Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2017

Das Verbrechen von Beauval!

Drei Tage und ein Leben
0

Es ist kurz vor Weihnachten im Jahr 1999, als der 6 jährige Rémi verschwindet. Das ganze Dorf Beauval steht Kopf, die Gegend wird tagelang abgesucht . Mitten drin der 12 jährige Nachbarsjunge Antoine,der ...

Es ist kurz vor Weihnachten im Jahr 1999, als der 6 jährige Rémi verschwindet. Das ganze Dorf Beauval steht Kopf, die Gegend wird tagelang abgesucht . Mitten drin der 12 jährige Nachbarsjunge Antoine,der den verschwundenen Jungen zum letzten Mal lebend gesehen haben soll. Doch Antoine weiss mehr als er sagt,denn er ist nicht nur der Letzte ,der Rémi lebend gesehen hat, sondern auch sein Mörder.

Dieses Buch, das im Original "trois jours et une nuit" heisst wurde hervorragend übersetzt und überzeugt durch seine einfache Sprache. Der Schreibstil von Pierre Lemaire, der für sein letztes Buch mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, ist sachlich,zeitweise trocken und nüchtern. Wo andere Autoren zwei, drei Sätze formulieren, packt Lemaitre alles in einen Satz und trennt mit etlichen Kommas . Die rar eingesetzte direkte Rede unterstreicht das Sachliche des Stils noch zusätzlich. Und gerade das ist es, dass mich von Beginn weg gefangen genommen hat. Zwar bekommt die Figur Antoine dadurch auch etwas oberflächliches….doch ich vermute, dass dies genau das war,was der Autor damit erreichen wollte. Denn so kann man sich als Leser so richtig schön entrüsten ob der Abgebrühtheit des Täters. Meine Emotionen sind vor allem im zweiten Teil,der 2011 spielt und Antoine erwachsen ist, hochgekocht. Wie kann man mit dieser Schuld nur leben?Wie kann man den Eltern und der Schwester des verschwundenen Kindes in die Augen sehen ?Für mich unbegreiflich…

Das Verschwinden des kleinen Rémi, zeigt nicht nur die Gerüchteküche des kleinen Kaffs,die regelrecht brodelt. Es zeigt auch wie schnell Menschen, die nicht in eine Schema passen, vorschnell vorverurteilt werden. Und, wie schnell ein an und für sich einschneidendes Ereignis von einem nachfolgenden ,plötzlich interessanterem ,Gesprächsthema verdrängt wird. Da spiegelt die Geschichte voll und ganz die heutige Gesellschaft wieder.

Der Fokus liegt praktisch das ganze Buch über auf dem Täter und seiner Schuld. Ermittlungen oder wie die Familie des Opfers mit dem Verlust umgeht , bekommt man nur am Rande mit. Hier empfand ich einige Passagen, wie das Packen eines Rucksackes für die Flucht als langatmig und zu ausschweifend.

Mich hat dieses Buch berührt, beschäftigt und nachdenklich gemacht und ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 25.08.2017

Toller Schreibstil!

Dann schlaf auch du
0

Als Myriam Massé ein Jobangebot bekommt, überlegen sich ihr Mann Paul und sie die Betreuung der 3 jährigen Mila und des Babys Adam sehr genau. Die Wahl fällt auf eine Nanny und sie stellen die 50 jährige ...

Als Myriam Massé ein Jobangebot bekommt, überlegen sich ihr Mann Paul und sie die Betreuung der 3 jährigen Mila und des Babys Adam sehr genau. Die Wahl fällt auf eine Nanny und sie stellen die 50 jährige Louise ein um die Kinder während der Arbeitszeit zu betreuen. Die ganze Familie ist begeistert von Louise,die Kinder lieben ihre "Nounou" sehr. Bis sich eines Tages ihr ganzes Leben, ihre ganze Zukunft verändert.

Als erstes muss ich den grössten Pluspunkt in diesem Buch erwähnen. Den Schreibstil! Sehr ausdrucksstark und doch sachlich, mit kurzen doch prägnanten Sätzen hat die Autorin einen guten Ausgleich zu dem eher düsteren , traurigen und melancholischen Grundthema geschaffen. Mir hat vor allem diese Mischung auch Sachlichkeit und unterschwellig dunkler Seite der Geschichte , gefallen. Man hat beim Lesen, das Gefühl man sitzt auf einem Pulverfass und jederzeit kann die Bombe platzen. Schon der erste Satz des Buches :"Das Baby ist tot" sorgt für Gänsehaut und man will einfach wissen, was geschehen ist. Doch dann spielt Leila Slimani noch eine ganze Weile mit den Lesern und ihrer Neugier und man kann das Buch einfach nicht mehr weg legen.

Etwas zu viel an Langsamkeit und dadurch leider leicht langatmig waren mir die Kapitel, in denen Louises Angehörigen zu Wort kommen. Hier wird die Vergangenheit von Louise rückblickend erzählt. Doch nach und nach erkennt man, dass auch diese Kapitel auf das grosse Finale zusteuern ...

Sehr gut hat mir gefallen, wie authentisch das Leben mit Kindern in Paris dar gestellt wurde. Eine Grossstadt, in der man auch bei schlechtem Wetter oder im Winter die Kinder irgendwie beschäftigen muss.

Myriam Massé und ihr Mann Paul sind meiner Meinung nach ein typisches Karrierepärchen, die mehr mit dem Job als mit ihren Kindern beschäftigt sind. Sie lieben die Kleinen, haben jedoch nicht die Zeit und die Lust sich mit ihnen zu beschäftigen.Und lassen ihrer Nanny weitgehend freie Hand…was sich als ein verhängnisvoller Fehler entpuppt. Die Figuren sind hervorragend ausgearbeitet und man fühlt mit…auf die positive wie auch auf die negative Weise. Ein Highlight in diesem Buch ist für mich das Ende...das lässt zwar einiges offen, ist jedoch stimmig und rund ...passend zu dem aussergewöhnlichen Buch !

Veröffentlicht am 23.08.2017

Klasse!

Der Totensucher
0

Die 11 jährige Lucie wird eines nachts aus ihrem Zimmer entführt. Ihr Vater , Kriminalkommissar Adrian Speer ,ist unterwegs um einen Informanten zu treffen und macht sich die grössten Vorwürfe. Zwei Jahre ...

Die 11 jährige Lucie wird eines nachts aus ihrem Zimmer entführt. Ihr Vater , Kriminalkommissar Adrian Speer ,ist unterwegs um einen Informanten zu treffen und macht sich die grössten Vorwürfe. Zwei Jahre später und nach einem halben Jahr zurück im Dienst und in einer neuen Abteilung des LKA Berlin findet Speer bei dem neusten Fall, einem Mord, Hinweise über das Verschwinden von Lucie.

Schon der Prolog, in dem ein Kind involviert ist, hat mich geschüttelt. Immer wieder, wenn in Büchern über das Verschwinden eines Kindes erzählt wird, packt mich das zumindest emotional noch mal mehr . So habe ich dann auch sehr gut mitfühlen können wie die Eltern und der Bruder mit dem Verlust umgehen. Dies hat der Autor zudem sehr authentisch vermittelt und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, hier wurde künstlich auf die Tränendrüse gedrückt.

Dann ein Zeitsprung , zwei Jahre nach dem Prolog und geht die Story ihren Gang.Und dies auf äusserst rasante und fesselnde Art und Weise. Je länger man liest, je tiefer taucht man ein in den Sumpf der Gewalt, der Morde und der Kindesentführungen.

Eine neu gegründete Mordkommission ,in der nicht nur Adrian Speer, sondern auch sein Chef Robert Bogner und eine weitere Ermittlerin sich zuerst aneinander gewöhnen müssen, gibt der Story den zusätzlichen Kick. Die Einführung in die Personen ist sehr gelungen, mit genügend Details und ohne Langatmigkeit, lernt man die Personen nach und nach kennen. Profiling wird ebenfalls thematisiert. Die Überlegungen dazu sind gut und nachvollziehbar. Ermittelt wird zudem in diesem Team sehr intelligent und mit Gefühl. Hervorragend ausgearbeitete Ausführungen dazu zeigen schlüssige Ergebnisse, die man als Leser nachvollziehen kann.

Ab und zu taucht man in die Gedanken und die Vergangenheit des Täters ein,was mich noch mal berührt und betroffen gemacht hat. Denn ein Täter kann auch zum Täter gemacht werden…dieser hier in diesem Buch ist das beste Beispiel dafür.

Die Story ist jedoch nicht nur Mord und Totschlag, sondern zeigt ebenfalls die emotionale Seite , die Ungewissheit, die man als Eltern eines verschwundenen Kindes hat und wie man leidet.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Konnte ich kaum noch aus der Hand legen...

Insomnia
0

Im Norden Floridas treibt seit 3 Jahren ein Serientäter sein Unwesen. Der "Hammermann" hat es immer auf junge Mädchen abgesehen, die sich im Aussehen ähneln . Schon neun Opfer gehen auf sein Konto, als ...

Im Norden Floridas treibt seit 3 Jahren ein Serientäter sein Unwesen. Der "Hammermann" hat es immer auf junge Mädchen abgesehen, die sich im Aussehen ähneln . Schon neun Opfer gehen auf sein Konto, als ebenfalls die 17 Jahre alte Mallory Knight verschwindet. Nach einigen Tagen taucht sie an einem Biker Treff wieder auf und behauptet sie sei vom "Hammermann" gefangen gehalten worden . Special Agent Bobby Dee befragt Mallory und kitzelt eine unglaubliche Geschichte aus ihr heraus. Jahre später studiert Mallory Jura und wird erneut vom "Hammermann" entführt und kann fliehen. Doch niemand glaubt ihr….

Der Prolog startet aus Sicht des Täters und löst schon Gänsehaut aus. Denn der Hammermann entpuppt sich schon früh als Bestie, dem etliche Täter in anderen Thrillern nicht das Wasser reichen können. Absolut krank seine Beweggründe und Taten. Zudem hat die Autorin für diese Einblicke aus Sicht des Täters die dritte Person als Erzählstil gewählt. Hervorragend gewählt , denn es verstärkt das Grauen noch .

Die Ermittler sind zahlreich und mir hat etwas der Kopf geschwirrt ob der grossen Anzahl Namen, Grade und Dienststellen. Bis ich alle unwichtigen Nebenpersonen gedanklich aussortiert und mich auf die 2, 3 Hauptermittler konzentriert habe. Ab und zu wird aus der Perspektive von Bobby Dee Bezug auf frühere Fälle genommen, diese Passagen waren mir etwas zu ausschweifend und nicht unbedingt nötig für das Verständnis des jetzigen Falles.

Überhaupt ist der Schreibstil von Jilliane Hofmann etwas ausschweifend und sehr detailliert. Man muss als Leser darauf gefasst sein, dass man Unwichtiges und Relevantes für die Story, die man liest, in Gedanken sortieren muss. Doch einmal daran gewöhnt, liest sich die Geschichte gut und fliessend.Sehr beeindruckt haben mich die sehr guten Recherchen zum Jurastudium, die auch hier, sehr detailliert beschrieben wurden.So erhält man als Leser Einblick in einige Vorlesungen, die zudem erheiternd , erzählt sind. Oder kann nachvollziehen wie hart Jurastudenten arbeiten müssen.

Im Fokus stehen zu grossen Teilen des Buches nicht unbedingt die Ermittlungen, sondern das Leben eines Opfers . Erst zum Schluss werden die Ermittlungen in den Mittelpunkt gerückt. Wer nun denkt, dass dies nicht spannend sein kann, muss ich enttäuschen. Nach etwas zähem Start konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 29.06.2017

Die Verwandlung!

Feel Again
0

Sawyer Dixon ist eine begabte Fotografin und Studentin im Woodshill College. Für ihre Abschlussarbeit hat sie die Idee, denn sehr schüchternen Isaac Grant zu fotografieren. Es sollen nicht einfach nur ...

Sawyer Dixon ist eine begabte Fotografin und Studentin im Woodshill College. Für ihre Abschlussarbeit hat sie die Idee, denn sehr schüchternen Isaac Grant zu fotografieren. Es sollen nicht einfach nur Fotos entstehen, sondern die perfekte Verwandlung vom schüchternen Jungen in einen Bad Boy soll dokumentiert werden. Nach einigem Zögern macht Isaac mit, denn er erhofft sich durch die Verwandlung endlich ein richtiges Date.

Nach "Begin Again " und "Trust Again " ist dieses Buch der dritte Teil der Reihe. Doch die Geschichte ist in sich abgeschlossen und die Protagonisten von den ersten beiden Teilen tauchen nur als Rand oder aber Nebenfiguren auf. So kann man eigentlich alle drei Bände durcheinander und nicht unbedingt der Reihe nach lesen.

Was mich in diesem Buch wieder begeistert hat ist der tolle Schreibstil von der Autorin. Sie kann zum Beispiel eine Sexszene über mehrere Seiten beschreiben ,ohne dass es langatmig wird. Und treffsicher schafft sie es, dass der grosse Teil an Liebesgeschichte romantisch und nicht kitschig daher kommt. Zwar wird es vor allem Punkto Liebe sehr vorhersehbar, denn eigentlich weiss man schon zu Beginn wer denn wen "kriegt"…doch gut unterhalten habe ich mich trotzdem. Ohne grössere Überraschungen ist auch die Handlung. Da sucht zum Beispiel Sawyer mit ihrer Schwester ein Hochzeitskleid…und man weiss eigentlich schon zu Beginn der Szene , dass sie in einem Secondhand Laden ein Hochzeitskleid, das (!) Kleid finden werden.

Das Grundthema "Mädchen verwandelt Jungen in einem Monat in Traumprinzen " ist an und für sich gut ausgearbeitet. Sawyer besticht durch ihre unerschrockene, selbstbewusste Art. Diese Figur ist ausgezeichnet gelungen. Mehr Probleme Punkto Glaubwürdigkeit hat mir Isaac gemacht. Ihm habe ich seine unbeholfene, schüchterne Nerd Rolle zu Beginn einfach nicht abgenommen. Dafür ging die Verwandlung zu glatt, war er gegen Schluss zu selbstbewusst . Wäre ja schön, wenn man mit einigen telefonischen Übungen und Ubeungsstunden Schüchternheit einfach so ablegen kann. Und in Sachen Aussehen hatte er zum Glück schon alle Grundvoraussetzungen. Einen Superbody und ein blendendes Aeusseres, Sawyer musste ihm nur einen neuen Haarschnitt verpassen und die fürchterlichen Kleider los werden. Das war mir dann doch zu einfach und schnell gelöst, und somit schon sehr unrealistisch und rosarot.

Meiner Meinung nach ist diese Geschichte schwächer als ihre Vorgänger.