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Veröffentlicht am 29.04.2019

Alte Geheimnisse, neue Morde …

Keiner werfe den ersten Stein
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Um in Ruhe ein neues Stück zu proben, hat sich eine Londoner Theatergruppe mitten im Winter in ein abgelegenes Landhaus in den schottischen Highlands zurückgezogen. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. ...

Um in Ruhe ein neues Stück zu proben, hat sich eine Londoner Theatergruppe mitten im Winter in ein abgelegenes Landhaus in den schottischen Highlands zurückgezogen. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Bereits am ersten Abend kommt es zu Konfrontationen innerhalb der Truppe, und am nächsten Morgen wird Joy Sinclair, die Autorin des Stückes, erstochen in ihrem Bett aufgefunden. Da die örtliche Polizei mit dem Fall überfordert ist, wird Inspector Thomas Lynley mit seiner Mitarbeiterin Barbara Havers von New Scotland Yard mit der Aufklärung beauftragt. Ein schwieriger Fall, denn beinahe alle Beteiligten kommen aus der englischen Oberschicht und auch Lady Helen Clyde, eine Freundin Lynleys, ist unter den Verdächtigen. Bereits während die ersten Ermittlungen laufen geschieht ein weiterer Mord …

Elizabeth George, geb. 1949 in Warren, Ohio, aufgewachsen in der Nähe von San Francisco, ist eine US-amerikanische Kriminalroman-Autorin. Bekannt wurde sie besonders durch ihre Inspector-Lynley-Reihe, mit dem Kommissar aus adeliger Abstammung und seiner aus einfachen Verhältnissen stammenden Assistentin. Bereits ihr Erstlingswerk dieser Reihe wurde mit dem Agatha Award und dem Anthony Award ausgezeichnet und 1990 gewann sie den Grand prix de littératur policière. Die Romane spielen vorwiegend an typisch englischen Schauplätzen in Großbritannien. Die Autorin ist in zweiter Ehe verheiratet, lebt heute auf einer Insel vor Seattle und besitzt eine Zweitwohnung in London.

„Keiner werfe den ersten Stein“ (Originaltitel „Payment in Blood“) ist der zweite Roman der Lynley-Reihe. Gleich zu Beginn wird der Leser mit einer Vielzahl von Protagonisten und ihren komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen konfrontiert, was den Einstieg doch deutlich erschwert. Hat man sich aber erst an sämtliche Namen und Titel gewöhnt, lässt sich die Geschichte recht flott lesen. Die Spannung hält sich anfangs in Grenzen, steigt aber im Verlauf der Handlung stetig an. Durch die vielen Wendungen und immer neuen Erkenntnisse lässt sich auch wunderbar mitraten. Alle Beteiligten hätten ein Motiv für den Mord und bald schon glaubt man den Mörder zu kennen, bis neue Fakten hinzu kommen und sich neue Rätsel auftun.

Auch das Privatleben der Ermittler kommt nicht zu kurz. Wenn sie auch meist verschiedener Meinung sind, klappt die Zusammenarbeit zwischen Thomas Lynley und Barbara Havers recht gut. Während Lynley sich von seinen Prinzipien und seinem Glauben an die Ehrhaftigkeit des Adels nach und nach verabschieden muss, verfolgt Havers, die eine gesunde Abneigung gegen die Oberschicht und jegliche Art von Privilegien hat, eine andere aussichtsreiche Spur. Zudem wird Lynley von nagender Eifersucht gequält, was seiner Arbeit nicht förderlich ist und seine Objektivität beeinträchtigt. Das Ende ist sehr spannend und überraschend, die Morde werden geklärt und keine Fragen bleiben offen.

Fazit: Ein gutes Buch, welches fesselt, unterhält und Lust auf noch mehr Geschichten des Ermittlerduos Lynley/Havers macht.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Am Königshof in Stuttgart 1863 bis 1883 …

Die russische Herzogin (Die Zarentöchter-Saga 3)
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Siebzehn Jahre ist Olga, die Tochter des Zaren, nun schon mit Kronprinz Karl, dem Sohn des Württembergischen Königs, verheiratet, als sie gebeten wird, Großfürstin Wera, die neunjährige Tochter ihres Bruders ...

Siebzehn Jahre ist Olga, die Tochter des Zaren, nun schon mit Kronprinz Karl, dem Sohn des Württembergischen Königs, verheiratet, als sie gebeten wird, Großfürstin Wera, die neunjährige Tochter ihres Bruders Konstantin aufzunehmen. Da ihre Ehe kinderlos geblieben ist, willigt das Paar gerne ein. Doch Wera ist ein äußerst schwieriges Mädchen, das Olga öfters in peinliche Situationen bringt. Ihr wildes Benehmen ändert sich erst, als Wera langsam erwachsen wird. Bald entdeckt auch sie ihren Hang zur Wohltätigkeit und tritt in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen, Ziehmutter Olga und Großtante Katharina, die bedeutende soziale Projekte für Stuttgart und Württemberg ins Leben gerufen hatten …

Die Autorin Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Nach dem Gymnasium absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Übersetzerin und Wirtschaftskorrespondentin. Nachdem sie einige Jahre im Import- und Exportgeschäft tätig war, begann sie in den 1990er Jahren mit dem Schreiben historischer Romane. Diese wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von weit über 2,5 Millionen Exemplaren. Im Jahr 2015 wandte sie sich der Gegenwartsliteratur zu. Heute lebt Petra Durst-Benning mit ihrer Familie südlich von Stuttgart auf dem Land.

„Die russische Herzogin“ ist der dritte Roman der Autorin über Töchter eines russischen Zaren am Königlichen Hof in Stuttgart. Er basiert zum Teil auf Olgas Memoiren, die 1955 beim Verlag Günter Neske in Pfullingen unter dem Titel „Traum der Jugend gold’ner Stern“ erschienen sind. Wenn auch vieles nicht der historischen Realität entspricht, bietet das Buch dennoch gute Unterhaltung. Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt die Autorin die Kindheit Weras, ihre Ängste und ihre Sehnsucht nach den Eltern – aber auch ihre Streiche und ihre anfängliche Trotzhaltung gegen die neue Umgebung und gegen ihre Zieheltern. Der Schreibstil ist flüssig und klar, so dass sich die Geschichte, trotz einiger Längen, zügig lesen lässt. Dass Wera eine sehr kluge Frau ist und nicht die strahlende Schönheit, wie die Damen gerne in historischen Romanen beschrieben werden, macht sie wohltuend authentisch und sehr sympathisch. Unerwartete Ereignisse sorgen für die nötige Spannung und die geschickt eingewobenen detaillierten Beschreibungen der Schauplätze der Handlung runden den guten Gesamteindruck harmonisch ab.

Fazit: Eine interessante Geschichte mit solidem historischen Hintergrund, die dem Leser unterhaltsame Lesestunden bietet.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Vergessen und vorbei ? …

Die vergessene Generation
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Während heutzutage sehr viel über die Flüchtlingskinder und die Kinder in den Kriegsgebieten der Welt geredet und für sie getan wird, wurden die Kinder der Geburtenjahrgänge zwischen 1930 und 1945, also ...

Während heutzutage sehr viel über die Flüchtlingskinder und die Kinder in den Kriegsgebieten der Welt geredet und für sie getan wird, wurden die Kinder der Geburtenjahrgänge zwischen 1930 und 1945, also die Kriegsjahrgänge, total übergangen. Die damals erlittenen Seelenqualen wurden einfach ignoriert, sie hatten sich anzupassen und zu funktionieren, der Krieg war ja vorbei. Es gelang dieser Generation offenbar auch ausgezeichnet, die schlimmen Erlebnisse beiseite zu schieben und sich der Gegenwart und der Zukunft zuzuwenden. Man redet halt nicht darüber, dann wird man schon vergessen, das war ihr Standpunkt. Dass aber die Schrecken und Ängste der Bombennächte im Bunker oder Keller, die Flucht aus der Heimat, Hunger und Kälte ihre Spuren bei den damaligen Kindern hinterlassen haben, zeigt sich erst jetzt – ihre seelischen Leiden drängen ans Tageslicht, da sie im Rentenalter nicht mehr durch Beruf und Arbeit überdeckt werden können …

Die Autorin Sabine Bode, Jahrgang 1947, lebt als freie Journalistin in Köln und arbeitet überwiegend für die Kulturredaktion des Hörfunks von WDR und NDR. Über das Thema Kriegskinder und seine Folgen hat sie mehrere Bücher geschrieben.

Für das Buch „Die vergessene Generation“ hat die Autorin zahlreiche Gespräche mit Betroffenen geführt, Schicksalen nachgeforscht und Akten des Suchdienstes eingesehen. Es ist für Leser aller Generationen gedacht und soll dazu anregen, sich mit der Vergangenheit der eigenen Familie zu beschäftigen. Wie Sabine Bode ausführt ist es durchaus möglich, dass Probleme und Verhaltensweisen der nachfolgenden Generation auf die traumatischen Erlebnisse der Eltern oder Großeltern bzw. deren Erziehungsmethoden zurückzuführen sind. Es ist daher unerlässlich, Gespräche mit unmittelbar Betroffenen über ihre Kriegserlebnisse zu führen und ihnen unsere Empathie zu zeigen, solange dies altersmäßig überhaupt noch möglich ist.

Fazit: Ein aufschlussreiches und oft berührendes Buch, das zum besseren Verständnis zwischen den Generationen beitragen kann.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Schatten aus der Vergangenheit …

Wenn du mich siehst
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Es war ein Zufall, dass er gerade dazu kam, als sie nachts bei strömendem Regen auf einer einsamen Landstraße eine Reifenpanne hatte. Es war auch ein Zufall, dass ihre Schwester nur anhand ihrer Schilderungen ...

Es war ein Zufall, dass er gerade dazu kam, als sie nachts bei strömendem Regen auf einer einsamen Landstraße eine Reifenpanne hatte. Es war auch ein Zufall, dass ihre Schwester nur anhand ihrer Schilderungen diesen Mann als einen Kommilitonen erkannte. So lernten sie sich kennen – und waren sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten auch bald sympathisch - Maria, die Anwältin und Tochter mexikanischer Einwanderer und Colin, ein ehemaliger Schläger mit dunkler Vergangenheit, der bereits mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Aus anfänglicher Sympathie wurde bald Liebe und aus Maria und Colin ein Paar. Doch das Glück währt nicht lange, Maria bekommt plötzlich seltsame Botschaften und fühlt sich von einem Stalker verfolgt. Colin möchte ihr helfen, aber kann er sich dabei zurück halten, oder fällt er in seine alten Gewohnheiten als brutaler Schläger zurück …?

Nicholas Sparks, geb. 1965 in Omaha/Nebraska, ist US-amerikanischer Schriftsteller. Nach seinem Schulabschluss 1984 begann er ein Bachelor-Studium in Business Finance, das er 1988 abschloss. Während dieser Zeit schrieb er seine beiden ersten Romane, die jedoch abgelehnt wurden und bis heute unveröffentlicht blieben. Sein Durchbruch begann 1994 mit „Wie ein einziger Tag“, was ein weltweiter Bestseller wurde. Es folgten viele weitere Bestseller, die teilweise auch verfilmt wurden. Die Bücher des Autors wurden in 50 Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von nahezu 100 Millionen Exemplaren. Sparks war seit 1989 verheiratet, hat fünf Kinder und lebt seit 2015 getrennt von seiner Frau Cathy in North Carolina.

Der Titel „Wenn du mich siehst“ passt sehr gut zu diesem Roman, der im englischen Original einfach nur „See me“ heißt. Auch das Cover ist stimmig und bringt die gelegentlichen romantischen Szenen am Strand perfekt rüber. Wie von Nicholas Sparks gewohnt ist die Sprache nicht besonders poetisch, aber dennoch ausdrucksstark und voller Gefühl. Durch die eher kurz und knapp gehaltenen Sätze lässt sich die Geschichte leicht lesen und die spannende Handlung gut verfolgen. Die Charaktere wirken lebensecht und authentisch, der Autor hat ein feines Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen.

Bereits der Prolog macht dem Leser klar, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Wir erleben einen interessanten, recht gefühlsbetonten Anfang. Nach etwa der Hälfte des Buches entwickelt sich die Geschichte nach und nach zu einem Psycho-Thriller mit reichlich dramatischen Situationen, bei denen Marias Leben und Colins Bewährungsstrafe öfters in Gefahr geraten. Viele unvorhersehbare Wendungen und neu hinzukommende Personen halten die Spannung hoch. Sparks lässt abwechselnd kapitelweise Maria und Colin berichten, so dass der Leser das Geschehen aus mehreren Perspektiven verfolgen kann. Der Epilog zum Schluss ist stimmig und rundet die Geschichte perfekt ab.

Fazit: Ein gefühlvoller, spannender Roman, bei dem sich gekonnt dramatische mit besinnlichen Szenen abwechseln. Eine gute Mischung zwischen Liebesroman und Thriller.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Ungleiche Schwestern …

Die Zuckerbäckerin (Die Zarentöchter-Saga 1)
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Es war ein großes Glück für die beiden Schwestern Eleonore und Sonia, dass sie beim Diebstahl auf dem Stuttgarter Wochenmarkt erwischt wurden. Dadurch konnten sie Katharina, die Königin von Württemberg, ...

Es war ein großes Glück für die beiden Schwestern Eleonore und Sonia, dass sie beim Diebstahl auf dem Stuttgarter Wochenmarkt erwischt wurden. Dadurch konnten sie Katharina, die Königin von Württemberg, kennen lernen, die sie dann aus Mitleid als Küchenmägde ins Schloss holte. Während Eleonore sich rasch einfügt, Freude an der Arbeit hat und später sogar als Zuckerbäckerin zum Einsatz kommt, drückt sich Sonia vor jeglicher Arbeit und versucht, sich mit Hinterlist und Tücke durchs Leben zu mogeln. Als dann der Holzträger Leonhard mit Eleonore nach Russland auswandern will, lehnt diese aus Rücksicht auf ihre Schwester ab. Währenddessen versucht die aus Russland stammende Königin Katharina nach dem Vorbild ihrer Heimat die Armut in Württemberg zu bekämpfen …

Die Autorin Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Nach dem Gymnasium absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Übersetzerin und Wirtschaftskorrespondentin. Nachdem sie einige Jahre im Import- und Exportgeschäft tätig war, begann sie in den 1990er Jahren mit dem Schreiben historischer Romane. Diese wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von weit über 2,5 Millionen Exemplaren. Im Jahr 2015 wandte sie sich der Gegenwartsliteratur zu. Heute lebt Petra Durst-Benning mit ihrer Familie südlich von Stuttgart auf dem Land.

In ihrem Roman „Die Zuckerbäckerin“ schildert Petra Durst-Benning das Leben zweier ungleicher Schwestern zwischen 1816 und 1820 am Königlichen Hof in Stuttgart sowie das von Katharina, der zweiten Frau Wilhelm I. von Württemberg. Es vermischen sich hier Fiktion und Fakten, wie die Autorin selbst im Nachwort erklärt. Während die Geschichte von Eleonore und Sonia frei erfunden ist, ist das Schicksal der Katharina Pawlowna aus dem Haus Romanow geschichtlich belegt und gut recherchiert. Von 1816 bis 1819 war sie Königin von Württemberg. In ihrem Denken und Handeln der Zeit weit voraus, gründete sie während einer Notzeit (Missernten, Hungersnot) den ersten Wohtätigkeitsverein. Auch das Katharinenstift, das Katharinenhospital in Stuttgart und die Württembergische Landessparkasse gehen auf sie zurück, was im Buch sehr geschickt in die Handlung eingeflochten ist.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht, flüssig, gefühlvoll - ohne ins Kitschige abzudriften - und liest sich sehr angenehm. Sie versteht es gut, Menschen zu beschreiben und sie mit liebens- oder hassenswerten Eigenschaften auszustatten. Dadurch kann man als Leser tief in das Geschehen eintauchen und sich mit den Protagonisten freuen oder auch mir ihnen leiden. Die geschilderten historischen Tatsachen wecken die Neugierde, noch mehr über Katharina und die damalige Zeit zu erfahren, zumal hier ihre Bemühungen zu Bekämpfung der Armut in Württemberg sehr realistisch beschrieben sind.

Der Prolog zu Beginn nimmt bereits ein Teil des Schlusses vorweg, was ich eigentlich sehr schade fand, da es einen Teil der Spannung nimmt. Ein Nachwort mit interessanten historischen Fakten und ein Anhang mit zahlreichen Rezepten der Zuckerbäckerin, die gut erläutert und einfach nach zu kochen bzw. zu backen sind, vervollständigen das rundum gelungene Werk.

Fazit: Eine Lektüre zum Entspannen, leicht geschrieben und flüssig zu lesen.