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Veröffentlicht am 26.02.2021

Aufregendes Fantasy-Märchenabenteuer mit vielfältigen Figuren und einer ganz besonderen Freundschaft

Risa aus dem Schattenwald
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Risa, ein Waldglimpfmädchen, lebt gern im Schattenwald, den sie täglich mit ihrem besten Freund, dem Wolf Halgrimm, erkundet. Das Mädchen verfügt über eine ganz besondere Gabe, sie versteht die Sprache ...

Risa, ein Waldglimpfmädchen, lebt gern im Schattenwald, den sie täglich mit ihrem besten Freund, dem Wolf Halgrimm, erkundet. Das Mädchen verfügt über eine ganz besondere Gabe, sie versteht die Sprache der Bäume und die haben gerade Beunruhigendes zu erzählen. Es verschwinden nicht nur auf mysteriöse Weise Tiere aus dem Wald, die Grumpfknolle, die Nachbarn der Waldglimpfe, möchten angeblich auch noch Bäume im Schattenwald fällen, um das Land als Ackerland zu nutzen. Und das, obwohl ein Vertrag das friedliche Nebeneinander der beiden Völker schriftlich garantiert. Waldelfe Frigge macht sich ebenfalls Sorgen. Was ist da nur im Gange? Risa berichtet ihrem Vater Rune von den Neuigkeiten. Der ruft daraufhin den Rat der Weisen ein, doch die Weisen glauben nicht an eine Bedrohung. Als sich die Situation zuspitzt, beschließt Risa auf eigene Faust zu handeln und den Frieden zu sichern. Sie macht sich mit Frigge auf zum Vergessenen Moor. Ihr Weg führt sie durch unwegsame Gebiete voller Gefahren.

Die Autorinnen Rose und Szillat schreiben, wie sich das für einen Fantasy-Roman gehört, sehr bildhaft, fast wie aus einer anderen Welt. An den märchenhaften, aber durchaus verständlichen, klaren Erzählstil, mussten meine Mitleser und ich uns erst einmal gewöhnen, aber ungefähr nach den ersten zwanzig Seiten waren wir dann „drin in der Geschichte“ und empfanden die zeitlosen Formulierungen als stimmig.
Am Anfang bestimmter Kapitel sind wichtige Informationen zum Verständnis vom Leben im Schattenwald und dem aktuellen Geschehen abgedruckt. Da finden sich Landkarten, Verträge und nähere Informationen zu den verschiedenen Völkern. Auf diese Weise können sich die Leser den Schauplatz und die Kreaturen, mit denen es Risa zu tun bekommt, besser vorstellen, alles wird dadurch irgendwie „realer“. Jedem Kapitel ist außerdem eine kleine, detaillierte, geheimnisvolle Illustration vorangestellt, die einen Aspekt aus dem Kapitel zeigt. Mehrere Kapitel bilden jeweils einen größeren Leseabschnitt, einen „Pfad Risas“, der mit einem großen, sich über eine ganze Seite erstreckenden Bild beginnt. Diese Bilder sind wirklich besonders, einerseits zum Träumen schön, aber auch gleichzeitig ziemlich schattenhaft und dunkel.
Kinder, die die Geschichte eigenständig lesen möchten, sollten mindestens neun Jahre alt sein. Ansonsten könnte die Textmenge und der spezielle Schreibstil etwas überfordern, zum Vorlesen eignet sich die Geschichte allerdings auch schon für jüngere Zuhörer mit Ausdauer ab sechs, sieben Jahren.

Eine bunte Figurenmischung bewohnt den Schattenwald und das angrenzende Gebiet. Risa selbst ist ein mutiges Waldglimpfmädchen, das sich stets dafür einsetzt, dass es allen Lebewesen gut geht und dabei auch keine Gefahr scheut. Dass sie die Sprache der Pflanzen beherrscht, bringt Risa viele grüne Freunde ein. Ungerechtigkeit ist dem Mädchen ein Dorn im Auge. Begleitet wird Risa von der Waldelfe Frigge. Frigge redet viel und hat nicht die besten Umgangsformen. Sie wirkt oft grummelig, spart nicht mit Schimpfwörtern und nennt Risa schon mal gerne „kleiner, nichtsnutziger Waldglimpf“ oder „ungehobelte Walnuss“. Auch ihre empörten Ausrufe wie »Stinkender Schlammschnapper“ sind weniger bösartig gemeint als einfach amüsant und unterhaltsam zu lesen. Hinter der fluchenden, rauen Fassade von Frigge steckt ein herzensgutes Wesen. Zu Risas Freunden gehören neben dem treuen Wolf Halgrimm, der für Risa alles tun würde, auch noch der Mäusebussard Baltur. Die Gefährten finden auf ihrer langen Reise weitere überraschende Verbündete. Letztendlich sind Freundschaft und Zusammenhalt für sie überlebenswichtig, denn das Gespann trifft auch auf Feinde, die ihnen Böses wollen. Die können sie nur gemeinsam besiegen.

Was für eine besondere Welt haben sich die Autorinnen da ausgedacht! Der Schattenwald, der Auenwald, das Land der Steinriesen werden so plastisch beschrieben, meine Mitleser und ich entwickelten sofort eine klare Vorstellung davon, fühlten uns fast mittendrin. Risas Reise durch die Länder verläuft so spannend und aufregend, dass wir zwischendurch kaum zu atmen wagten. „Endlich mal eine richtige Abenteuergeschichte“ meinte meine neunjährige Tochter. Und das stimmt, „Risa aus dem Schattenwald“ ist ein echt tolles Fantasyabenteuer mit einzigartigem, märchenhaften Schauplatz, vielfältigen Figuren, großen Gefahren und einer mächtig starken Freundschaft.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Packende Zeitreise in eine Kinderklinik Anfang des letzten Jahrhunderts

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Nachdem 1898 die Mutter von Marlene und Emma Lintow stirbt, leben die Mädchen im Waisenhaus. 1911 erhalten beide dann die Chance, in der neuen Kinderklinik Weißensee eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester ...

Nachdem 1898 die Mutter von Marlene und Emma Lintow stirbt, leben die Mädchen im Waisenhaus. 1911 erhalten beide dann die Chance, in der neuen Kinderklinik Weißensee eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester zu absolvieren. Dass Waisen diese Gelegenheit erhalten, ist äußerst ungewöhnlich. Die beiden müssen sich daher besonders anstrengen, zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen, um den Anforderungen der Ausbildung zu genügen. Die Arbeit mit den kleinen Patienten macht beiden jungen Frauen sehr viel Freude. Doch dann verliebt sich Emma in einen Mann, der es nicht ganz so ehrlich meint, wie er vorgibt. Unglücklicherweise findet das ausgerechnet Marlene heraus...

Autorin Antonia Blum schreibt angenehm flüssig und unkompliziert. Es fiel mir daher nicht schwer, einen Zugang zur Geschichte und zu den Figuren zu finden.

Die Schwestern Marlene und Emma müssen in ihrer Kindheit einiges ertragen, den frühen, erschütternden Tod der Mutter und den anschließenden langen qualvollen Aufenthalt im Waisenhaus. Die Ausbildung in der Kinderklinik stellt für die Frauen eine ganz besondere Chance dar. Beide sind aufgrund ihrer Persönlichkeit hervorragend für die Arbeit mit Kindern geeignet. Sie sind klug, warmherzig, sensibel und gehen behutsam auf die Kinder und ihre Bedürfnisse ein. Die Patienten sind ihnen wichtig, die Kleinen fassen ihrerseits rasch Vertrauen zu den Schwestern. Emma und Marlene sind tief miteinander verbunden, würden füreinander alles tun. Während Emma von einer eigenen Familie träumt, hat Marlene ehrgeizigere berufliche Pläne. Sie möchte studieren und Ärztin werden. Als sich Emma verliebt und Marlene offen Vorbehalte gegen ihren Auserwählten hegt, entzweien sich die Schwestern, worunter beide sehr leiden.
In der Klinik haben die beiden Schwesternschülerinnen zwar durchaus Fürsprecher, die sie mit ihren gute Leistungen, ihrem Wissen und ihrem Engagement überzeugen konnten. Aber es wird den beiden auch Misstrauen aufgrund ihrer Herkunft entgegengebracht. Vor allem die Elevin Marie-Luise mit ihrem Standesdünkel versucht die anderen Lernschwestern gegen Marlene und Emma aufzuhetzen und nutzt jede Gelegenheit, ihr Gift zu verspritzen. Der Gegenwind durch die Konkurrentin sorgt zwar für unangenehme Differenzen, zusätzliche Schwierigkeiten für Emma und Marlene, die es zu überwinden gilt, aber gleichzeitig auch für spannende Abwechslung in der Handlung.

Werden die Schwestern sich wieder versöhnen? Schaffen beide die Abschlussprüfungen?
Ich fühlte mich die ganze Geschichte über mittendrin im Geschehen, wurde emotional gepackt, litt mit den sympathischen Protagonistinnen mit.
Der erste Band der Reihe „Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder“ hat für mich alles, was ein unterhaltsamer historischer Roman braucht: Protagonistinnen, mit denen ich mitfieberte und mich identifizieren konnte, einen aufregenden Plot mit Entwicklungen, die sich bis zum Schluss dramatisch zuspitzen, eine komplizierte Liebe und einen reizvollen Schauplatz mit Potential für vielfältige Geschichten. Zudem fand ich es sehr aufschlussreich und informativ über die damaligen Behandlungsmethoden von Kindern zu lesen. Die Leser erleben hier einen Abschnitt der Medizingeschichte, verpackt in eine ansprechende Handlung, selbst mit. Allen Fans des Genres kann ich diesen kurzweiligen, fesselnden Schmöker nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Originelle, turbulente Superheldengeschichte mit allem und extraviel Witz

Fräulein Kniffkes geheime Heldenschule 1: Stinkesocken auf 12 Uhr
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Arthurs Eltern haben sich getrennt, der Junge zieht daraufhin mit seiner Mutter in eine neue Wohnung in einer fremden Stadt. Arthurs Start in der dortigen Schule läuft leider suboptimal, zwei Klassenkameraden ...

Arthurs Eltern haben sich getrennt, der Junge zieht daraufhin mit seiner Mutter in eine neue Wohnung in einer fremden Stadt. Arthurs Start in der dortigen Schule läuft leider suboptimal, zwei Klassenkameraden haben es gleich auf ihn abgesehen. Mit seiner Mutter gibt es oft Ärger, weil Arthur permanent Socken verliert und einzelne Socken herumliegen lässt. Außerdem leidet Arthur seit Jahren unter dem immer wieder gleichen Albtraum. Und dann schlägt seine Mutter Arthur auch noch vor, an einem Blockflötenkurs teilzunehmen. Doch der Blockflötenkurs bei Fräulein Kniffke entwickelt sich schließlich völlig anders als erwartet. Nicht Blockflöte, sondern Superheldenfähigkeiten trainieren steht dort auf dem Lehrplan. Ganz unvermittelt findet sich Arthur in seiner ersten Weltrettungsmission wieder. Es gilt, einer völlig durchgedrehten Sockensuchmaschine das Handwerk zu legen.

Lena Havek erzählt erfrischend, klar verständlich und witzig aus Arthurs Perspektive in Ich-Form. Jan Birck hat zur Geschichte passende lebendige Illustrationen angefertigt, die sich aber öfter wiederholen, was meine Mitleser etwas enttäuschte. Leser ab acht, neun Jahren dürften keine Probleme haben, die Geschichte selbstständig zu lesen. Sie spricht Jungen und Mädchen gleichermaßen an.

Arthur hat es gerade echt nicht so leicht. Sich in einer neuen Stadt, einer neuen Schule, einer komplett neuen Situation zurechtzufinden, das ist alles andere als einfach. Arthur hat viel Humor, ist ein netter, gewitzter Kerl, er hält sich selbst aber für mittelmäßig und uninteressant. Sein immer wiederkehrender Albtraum zeigt, dass er wenig Selbstbewusstsein und viel Angst hat. Fräulein Kniffkes geheime Heldenschule eröffnet Arthur völlig neue Möglichkeiten, von denen er bisher nicht zu träumen gewagt hat. Er erkennt, dass auch er Superheld sein und über sich hinauswachsen kann.
Besonders gut hat mir und meinen Mitlesern der Charakter Fräulein Kniffke gefallen. Als spießige, ältliche Flötenlehrerin mit dreckigem Schneeballdutt getarnt, verblüfft sie nicht nur Arthur mit ihrer eigentlichen Erscheinung. Sie steht den genialen Erfindern in ihrer Familie in nichts nach, ist supersportlich und durchtrainiert. Gegen Fräulein Kniffke können Superman und Co einpacken. Eine echt schräge, besonders originelle Figur. Ihre Schüler die mürrische Maxi und der zurückhaltende Tim sind ebenso für Überraschungen gut. Insgesamt eine überzeugende Figurenauswahl!

Nicht nur die Figuren sind originell, auch die Handlung ist es. Tatsächlich habe ich mich auch schon immer gefragt, wo die einzelnen Socken der Männer in meinem Haushalt abgeblieben sind. Jetzt kenne ich die Antwort.
Fräulein Kniffke und ihre Schützlinge bekommen es mit der Sockensuchmaschine mit einem Bösewicht der etwas anderen Art zu tun. Und Arthur erkennt, dass manche Sachverhalte, manche Menschen, bestimmte Träume ganz anders sind als eigentlich gedacht. Arthur hat das Zeug zum Helden und ich bin sicher, jedes andere Kind auch. Wir können alles sein, wenn wir aufhören, uns selbst im Weg zu stehen.
Bevor sie das Buch schrieb, hat Autorin Lena Havek ihrem Sohn eine Geschichte mit allem versprochen: mit Monstern, Superhelden, Pistolen und sogar Pupsen. Und das ist „Fräulein Kniffkes geheime Heldenschule 1: Stinkesocken auf 12 Uhr “ ohne Zweifel. Eine Geschichte mit allem und extra viel Komik und Action dazu. Ein herrlich schräger, turbulenter Lesespaß.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Herrlich schräges, ultrawitziges TAgeBUch aus zwei Perspektiven und ganz ohne Tabus

Das ungeheimste Tagebuch der Welt!, Band 1: Wie mein bescheuerter Bruder Klassensprecher in meiner Klasse wurde … (Comic-Roman aus zwei Perspektiven für Kinder ab 10 Jahren)
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Dass Paul sitzengeblieben ist, findet seine Patchwork-Schwester Karline genauso ätzend wie Paul selbst. Dummerweise gehen die beiden jetzt nämlich in eine Klasse. Als ob das nicht schon unangenehm genug ...

Dass Paul sitzengeblieben ist, findet seine Patchwork-Schwester Karline genauso ätzend wie Paul selbst. Dummerweise gehen die beiden jetzt nämlich in eine Klasse. Als ob das nicht schon unangenehm genug wäre, werden sie dann auch noch zu Konkurrenten um das Amt des Klassensprechers. Paul stolpert eher unfreiwillig in die Aufgabe hinein, die sich Karline so sehr gewünscht hat. Wie soll das nur weitergehen?

Anja Fröhlich und Patrick Krause schildern abwechselnd aus Karlines und Pauls Sicht, was sich im Leben der beiden gerade tut. Beide formulieren jeweils Tagebucheinträge, schreiben klar, witzig, herrlich direkt und ohne Tabus. Sie verwenden dabei auch viele umgangssprachliche Ausdrücke, so wie eben Elf- und Zwölfjährige sprechen, das wirkt recht authentisch. Der Leser bekommt ein und dieselbe Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven serviert, eine kurzweilige und lebendige Erzählweise.
Die einzelnen Seiten sind sehr abwechslungsreich gestaltet, manche Wörter sind dicker oder in anderer Schriftart gedruckt und werden dadurch optisch hervorgehoben. In die Einträgen sind immer wieder Pfeile, eingerahmte Sätze, Sprechblasen, Kritzeleien und zahlreiche individuelle, gelungene und treffende Illustrationen der Zeichnerin Kristina Nowothnig eingearbeitet. Die Seiten sehen zwar sehr phantasievoll und kreativ aus, ich finde sie aber teilweise etwas zu wild und überfrachtet und dadurch ein wenig anstrengend zu lesen. Meine neunjährige Tochter kam mit der äußeren Form der Texte allerdings sofort gut klar. Leser ab neun Jahren können „Das ultraungeheimste Tagebuch der Welt“ sicher problemlos selbständig bewältigen. Es richtet sich an Jungen und Mädchen, Vielleser und Lesemuffel gleichermaßen.

Karline ist witzig, clever und weiß genau, was sie will. Das Mädchen eifert seinem Vorbild Greta Thunberg nach und setzt sich wie sie engagiert für Klimaschutz ein. Ihrem neuen Bruder Paul gegenüber verhält sich Karline oft ganz schön fies, nennt ihn beispielsweise spöttisch „Faul“. Außerdem liest sie heimlich und hinterrücks sein Tage-/Logbuch.
Paul ist ein naiver Träumer, er möchte unbedingt DJ werden. Er gibt sich ziemlich cool und lässig, wirkt grundsätzlich lockerer und entspannter als Karline. Paul gerät öfter mal in peinliche Situationen. Auch er kann durchaus seine Krallen ausfahren, wenn er genervt wird.
Die absurden Kabbeleien der beiden ungleichen Fast-Geschwister sorgen immer wieder für Lacher. Langweilig wird es bei den beiden definitiv nicht

Raufen die zwei sich in der neuen Klasse zusammen oder erhalten sie den Konkurrenzkampf aufrecht?
Eine originelle und ausgezeichnete Idee, eine Geschichte aus der Sicht zweier Figuren in Form von Tagebucheinträgen zu erzählen. Warum sollten sich Mädchen nicht einmal mit der Perspektive eines Jungen auseinandersetzen und umgekehrt? Vielleicht führt das gar zu mehr gegenseitigem Verständnis. Jungs sind schließlich auch nur Menschen und Mädchen ebenso.
Extrem witzig, wie Karline und Paul ihr Leben beschreiben. Die Vorstellung einer familieninternen, heiß umkämpften Hygge-Hose z.B. oder die von Pauls Pupsgang hat meiner Tochter und mich herrlich amüsiert. Da konnten wir gar nicht anders als gute Laune zu bekommen.
Ein irre komischer, turbulenter, schräger, unterhaltsamer, unkonventionell gestalteter Comic-Roman mit Spaßgarantie, auch für Lesemuffel empfehlenswert und motivierend.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Süße romantische Verwechslungskomödie mit chaotischer Heldin

Das Leben braucht mehr Schokoguss
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In Mias Leben tut sich gerade einiges. Sie ist ganz frisch- aber noch nicht offiziell- wieder mit ihrer Jugendliebe Johnny zusammen. Auch beruflich steht eine Veränderung an, als leidenschaftlicher Chocoholic ...

In Mias Leben tut sich gerade einiges. Sie ist ganz frisch- aber noch nicht offiziell- wieder mit ihrer Jugendliebe Johnny zusammen. Auch beruflich steht eine Veränderung an, als leidenschaftlicher Chocoholic freut sich Mia aktuell auf ihr Praktikum bei einer Schokoladenmanufaktur. Dabei hat sie auch endlich Gelegenheit, ihre Halbschwester Annette besser kennenzulernen, bei der sie während des Praktikums wohnen wird. Doch schon der chaotische Flug in die Schweiz, auf dem Mia eine äußerst kuriose Begegnung hat, gibt einen Vorgeschmack auf Mias Praktikum. Nicht alles läuft nach Plan, die Schokoladenmanufaktur entpuppt sich als wesentlich unromantischer als erhofft und Mia muss auch noch schauspielerisches Talent beweisen und in eine für sie eigentlich recht angenehm Rolle schlüpfen. Ob Mias Liebe zu Schokolade reicht, die Beschäftigten in der Schokoladenmanufaktur allen voran den attraktiven Junior-Chef von sich zu überzeugen?

Ella Lindberg schreibt in der ersten Person aus Sicht von Mia. Das tut sie klar, locker und sehr witzig. Über Mias amüsante Schilderungen bekam ich sofort einen Zugang zur Geschichte, fand mich recht schnell in Mias Leben zurecht.

Mia ist eine herrlich chaotische, recht naive junge Frau, die keine Möglichkeit auslässt, ins Fettnäpfchen zu treten. Das ist zuweilen ein bisschen anstrengend, aber trotzdem ziemlich charmant. Auch wenn ich mitunter den Drang hatte, Mia sanft zur Seite zu nehmen und sie über ihre Situation aufzuklären - von außen betrachtet liegt vieles ja oft deutlich klarer auf der Hand- war mir die Figur sofort sympathisch. Mia „mit dem goldenen Herzen“, die ihre Eltern so früh verlor, ist zweifelsohne einnehmend und eine prima Identifikationsfigur. Ganz spontan kommt sie oft auf sehr unkonventionelle Einfälle, die erstaunliche Effekte haben. Mia ist Mia, lässt sich schnell begeistern und nicht verbiegen, sie ist ehrlich und gefühlsbetont, das ist ihre geheime Superkraft.
Ganz anders Fabian, Juniorchef der Manufaktur. Er wirkt anfangs etwas spröde und blass, zeigt kaum Leidenschaft für das, was er tut. Er weiß nicht so genau, wo er mit seiner Firma hinwill, versucht mit der Zeit zu gehen und würde dafür auch wichtige geltende Prinzipen über Bord werfen. Die Meinung seiner Großmutter Elisabeth, die das Geschäft aufgebaut hat, ist ihm trotzdem sehr wichtig. Mit Fabian wurde ich anfangs nicht recht warm. Erst als er ehrlich über seine Familie und seine Kindheit spricht, platzte der Knoten und er kam mir etwas näher.
Manche Personen werden ziemlich klischeehaft dargestellt, aber einige entwickeln sich im Verlauf ganz anders als angenommen und sorgen für Überraschungen. Das macht den Reiz von Ella Lindbergs Charakteren aus.

Wie wird sich Mia in ihrem Praktikum schlagen? Wie geht es mit der maroden Manufaktur weiter? Wird es zwischen ihr und ihrer Schwester eine Annäherung geben? Und geht da doch mehr mit ihrem Chef Fabian?
Ella Lindbergs Roman „Das Leben braucht mehr Schokoguss“ ist eine nette romantische Verwechslungskomödie mit chaotischer Heldin a la Bridget Jones und etwas Schokolade, der Schokoladenanteil hätte für mich allerdings durchaus noch etwas größer sein können.
Ein unterhaltsamer, leichter, rosa Roman mit Herz und abschließendem Zuckerguss zum Lesen unter der Kuscheldecke, Genießen, Fünfe gerade Sein Lassen und gute Laune Bekommen.

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