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Veröffentlicht am 28.02.2024

Ein meisterhaft geschriebener Roman über Freundschaft und die Untiefen der menschlichen Seele

Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise
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Zum renommierten Autor Jean-Paul Dubois

Jean-Paul Dubois, geboren 1950 in Toulouse, Frankreich, ist ein preisgekrönter Autor, der für seine vielschichtigen und gesellschaftskritischen Romane bekannt ist. ...

Zum renommierten Autor Jean-Paul Dubois

Jean-Paul Dubois, geboren 1950 in Toulouse, Frankreich, ist ein preisgekrönter Autor, der für seine vielschichtigen und gesellschaftskritischen Romane bekannt ist. Seine Werke zeichnen sich durch einen prägnanten Schreibstil, psychologische Tiefe und einen subtilen Humor aus. Dubois' journalistische Erfahrung prägt seine Beobachtungsgabe und sein Gespür für brisante Themen.

Hauptfigur Paul Hansen als gefallener Held auf der Suche nach Erlösung

Im Zentrum des Romans steht Paul Hansen, ein ehemaliger Hausmeister, der im Gefängnis sitzt. Einst ein respektierter Mann, der sein Leben der Literatur und der Musik widmete, sieht er sich nun mit den Folgen einer unfassbaren Tragödie konfrontiert. Eingesperrt in einer kargen Welt voller Gewalt und Misstrauen, kämpft Hansen um seine Unschuld und um seinen Platz in der Gesellschaft.

Von Schuld und Sühne bis hin zu sozialer Ungleichheit

"Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise" beleuchtet eine Vielzahl von Themen, die tief in die menschliche Psyche eintauchen. Die zentrale Frage nach Schuld und Sühne wird durch die ambivalente Figur des Paul Hansen meisterhaft aufgerollt. Darüber hinaus wirft der Roman einen kritischen Blick auf soziale Ungleichheit, Rassismus und die Brutalität des Gefängnissystems.

Spannende Lektüre mit einigen Längen

Dubois' meisterhafte Erzählkunst hat mich während der Lektüre von der ersten Seite an gefesselt, obwohl der Roman an wenigen Stellen ein wenig repetitiv auf mich gewirkt hat. Auch haben sich die vielschichtigen Charaktere im Laufe des Romans glaubhaft weiterentwickelt und die tiefgründige Themenvielfalt hat mich zum Nachdenken angeregt. Denn der Roman zeichnet ein schonungsloses Bild der Gesellschaft und ihrer Abgründe.

Fazit:

"Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise" ist ein beeindruckender Roman, der durch seine literarische Qualität und seinen Tiefgang besticht. Dubois' meisterhafte Erzählkunst und die vielschichtigen Charaktere haben mich tief in die Geschichte eintauchen lassen. Die schonungslose Darstellung der Gesellschaft und ihrer Abgründe hinterließ zumindest bei mir einen bleibenden Eindruck.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Die französische Kunst des Krieges

Die französische Kunst des Krieges
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Der Autor

Alexis Jenni, geboren 1965 in Lyon, ist ein französischer Schriftsteller und Arzt. Er studierte Medizin und arbeitete als Arzt in Lyon, bevor er sich dem Schreiben widmete. 2011 gewann er den ...

Der Autor

Alexis Jenni, geboren 1965 in Lyon, ist ein französischer Schriftsteller und Arzt. Er studierte Medizin und arbeitete als Arzt in Lyon, bevor er sich dem Schreiben widmete. 2011 gewann er den Prix Goncourt für seinen Roman "Die französische Kunst des Krieges".

Inhalt

Der Roman erzählt die Geschichte von einem jungen Mann, der im Frankreich der 1990er Jahre aufwächst. Er ist desillusioniert von der Gesellschaft und hat keine klaren Ziele im Leben. Er trifft auf den alten Victor Salagnon, der ihm von seinen Erfahrungen im Krieg erzählt. Salagnon hat in der Résistance gegen die Nazis gekämpft und später in Indochina und Algerien gedient. Durch Salagnons Erzählungen beginnt er, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Er begreift, dass der Krieg nicht nur ein fernes Ereignis ist, sondern auch eine Realität, die tief in der französischen Gesellschaft verwurzelt ist.

Hauptfigur

Die Hauptfigur ist ein namenloser junger Mann, der auf der Suche nach seinem Platz in der Welt ist. Er ist intelligent und sensibel, aber gleichzeitig desillusioniert und antriebslos. Durch die Begegnung mit Salagnon beginnt er, sich mit seiner eigenen Vergangenheit und der seines Landes auseinanderzusetzen.

Themen

Der Roman behandelt Themen wie Krieg und Frieden, Schuld und Verantwortung, Erinnerung und Identität. Jenni zeigt, wie der Krieg die Menschen prägt und wie er die Gesellschaften verändert. Er stellt die Frage nach der Verantwortung der Einzelnen für die Gräuel des Krieges.

Stärken und Schwächen

Zu den Stärken des Romans zählen für mich dessen Geschichte, die von Jenni fesselnd erzählt wird. Auch die Beschreibung der Figuren habe ich als glaubwürdig und nachvollziehbar empfunden. Insgesamt bietet das Buch eine tiefgründige Analyse des Krieges und seiner Folgen, die mich zum Nachdenken darüber gebracht hat. Als Schwächen des Romans habe ich dessen Sprache angesehen, die mir mitunter etwas zu komplex ausgefallen ist. Auch sind manche Stellen des Buchs ein wenig langatmig geraten, so dass diesen eine straffere Erzählweise gut getan hätte.

Fazit

"Die französische Kunst des Krieges" ist ein beeindruckender Roman, der wichtige Fragen aufwirft. Diesen sehe ich als Muss für alle an, die sich für die Geschichte Frankreichs und die Folgen des Krieges interessieren.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Weine nicht

Weine nicht
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Zur Autorin

Lydie Salvayre ist eine französische Schriftstellerin, die 1948 in Barcelona geboren wurde. Ihre Eltern waren spanische Republikaner, die während des Spanischen Bürgerkriegs nach Frankreich ...

Zur Autorin

Lydie Salvayre ist eine französische Schriftstellerin, die 1948 in Barcelona geboren wurde. Ihre Eltern waren spanische Republikaner, die während des Spanischen Bürgerkriegs nach Frankreich flohen. Salvayre hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays veröffentlicht. Für ihren Roman "Weine nicht" erhielt sie 2014 den renommierten Prix Goncourt.

Eine Frau im Kampf ums Überleben

Die Hauptfigur des Romans ist eine junge Frau aus Barcelona. Sie erlebt den Spanischen Bürgerkrieg aus nächster Nähe und muss mit den Folgen der Franco-Diktatur leben. Dabei ist sie eine starke und mutige Frau, die sich trotz der widrigen Umstände ihren Lebensmut bewahrt.

Der Roman wird in zwei Strängen erzählt. Zum einen ist da die junge Frau, die den Spanischen Bürgerkrieg aus nächster Nähe erlebt. Sie flieht vor den Nationalisten über die Pyrenäen nach Frankreich. Zum anderen wird die Geschichte im Rückblick aus den Erinnerungen heraus wiedergegeben. Dabei wechselt das Buch zwischen den beiden Zeitebenen ab, die einander wiederspiegeln und sich gegenseitig ergänzen.

Krieg, Exil, Erinnerung und Identität

"Weine nicht" ist ein vielschichtiger Roman, der sich mit den Themen Krieg, Exil, Erinnerung und Identität auseinandersetzt. Salvayre zeigt eindringlich die Grausamkeiten des Krieges und die Folgen für die Menschen. Dabei zeigt das Buch die Grausamkeiten des Krieges und wie dieser das Leben der Menschen prägt. Auch beleuchtet Salvayre die Herausforderungen des Exils und die Suche nach Identität.

Zu den Stärken dieses Romans

Die Geschichte darin ist fesselnd und emotional erzählt. Dazu werden von Salvayre verschiedene literarische Techniken verwendet, wie z.B. Ich-Erzählung, Zeitraffer und Rückblenden. Die Charaktere im Buch, denen Salvayre mit ihrer eleganten, kraftvollen Sprache Leben einhaucht, sind vielschichtig und glaubwürdig geraten.

Fazit:

"Weine nicht" ist ein bewegender und wichtiger Roman, der die Geschichte einer Frau und ihrer Familie im Schatten des Spanischen Bürgerkriegs erzählt. Ein Buch hat mich zum Nachdenken anregt und ist mir damit in Erinnerung geblieben.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Ein Blick in die Abgründe des Nationalsozialismus

Die Tagesordnung
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Zum Autor Éric Vuillard

Éric Vuillard (*1968) ist ein französischer Schriftsteller, der für seine historischen Romane bekannt ist. Seine Werke zeichnen sich durch einen präzisen und nüchternen Stil sowie ...

Zum Autor Éric Vuillard

Éric Vuillard (*1968) ist ein französischer Schriftsteller, der für seine historischen Romane bekannt ist. Seine Werke zeichnen sich durch einen präzisen und nüchternen Stil sowie eine vielschichtige Erzählstruktur aus. Vuillard wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter 2017 mit dem Prix Goncourt für seinen Roman "Die Tagesordnung".

Ein kollektives Porträt

Anders als viele andere historische Romane hat "Die Tagesordnung" keine eindeutige Hauptfigur. Stattdessen steht ein Kollektiv im Zentrum des Geschehens: die 24 Industriellen und Wirtschaftsführer, die sich am 20. Februar 1933 im Berliner Hotel Adlon mit Hitler und Göring treffen. Vuillard zeichnet ein vielschichtiges Porträt dieser Männer, die von Opportunismus, Machtgier und nationalistischem Eifer getrieben sind.

Zu den Themen des Romans

"Die Tagesordnung" beleuchtet verschiedene Themen, die eng mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden sind. Der Roman zeigt, wie die deutsche Wirtschaft Hitler und seine Partei unterstützte und von der Aufrüstung profitierte. Auch beschreibt Vuillard die Machenschaften der IG Farben und damit die skrupellose Geschäftspolitik des Chemiekonzerns, der in die Produktion von Zyklon B verwickelt war. Der Roman zeigt die diplomatischen Schachzüge, die zum Zweiten Weltkrieg führten. Dazu zählen die Annexion Österreichs und die Münchner Konferenz. Zudem kritisiert Vuillard die Rolle, die die deutsche Elite dabei spielte, Hitler den Weg zur Macht zu ebnen.

Zu den Stärken und Schwächen des Romans

Vuillards überzeugte mich mit seiner präzisen und eleganten Sprache. Dabei ist sein Schreibstil klar und nüchtern, gleichzeitig jedoch voller literarischer Finesse. Auch integriert der Autor eine vielschichtige Erzählstruktur in seinen Roman, der durch Zeit und Raum springt, wenn er verschiedene Episoden miteinander verwebt. Dadurch wird das Buch von einem fragmentarischen Erzählstil geprägt, der keine lineare Handlungsstruktur hat. Vuillard überzeugt mit seiner tiegründigen Analyse der historischen Ereignisse, da er die komplexen Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus aufzeigt. Das geht zulasten der emotionalen Bindung: Die Distanziertheit des Erzählers hat es für mich erschwert, eine emotionale Bindung zu den Figuren aufzubauen.

Fazit:

"Die Tagesordnung" ist ein meisterhaft erzählter Roman, der einen wichtigen Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus bietet. Vuillards präzise Sprache und seine vielschichtige Erzählstruktur haben den Roman zu einem Leseerlebnis für mich werden lassen.

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