosphärisch dichter und packender Psychothriller.

Totenmond
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Während es im Liebesleben von Alexandra von Stietencron plötzlich rosig läuft, nachdem sie den Musiker Jan kennen gelernt hat, muss die junge Polizeipsychologin im Beruf einiges einstecken. Eine neue Vorgesetzte ...

Während es im Liebesleben von Alexandra von Stietencron plötzlich rosig läuft, nachdem sie den Musiker Jan kennen gelernt hat, muss die junge Polizeipsychologin im Beruf einiges einstecken. Eine neue Vorgesetzte zeigt klar auf, wer das Sagen im Revier hat und will ihre eigene Truppe auf die Tätersuche nach einem Serienkiller schicken, der scheinbar wahllos junge Frauen bei Vollmond tötet und jeder von ihnen ein bekanntes Lied widmet.

In den Liedtexten finden sich Anhaltspunkte, wo der Täter seine Opfer zurückgelassen hat, doch zunächst spielt er mit der Polizei und Alexandra von Stietencron, der er vor jedem Mord eine persönliche Botschaft per Post schickt. Während Alexandras neue Vorgesetzte schnell einen Hauptverdächtigen ausgemacht und in Haft gesetzt hat, glaubt die Polizeipsychologin fest daran, dass der wahre Täter immer noch nicht gefasst wurde und so ermittelt sie verbissen weiter. Ihre Ermittlungen führen sie sogar in ein fremdes, fernes Land, in dem der Killer ebenfalls zuschlug…

Nach „Purpurdrache“ und „Brennen muss die Hexe“ lässt Sven Koch seine Romanheldin Polizeipsychologin Alexandra von Stietencron bereits in ihrem dritten Fall ermitteln und ich war bereits im Vorfeld sehr neugierig darauf, ob es dem Autor diesmal gelingen würde, seiner Romanheldin und ihren Kollegen mehr charakterliche Konturen auf den Leib schreiben zu können. In den Vorgängerbänden empfand ich Alexandra für meinen Geschmack etwas zu unterkühlt und blass gezeichnet, auch wenn ich die Krimihandlung jedes Mal als wahnsinnig spannend empfand.

Dieses Mal jedoch hat der Autor, wie ich finde, einen rundum gelungenen, düsteren und packenden Psychothriller abgeliefert, der genregleiche Vergleiche mit Romanen englischsprachiger Autoren nicht zu scheuen braucht.
Auch Alexandra wächst dem Leser endlich ans Herz; man bekommt diesmal auch einige Einblicke in ihr Seelenleben geboten, so dass man ihre Art zu agieren und ihre Verbissenheit ihre Fälle aufzuklären, besser nachvollziehen kann. Selbst Alexandras knorrige Kollege Schneider ist eigentlich nicht mehr aus der Serie wegzudenken und sorgt mit seinen trockenen Kommentaren so einige Male für eine leichte Auflockerung.
Der Spannungsbogen wird kontinuierlich gesteigert und man tappt, wie die Polizei und Alexandra auch, als Leser lange Zeit im Dunklen hinsichtlich der Mördersuche. Interessant übrigens fand ich auch die Bezüge zwischen den Liedtexten und den versteckten Botschaften darin, die der Mörder Alexandra und ihren Kollegen zukommen lässt. Auch das psychologische Täterprofil klang plausibel vom Autor inszeniert und so gibt es nichts auszusetzen an „Totenmond“, so dass ich schon sehr gespannt auf weitere Teile der Serie bin, die hoffentlich fortgesetzt wird.

Kurz gefasst: Der Autor steigert sich von Band zu Band- Alexandra von Stietencrons dritter Fall entpuppt sich als rundum gelungener, atmosphärisch dichter und packender Psychothriller.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Eine perfekter, vielschichtiger historischer Kriminalroman mit viel Zeitkolorit!

Im Schatten der Königin
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Nach langen Jahren der Entbehrung, Entehrung und Schmach gelingt es Robert Dudley endlich wieder, den Namen seiner Familie reinzuwaschen. Trotzdem gibt es noch viele Menschen im Land, die den Dudleys weiterhin ...

Nach langen Jahren der Entbehrung, Entehrung und Schmach gelingt es Robert Dudley endlich wieder, den Namen seiner Familie reinzuwaschen. Trotzdem gibt es noch viele Menschen im Land, die den Dudleys weiterhin misstrauen. Schließlich war es einst Roberts Vater John, der Lady Jane Grey mit Guilford Dudley, Roberts Bruder, verheiratete und auf den englischen Thron setzte.

Diese unglückliche Verbindung brachte dem ehrgeizigen Vater und seiner Familie nur Unglück ein- Das Königspaar wurde nach 9 Tagen gestürzt und von der neuen Königin Mary Tudor, hingerichtet. Alle Güter der Dudleys wurden von der Krone konfisziert, die männlichen Mitglieder verhaftet und auch der Vater Roberts verlor seinen Kopf.

Trotzdem gelang es Jane Dudley durch Fürsprache von spanischen Mitgliedern des Hofes, die Freilassung ihrer Söhne zu bewirken. Während einer jedoch schon in Kerkerhaft verstarb, beendete ein weiterer sein Leben auf dem Schlachtfeld. So wurde Robert das neue Familienoberhaupt und begann umgehend damit, sich für Elizabeth, schon seit Kindertagen seine beste Freundin, einzusetzen. Roberts Entscheidung war weise, denn schon bald nach dem Tod von Mary besteigt Elizabeth den Thron.

Sie revanchiert sich und macht Robert zu einem geachteten Mann bei Hofe. Allerdings lassen sich die Gerüchte nie eindämmen, dass Robert und Elizabeth eine Affäre miteinander haben und Robert um jeden Preis König werden will. Als Amy Robsart, Roberts Frau plötzlich und unerwartet stirbt, kommen sogleich Mordgerüchte auf. Elizabeth bleibt nichts anderes übrig, als Robert so lange auf seinen Besitz zu verbannen, bis die Sache aufgeklärt ist. War es Mord, Selbstmord, oder doch nur ein unglücklicher Unfall, der Amy Robsarts Leben beendete?

Die Aufgabe Licht ins Dunkel zu bringen, soll Roberts enger Verwandter und Freund Thomas Blount, übernehmen. So reist Thomas zum Ort des Geschehens nach Oxfordshire und beginnt damit Fragen zu stellen, die einige Menschen dort unangenehm berühren und aufschrecken. Doch auch Thomas trägt ein bedrückendes Geheimnis mit sich herum.

Aber auch bei Hofe gibt es eine Frau, die Interesse daran hat, Elizabeths Glück zu sichern, da sie ihre Königin schon einmal im Stich ließ. Nur wird sie nun vor eine schwerwiegende Wahl gestellt...

Tanja Kinkels neuer Roman umfasst eine kurze Zeitspanne in den Anfängen der Regierungszeit Elizabeth I. von England. Allerdings ist Elizabeth in diesem Buch nicht die Hauptakteurin sondern nur eine wichtige Randfigur des Geschehens.

Die Geschichte wird in weiten Teilen, in der "Ich-Form", von Protagonist Thomas Blount erzählt, der nicht nur allgemein Licht ins Dunkel bringen möchte, sondern als enger Verwandter der Dudleys natürlich auch ein eigenes Interesse daran hat, Roberts Unschuld beweisen zu können.

Thomas Blount wird von der Autorin als intelligenter, besonnener, schon etwas reiferer Mann beschrieben. Er ist ein typischer Realist, mit einem wunderbaren trockenen Humor gesegnet, der immer wieder mal zwischen den Zeilen hervorblitzt. Er macht sich keine Illusionen darüber, was geschieht, wenn Robert des Mordes für schuldig gesprochen wird. Dann wird nicht nur Robert untergehen, sondern auch er und seine Familie, da sie sich familiär einfach zu nahe stehen. Neben seiner Recherche ergeht er sich immer wieder auch in Erinnerungen an frühere Zeiten, so erfährt der Leser schließlich, dass auch Thomas eine persönliche Schuld auf der Seele lastet, von der Robert nichts ahnt.

Thomas "Mitstreiter" ist Frobisher, ein Schauspieler, der sich durch seine Mithilfe an der Aufklärung des Todesfalls von Amy Robsart erhofft, später einmal von Robert Dudley persönlich protegiert zu werden. Frobisher ist ein sympathischer Zeitgenosse, der für einige humorvolle Momente in dem Buch sorgt.

Die zweite sehr wichtige Person mit Erzählcharakter in dieser Geschichte ist Kat Ashley, deren Einflechtungen und Erinnerungen die Handlung aus einer anderen Richtung vorantreiben und die einen kleinen, persönlichen Einblick in Elizabeths Gedankenwelt und auf ihren Charakter ermöglichen.

Was wirklich mit Amy Robsart geschah ist nach wie vor ungeklärt, Tanja Kinkel zeigt in ihrem Roman nur eine mögliche Lösung auf, allerdings verwebt sie so geschickt und logisch Fakten und Fiktion, dass man als Leser das Gefühl bekommt, dass es wirklich so geschehen sein könnte.

Langeweile kommt zu keiner Zeit auf- Thomas Recherche ist spannend in Szene gesetzt, außerdem ist es sehr interessant, die höfischen Intrigenspiele zu verfolgen. Daneben wirken alle agierenden Personen in diesem Roman authentisch und glaubwürdig. Besonders angetan war ich von der zeitgemäßen Ausdrucksweise, derer sich die Autorin bedient, die diesen perfekten historischen Kriminalroman noch abgerundet hat.

Kurz gefasst: Eine perfekter, vielschichtiger historischer Kriminalroman mit viel Zeitkolorit!

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