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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2021

Angela ganz privat

Miss Merkel: Mord in der Uckermark
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Schon das Cover zeigt: hier gibt es einiges zu lachen.
Wobei mir so der typische Humor des Autors ein klein wenig gefehlt hat. Natürlich ist das Buch witzig, aber so der letzte Schuss zum lauten Auflachen ...

Schon das Cover zeigt: hier gibt es einiges zu lachen.
Wobei mir so der typische Humor des Autors ein klein wenig gefehlt hat. Natürlich ist das Buch witzig, aber so der letzte Schuss zum lauten Auflachen war dann doch nicht vorhanden.

Angela Merkel ist in Rente und langweilt sich. Auf der Suche nach Freunden in dem kleinen Dorf in der Uckermark stolpert sie über eine Leiche und findet wieder eine Aufgabe: der Kleinstadtpolizist, der einen Selbstmord vermutet, muss davon überzeugt werden, dass der Schlossherr ermordet wurde. Und natürlich der Täter gefunden werden.

Das Buch startet eher gemütlich, wie die sprichwörtliche Kleinstadt, in der Angela Merkel sich mit ihrem Mann zur Ruhe gesetzt hat. Erst mit dem Tod des Schlossherrn fand ich so richtig in die Handlung und teilweise wurde die auch noch recht spannend. Denn Verdächtige gibt es viele und als Leser rätselt man natürlich mit. Besonders gespannt war ich auf die Auflösung mit dem Geheimgang und der verschlossenen Tür.

Safier schreibt eine Geschichte, die auch die Vergangenheit von Frau Merkel nicht verschweigt. Zahlreiche Zitate, Seitenhiebe und Beispiele, bringen den Leser zum Schmunzeln. Bei der Lektüre habe ich mich allerdings auch gefragt, ob Frau Merkel den Roman vorher lesen durfte und ihn abgesegnet hat.
Die Charaktere waren für mich etwas durchwachsen. Der Dorfpolizist kam mehr als unfähig daher, Angelas Ehemann zu trottelig, die Schlossherren etwas versnobt und Pia zu schnoddrig. Einzig Marie (aber auch hier: Klischeealarm) war mir sympathisch. Trotz der Tatsache, dass ich keine Bindung zu den Charakteren eingehen konnte, hat mich das Buch sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 13.03.2021

Eine neue Generation

Ein neuer Anfang
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Eine neue Generation
Margot, Edith und Luise sind mittlerweile viele Jahre an der wieder aufgebauten Frauenklinik tätig. Immer noch macht ihnen ihre Arbeit viel Spaß und nun dürfen sie eine neue Generation ...

Eine neue Generation
Margot, Edith und Luise sind mittlerweile viele Jahre an der wieder aufgebauten Frauenklinik tätig. Immer noch macht ihnen ihre Arbeit viel Spaß und nun dürfen sie eine neue Generation Hebammen ausbilden. Marion, Jule und Helga verstehen ihr Handwerk genauso gut wie das ursprüngliche Trio. Doch auch für sie hält das Leben einiges bereit.
Der leider letzte Band der Hebammen-Saga konnte mich auch wieder begeistern. Das Buch liest sich beinah von alleine. Lebendige, sympathische Charaktere und eine schlüssige Handlung machen das Lesen zu einem Vergnügen.
Lediglich denselben Kritikpunkt wie beim letzten Band muss ich wieder anbringen: auch wenn das Buch Die Hebammen heißt, es sind doch für mich zu viele Geburten vorgekommen. Darüber kommt das Privatleben der Protagonisten ein wenig zu kurz. Gerade die Sache mit der Engelmacherin, die auf einmal nicht mehr verfolgt wird oder Luises Abschied: hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Fazit: schade, dass die Reihe mit diesem Band endet. Ich hätte die Hebammen gerne noch auf weiteren Abenteuern begleitet.

Veröffentlicht am 13.03.2021

Es gibt immer ein Später

Später
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Es gibt immer ein Später
Jamies Lieblingswort ist „später“. Und so erzählt der Ich-Erzähler aus Stephen Kings neuem Roman auch. Viele Vorwegnahmen erschweren ein wenig die Geschichte, was aber nicht weiter ...

Es gibt immer ein Später
Jamies Lieblingswort ist „später“. Und so erzählt der Ich-Erzähler aus Stephen Kings neuem Roman auch. Viele Vorwegnahmen erschweren ein wenig die Geschichte, was aber nicht weiter schlimm ist, weil sich „später“ meist schon auf der nächsten Seite ergibt.
Jamie ist noch ein kleiner Junge als er entdeckt, dass er mit den Geistern von Toten reden kann. Eigentlich sollte das ja niemand wissen, aber gewisse Leute nutzen diese Tatsache, um Jamie für ihre Zwecke zu benutzen. Und so bleibt ihm am Ende kaum etwas anderes übrig, als seine Macht zu benutzen.
Auf dem Cover steht „Roman“. Jamie, der Erzähler, fast ein wenig naiv in seiner Schilderung, spricht von einem Horrorroman. So weit würde ich jetzt nach dem Lesen nicht gehen. Aber ein wenig gruselig ist die Handlung stellenweise schon. Die Leichen an sich sind weitgehend freundlich, bis auf eine. Die gibt dem ganzen Buch dann auch den gewissen Horror-Touch, ohne aber ins Splattergenre abzudriften. Dafür sorgt auch schon Jamies kindliche Art, durch die sich gar nicht erst groß Schrecken aufbaut.
King schreibt ja gern übernatürlich und hier war man vom Klappentext her schon darauf vorbereitet, was mir sehr gut gefallen hat. Kurze Kapitel sorgen für einen raschen Lesefluss.
Fazit: Vielleicht wird der Roman ja irgendwann fortgesetzt – später.

Veröffentlicht am 13.03.2021

Schwabenkinder

Als wir uns die Welt versprachen
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Das Leben ist ein Kreis.

Als Edna in einer Zeitschrift ein Foto ihres Jugendfreundes Jakob sieht, ist ihr klar: sie muss zu ihm. Ein in der Kindheit gegebenes Versprechen muss eingehalten werden. Gegen ...

Das Leben ist ein Kreis.

Als Edna in einer Zeitschrift ein Foto ihres Jugendfreundes Jakob sieht, ist ihr klar: sie muss zu ihm. Ein in der Kindheit gegebenes Versprechen muss eingehalten werden. Gegen jede Vernunft beginnt sie ihren Weg quer über die Alpen – zu Fuß.

Und die Geschichte beinhaltet noch so viel mehr. Die Geschichte der „Schwabenkinder“, Kinder, die von ihren armen Familien weggeholt werden, um bei reichen Gutsbesitzern für Unterkunft und Essen zu arbeiten. Und die der Willkür der Gutsbesitzer ausgeliefert waren. Diese historische Begebenheit ist weitgehend unbekannt, wurde von Casagrande jetzt aber in ihrem Roman thematisiert.

Die Geschichte von Edna und Jacob ist fiktiv, aber vielschichtig. Und Ednas Fußmarsch erinnert entfernt an den 100-Jährigen. Ihre Erlebnisse sind teilweise auch etwas skurril und unglaubwürdig. Und am Ende fand ich sie dann auch etwas zäh. Aber besonders Emil, der Papagei, hat mich fasziniert.
Die Story spielt auf zwei Ebenen: der historischen und der Gegenwart. Beide konnten mich überzeugen und fesseln, aber vor allem die Etappen der Vergangenheit haben mich tief berührt. Das Schicksal der Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden und teilweise noch sehr klein waren.

Fazit: ich bin sehr froh, dass die Autorin diese Schicksale in einer schönen Geschichte zu Papier gebracht hat.

Veröffentlicht am 06.03.2021

Sehr interessant

Die Farbe des Nordwinds
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Ellen kommt nach 16 Jahren zurück auf die Hallig auf der sie als Kind kurz mit ihrer Mutter gewohnt hat. Doch ihre damalige Freundin konnte ihr nicht verzeihen, dass Ellen damals die Insel wieder verlassen ...

Ellen kommt nach 16 Jahren zurück auf die Hallig auf der sie als Kind kurz mit ihrer Mutter gewohnt hat. Doch ihre damalige Freundin konnte ihr nicht verzeihen, dass Ellen damals die Insel wieder verlassen hat und so geraten die beiden Frauen in einen Wettbewerb, der sie beinahe die Freundschaft kostet.
Das Buch bewegt. Ich hatte mir einen heiteren Roman vorgestellt. Bekommen habe ich ein Buch, das die Liebe der Autorin zu den Halliginseln zeigt. Die Grundstimmung ist eher düster. Wie man sich das raue Leben auf einem einsamen Flecken im Norden so vorstellt. Doch die Bewohner halten zusammen und vor allem Ellen besticht durch ihr fröhliches Wesen.
Das Buch ist so erzählt, dass man es kaum aus der Hand legen mag. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: einmal tief in der Vergangenheit, zur Zeit der großen Sturmflut 1825 mit Arjen Martenson in der Hauptrolle und in der Gegenwart mit Ellen. Martens Geschichte ist eher traurig. Sein Leben ist schwer und er muss für sein Glück kämpfen. Auch Ellen kämpft: für ein Museum auf der Hallig, für ihre Freundschaft zu Liske. Und das hat mich beeindruckt: dass Ellen nie aufgibt.
Am Ende wird das Buch sogar noch richtig spannend.
Fazit: viel Hintergrundwissen über Halligen und die Probleme ihrer Bewohner, eingesponnen in einen sehr lesenswerten Roman.