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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2016

Endlich wieder ein Hunter

Totenfang
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Dr Hunter ist zurück



Nach mehrjähriger Wartezeit dürfen wir uns endlich auf einen neuen Fall mit dem forensischen Anthropologen freuen. Keiner beschreibt die Zustände von Leichen gruseliger als Simon ...

Dr Hunter ist zurück



Nach mehrjähriger Wartezeit dürfen wir uns endlich auf einen neuen Fall mit dem forensischen Anthropologen freuen. Keiner beschreibt die Zustände von Leichen gruseliger als Simon Beckett. Er legt wirklich Wert auf Details, die manchmal schon einen starken Magen erfordern.



Der neue Fall spielt in den einsamen Wasserläufen, genannt Backwaters, in der Grafschaft Essex in England. Als eine Wasserleiche angeschwemmt wird benötigt die Polizei die Hilfe des Anthropologen Dr. Hunter. Durch unvorhergesehene Ereignisse strandet der Londoner in der Gegend und entdeckt weitere Leichenteile. Als wieder eine Leiche auftaucht wird klar: hier trieb jemand sein Unwesen und die ganze Kunst Hunters‘ ist gefragt, um die Leichen zu identifizieren und den Fall aufzuklären.







Hierbei ist es nicht gerade förderlich, dass die Bevölkerung in dem rauhen Landschaftsteil so wortkarg und verschlossen ist und auch das Wetter trägt nicht zum Wohlbefinden bei. Wie oft Hunter nass wurde konnte man im Buch schon gar nicht mehr zählen. Der Fall ist sehr undurchsichtig und durch einige Vorwegnahmen - Becketts Spezialität – bleibt der Spannungsbogen von Anfang an sehr hoch, auch wenn aktuell keine Morde begangen, sondern nur ältere Tötungen aufgedeckt werden. Skurrile Charaktere auf dem Land tun ein Übriges um dem Buch Lebendigkeit zu verleihen und den Leser an die Handlung zu fesseln.



Schön fand ich auch die zarten Liebesbande, die sich zwischen Hunter und Rachel entspannen und die dem Leser ein wenig Ablenkung von allzu viel Tod und Grausamkeit bieten.



Das Ende wartet mit einem Cliffhanger auf, der hoffen lässt, dass Hunters nächster Fall nicht so lange auf sich warten lässt.


Veröffentlicht am 04.12.2016

Neue Trilogie

Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)
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Mare lebt in einer Welt, die strikt getrennt ist nach Roten und Silbernen. Die Silbernen sind die herrschende Klasse und die Roten mehr oder weniger nur geduldet und im Krieg verheizt. Doch diese wollen ...



Mare lebt in einer Welt, die strikt getrennt ist nach Roten und Silbernen. Die Silbernen sind die herrschende Klasse und die Roten mehr oder weniger nur geduldet und im Krieg verheizt. Doch diese wollen das nicht mehr länger auf sich sitzen lassen und gründen eine Untergrundorganisation.

Mare gerät zwischen die Fronten als sie als Angestellte im Schloss des Königs zu arbeiten beginnt. Sie hat eine Gabe, von der sie nichts wusste und wird nun als Verlobte des Prinzen im Schloss bekannt gemacht. Doch Mare möchte zurück zu ihrer Familie und da ist ja auch noch der Königssohn, an den sie ihr Herz verloren hat.



Ein sehr vielschichtiges Buch und eine Handlung, die mit überraschenden Wendungen aufwartet.

Anfangs lernen wir Mare und ihre Familie kennen. Gebeutelt durch Armut und Kriegsverletzungen gehen sie dennoch ihren Weg und machen das Beste aus ihrer Situation. Mit dem Zusammentreffen von Mare und Cal ändert sich die Situation grundlegend. Mare wird zu Mareena und lebt im Palast. Doch wem kann sie trauen?



Traue niemandem könnte man dieses Buch überschreiben. Aveyard entwirft eine Welt, die wir schon aus anderen Dystopien kennen und lieben. Die herrschende Klasse und die „Kleinen“, die sich auflehnen. Sehr sympathische Charaktere kennzeichnen dieses Buch und auch als Leser weiß man nicht, wem man noch trauen kann. Maven ist anfangs sehr sympathisch, doch hat er wirklich ein Geheimnis? Und die Liebe zwischen Cal und Mareena muss geheim bleiben – doch wie soll das gehen, in einem Palast, in dem jeder Schritt und jeder Gedanke überwacht wird?

Die Autorin schreibt sehr realistisch und bei mir hat sich sehr schnell das Kopfkino eingeschaltet und ich habe die Handlung fast wie einen Film vor mir ablaufen sehen. Ich habe das Buch an zwei Tagen verschlungen, nicht umsonst auch wegen der sehr flüssigen Schreibweise und der spannenden Handlung. Auch wenn es zwischendurch kleinere Längen aufwies habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und warte nun sehnsüchtig auf Band 2 „ Gläsernes Schwert“, das im Juli beim Carlsen Verlag erscheinen wird.





Die Rote Königin ist erschienen im Carlsen-Verlag

www.carlsen.de

Veröffentlicht am 04.12.2016

Herz aus Gold und Asche

Herz aus Gold und Asche
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Elin bekommt ihren Traumjob bei Panacea. Einer Firma, die sich auf Krebsforschung spezialisiert hat. Hofft sie doch, dort ein Mittel zu finden um ihren krebskranken Bruder zu heilen. Doch schnell findet ...

Elin bekommt ihren Traumjob bei Panacea. Einer Firma, die sich auf Krebsforschung spezialisiert hat. Hofft sie doch, dort ein Mittel zu finden um ihren krebskranken Bruder zu heilen. Doch schnell findet sie heraus, dass das erhoffte Mittel anderen schadet. Ein Gewissenskonflikt entsteht.

Ganz anders hat sich dieses Buch entwickelt als ich nach dem Klappentext vermutet hatte. Schnell wird klar: ich finde mich hier in einer fantastischen Geschichte wider, die mich dennoch fesseln konnte. Die Handlung ist in Basel angesiedelt und man bekommt aufgrund der schönen Beschreibungen fast Lust, diese Stadt einmal zu besuchen. Wappentiere der Stadt sind die Basilisken und genau die treffen wir auch im Buch wieder. Als Elin sich in Esra verliebt, ist ihr nicht klar, was er eigentlich ist. Mithilfe eines alten Buches und eines Amuletts kommt sie dem Geheimnis der Basilisken auf die Spur. Und muss sich dann entscheiden: hilft sie Niko oder verrät sie die Wappentiere?

Nicht ganz einfache Entscheidung, ich weiß nicht, ob ich selber so gehandelt hätte.

Die Geschichte entwickelt sich erst ganz leise, dann recht rasant. Einiges an Geheimnissen muss aufgedeckt werden bis zum furiosen Showdown. Denn nicht alle Charaktere sind so nett wie sie anfangs scheinen. Ganz stark fand ich Niko, den 14 Jährigen, der mit Leukämie kämpft. So gar nicht hat mir Timon gefallen, allerdings bekommt der auch noch seine tragende Rolle. So gesehen weiß man anfangs nicht wem man trauen kann oder nicht und das hält den Spannungsbogen hoch. Die kurzen Kapitel verführen dazu, dass man „nur noch schnell“ noch eins liest – und ruck zuck ist man dann auch schon am Ende und muss das Buch aus den Händen legen.



Fazit: schönes Jugendabenteuer, das mit einem Mix aus Liebe und Fantasy aufwartet.

Veröffentlicht am 04.12.2016

Die Titanic geht unter

Irondead - Der zehnte Kreis
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Belfast, Anfang des 20. Jahrhunderts. Ex-Polizist Quinn Devlin und nun Privatdetektiv, wird von Unternehmer Stanley Jacobs damit beauftragt herauszufinden wer oder was hinter den vielen Diebstählen die ...

Belfast, Anfang des 20. Jahrhunderts. Ex-Polizist Quinn Devlin und nun Privatdetektiv, wird von Unternehmer Stanley Jacobs damit beauftragt herauszufinden wer oder was hinter den vielen Diebstählen die in seiner Firma stattfinden steckt. Doch Devlin kommt ganz anderen Dingen auf die Spur als Jacobs ihn bei einer Verabredung versetzt: von einem Botenjungen in eine dunkle Fabrikhalle gelockt trifft er auf ein seltsames mechanisches Wesen und wird beinahe getötet.

Als er Stanley zur Rede stellen will stellt sich heraus, dass dieser bereits seit Tagen verschwunden ist und Devlin wird nun von dessen Nichte Alison beauftragt, Stanley wiederzufinden. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach, bekommt Stanley doch von verschiedenen Seiten Steine in den Weg gelegt. Da sind zum einen die mysteriösen Schatten, die ihn zu verfolgen scheinen, zum anderen sein ehemaliger Vorgesetzter Adler, mit dem Devlin noch eine Rechnung offen zu haben scheint.

Alle Fäden scheinen auf der Werft, auf der zu dieser Zeit die Titanic gebaut wird, zusammen zu laufen. Im Keller der Werft kommen Devlin, Alison und Ingenieur Nikola dem Geheimnis näher und geraten selbst in schlimme Gefahr. Bald sehen sie sich in einem Netz aus Verrat gefangen – und dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die mechanischen Wesen sind schon weiter entwickelt als es scheint. Im Kohlenkeller der Titanic kommt es schließlich zum Showdown.

Die eigentliche Handlung ist schnell erzählt: Abgehalfterter Privatdetektiv trifft Mädchen, verliebt sich. Doch dieser Liebe stehen mechanische Wesen im Weg, die die Herrschaft der Welt übernehmen wollen.

Wie es Wolfgang Holbein schafft, daraus ein Buch mit über 600 Seiten zu machen wird auch schnell klar: ausschweifende Erzählungen, ausführliche Erklärungen, wortreiche Beschreibungen. Zum Beispiel braucht er zwei Seiten um zu schildern wie sich der Detektiv in der Straßenbahn entschuldigt oder wie Devlin ein rotierendes Ei bestaunt.
Mir ist noch kein Autor begegnet, der so weit ausholt um eine Szene zu skizzieren, aber das macht sein Buch sehr anschaulich. Bereits die ersten beiden Seiten sind ein olfaktorisches Meisterwerk und der Leser sieht die Dinge nicht nur plastisch vor sich, vermeint gar den Kanal auch zu riechen. Mir war das stellenweise dann aber doch etwas viel.

»Sie gehören zu den Menschen, die eine ganze Menge sagen können, ohne dass ein einziges Wort über ihre Lippen kommt«

Mit diesem Zitat aus dem Buch beweist der Autor, dass er um sein Faible weiß und nimmt sich dadurch selbst auf die Schippe. Doch das bedeutet nichts Schlechtes. Wie Holbein mit den Wörtern umgeht sucht schon seinesgleichen. Er philosophiert, würzt seine Erzählung mit Sarkasmus und Humor, schreckt auch nicht vor einem Ende zurück, das man mit Happy End nicht wirklich beschreiben kann - und unterhält den Leser dadurch hervorragend.
Lediglich die Protagonisten bleiben etwas bleich. Beschreibt der Autor die Umgebung in einer Weise, dass man nahezu keine Vorstellungskraft mehr benötigt um sie vor dem inneren Auge zu sehen, werden seine Menschen der Fantasie des Lesers überlassen. Ist Alison blond oder brünett? Trägt Devlin einen Bart oder eine Brille? Egal, Leser mach das draus, was du möchtest, Hauptsache, dir ist bewusst, dass die Handlung wichtig ist und nicht das Aussehen der Handelnden.

Von Nikola ist nur der Vorname bekannt, doch es drängt sich der – wohl nicht unbegründete Verdacht auf- dass damit der berühmte Erfinder Nikola Tesla gemeint ist. Auch Doktor Watson ist wohl nicht nur Arzt, sondern hat auch einen anderen Hintergrund, wie die Aussage „Wissen Sie nicht, wer Watson wirklich ist?“ im Buch zwingend nahelegt.

Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was den Leser immer nahebei sein lässt. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst, was ich sehr passend, aber auch manchmal etwas anstrengend beim Lesen fand. Devlin wird immer wieder vertröstet. Keiner hat Antworten auf seine Fragen. Mich hat das teilweise etwas genervt, weil ja so der Leser auch immer weiter vertröstet wird. Dass Devlin da nie wütend geworden ist zeigt von einem guten Charakter und lässt doch etwas mehr Sympathie für ihn aufkommen. Etwas unglaubwürdig fand ich den Schluss. Devlin kennt Alison gerade mal ein paar Stunden und ist doch unsterblich verliebt. Nun ja, das mag jeder sehen, wie er mag.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass man als Leser den damaligen Protagonisten ja als Mensch des 21. Jahrhunderts einiges an Wissen voraus hat. So schmunzelt man über die Aussage von Devlin, dass sich das Automobil wohl nie durchsetzen wird oder über die Spekulationen ob es wirklich einmal möglich ist, zum Mond zu fliegen. Auch die Thematik Umweltschutz kommt im Buch vor, wobei ich hier denke, dass der Autor da den Spieß umgedreht hat und die Probleme der heutigen Zeit ins damalige Leben versetzt hat.


Fazit: Die Titanic ist untergegangen, dieses Buch wird es wohl nicht tun. Holbein wagt sich mit Irondead an den Bereich Steampunk- und es funktioniert!

Veröffentlicht am 28.11.2016

In einer nicht zu fernen Zukunft

Gut & Böse
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November 2031: Xavier Martello wird zusammen mit 300 anderen Schwerverbrechern auf einer einsamen Insel ausgesetzt.
8 Monate später ist auf der Insel kein Leben mehr zu sehen und so rückt die Armee aus, ...

November 2031: Xavier Martello wird zusammen mit 300 anderen Schwerverbrechern auf einer einsamen Insel ausgesetzt.
8 Monate später ist auf der Insel kein Leben mehr zu sehen und so rückt die Armee aus, um nach dem Rechten zu schauen. Was sie findet ist grauenhaft! Doch einer nutzt die Lage aus und flieht von der Insel. Als er auch noch die Gelegenheit bekommt, an einem geheimen Ort zur Forschung eingesetzt zu werden, greift er zu und verschwindet.
Seine Frau jedoch glaubt nicht daran, dass ihr Mann nicht mehr nach Hause kommt und vertraut sich seinem Freund Samuel an. Doch wer unbequeme Fragen stellt wird verbannt. Und zwar außerhalb des Grenzzauns des neuen Europas, der die Guten von den Bösen trennt.


Zugegeben: etwas konstruiert wirkt die Handlung schon und die Dystopie tritt auch ein wenig in den Hintergrund. Trotzdem war das Buch größtenteils spannend zu lesen. Vor allem ab der zweiten Hälfte. Als Samuel ausgesreent wird nimmt das Buch rasant an Fahrt auf. Die Szenen in der Grenzregion und die Schilderung der dortigen Zustände haben mich wirklich mitgenommen. Vor allem das Leben der Kinder, wobei der Autor hier nicht ganz so ins Detail ging, dass man so richtig mitleidet.

Am Ende blieben für mich ein paar Fragen offen und die letzten Szenen waren dann auch ein wenig zu „supermanlike“. Dennoch wollte ich das Buch bis zum Schluss nicht aus der Hand legen, denn Fröhlich’s Schreibweise hat mir gut gefallen. Man konnte sich gut in die Charaktere hineinversetzen, in ihr Denken und Handeln. Vor allem Alex, der Computernerd hat mir hier sehr gut gefallen und Lili, die das Kinderheim leitet.