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Veröffentlicht am 21.05.2020

Gehört in jedes Bücherregal von Vorschulkindern und Schulanfängern

Lasse in der 1. Klasse
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Bald geht Lasse in die erste Klasse. Er freut sich schon. Aber bis dahin gilt es noch einige Hindernisse zu überwinden. Zum Beispiel muss ein Schulranzen her, aber ein besonderer mit Rakete drauf. Außerdem ...

Bald geht Lasse in die erste Klasse. Er freut sich schon. Aber bis dahin gilt es noch einige Hindernisse zu überwinden. Zum Beispiel muss ein Schulranzen her, aber ein besonderer mit Rakete drauf. Außerdem braucht er natürlich eine Schultüte und die, die Mama basteln will, sieht bis jetzt ziemlich grau und unspektakulär aus. Ganz wichtig wäre auch, dass Lasse mit Ricka in eine Klasse eingeteilt wird. Sonst macht Schule überhaupt keinen richtigen Spaß. Ja, es ist
gar nicht so einfach, in die Schule zu kommen...

Ich mag Sarah Welks Schreibstil. Sie schreibt locker, klar, gut verständlich und sehr witzig. Das Buch enthält sechs verschiedene Geschichten die aufeinander aufbauen. Das Ganze ist aus Lasses Perspektive verfasst. Lasse erklärt viele Dinge immer wieder näher, wendet sich auf dieses Weise quasi direkt an den Leser. Das wirkt sehr erfrischend, lebendig und authentisch. Sarah Welk spricht definitiv die Sprache der Kinder.
Anne-Kathrin Behls witzige Illustrationen passen perfekt zu den Geschichten. Ihr gelingt es auf einzigartige Weise, auf ihren Bildern die Gefühle der Figuren einzufangen und darzustellen.

Lasse ist ein sehr sympathischer, sensibler Junge, der sehr konkrete Vorstellungen hat und viel nachdenkt. Manche seiner Gedankengänge scheinen ziemlich absurd, so sind die meisten Probleme in Lasses Kopf viel bedeutender als sie objektiv eigentlich sind. Aber gerade das macht Lasse so besonders liebenswert. Man muss ihn und seine Sicht der Dinge einfach mögen. Ich finde ihn als Figur sehr gut getroffen und realistisch und glaubwürdig charakterisiert. Lasse ist nicht ganz so selbstsicher, wirkt etwas ängstlich, aber mit Ricka hat er eine selbstbewusste, einfallsreiche, aufgeweckte und mutige Freundin an seiner Seite. Die beiden passen gut zusammen, bilden ein perfektes Team.

Lasses Geschichten sind ausgesprochen unterhaltsam zu lesen. Lasse hat mit den typischen Problemen eines Erstklässlers zu kämpfen. Aus seiner Sicht werden eigentlich banale Themen unheimlich aufregend und spannend dargestellt. Meine Kinder und ich haben immer mit Lasse mitgefiebert, wir sind von seinen netten, witzigen Erlebnissen einfach total begeistert.

Autorin Sarah Welk überzeugt auch mit „Lasse in der ersten Klasse“. Sie weiß, was Kinder beschäftigt und umtreibt, schreibt wunderbar einfühlsam, authentisch und dabei sehr humorvoll. Sie trifft wieder einmal genau den richtigen Ton. Ein perfektes Buch für Vorschulkinder und Erstklässler, das ihnen deutlich macht: Sie sind mit ihren Sorgen nicht allein. Wenn man sich an alles gewöhnt hat, ist die erste Klasse nicht nur eine nervenaufreibende, sondern auch eine lustige und vor allem schöne Zeit.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Dramatisch, hochspannend, perfekt inszeniert

Marta schläft
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Wie ist Nadja da nur hineingeraten? Laura, die Frau von Nadjas Chefs Gero van Hoven, lässt sich auf eine verhängnisvolle Affäre ein, die für ihren Liebhaber tödlich endet. In ihrer Verzweiflung bittet ...

Wie ist Nadja da nur hineingeraten? Laura, die Frau von Nadjas Chefs Gero van Hoven, lässt sich auf eine verhängnisvolle Affäre ein, die für ihren Liebhaber tödlich endet. In ihrer Verzweiflung bittet Laura Nadja, die eine geheimnisvolle, kriminelle Vergangenheit hat, ihr dabei zu helfen, die Leiche verschwinden zu lassen. Doch der Plan geht nicht auf und während sich die Lage immer weiter dramatisch zuspitzt, kommen bei Nadja zentrale Erinnerungen an ihr früheres Leben hoch.....

Romy Hausman schreibt flüssig und klar. Der eingängige Schreibstil macht es dem Leser leicht, dem offensichtlichen Geschehen zu folgen. Kompliziert wird der Roman aber dadurch, dass er aus verschiedenen Erzählperspektiven verfasst ist, so wird z.B. Nadjas gegenwärtige Situation, während sie Laura hilft den Mord zu vertuschen oder der Mordfall um die junge Nelly Schütt näher beleuchtet. Die einzelnen Handlungsstränge stehen anfangs noch isoliert, ohne erkennbaren Zusammenhang, da, später werden sie immer mehr miteinander verknüpft, ergeben schließlich ein sinnvolles ganzes „Puzzle“.

Mit Nadja hat Hausmann eine sehr mysteriöse, undurchsichtige Hauptfigur geschaffen. Nach und nach erfährt der Leser zahlreiche bedeutende Details aus ihrer Vergangenheit und wie sie in die scheinbar aussichtslose Lage kommen konnte, in der sie sich gerade befindet. Auch andere Figuren wie Gero van Hoven haben mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen, die sie entscheidend geprägt und zu dem gemacht haben, was sie sind....

Etwa bis zur Mitte des Romans waren die einzelnen Komponenten der Story für mich schwer einzuordnen, doch dann fügten sich die Teile immer besser zusammen und die Handlung wurde verständlich und logisch nachvollziehbar. Fast meisterhaft hat Hausmann den Aufbau des Thrillers komponiert und inszeniert. Zu jeder Zeit war ich von „Marta schläft“ gefesselt, von seiner extremen Spannung beeindruckt. Gerade als ich sicher war, jetzt die Handlung vollkommen durchschaut zu haben, änderte der Plot wieder die Richtung und alles entpuppte sich erneut als ganz anders als vermutet. Wirklich beeindruckend, wie Romy Hausmann mit den Erwartungen des Lesers spielt, ihn immer wieder auf falsche Fährten führt. Am Ende gelangt die Autorin schließlich zu einem stimmigen Finale und alles ergibt plötzlich und endlich Sinn.

Auch wenn ich zwischendurch fast an meiner Ahnungslosigkeit verzweifelte, weiterlesen lohnt sich auf alle Fälle. Hausmann hat einen perfekt aufgebauten, atemberaubend spannenden Thriller konstruiert. Einen mit sehr vielen Wendungen, der immer wieder überrascht und bis zum Finale unvorhersehbar bleibt. Nach der Lektüre steht die bedeutende Frage im Raum, ob es möglich ist, mit Schuld, die man auf sich geladen hat, normal weiter zu leben oder ob sie einen zwangsläufig nicht doch irgendwann wieder einholt....

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen....

Anna & Anto
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Anna ist schon seit langem heimlich in Maxim, den besten Freund ihres Zwillingsbruders Anto, verliebt und wünscht sich sehr, ihm endlich näher zu kommen. Dann erfüllt sich ihr Wunsch aber auf völlig andere ...

Anna ist schon seit langem heimlich in Maxim, den besten Freund ihres Zwillingsbruders Anto, verliebt und wünscht sich sehr, ihm endlich näher zu kommen. Dann erfüllt sich ihr Wunsch aber auf völlig andere Weise als erhofft. Sie steckt plötzlich im Körper ihres Bruders Anto fest und der wiederum hat mit ihr Gestalt getauscht und ist nun Anna. So hatte sich Anna das nun nicht vorgestellt. Jetzt kann sie zwar mehr Zeit mit Maxim verbringen, muss dafür aber ein Junge sein und außerdem hat sie noch das blöde Babyprojekt ihres Bruders am Hals.

Gerlis Zillgens schreibt erfrischend, flüssig, gut verständlich und vor allen Dingen sehr witzig. Die Geschichte ist aus Anna Perspektive erzählt. Anfangs vergingen die Seiten wie im Flug. Kompliziert wurde es allerdings nach dem Körpertausch. Da war es dann nicht immer eindeutig, wer jetzt eigentlich wer ist, weil Körper und Geist ja nun nicht mehr zusammengehörten. Selbst Anna nannte ihren Bruder, der ja eigentlich nun Annas Gestalt hat, „Anto“. Logisch, dass da auch der Leser nicht immer hundertprozentig mitkommt und zunehmend verwirrt wird. Eine irritierende Herausforderung, die aber großen Spaß machte.

Anna ist vierzehneinhalb und steckt mitten in der Pubertät. Sie wird sehr authentisch und realistisch beschrieben, einfach total sympathisch. Als sie plötzlich im falschen Körper gefangen ist, empfand ich großes Mitleid mit ihr. Ihre Gedanken und Gefühle angesichts dieser absurden Situation waren für mich sehr einsichtig und stimmig. Durch den Körpertausch kommt sie ihrem Bruder Anto so nah wie nie. Denn wer kann schon von sich behaupten, den Körper eines anderen selbst einmal gehabt zu haben?
Die verschiedenen weiteren speziellen Figuren sorgen für viele saukomische Momente: Annas völlig überdreht Eltern, Mias überkritische Mutter, die indiskrete Biologielehrerin Frau Kleingedank-Mücke oder die ziemlich seltsame Oma, der Anna so vertraut wie niemandem sonst. Annas Bruder Anto bleibt dagegen sehr im Hintergrund und wirkt etwas blass.

In der Geschichten geht es nicht nur sehr verwirrend zu, sondern auch ziemlich spannend. Wie entwickelt sich Annas Beziehung zu Maxim? Wird jemand im näherem Umfeld erkennen, was los ist? Und wird sich am Ende alles in Wohlgefallen auflösen? Bis zum Schluss war „Anna und Anto“ sehr packend zu lesen und ich habe durchgehend mit Anna mitgefiebert und gelitten.

Ein Körpertausch unter Geschwistern!? Was für ein abstruser Gedanke! Am Anfang konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wie aus der fast klamaukig wirkenden Grundidee eine stimmige Geschichte werden könnte. Ich kannte die Idee des Körpertauschs aus der Komödie „Big“ mit Tom Hanks. Gerlis Zillgens Körpertauschs-Abenteuer bleibt aber nicht an der skurrilen und lustigen Oberfläche. Im Verlauf drängten sich wirklich existenzielle Fragen auf: „Wer bin ich eigentlich wirklich?“ „Definiert nicht der Körper entscheidend unser Sein?“ Da ging es dann zwischendurch - zumindest in meinem Kopf- ziemlich philosophisch zu. Kein Wunder, dass sich beim Lesen so mancher Knoten im Gehirn bildete. Ein auf den ersten Blick wirklich ungewöhnliches originelles und witziges Kinderbuch, das ganz bewusst Klischees enthält, aber eben auch eines, das bei genauer Betrachtung viele Themen wie Sexualität, Liebe und Freundschaft berührt und dabei ganz schön zum Nachdenken anregt. Es ist eben nicht alles, wie es auf den ersten Blick scheint.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Eine Kreuzung aus „About a Boy“ und „Ganz oder gar nicht“- Skurril, witzig und dabei sehr bewegend

Pandatage
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Danny hat eine richtige Pechsträhne: Seine Frau starb vor etwa einem Jahr bei einem Verkehrsunfall, sein Sohn Will, der mit seiner Mutter im Auto saß, als diese starb, spricht seitdem kein Wort mehr, ...

Danny hat eine richtige Pechsträhne: Seine Frau starb vor etwa einem Jahr bei einem Verkehrsunfall, sein Sohn Will, der mit seiner Mutter im Auto saß, als diese starb, spricht seitdem kein Wort mehr, dann verliert der junge Mann auch noch seinem Job auf dem Bau und wird daraufhin von seinem Vermieter mit Gewalt bedroht, weil er die Miete für seine Wohnung nicht mehr aufbringen kann. Nachdem sich die Arbeitssuche als aussichtslos erweist, sieht Danny nur noch eine Lösung: Er besorgt sich ein Pandakostüm und beschließt, sein Geld als Tanzbär zu verdienen. Doch leider verfügt er über keinerlei tänzerische Fähigkeiten. Danny muss sich also dringend etwas einfallen lassen.....

„Pandatage“ liest sich sehr angenehm und flüssig. James Gould-Bourne schreibt ausgesprochen unterhaltsam und mit viel Humor.

Danny ist eine überaus sympathische Hauptfigur, für die es wirklich mehr als dicke kommt. Ein trauriges Unglück folgt dem nächsten. Doch der manchmal etwas naive, aber grundanständige und ehrliche junge Vater gibt nicht auf und lässt sich erst recht nicht unterkriegen. Er glaubt unerschütterlich an das Unmögliche, daher muss ihn jeder Leser einfach gernhaben.
Sohn Will kann einem ebenfalls nur Leid tun. Der sensible, intelligente Junge ist stark traumatisiert, vermisst seine Mutter sehr und wird zudem von einigen Mitschülern übel drangsaliert. Er weiß (noch) gar nicht, was er für einen außergewöhnlichen Vater hat, der wirklich alles für ihn tun würde. Besonders gut gefallen haben mir auch Dannys Kollege vom Bau, Ivan, der trotz seiner harten furchterregenden Schale ein Herz aus Gold hat und die schlagfertige, resolute Tänzerin Krystal. Die Geschichte besticht durch ihre interessanten, ungewöhnlichen, mitunter auch durchaus klischeebeladenen, aber dafür umso amüsanteren Charaktere.

„Pandatage“ ist eine wunderbar originelle, komische und ziemlich überdrehte, irgendwie typisch englische Geschichte, eine Kreuzung aus Nick Hornbys About a Boy und der britischen Komödie Ganz oder gar nicht. Eine Geschichte, die mitreißt und bis zum Schluss fesselt. Ein skurriles, absurdes, aber auch wunderschönes Märchen darüber, dass es sich lohnt, an sich zu glauben und nicht aufzugeben. Manchmal traurig, immer unterhaltsam, kurzweilig und mindestens genauso liebenswert wie ein knuddeliger Panda. Ein Feel-Good-Movie zum Lesen.

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Leseglück

Unsere kleine Insel
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Nele wohnt seit knapp einem Jahr auf der Hallig. Anfangs war es eine große Umstellung, sich an das Leben dort zu gewöhnen, zumal das Mädchen vorher in der Großstadt Köln zu Hause war. Doch mittlerweile ...

Nele wohnt seit knapp einem Jahr auf der Hallig. Anfangs war es eine große Umstellung, sich an das Leben dort zu gewöhnen, zumal das Mädchen vorher in der Großstadt Köln zu Hause war. Doch mittlerweile ist Nele rundum glücklich. Denn dass die Hallig klein ist und sehr wenige Einwohner hat, heißt nicht, dass es dort langweilig ist. Ganz im Gegenteil: An manchen Tagen passiert so viel, dass es fast in ein ganzes Buch passt und dass Nele nach dem Abendessen und Zähneputzen sofort einschläft...

„Unsere kleine Insel“ ist aus Neles Sicht geschrieben. Sie erzählt in der Ich-Perspektive verständlich, abwechslungsreich und sehr anschaulich. Beim Lesen hatten wir fast das Gefühl, sie spricht nur persönlich zu uns. Ich habe das Buch meinen Kindern (vier, sechs und acht Jahren) vorgelesen. Selbst die Vierjährige hat sehr gerne und aufmerksam zugehört. Karin Lindermanns niedliche Bilder passen perfekt zur Geschichte und wurden von meinen Kindern immer wieder gerne genauer betrachtet.

Die Bewohner der Insel werden sehr authentisch dargestellt. Da gibt es die aufgeweckte, neugierige Nele, ihre beste Freundin Lisa, Neles lustigen Opa, der wirklich immer zu Späßen aufgelegt ist, den schweigsamen Torben und seinen noch wortkargeren Vater oder den etwas griesgrämigen Mattes, der sich zwar gerne über alle möglichen Dinge beschwert, aber das Herz doch am rechten Fleck hat. Irgendwie mag man sie alle.

Recht viel passiert auf der Hallig und in der Geschichte nicht, es geht hauptsächlich um den Alltag, aber der ist nun wirklich etwas ganz Besonderes, sehr „ursprünglich“ und immer mit der Natur verbunden. Kleine Ereignisse wie die Geburt eines Lammes oder ein Regentag haben dort eine große Bedeutung für alle. Die Geschichte vermittelt eine wunderbare Stimmung, eine ausgesprochen angenehme Atmosphäre. Alles wirkt so friedlich, harmonisch und „entschleunigt“. Auf der Hallig ist die Welt noch in Ordnung.

Wir haben Rüdiger Bertrams Buch sehr genossen. Für uns war es definitiv „Leseglück“, wie ein Urlaub auf dem Bauernhof - oder auf einer kleinen Insel, Pardon natürlich Hallig. Es muss gar nicht immer nur „Action“ sein. Manchmal darf ruhig alles etwas beschaulicher und langsamer zugehen und dann ist dieses Buch genau das Richtige. Eine Geschichte „für alle, die das Meer lieben- also für alle“.

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