Ihre Kindheit verbrachte Nora Stewart, zusammen mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Lily auf der idyllischen Insel Scupper Island. Doch nachdem ihr geliebter, abenteuerlustige Vater von einem auf den anderen Tag spurlos verschwand und sich nie wieder meldete, fraß Nora ihren Kummer nicht nur sprichwörtlich gesehen, in sich hinein und wurde übergewichtig, während sich Lilly mit den Jungs einließ und genau wie die coolen Kids, auf Nora herabsah. Dass sie wegen ihres Gewichts gehänselt wurde, war nicht einfach für Nora, doch sie stürzte sich stattdessen mit Eifer ins Lernen und bekam schließlich, nach einem monatelangen Kopf an Kopf Rennen mit dem beliebtesten Jungen der Schule, Luke, das erhoffte Stipendium das es Nora ermöglichte, nach Boston zu gehen und dort Medizin studieren zu können.
In Boston beschloss Nora alles hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Sie reduzierte ihr Gewicht, beendete ihr Studium mit Bravour und wurde schließlich tatsächlich Ärztin. Sie hatte viele Freunde und lernte schließlich den charmanten Herzensbrecher Bobby, ebenfalls Arzt in der Notfallchirurgie, kennen und lieben und wähnte sich, seit dem Fortgang ihres Vaters, zum ersten Mal seitdem wieder glücklich. Doch dann brach das Schicksal über sie hinein und auch die Beziehung zu Bobby begann zu kriseln. Trauriger Höhepunkt: Als sie nachdem sie von einem Auto überfahren wurde, erwachte und Bobby an ihrem Krankenbett flirtend mit einer Krankenschwester erwischte.
Nach diesem denkwürdigen Erlebnis, beschließt Nora nun, ihre gebrochenen Knochen und ihr lädiertes Herz lieber zu Hause auszukurieren und kehrt mit ihrem Hund Boomer, nach vielen Jahren der Abwesenheit zurück nach Scupper Island. Obwohl ihre schroffe, wortkarge und lieblos wirkende Mutter sie nicht gerade herzlich begrüßt, beißt sie die Zähne zusammen und bleibt. Selbst Lillys Tochter Poe, die sich, so lange sich Lilly noch im Gefängnis befindet, auf der Insel aufhält, begegnet ihr mit einer Mischung aus Genervtheit und Ablehnung. Dennoch ist Nora fest entschlossen, ihre Familie davon zu überzeugen, dass sie sie liebt. Schon bald trifft Nora Lukes Bruder Sully im Ort. Sully, mit dem sie einst zusammen jobbte, hat eine gesundheitliche Einschränkung, mit der er seit dem Fortgang von Nora zu kämpfen hat. Eine Einschränkung, für die Nora sich die Schuld gibt…
Seitdem ich meinen letzten Kristan Higgins Roman las, sind ein paar Jahre vergangen. Damals gehörte die Autorin zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich mochte ihre humorigen, spritzigen Liebesromane- wie etwa ihre „Blue Heron“ Reihe, mit viel Herz, Tiefgang und Wohlfühlatmosphäre sehr, was mit ein Grund war, warum ich mir nun auch „Das Leben ist kein Flickenteppich“ unbedingt lesen wollte.
Zunächst ließ sich die Story gut an.
Die Autorin hat mit ihrer Romanheldin Nora eine Frau geschaffen, die einige Schicksalsschläge im Leben überstehen und ihr Leben umkrempeln musste, um den Hauch von Glück spüren zu können. Dass dieses Glück jedoch trügerisch war, begreift Nora spätestens nachdem sie von einem Lastwagen angefahren wird. Sie will nun einiges besser machen aber vor allem für ihre Familie da sein, von der sie sich entfremdet hat, in all den Jahren.
So weit- so gut. Nora ist in dieser Hinsicht wirklich penetrant hartnäckig, doch was mich beim Lesen gestört hat, war, dass eigentlich nicht sie das Problem war, sondern ihre seltsame Familie, die dermaßen lieblos wirkt, dass man Noras einseitigen Versuche, Mutter, Schwester (aus der Ferne) und Nichte glücklich zu machen, irgendwann nur noch nervig findet.
Erschwerend dazu kam, dass Nora einfach ein wenig zu viel erdulden musste, was irgendwann nicht mehr glaubwürdig wirkte; der Fortgang des Vaters, eine lieblose Mutter, die Hänseleien wegen ihres Übergewichts, die fiese Schwester die auf sie herabsieht und nichts mit ihr zu tun haben möchte, dann wird sie beinahe vergewaltigt und ermordet und zu allem Überfluss ist sie auch noch mit einem untreuen Freund geschlagen.
Man schwankt zwischen Mitleid (anfangs) und Genervtheit (später)- besonders gewisse Verkupplungsversuche Noras, wirken dermaßen deplatziert und eher unfreiwillig komisch, so dass ich tatsächlich versucht war, das Buch vorzeitig zu beenden. Es scheint tatsächlich so, als würde Kristan Higgins sich schriftstellerisch distanzieren wollen, von der humorigen Romanceunterhaltung und stattdessen von nun an Bücher, etwa im Stile eines Jonathan Troppers (die ich dagegen sehr empfehlenswert finde) schreiben wollen.
Leider ist dieser „Genrewechsel“ für meinen Geschmack nicht geglückt und ich schätze, dass die Autorin viele ihrer bisherigen Fans, die einfach nur eine warmherzige humorige Romance mit Tiefgang lesen wollen, eher verprellen wird.
Ab dem Moment, als Nora zurückkehrt, zieht sich die Story unglaublich in die Länge- es passiert, abgesehen davon, dass die Heldin auf andere Inselbewohner trifft und sich an ihrer Familie die Zähne ausbeißt, nicht wirklich viel. Die sich anbahnende Liebesgeschichte wird dazu recht unspektakulär, beinahe nebensächlich erzählt, was ich besonders schade fand, denn ich mochte Sully, im Gegensatz zur Heldin und ihrer Familie, sehr. Es spricht nicht gerade für einen Roman, wenn man die Nebenfiguren sympathischer findet, als die Hauptfigur und so ist es leider auch hier der Fall.
Sicher, die Autorin hat sich viel Mühe damit gegeben, ihrer Story einen ernsthaften Anstrich zu geben, doch hat sie, wie ich finde, dabei einfach zuviel gewollt. Die Atmosphäre wirkt verkrampft und dann ist da auch noch die Sache mit dem heiß geliebten Vogel der Mutter, Tweety, die wohl für eine humorvolle Einlage sorgen sollte…
Ich frage mich ernsthaft, wer es denn witzig finden soll, dass ein Ziervogel versehentlich im Backofen mitgegrillt wird?
Zumindest ihren flüssigen Schreibstil hat die Autorin nicht verloren, doch ihr Genrewechsel liegt mir nun relativ schwer im Magen. „Das Leben ist kein Flickenteppich“, hat mich sehr enttäuscht zurückgelassen. Nach den ersten hundert vielversprechenden Seiten, wurde die Story immer langweiliger und banaler.
Kurz gefasst: Kristan Higgins versucht sich an einem Genrewechsel, der für meinen Geschmack nicht geglückt ist. Nach den ersten vielversprechenden hundert Seiten, wird es leider immer banaler und langweiliger. Fans von K. Higgins humorigen Romances mit Tiefgang werden sicherlich enttäuscht sein…