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Veröffentlicht am 24.03.2021

Nur ein Hobby oder mehr?

Mein wunderbarer Küstenchor
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Britta Fürstenberg hat Urlaub! Den ganzen Winter durch, da das Hotel, in dem sie arbeitet, umgebaut wird. Britta freut sich auf die freie Zeit, die sie auch mit dem Chor, in dem sie singt, verbringen möchte. ...

Britta Fürstenberg hat Urlaub! Den ganzen Winter durch, da das Hotel, in dem sie arbeitet, umgebaut wird. Britta freut sich auf die freie Zeit, die sie auch mit dem Chor, in dem sie singt, verbringen möchte. Der Chor mit Leuten aus dem Dorf Klütz in Mecklenburg, wo Britta auch lebt, ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Die Gruppe arbeitet zielstrebig auf einen Gesangswettbewerb in Tempere, Finnland hin. Die Verzweiflung ist jedoch gross, als überraschend der Chorleiter, der die Gruppe lange Jahre begleitet hat, wegziehen muss. Kann aus dem Gesangswettbewerb noch was werden? Britta kniet sich in die Suche nach einem neuen Leiter, dabei wäre die Lösung so nah!





Das ist mein fünftes Buch vom Autor Janne Mommsen, das wieder an der Ostsee spielt. Man merkt gut, dass er an der See geboren und aufgewachsen ist, denn er schafft es immer wieder, dass man beim Lesen einen Hauch Meeresbrise spürt. Für einmal kein laues Sommerlüftchen. Hier eine Geschichte, die nicht im Sommer handelt, sondern im November und da weht oft eine steife Brise. Und das wird immer wieder mal deutlich in der Geschichte. Gewitter, Wind und Nebel inklusive!



Sehr gefallen hat mir, wie atmosphärisch die Dinge, wie zum Beispiel das Häuschen von Britta beschrieben ist. Ich liebe solche stimmigen Beschreibungen, die das Kopfkino anknipsen.

Ein Liebesroman ist „Mein wunderbarer Küstenchor“ nur zum Schluss. Vorher geht es um Freundschaft, die Gemeinschaft in Klütz und ganz viel Musik und Chorgesang. Letzteres wird so beschrieben, dass man, wie ich, die mit Chorgesang nichts am Hut hat, gut unterhalten wird. Einzig die Passagen, in denen es um das Dirigieren geht, empfand ich als langatmig. Man spürt die Begeisterung der Laiensänger bei den Proben, die anschaulich und abwechslungsreich beschrieben sind.



Janne Mommsen hat einen unaufgeregten und flüssig zu lesenden Schreibstil. Sehr clever empfand ich die Einführung und damit die Vorstellung der Mitglieder des Chors. Britta verteilt Tickets für die Reise nach Tempere in Finnland und so lernt man gleich die Figuren kennen.



„Mein wunderbarer Küstenchor“ ist nicht nur ein Wohlfühlbuch mit einer Handlung, in der immer etwas geschieht. Sondern zeigt auch, wie viel man für sein Hobby erreichen kann, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Cold Case und Podcast!

Sieben Wahrheiten
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Zwanzig Jahre nach der Ermordung seiner besten Freunde kehrt Filmemacher Cody Swift nach Bristol zurück. Mit dem Podcast „Es ist Zeit für die Wahrheit“ will er endlich den wahren Mörder seiner Freunde ...

Zwanzig Jahre nach der Ermordung seiner besten Freunde kehrt Filmemacher Cody Swift nach Bristol zurück. Mit dem Podcast „Es ist Zeit für die Wahrheit“ will er endlich den wahren Mörder seiner Freunde finden. Charlie Paige und Scott Ashby waren 10 und 11 Jahre alt, als sie hinter Bristols Hunderennbahn totgeprügelt wurden. Dieser zurückliegende Doppelmord nimmt an Brisanz zu, da in unmittelbarer Nähe des Tatorts in einer Baugrube eine einbetonierte Leiche gefunden wird. Detective Inspector John Fletcher, der vor 20 Jahren auch schon bei dem Mord an den Jungen ermittelt hat, ist auch für die neuen Ermittlungen zuständig.





Die Idee, einen Cold Case mit einem Leichenfund in der heutigen Zeit zu verbinden, hat mich fasziniert und so war schnell klar, dass ich diesen neuen Thriller der Autorin unbedingt lesen möchte. Ich kenne schon mehrere Bücher von Gilly MacMillan und wieder hat mir ihre Art zu schreiben gefallen. Ihr eher sachlicher und klarer Schreibstil hat mich wieder überzeugt.

Allerdings empfand ich den Aufbau der Geschichte als leicht chaotisch. Erst mal werden immer wieder Kapitel als Podcast gestaltet, in denen viele Zeugenaussagen oder Ermittlungsergebnisse von 1996, also die Zeit der Ermordung von Charlie und Scott, eingeschoben wurden. Dazu kommt in diesen Kapiteln die Erinnerung von Cody Swift zu den Ereignissen von 1996, als er als Zehnjähriger von der Ermordung seiner Freunde erfahren musste. Die Passagen in der Vergangenheit sind kursiv geschrieben, damit man als Leser weiss, was in der Gegenwart und was 1996 geschieht. Obwohl ja Cody Swift auch mit seinen Erinnerungen oft die Vergangenheit thematisiert, wurden diese in normalem Schriftbild gehalten, was etwas konfus wirkt.

Man erfährt in einzelnen Kapiteln ebenfalls die Sicht von Jess, Charlies Mutter, in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Aber auch der Ermittler John Fletcher kommt zu Wort. Das ergibt schlussendlich einen Mix von vielen verschiedenen Figuren und chronologisch nicht geordneten Ereignissen und / oder Aussagen, was mir leider zu sehr hin und her sprang und oft meinen Lesefluss gestört hat. Die Autorin hat jedoch die Figuren einprägsam charakterisiert, so dass ich sie nie verwechselt habe.



Mich hat dieser Thriller packen können, denn irgendwann wollte ich einfach wissen, wer für den Tod der Jungs verantwortlich ist. Die etlichen falschen Fährten, die clever gestreut wurden, haben mich bis zum Schluss beschäftigt und rätseln lassen.

"Sieben Wahrheiten" ist, obwohl ein Verbrechen an Kindern im Zentrum steht, ein völlig unblutiger Thriller. Der Fokus liegt auf den Ermittlungen und dies aus dem Blickwinkel von 20 Jahren nach der Tat, sowie genau nach dem Mord, was ein abwechslungsreiches Lesevergnügen ausmacht.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Freundschaft und mehr...

Zwei an einem Tag
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Nach dem Studienabschluss verbringen Dexter Mayhew und Emma Morley die Nacht zusammen. Am nächsten Tag trennen sich ihre Wege als Liebespaar, sie bleiben jedoch Freunde. Nachdem Dexter als TV Moderator ...

Nach dem Studienabschluss verbringen Dexter Mayhew und Emma Morley die Nacht zusammen. Am nächsten Tag trennen sich ihre Wege als Liebespaar, sie bleiben jedoch Freunde. Nachdem Dexter als TV Moderator Karriere macht, diverse Freundinnen hat und den Tod eines nahen Familienmitglieds verkraften muss, leitet Emma ein Restaurant, wird Lehrerin, trennt sich von ihrem Verlobten, kurz bevor es ernst wird und schreibt ein Buch. Die Jahre vergehen, die beiden sind mit einem unsichtbaren Faden miteinander verbunden und können nicht ohne einander, jedoch auch nicht miteinander.



Die Geschichte der Freundschaft zwischen Emma und Dexter beginnt 1988 in Edinburgh mit einem One - Night - Stand. Der Autor hat die Geschichte so gestaltet, dass man von 1988 bis 2007, also fast 20 Jahre lang, je einen Tag lang Einblick in das Leben von Emma und Dexter bekommt. Mal steht Emma vorwiegend im Mittelpunkt, dann wieder Dexter. Man sieht nicht nur, wie sich ihre Freundschaft entwickelt, sondern auch wie sich das Leben der beiden verändert. Dexter, der vom jugendlichen Sonnyboy in eine Karriere schlittert und schlussendlich erwachsen wird und Verantwortung übernimmt. Emma ist von Beginn weg die Ernsthaftere der beiden und ist sie schlussendlich die, die unabhängiger lebt. Die Entwicklung der beiden Figuren ist hervorragend ausgearbeitet und ist das grosse Plus in diesem Buch. Immer wieder wabert in der Geschichte die gegenseitige Anziehung mit. Lange Zeit weiss man als Leser nicht, wie die beiden enden werden. Miteinander oder getrennt?



Sehr gefallen hat mir, wie die beiden miteinander umgehen. Witzige Dialoge, die unterschwellig ernste Töne mittragen, haben mich schmunzeln und nachdenken lassen. Was erst lustig scheint, verfügt auf den zweiten Blick über eine ernsthafte Note.



Situationen, die eine echte Bewährungsprobe für ihre Freundschaft sind, gibt es, wie im realen Leben, einige. Gerade Dexter ist zeitweise sehr arrogant und ich habe Emma verstanden, wenn sie auch mal die Lust verliert, sich mit ihm auseinanderzusetzen.



Obwohl die "Jahrestage" naturgemäss Handlungssprünge beinhalten, erkennt man als Leser immer den roten Faden, den die Protagonisten weben. Es gibt Passagen, die haben mich gefesselt und gut unterhalten. Dann gibt es Seiten, die waren mir zu langatmig und zu sehr in die Länge gezogen. Die Idee, über fast 20 Jahre bei der persönlichen, beruflichen und beziehungstechnischen Entwicklung einer weiblichen und einer männlichen Figur beizuwohnen, hat ihren Reiz und der Autor hat das sehr gut gemeistert.

Ein Ereignis, fast ganz am Schluss des Buches, hat mich regelrecht umgehauen und sorgt dafür, dass dieses Buch nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Privatleben nimmt zu viel Raum ein....

Trauma – Kein Entkommen
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Katja Sand von der Kriminalpolizei München hätte eigentlich mit ihrer Tochter Jenny genug zu tun, denn die 15-Jährige lässt sich mit einem älteren Jungen ein, der noch dazu dealt. So ist es aufreibend ...

Katja Sand von der Kriminalpolizei München hätte eigentlich mit ihrer Tochter Jenny genug zu tun, denn die 15-Jährige lässt sich mit einem älteren Jungen ein, der noch dazu dealt. So ist es aufreibend für Sand, als sie auch noch zu einem Tatort gerufen wird. Mitten in der Hitzewelle wird eine männliche Leiche in einem Baggersee bei einer Kiesgrube in Feldkirchen – West gefunden. Vieles deutet darauf hin, dass der Mann Suizid verübt hat. Die Ermittlungen nehmen ihren Lauf, da wird ein zweiter Toter entdeckt. Wieder eine männliche Leiche und wieder deutet alles auf Selbstmord hin.



Dieser Thriller beginnt mit einer Szene, die grauenhaft zeigt, wie Kinder in ihren Familien oft Opfer von Missbrauch und seelischer Grausamkeit sind. Bewusst sachlich, da weder Namen, Alter noch spezifische Details verraten, wer dieses Kind ist, geht diese Szene trotzdem unter die Haut.



Weiter folgt die eigentliche Hauptgeschichte, die Mordfälle, bei denen ich stets diese Eingangsgeschichte im Hinterkopf hatte. Oft habe ich gerätselt, wer dieses Kind ist und ob diese Vergangenheit ein Grund für die Morde sein könnten?

Gefallen hat mir, dass man bis fast zum Schluss keine Verbindung ahnt und alles offen ist. Weniger gefallen hat mir, dass die privaten Sorgen der Ermittlerin mit ihrer Tochter so viel Raum einnehmen. Ausschweifend wird der Spagat zwischen Beruf und Muttersein von Sand beschrieben. Ausdauernd die Probleme, die sie mit der 15-jährigen, die in falsche Gesellschaft gerät, hat. Katja Sand trauert zudem ihrem Exfreund nach, ist alleinerziehend und hat grosse Beziehungsprobleme mit ihrer Mutter, die sich konstant einmischt und sie anruft. Zudem wird immer wieder ein Ereignis in ihrer Vergangenheit angetönt. Irgendwann einmal wartete ich mit Spannung darauf, was die Ermittlerin für ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit hat. Fast noch mehr, als auf die Auflösung des Mordes.



„Trauma. Kein Entkommen“ ist der erste Band einer geplanten Trilogie rund um Katja Sand. Der Titel ist nicht nur gut gewählt, sondern zieht sich auch wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte. Theoretische Ausführungen über Traumata und das Thema, das hervorragend in die Kriminalgeschichte integriert wurde. Wenn nun im nächsten Band die persönlichen Belange etwas mehr in den Hintergrund treten, bin ich zufrieden!

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Leicht konstruiert!

Der Junge
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Cecilia Wilborg lebt mit ihrer Familie in Sandefjord in Norwegen. Ihr Mann Johan verdient sehr gut und der Familie fehlt es an nichts. Als Cecilia an einem regnerischen Novemberabend ihre kleine Tochter ...

Cecilia Wilborg lebt mit ihrer Familie in Sandefjord in Norwegen. Ihr Mann Johan verdient sehr gut und der Familie fehlt es an nichts. Als Cecilia an einem regnerischen Novemberabend ihre kleine Tochter Nicoline vom Schwimmkurs abholt, steht da verloren ein kleiner Junge. Der achtjährige Tobias scheint in der Schwimmhalle vergessen worden zu sein und Cecilia wird gebeten, ihn mitzunehmen und zu Hause abzusetzen. Dort angekommen stellt sich heraus, dass seine Eltern spurlos verschwunden sind und die Familie Wilborg bietet dem Jungen vorübergehend ein Zuhause. Die Töchter der Familie, Hermine und Nicoline, sind begeistert über das neue Familienmitglied. Ehemann Johan hat endlich den Sohn, den er sich gewünscht hat. Nur Cecilia hat Angst, dass Tobias ihre Familie durcheinanderwirbelt, denn sie muss unbedingt ein Geheimnis bewahren. Dann wird eine Frau tot aufgefunden, die Tobias Mutter sein könnte und Cecilia muss noch besser aufpassen, wer was über sie herausfinden könnte.





Psychothriller, in denen kleine Kinder involviert sind, gehen immer besonders ans Herz. In „Der Junge“ ist es jedoch so, dass keinerlei Abscheulichkeiten in Zusammenhang mit Kindern geschehen. Trotzdem tat mir der kleine Junge unheimlich leid, denn was er auf psychischer Ebene durchmachen musste und muss, wünscht man keinem Kind.



Die Geschichte wurde in drei Erzählperspektiven gegliedert, deren Schreibstil der jeweiligen Figur angepasst wurde. Der umfangreichste Teil dreht sich um Cecilia, da ist der Schreibstil flüssig und dynamisch. Weiter erfährt man die Sicht von dem achtjährigen Tobias, hier wurde es kindlich und mit kurzen und einfachen Sätzen altersgemäss, da der 8-jährige in Ich Perspektive erzählt. Diese Passagen haben mich sehr berührt, da mich das Schicksal des Jungen völlig gefangen genommen hat. Die dritte Perspektive ist aus der Sicht einer Schlüsselfigur, die als Junkie lebt und diese Passagen fand ich mühsam zu lesen. Denn sie sind wirr und hüpfen von Person zu Person und von Situation zu Situation. Hier benötigte ich fast das ganze Buch über, bis ich einordnen konnte, was geschehen und was relevant für die Hauptgeschichte ist. Teilweise habe ich noch nach Beendigung des Buches Lücken in dieser Perspektive, die als Tagebucheinträge gestaltet ist. Es sind die vernebelten Gedanken und Ausführungen eines Junkies, die sich genau so lesen.



Wie gesagt, hat mich die Figur Tobias sehr berührt. Mit Cecilia hatte ich von Beginn weg grosse Probleme. Sie ist wohlhabend und das gibt sie ihrem Umfeld zu spüren. Egal ob es das Aupair oder die Kassiererin der Schwimmhalle trifft, Cecilia zeigt deutlich, wer das Sagen hat. Zudem ist sie manipulativ, verlogen und unberechenbar. Aussagen wie „Es ist teuer, ich zu sein“ (Seite 11) zeigen ihre Oberflächlichkeit und wo ihre Interessen liegen. Leider nicht bei ihren Töchtern, denn die findet sie anstrengend und so werden die beiden laufend mit einem iPad ruhiggestellt. Die Auflösung, wie das Schicksal von Tobias mit der Familie Wilborg zusammenhängt, habe ich gespannt erwartet. Ich muss allerdings sagen, dass diese Seite der Geschichte doch arg konstruiert ist. Es geschehen in der Vergangenheit Dinge, die in die Sparte „grosse Zufälle“ eingereiht werden können. Wenn man diesen Aspekt ausser Acht lässt, unterhält die Story rund um Cecilia und das Findelkind gut.

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