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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2018

Zauberhaft!

Königskinder
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Tina und Max sind mit dem Auto im Berner Oberland unterwegs, als sie auf dem Jaunpass in einen Schneesturm geraten. Sie stecken fest und zur Unterhaltung Tinas erzählt Max ihr die Geschichte von Jakob, ...

Tina und Max sind mit dem Auto im Berner Oberland unterwegs, als sie auf dem Jaunpass in einen Schneesturm geraten. Sie stecken fest und zur Unterhaltung Tinas erzählt Max ihr die Geschichte von Jakob, dem Knecht aus dem Greyerzerland und Marie, der Tochter eines reichen Bauern. Die Beiden verlieben sich um 1779 ineinander, doch der Vater Maries ist gegen die Verbindung.

Als Fan von Alex Capus musste ich " Königskinder " einfach lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn der Autor besticht wieder einmal mit seinem unvergleichlichen Schreibstil, dem er hier noch eine Krone aufsetzen konnte. Abwechselnd liest man die Dialoge zwischen Max und Tina und die Erzählung um 1779. Gerade die Gespräche von dem Paar, das sich seit 26 Jahren kennt und nun im Schneesturm im Auto eingeschlossen ist, sind sehr witzig geschrieben. Tina hat einen Hang zum Sarkasmus und kann überaus bissig sein. Max nimmt das mit Humor und einer grossen Portion Gelassenheit. Gleichzeitig sind diese Passagen mit einer grossen Leichtigkeit geschrieben und genau hier finde ich den von mir geschätzten unvergleichlichen Schreibstil von Capus. Abgewechselt werden diese Gespräche durch die Erzählung, in der sehr viel geschieht. Die Liebe zwischen Marie und Jakob und ihr Durchsetzungsvermögen um diese Liebe zu kämpfen… doch auch eine äusserst kämpferische Prinzessin Elisabeth im Schloss von Versailles gestalten diese Kapitel äusserst spannend. Obwohl diese Erzählung praktisch keine direkte Rede enthält, fühlt man sofort mit den Protagonistin mit. Dies ist wohl wieder dem überragenden Schreibstil geschuldet.
Natürlich hat mir auch das Setting gefallen, da ein Hauptteil der Story auf dem Jaunpass oder in der Stadt Freiburg spielt, wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Sehr stimmungsvoll, und sofort Kopfkinobilder erzeugend, ist die Stimmung dort mitten in Schnee und Kälte beschrieben. Man spürt, dass der Autor kennt, was er beschreibt . Egal ob über die verschneite Schweizer Landschaft, das karge Leben auf der Alp oder Berge und Täler im Greyerzbezirk. So wurde nicht nur die deutsch - französische Sprachgrenze thematisiert, sondern auch die geografischen Details sehr authentisch erklärt. Die Ausdrücke wie " Luftkutsche " oder " Pfaffe " wurden der damaligen Zeit angepasst. Auch hier hervorragende Recherchen! Laut gelacht habe ich über die Freiburg - typischen Nachnamen wie De Weck oder...eben.... la purée…!
Ich war skeptisch, ob der Plot, so in dieser Form aufgeht. Nicht nur das, die Story entwickelt einen unheimlichen Sog, den ich mich nicht entziehen konnte. Wieder eine grosse Geschichte von Alex Capus!

Veröffentlicht am 25.08.2018

Leseempfehlung!

Sie finden dich nie
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Die Familie Mason feiert zu Beginn der Sommerferien eine Party in ihrem Haus. Eingeladen sind die Nachbarn und die Klassenkameraden der achtjährigen Daisy und des zehnjährigen Leo. Gegen Ende der Party ...

Die Familie Mason feiert zu Beginn der Sommerferien eine Party in ihrem Haus. Eingeladen sind die Nachbarn und die Klassenkameraden der achtjährigen Daisy und des zehnjährigen Leo. Gegen Ende der Party ist Daisy verschwunden und sie wird fieberhaft gesucht. Detectiv Inspektor Adam Fawley und sein Team befragen Zeugen, suchen die Kleine in der ganzen Umgebung. Doch Daisy bleibt verschwunden… erst ein Zeitungsartikel aus der Vergangenheit bringt etwas Licht in den mysteriösen Fall.

"Sie finden dich nie" ist das Debüt der Autorin Cara Hunter und einer der besten Thriller, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Das lässt auf noch viele tolle und spannende Bücher der Autorin hoffen.
Die Autorin zeichnet sehr geschickt die Familie Mason und ihr Umfeld. So, dass sofort Zweifel beim Leser aufkommen. Wer hat etwas mit dem Verschwinden der achtjährigen Daisy zu tun? Wurde die Kleine vom Vater missbraucht? Oder war Bruder Leo eifersüchtig auf die klügere, jüngere Schwester? Oder holte Mutter Sharon die Vergangenheit ein? Fiel die Kleine einem berüchtigten Kinderhändlerring, der sein Unwesen treibt, zum Opfer?
Im Mittelpunkt stehen die Ermittlungen und die Geschichte wird immer undurchsichtiger. Die Ermittlungen sind logisch aufgebaut und die Autorin hat so viele Spuren gelegt, dass ich praktisch auf jeder Seite eine andere Figur verdächtigt habe, etwas mit dem Verschwinden von Daisy zu tun zu haben. Komplett unvorhersehbar ist die Story einerseits, komplett überraschend andererseits. Die Geschichte ist nicht chronologisch geordnet, sondern springt, sehr gut deklariert mit Ort, Datum und Zeitanzeige, sowie wie viele Stunden seit dem Verschwinden vergangen sind, hin und her. Was in einem anderen Buch sehr schnell chaotisch werden kann, entwickelt hier einen unheimlichen Sog. Ich empfand es, zum Beispiel, als sehr spannend zuerst zu lesen, was für Ermittlungsergebnisse erzielt wurden. Und gleich im Kapitel danach, was tatsächlich geschehen ist. Sehr gut gewähltes Stilmittel! Immer wieder wurden Zeugenbefragungen eingeschoben, sowie Auszüge aus Beiträgen bei Twitter. Ersteres lockert auf und hat mich teilweise in meinen Verdächtigungen bestärkt. Letzteres wirft ein trauriges Bild auf die heutige Gesellschaft, die schnell mit Verdächtigungen und Beleidigungen zur Hand ist und auch mal das Blaue vom Himmel herab lügt, um in den sozialen Medien das grosse Wort zu haben. Leider ein Spiegelbild der heutigen Gesellschaft.
Irgendwann kam ich zu dem Punkt, bei dem buchstäblich jeder verdächtig war und erst 20 Seiten vor Schluss wurde aufgelöst. Zwar nicht ganz so überraschend, da eine Person meiner Hauptverdächtigen tatsächlich der Täter war….und dann im letzen Kapitel wird alles noch mal durchgerüttelt und da hat die Autorin mir wahrhaftig die lange Nase gezeigt. Denn noch einmal ist alles anders als gedacht. Mit dem Schluss hätte ich nie( …nie!) gerechnet!
Ein toller, spannender und vor allem mitreissender Thriller, den ich jedem Thrillerliebhaber wärmstens empfehlen kann!

Veröffentlicht am 15.08.2018

Für hartgesottene Leser!

Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)
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FBI Special Agent Sayer Altair hat es mit einem besonders perfiden Serientäter zu tun. 12 Tage nachdem aus einem Haus ein Notruf eingegangen ist, wird in genau in diesem Haus eine Leiche entdeckt. Das ...

FBI Special Agent Sayer Altair hat es mit einem besonders perfiden Serientäter zu tun. 12 Tage nachdem aus einem Haus ein Notruf eingegangen ist, wird in genau in diesem Haus eine Leiche entdeckt. Das Opfer, die Tochter eines bekannten Senators, wird in einem Käfig gefunden. Sie ist qualvoll verhungert und verdurstet. Neben ihr ein junges Hündchen, das auch an der Schwelle des Todes steht. Kurz darauf verschwindet ein zweites Mädchen und das FBI entdeckt, dass zwischen den Mädchen eine Verbindung besteht. Beide waren Zwillinge, bei beiden ist der andere Zwilling gestorben.

Ich lese viele Thriller und nicht alle entwickeln diesen unheimlichen Sog, wie "Todeskäfig". Durch den sehr gut ausgearbeiteten Plot, die hervorragende Charakterisierung und einer Handlung, die die Einteilung " Thriller " mehr als verdient, hat mich dieses Buch restlos überzeugt.
FBI Ermittlern Sayer Altair ist nicht nur eine interessante Persönlichkeit, sondern untersucht auch für eigene Studien das Gehirn von Serientätern. Hier hat die Autorin wirklich hervorragend und interessante Ausführungen zu diesem Thema eingefügt. In der Einheit für Verhaltensanalyse werden fesselnde Einblicke zu den ganzen Verhaltensmustern von Tätern anschaulich und überhaupt nicht trocken in die Geschichte verstrickt. Gedanken wie " wird ein Mensch durch Veranlagung oder durch Erziehung" zum Täter empfand ich als sehr spannend. Wissenschaftliche Details sind sehr gut integriert und lesen sich sehr flüssig.
Dieses Buch ist teilweise harte Kost und eher weniger für sensible Leser geeignet. Die Funde der Opfer sind schonungslos beschrieben und haben mich schlucken lassen. Immer wieder sind kurze Kapitel, in denen man hautnah miterlebt, was die Opfer denken, fühlen und erleiden, eingeflochten. Dies so authentisch, dass mir die Haare zu Berge standen. Man denkt sich, dass Verhungern und Verdursten wohl genau so sein muss. Grauenhaft!
In dieser Story geht auch das kleinste Detail auf, denn der Plot ist von er ersten bis zur letzten Seite schlüssig und rund. Ziemlich schnell wollte…musste…ich einfach wissen, wer denn der Täter ist und von da an konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Sehr grossen Wert wird auf die Ermittlungsarbeit, die teilweise mit modernen Mitteln über die Bühne geht, gelegt. Dies sehr gut verständlich und auch für Leser ohne spezifische medizinische oder technische Kenntnisse gut nachvollziehbar.
Für mich ist "Todeskäfig" einer der besten und schonungslosesten Thriller, die ich in letzter Zeit in der Hand hatte. Und damit ein Thrillerdebut von der Autorin, dass auf weitere spannende Fälle hoffen lässt. Leseempfehlung für hartgesottene Leser!

Veröffentlicht am 22.07.2018

WoW!

Der Schatten
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Norah verlässt ihren Freund Alex und zieht von Berlin nach Wien. Ausser 2, 3 guten Freunden kennt sie keine Menschenseele in der neuen Stadt. Umso erstaunter ist sie, als eine alte Bettlerin sie auf der ...

Norah verlässt ihren Freund Alex und zieht von Berlin nach Wien. Ausser 2, 3 guten Freunden kennt sie keine Menschenseele in der neuen Stadt. Umso erstaunter ist sie, als eine alte Bettlerin sie auf der Strasse anspricht, und ihr mitteilt, dass sie am 11. Februar am Prater Arthur Grimm töten wird.
Weder hat Norah vor, jemanden zu töten, noch kennt sie einen Mann namens Arthur Grimm. Als immer sonderbarere Dinge geschehen, die Norah nicht einordnen kann und vage an eine Nacht in ihrer Jugendzeit erinnern, kann sich Norah plötzlich trotzdem vorstellen, jemanden umzubringen....

Ein Prolog kann unter anderem Lust auf mehr machen, verwirrend oder nichts sagend sein. Hier in "Der Schatten" ist es ganz sicher ersteres, wenn er mich auch gleichzeitig verwirrt hat. Erst gegen Schluss der Geschichte, bekam er Bedeutung. Eine Bedeutung, die ich als passend, empfunden habe.
Und dann geht es los mit der Geschichte um die Journalistin Norah, die meiner Meinung nach unter leichten Depressionen leidet. Denn ihre Gedanken sind teilweise sehr düster und melancholisch. Sie ist eine Denkerin, die vieles hinterfragt und manchmal auch Handlungen so interpretiert, wie sie ihrer dunklen Stimmung geschuldet sind. So denkt sie, zum Beispiel an der neuen Arbeitsstelle, dass ihre Kollegen sie ablehnen. Bis ein Arbeitskollege sie fragt, warum sie sich immerzu abkapselt? Diese Szene, die wirkungsvoll eingeflochten wurde, ist hervorragend geeignet um den Charakter von Norah dem Leser näher zu bringen. Die Autorin hat zudem Norah so gut ausgearbeitet, dass einem diesem Figur über weite Strecken genügt. Denn sehr abwechslungsreich Punkto Figuren ist das Buch nicht. Ein paar Figuren, die kurze Gastauftritte haben und dann in der Versenkung verschwinden. Und ein paar Figuren, die immer mal wieder, jedoch nur kurz auftauchen und eher oberflächlich gehalten sind. Doch wie gesagt, ist dies überhaupt nicht langweilig, da Norah wirklich sehr viel Stoff zum Nachdenken liefert. Dreh und Angelpunkt in der Geschichte ist sie, und alle anderen nur Beigemüse.
Ich habe schon zwei Bücher von Melanie Raabe gelesen, und so wusste ich, dass mir der Schreibstil zusagt. Teilweise abgehackt, oft nur wenige Wörter in den Sätzen, bringt die Autorin trotzdem die Handlung, Gefühle und Gedanken auf den Punkt. Sehr gefallen haben mir die tollen Redewendungen, die immer wieder mal im Text auftauchen ( "Das Wochenende war eine leere Leinwand, und Norah hatte weder Pinsel noch Farben" Seite 100).
Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Norah erzählt, einige eingeschobene Kapitel aus der Sicht einer anderen Person, die ich hier spoilern muss, schrauben die Spannung so richtig hoch.
Die Story empfand ich als spannend, und das ohne brisante oder gar blutige Szenen nötig zu haben. Sie lebt durch psychologische Spielchen, die man lange Zeit nicht einordnen kann. Man fragt sich immerzu, was , warum und wann geschehen ist.
Man muss dem Thriller allerdings etwas Zeit lassen. Hier gibt es nicht von Beginn weg Spannung, etwas was mich überhaupt nicht gestört hat. Denn es geschieht sehr viel auf den ersten 70-80 Seiten, und man weiss, dass da noch was kommt. So empfand ich das überaus geschickt und clever von der Autorin. Denn man spürt schon Spannung, indem man auf die ersten Thrilleraugenblicke in der Handlung wartet.
Und tatsächlich belohnt die Autorin den Leser mit einer schlüssigen, unvorhersehbaren und psychologisch gut ausgearbeiteten Story, mit einer grandios charakterisierten Figur.
Für mich ist "Der Schatten" das bisher beste Buch von Melanie Raabe.

Veröffentlicht am 08.07.2018

So mag ich Thriller!

Wähle den Tod
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In Berlin lebt Jana mit ihrer Familie, scheinbar glücklich. Und doch, die Angst, dass jemand erfährt was in der Vergangenheit geschehen ist, ist immer da. Als eines morgens Bennie, der Hund der Familie, ...

In Berlin lebt Jana mit ihrer Familie, scheinbar glücklich. Und doch, die Angst, dass jemand erfährt was in der Vergangenheit geschehen ist, ist immer da. Als eines morgens Bennie, der Hund der Familie, tot im Garten liegt, ist Jana entsetzt. Kurz darauf werden die Kinder von Jana entführt und sie bekommt Nachrichten, die auf die Vergangenheit anspielen. Was ist damals geschehen und wer ist dafür verantwortlich?

Ich kannte bisher nur "sonst tot" ein Kurz- und Kalenderthriller von Jutta Maria Herrmann. Und so war ich gespannt, ob die Autorin mich auch mit einem längeren Thriller überzeugen konnte? Sie konnte! Und das auf der ganzen Linie!
Der Start ins Buch empfand ich schon als sehr intensiv. Die Autorin liess tief in die gepeinigte Seele der Protagonistin blicken. Sie deutet vieles an, bei dem man versucht ist, sich zusammenzureimen, wie sich das Ganze entwickeln könnte. Spannung und Gänsehaut von der ersten Seite an garantiert.
So hat die Spannung auch nie abgenommen, durchgehend fesselnd habe ich die Story der Familie Langenfeld empfunden. "Wähle den Tod" ist eines dieser Bücher bei dem man beim Weiterlesen oft den Atem anhält. Nicht weil es besonders blutig wäre, denn tatsächlich spielt sich das Ganze eher auf der psychologischen Ebene ab. Sondern weil immer wieder neue Wendungen, die sehr logisch und schlüssig aufgebaut sind, einen mitfiebern lassen.
Die Familie Langenfeld ist der Dreh und Angelpunkt der Story. Da wird das Familienleben, das absolut normal ist, beschrieben….doch hinter der Fassade " Mutter und Ehefrau " von Jana brodelt es ganz schön. Doch auch ihre 14 jährige Tochter Kim, die sich mit einer Internetbekanntschaft verabredet, sorgt für Gänsehaut. Bis die Vergangenheit Jana und ihre Familie einholt. Die Identität des Täters wird aufgedeckt und beinhaltet diesen WoW Effekt, den ich in Thrillern so liebe.
Der Schreibstil ist hervorragend und hat mir sehr gefallen. Ich mochte sehr, wie die Autorin dem Leser immer mehr aus Janas Vergangenheit offenbahrt und man so das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann. Weil man einfach wissen muss, wie alles zusammenhängt!
Wer einen raffinierten und gut ausgearbeiteten Psychothriller mag und lesen möchte, ist mit diesem Buch wirklich bestens beraten.