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Veröffentlicht am 01.02.2024

Abwechslungsreich!

Stille Falle
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Die Familie von Smilla Holst schlägt Alarm, als die junge Frau telefonisch nicht mehr zu erreichen ist. Die junge Studentin hat sich mit ihrem Freund Malik Mansur zu einem Ausflug verabredet, von dem sie ...

Die Familie von Smilla Holst schlägt Alarm, als die junge Frau telefonisch nicht mehr zu erreichen ist. Die junge Studentin hat sich mit ihrem Freund Malik Mansur zu einem Ausflug verabredet, von dem sie nicht zurückkehren. Sie verschwinden als sie ihr Hobby, Urban Exploration, ausüben. Leonore "Leo" Askers von der Abteilung für Kapitalverbrechen in Malmö wird von ihrem Chef mitten in der Ermittlung an diesem Fall wegen Befangenheit in eine andere Abteilung verbannt. Von nun an arbeitet sie im Untergeschoss der Kripo, in der Abteilung für hoffnungslose Fälle, deren Leiter im Krankenhaus liegt. Leo Askers hat jedoch Lunte gerochen und ist sich sicher, dass zwischen dem Verschwinden der jungen Leute und der Meldung, dass bei einem Gelände mit einer Modellbauanlage eingebrochen wurde, ein Zusammenhang besteht. Sie beginnt im Verborgenen zu ermitteln, muss jedoch aufpassen, dass ihre Vertretung, sowie ihre Vorgesetzten davon nichts mitbekommen.


Diese Geschichte startet sofort spannend, da schon im zweiten Kapitel klar ist, dass und wohin Smilla Holst und Malik Mansur verschwunden sind. Die regelmässig eingespeisten Kapitel unter dem Titel "Der Troll" zeigen die kranke Gedankenwelt des Täters und lassen den Leser nachvollziehen, wie und was er denkt. Mehrere nebeneinander laufende Erzählebenen stellen den Täter, die Ermittler und die Opfer in den Mittelpunkt. Weiter Nebenfiguren erhalten ebenfalls "eigene" Kapitel und damit hat Anders de la Motte einen abwechslungsreichen und lebhaften Krimi geschaffen.

Das Hobby "Urban Exploration", die Erkundung öffentlichen Raums, sogenannte Lost Places, kannte ich bisher nicht. Da es sich oft um alte Katakomben, Industrieruinen oder Kanalisationen ( laut Wikipedia) handelt, ist das Grundthema schon mal sehr unheimlich. Der Täter hält nämlich seine Opfer genau in so einem Umfeld fest und beobachtet ihr Verhalten in der Gefangenschaft. Genau wie der Schmetterling im Glas auf dem Cover, studiert er, wie lange es dauert, bis seine Opfer sterben. Meiner Meinung nach hätte die Enge unter der Erde, die Gefangenschaft und das Grauen eindringlicher und atmosphärischer beschrieben werden dürfen.

Kommissarin Leo Askers, die nicht nur beruflich, sondern auch persönlich in den Fall involviert ist, stellt sich als starke und authentische Figur heraus. Etliche Szenen, in denen sie ihr Können zeigt, habe ich atemlos gelesen. WoW Effekt inklusive! Rückblenden, 17 Jahre zuvor und in Leos Vergangenheit, zeigen eine tiefe Freundschaft mit einer Figur, die auch bei den Ermittlungen an ihrer Seite kämpft. Das kann sie brauchen, denn ansonsten muss sie etliche Kämpfe mit ihren ehemaligen Arbeitskollegen von der früheren Abteilung ausfechten. Dazu kommt, dass ihr Exfreund Jonas Hellmann versucht ihr den Rang bei den Ermittlungen abzulaufen. Erfreulich fand ich, dass der Autor sich darauf konzentriert hat, dass das Berufliche der Kriminalkommissarin im Vordergrund bleibt. Die wenigen privaten Passagen ufern nicht aus!

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Unerwartet!

Romeos Tod
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Mona Russo ist auf der Suche nach ihren Kindern, nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde. Leo und Lena wurden nach Monas Verhaftung von ihrem Exmann nach Italien geschafft und der Kontakt ist seither ...

Mona Russo ist auf der Suche nach ihren Kindern, nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen wurde. Leo und Lena wurden nach Monas Verhaftung von ihrem Exmann nach Italien geschafft und der Kontakt ist seither abgebrochen. Als Mona den Schauspieler Jan Jespik trifft, verlieben sie sich ineinander und er verspricht ihr bei der Suche nach ihren Kindern behilflich zu sein. Doch erst muss Jan sein Engagement, er spielt den Hamlet, über die Bühne bringen. Deshalb bittet er seine Mutter Dorothea mit Mona in die Toskana zu reisen. Dort soll sich Vincenzo, Monas Exmann, nämlich aufhalten. Jan folgt den beiden und beschliesst Rache an Vincenzo zu üben.


Exzentrisch, überheblich und arrogant sind die Adjektive, die mir spontan zum Protagonisten Jan Jespik einfallen. Der Schauspieler trifft Mona, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Die beiden erleben eine Amour fou und ich habe mich schwergetan ihre Eskapaden zu verfolgen. Denn beide waren mir durch und durch unsympathisch, auch wenn ich denke, dass genau das die Absicht der Autorin war.

Jan Jespik ist eingebildet, gehässig und er ist unzufrieden den Hamlet in der Provinz zu spielen. Obwohl er damit grossen Erfolg hat. Diese Unzufriedenheit lässt er an Arbeitskollegen und den Maskenbildnerinnen aus. Ich habe mich praktisch durch das Band über seine überhebliche Art genervt. Die Geschichte wandelt sich, als Mona Jan erzählt, weshalb sie zehn Jahre im Gefängnis sass. Diese Erzählung Monas über ihre Vergangenheit ist fesselnd geschrieben und erschütternd zu lesen.

Im zweiten Teil katapultiert die Autorin die Leser dann an die Orte, an denen ihre Bücher normalerweise handeln. In die Toskana mit ganz viel italienischem Flair und einem spannenden Bezug zum ersten Teil der Geschichte. Leider ohne Commissario Neri aus ihren vorderen Toskana Büchern.

Dann, im dritten Teil des Buches, der unter dem Untertitel "Romeo und Julia" läuft, macht der Buchtitel Sinn. Hier geschieht auch eine rasante Entwicklung, die komplett unvorhersehbar ist. Dieser Teil hat mich noch mehr erschüttert, als Monas Erzählung über ihre Vergangenheit im ersten Teil. Hier eröffnet sich die ganze toxische Beziehung zwischen den Protagonisten und auch ihre krankhafte Art.

Als Fan von der Autorin Sabine Thiesler konnte ich im ersten Teil kaum glauben, dass dieses Buch aus ihrer Feder stammt. Die Ausdrucksweise ist zeitweise nah an der Primitivität. Immer wieder ist das f...Wort hineingerutscht, was mich doch sehr gestört hat. Was sie hingegen gut hingekriegt hat, ist der Wechsel der Perspektivebenen, die klar strukturiert in kurze Kapitel eingeteilt sind. Im zweiten Teil habe ich dann den klaren, korrekten und guten Schreibstil von Sabine Thiesler, wie ich ihn kenne und schätze, wiedergefunden. Im dritten Teil hat sich mich dann sehr überrascht, denn die Geschichte entwickelt sich in eine unerwartete Richtung! Fassungslos habe ich ganz am Schluss das Buch zugeklappt und musste die Entwicklung, die die Story schlussendlich genommen hat, verdauen.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Weihnachtsgeschichte mal anders!

Hollys Weihnachtszauber
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Weihnachten ist für Holly Brown kein Fest, das sie feiern mag. Zu viel ist in den vergangenen Jahren an Weihnachten geschehen und zu gross ihr Verlust. Deshalb nimmt sie den neuen Auftrag in Lancashier ...

Weihnachten ist für Holly Brown kein Fest, das sie feiern mag. Zu viel ist in den vergangenen Jahren an Weihnachten geschehen und zu gross ihr Verlust. Deshalb nimmt sie den neuen Auftrag in Lancashier nur zu gerne an. Holly arbeitet bei einer Agentur als Housesitterin und soll über die Weihnachtstage das herrschaftliche Anwesen "Old Place" im Dorf Little Mumming in der Nähe der Hochmoore hüten. Nur zu gerne fährt sie dorthin, denn Weihnachten in einem einsam gelegenen Haus, nur in Gesellschaft eines Hundes und eines Pferdes, ist ganz in ihrem Sinn. Leider macht der Hausherr Jude Martland und seine Familie ihr einen Strich durch die Rechnung.


Das Cover und der Klappentext versprechen eine Weihnachtsgeschichte. Die Geschichte spielt auch in der Weihnachtszeit. Doch da Protagonistin Holly ein regelrechter Weihnacht - Grinch ist, war es das auch fast schon mit Weihnachtsfeeling. Im Mittelpunkt stehen viel mehr all die Leckereien, die Holly als gelernte und passionierte Köchin zaubert.

Schön beschrieben sind zudem auch die Handlungen in Haus und Küche, mit einem schier unerschöpflichen Vorrat an Nahrungsmitteln im Vorratskeller, dem Weinkeller und der Gefriertruhe. Vor allem letzteres benötigt Holly, da auch noch ein Schneesturm aufkommt und sie "die Hütte voll hat". Wie es dazu kommt, dass ihre beschaulichen und vor allem einsamen Weihnachtstage torpediert werden, liest sich vergnüglich und unterhaltsam. Mit jeder Figur, die in Old Place hereinschneit, wehen auch neue Impulse und Wendungen herein.

Die Verbindung Hollys mit der Familie Martland finde ich zwar etwas viel Zufall und da hätte ich mir eine kreativere Lösung von der Autorin gewünscht. Beim Start in jedes neue Kapitel werden nämlich kurze Tagebuchausschnitte von Hollys Grossmutter, die 1945 geschrieben wurden, eingefügt. Da zeigt sich dann bald, was man als Leser sehr schnell ahnt. Es besteht nämlich eine Verbindung zwischen diesen Tagebucheinträgen und Hollys Auftraggeber. Weniger vorhersehbar ist die amouröse Seite der Story. Holly hat nämlich gleich vier potenzielle Herzbuben zur Hand. Welcher ihr Herz erobert...na, das lest ihr am besten selbst!

Wenn man nichts gegen öfter wiederkehrende Handlungen und Beschreibungen in der Küche hat, ist diese Geschichte eine schöne Alternative zu konventionellen Weihnachtsgeschichten.

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Mord auf der Insel

Schneesturm
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Inishmore ist eine Insel vor der Westküste Irlands. Hier versammeln sich in der Weihnachtszeit sechs Freunde, um ihrem Freund Cillian zu gedenken. Sein Todestag jährt sich zum zehnten Mal und die Freunde ...

Inishmore ist eine Insel vor der Westküste Irlands. Hier versammeln sich in der Weihnachtszeit sechs Freunde, um ihrem Freund Cillian zu gedenken. Sein Todestag jährt sich zum zehnten Mal und die Freunde trauern immer noch um ihn.

Kaum hat sich die Clique versammelt, kommt ein Schneesturm auf und die Insel mit ihren 900 Einwohnern wird abgeschnitten von der Welt. Als eine Tote bei den Klippen Serpent's Lair gefunden wird, muss Garda Cara Folan, die auch Mitglied der Clique ist, die Ermittlungen alleine in die Hand nehmen.


Dieser Thriller benötigt einiges an Anlaufzeit, denn zuerst werden die Umstände, die Vergangenheit und das Wiedersehen der Clique thematisiert. Die Freunde sind auf der Insel gross geworden, drei leben noch auf Inishmore, drei sind weggezogen. Die Freundesgruppe lässt nichts aus. Vom Spiel ihrer Jugendzeit, dem Flaschendrehen bis zu irischen Tänzen, Saufgelage und Gespräche à la "früher war alles besser". Das wird schnell leicht langatmig und öde. Das beginnt schon im Prolog, in dem Klippenspringer, Vögel und das Meer beschrieben werden. Als Einstieg in einen Thriller finde ich das sehr gewagt.

Nach hundert Seiten geschieht dann ein Mord und von da an geht die Spannung kontinuierlich hoch. Der titelgebende Schneesturm zwingt Cara Folan nämlich im eigenen Freundeskreis zu ermitteln. Etwas, was unter normalen Umständen wegen Befangenheit so nicht möglich wäre. Die Garda, wie Cara oft genannt wird, ermittelt clever, überlegt und lässt sich von der langjährigen Freundschaft nicht beeinflussen. Als Leser weiss man allerdings, mangels Alternativen, dass der Mörder in der Clique zu finden ist. Hier hätte die Autorin ruhig zwei oder drei ernstzunehmende falsche Spuren ausserhalb der Clique einbauen können.

Der Schreibstil ist manchmal zu langatmig. Gerade die wiederkehrenden Beschreibungen der Umgebung und der unwirtlichen Umstände hätten gekürzt werden dürfen. Irgendwann hat wohl auch der letzte Leser begriffen, dass ein Schneesturm alles lahmlegt, es eisig kalt ist und niemand auf und von der Insel kann. Das muss nicht immer wieder wiederholt werden. Triona Walsh hat mich jedoch mit etlichen überraschenden Wendungen bei der Stange gehalten.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Leichen im Keller!

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
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Heinleins Delikatessen und Spirituosengeschäft ist Treffpunkt für jene, die gerne Pasteten essen. Norbert Heinlein kreiert und bäckt sie mit Hingabe, neben dem Verkauf für auserlesene Köstlichkeiten.

Herr ...

Heinleins Delikatessen und Spirituosengeschäft ist Treffpunkt für jene, die gerne Pasteten essen. Norbert Heinlein kreiert und bäckt sie mit Hingabe, neben dem Verkauf für auserlesene Köstlichkeiten.

Herr Heinlein ist Geschäftsmann mit Leidenschaft und er führt das Geschäft in dritter Generation. Als ein Kunde aus Versehen in seiner Küche stirbt, legt er die Leiche erstmal in den Keller.

Mehr und mehr kommt bei Heinlein die Panik hoch und trotzdem bleibt es nicht bei der einen Leiche in seinem Keller.




Ich denke, dieses Buch kann man ohne weiteres in die Rubrik schwarzer Humor einreihen. Stephan Ludwig spielt mit dem Sarkasmus und die Figuren sterben wie die Fliegen. Keineswegs eines natürlichen Todes, sondern durch die Hand des Delikatessenhändlers. Dabei ist der pflichtbewusste und liebenswerte ältere Herr Heinlein kein Mörder im klassischen Sinne. Die Morde geschehen einfach irgendwie und der Ball rollt immer schneller und lässt sich nicht aufhalten. So richtig böse ist er nicht und so richtig böse kann man ihm auch nicht sein. Allerdings kommt ihm der eine oder andere Todesfall nicht ungelegen.

Die Figur Norbert Heinlein polarisiert durch das ganze Buch. Er ist ein Mann mit einem guten Herz, der seinem Angestellten Marvin nicht nur eine Arbeit ermöglicht, sondern auch die Vaterrolle übernimmt. Marvin hat eine Beeinträchtigung und müsste ohne seinen Chef wohl in einem Heim leben.

Norbert Heinlein unterstützt auch sein somalisches Patenkind. An Lupita schickt er regelmässig Briefe und Geld und merkt nicht, dass er finanziell ausgenutzt wird und einer Organisation auf den Leim gegangen ist. Diese Seite der Geschichte zeigt Heinleins gutes Herz und seine Gutgläubigkeit. Er sieht in jedem nur das Gute und wirkt dabei leicht naiv.

Er pflegt zudem seinen dementen Vater und opfert sich für ihn auf. Ein Privatleben, neben der Gesellschaft mit seinem Vater, der auch bei ihm wohnt, hat er nämlich nicht. Herr Heinlein ist nicht nur ein gutherziger und selbstloser Mann, sondern strenggenommen auch ein Serientäter. Die Leichen stapeln sich schon gegen Mitte Buch im Kühlraum seines Kellers und ich habe mich gefragt, wie er die wieder loswerden will?

Noch selten habe ich ein Buch gelesen, in dem Morde wie nebenbei geschehen und ich mit dem Serientäter immer mehr Mitleid hatte. Stephan Ludwig ist bei ein paar Passagen zwar ins Unrealistische abgerutscht, trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt mit diesem Cosy Crime Krimi und dem netten Herrn Heinlein.

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