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Veröffentlicht am 14.05.2023

Eine ganz besondere Frau

Die einzige Frau im Raum
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Seit ich durch mein Diplomprojekt über in Vergessenheit geratene Österreicher:innen auf Hedy Lamarr gestoßen bin, bin ich von dieser Frau begeistert (weshalb ich sie auch in meinen Geschichtsunterricht ...

Seit ich durch mein Diplomprojekt über in Vergessenheit geratene Österreicher:innen auf Hedy Lamarr gestoßen bin, bin ich von dieser Frau begeistert (weshalb ich sie auch in meinen Geschichtsunterricht eingebunden habe). Marie Benedict widmet dieser Frau nun einen ganzen Roman und berichtet über alle Facetten ihres Lebens.
Hey Lamarr, eigentlich Hedwig Kiesler, hat als Schauspielerin in Wien begonnen, bis der herrische Waffenfabrikant Friedriech Mandl sie heiraten wollte. Aus Schutz gegen den immer stärker werdenden Antisemitismus in Europa ging sie die Ehe ein, doch als die Umstände immer schlimmer werden flieht sie nach Amerika und beginnt in Hollywood ein neues Leben als Filmstar. Soweit die Geschichte, die den meisten über Lamarr bekannt ist, Benedict beleuchtet jedoch auch die unbekannteren, jedoch viel wichtigeren Aspekte ihres Lebens. Die Aspekte weshalb Hedy Lamarr eine Ikone der Frauengeschichte ist!
Der Roman ist sprach gut aufgebaut, passt in die Zeit, in der er spielt und berührt und schockiert die Leser:innen. Manche Erklärungen zu historischen Umständen wirkten jedoch unpassend und aufgezwungen.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Thriller? Reportage? Cronica?

Der erste Tote
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In Tim MacGabhanns Debütroman finden die beiden Journalisten Andrew und Carlos die Leiche eines jungen Studenten in Mexiko. Schnell wird diese von der Polizei weggebracht. Carlos geht der Sache nach und ...

In Tim MacGabhanns Debütroman finden die beiden Journalisten Andrew und Carlos die Leiche eines jungen Studenten in Mexiko. Schnell wird diese von der Polizei weggebracht. Carlos geht der Sache nach und bezahlt dies mit seinem eigenen Leben.
MacGabhann nimmt die Leser.innen mit auf eine Reise in ein Mexiko, das sich so normalerweise nicht der Öffentlichkeit zeigt. Er zeigt die dunkle Seite, von der die meisten vermutlich bescheid wissen, dies aber bewusst verdrängen. Er zeigt auf, wie wenig ein Menschenleben in Mexiko wert ist, vor allem wenn dieses Leben einem neugierigen Journalisten gehört. Der Autor berichtet von den noch immer anhaltenten Kriegen rund um die Ölvorkommen in einem der umstrittensten Länder der Welt. Hierbei hilft seine jahrelange Erfahrung als Journalist, bei der er selbst aus Mexiko berichtet hat.
Sein Roman ist somit auch eine Mischform, die am Anfang etwas fremd auf die Leser.innen wirkt, jedoch perfekt zu dem Thema und den Protagonisten passt. Sein Buch präsentiert sich als Thriller, der jedoch nicht von einem unzerstörbaren Polizisten oder Detektiv vorangetrieben wird, sondern von einem Journalisten, der selbst unsicher ist und Angst hat vor dem Wespennest, in das er sticht. Durch den journalistischen Protagonisten ist der Roman geprägt von Gesprächen, Recherchen und Interviews. Actionszenen muss man suchen, doch sie fehlen auch nicht. MacGabhann selbst bezeichnet seinen Roman als Mischung aus Thriller und Cronica, einer literarischen Form aus Mexiko, bei der Reportage und Roman vermischt werden, um über die Realität berichten zu können, ohne die Kartelle und den Tod fürchten zu müssen. Dies ist MacGabhann meisterhaft gelungen.
Sein Schreibstil erinnert an Hunter S. Thompson und passt somit perfekt in die Unterwelt von Mexiko. "Der erste Tote" liest sich als Hard-Boiled-Crime-Novel mit einen sensiblen Protagonisten und ganz viel Poesie. Diese Poesie mag dreckig und verkommen sein, doch dies macht sie nur noch viel schöner, denn sie bricht durch den ganzen Dreck und die verpestete Luft und bringt etwas Sonne und einen schönen Atemzug, zwischen dem ganzen Tod und der Gewalt.
Dazu kommt Andrew, der als Protagonist erst total fehl am Platz scheint. Andrew ist unsicher, möchte lieber nicht eingreifen um sich selbst zu schützen. Doch nach dem brutalen Mord an seinem Partner kann er nicht mehr wegschauen. Trotzdem bleibt Andrew sensibel, die Bilder an den Mord verfolgen ihn und oft versinkt er in seiner Trauer und seinen Gefühlen. Als Mann der Schwäche, Liebe und Unsicherheit zeigt, ist er etwas ganz besonderes in der Literatur, das es leider viel zu selten gibt, obwohl es doch so wichtig ist!

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Interessante & schnelle Lektüre

Wir werden jung sein
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"Wir werden jung sein" von Maxim Leo wirft durch seine Handlung große ethische Fragen auf. Was, wenn wir biologisch nicht mehr altern müssten, ewiges Leben erreichen könnten? Wer hätte überhaupt diese ...

"Wir werden jung sein" von Maxim Leo wirft durch seine Handlung große ethische Fragen auf. Was, wenn wir biologisch nicht mehr altern müssten, ewiges Leben erreichen könnten? Wer hätte überhaupt diese Möglichkeit - nur die Reichen und Mächtigen? In diesem Roman ist die biologische Verjüng eine "Nebenwirkung" von neuartigen Herzmedikamenten, die sich noch in der Probephase befinden. Deshalb bekommen vorerst auch nur vier Personen dieses Medikament, ein Jugendlicher mit Herzfehler, eine ehemalige Profischwimmerin, ein in die Jahre gekommener Geschäftsmann und eine junge Frau, die verzweifelt versucht ein Kind zu bekommen. Ihre Herzprobleme lösen sich und auch gegen die biologische Verjüngung spricht zuerst nichts, doch bald tauchen neue Probleme auf.
Maxim Leo hat für seinen Roman sehr viele Charaktere erschaffen, zwischen deren Perspektive von Kapitel zu Kapitel gewechselt wird. Größtenteils sind sie gut gezeichnet und ihr Verhalten verständlich und nachvollziehbar. Die ein oder andere Perspektive hätte man vermutlich weglassen können, ohne viel von der Geschichte zu verlieren, denn bei zu vielen Charakteren ist die Gefahr groß, dass man beim Lesen die Übersicht verliert. Ein weiteres Problem bei zu vielen Charakteren zeigt sich auch gegen Ende des Romans, denn hier fehlt plötzlich die Zeit, den Roman zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Handlungselemente folgen viel zu schnell aufeinander und es wirkt übereilt und unstimmig. Während ich es gut finde, dass die großen moralischen Fragen offen bleiben, bleibt trotzdem ein Gefühl der Unvollständigkeit nach dem Beenden des Buches.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Inspirierende Frau

Queen of Fashion
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Ich bin ehrlich: Der Titel "Queen of Fashion" hat mich zuerst abgeschreckt, da ich mit Mode gar nichts am Hut habe. Als ich dann aber gesehen habe, dass es um Vivienne Westwood geht, war mein Interesse ...

Ich bin ehrlich: Der Titel "Queen of Fashion" hat mich zuerst abgeschreckt, da ich mit Mode gar nichts am Hut habe. Als ich dann aber gesehen habe, dass es um Vivienne Westwood geht, war mein Interesse plötzlich geweckt. Über Vivienne Westwood habe ich schon ein bisschen gelesen, als ich eine Seminararbeit über die Punk-Bewegung geschrieben habe und da mich das Thema weiterhin begeistert, konnte ich an diesem Buch nicht einfach vorbeigehen.
Auch wenn es nur im ersten Teil des Buches um Punk geht und die Bewegung hinter dem Erschaffen der Mode und anderen Problemen im Privatleben Viviennes in den Hintergrund rückt, habe ich gerne über Viviennes Leben und ihren Kampf um Anerkennung gelesen.
Ich habe mir kein literarisches oder poetisches Meisterwerk erwartet. Der Schreibstil war angenehm zu lesen, obwohl ab und zu kleine Tippfehler den Lesefluss störten. Die Figuren waren greifbar gezeichnet und die Entwürfe Viviennes waren so beschrieben, dass man sich etwas darunter vorstellen konnte. (Ich habe sie trotzdem immer gegooglet.)
Manchmal wurde das ein oder andere Handlungselement eine Zeit lang vergessen oder gar ganz fallen gelassen (ohne Erklärung), was etwas befremdlich wirkt, wenn Vivienne plötzlich gar keine Gedanken an ihre Kinder verschwendet. Das kann auch daher kommen, dass Zeitsprünge manchmal nicht genau erklärt werden, nicht immer klar ist, welches Jahr ist, wie alt Vivienne oder die Kinder sind... Trotzdem ist "Queen of Fashion" ein solider Roman über eine starke und interessante Frau, die eine Revolution in der Modewelt in Gang gesetzt hat und immer zu ihrer Meinung stand.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Berührender Coming-of-Age Roman

Paradise Garden
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Aus heiterem Himmel verliert die 14jährige Billie ihre Mutter. Ihren Vater kennt sie nicht und bei der gerade erst eingezogenen Großmutter in der Hochhaussiedlung will sie nicht bleiben. Also begibt sie ...

Aus heiterem Himmel verliert die 14jährige Billie ihre Mutter. Ihren Vater kennt sie nicht und bei der gerade erst eingezogenen Großmutter in der Hochhaussiedlung will sie nicht bleiben. Also begibt sie sich auf die Suche nach ihrem Vater.
Das Buch macht kein Geheimnis daraus, dass den Leser:innen das Herz gebrochen wird, denn es beginnt mit dem Begräbnis von Billies Mutter. Im Erzählen gehen wir in die Zeit davor zurück, die, obwohl ihre Mutter zwei Jobs hat und trotzdem kaum genügend Geld, für Billie wunderschön war, denn ihre Mutter bemühte sich darum, dass Billie immer wieder das Schöne in der Welt sehen kann. Man spürt den Schmerz Billies durch die Seiten und würde sich am liebsten auf den Beifahrersitz setzen und mit ihr quer durch Deutschland fahren, um ihren Vater und ihre Herkunft kennen zu lernen.
Paradise Garden ist ein schön erzählter Coming-of-Age Roman, der sowohl für jüngere als auch erwachsene Leser:innen ansprechend ist. Durch seine Kürze geht nichts verloren, die Geschichte ist abgerundet und kommt ohne unnötige Ausschweife aus. Eine Reise ins Erwachsensein, wie es sie selten in deutschen Literatur gibt.

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