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Veröffentlicht am 26.10.2019

Von Frauen und Freundschaft

Garten der Frauen
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Die vier Freundinnen Lee, Emma, Isabel und Rudy treffen sich seit Jahren regelmässig abwechselnd bei einer von ihnen zu Hause. Sie vertrauen sich, helfen einander und gehen durch dick und dünn. Durch gute ...

Die vier Freundinnen Lee, Emma, Isabel und Rudy treffen sich seit Jahren regelmässig abwechselnd bei einer von ihnen zu Hause. Sie vertrauen sich, helfen einander und gehen durch dick und dünn. Durch gute und schlechte Zeiten. Auch als Isabel schwer erkrankt, Lee unter ihrer Kinderlosigkeit leidet, Emma unglücklich verliebt ist und Rudy sich gegen ihren schwierigen Ehemann durchsetzen muss.


Der Start in dieses Buch viel mir schwer. Denn dadurch, dass die Frauen reihum in einem Kapitel in Ich Perspektive erzählen, wird die Geschichte unberechenbar. Ich wusste oft auch nicht, ob der Ausdruck "Geschichte " angebracht ist. Denn unter einer Geschichte verstehe ich eine fortlaufende Handlung mit einem roten Faden. Da jede einzelne der Frauen Tendenz zeigt, abzuschweifen, gerät die Handlung des öfteren wie Kraut und Rüben durcheinander.
Die Ich Perspektive von Lee, die mit ihrer Kinderlosigkeit bei mir für Mitleid gesorgt hat, habe ich gerne gelesen. Emma empfand ich als langweilig und oberflächlich. Ich konnte leider ihrer Erzählung über die verschiedensten Interviews nicht viel abgewinnen. Dann wieder Rudy, die äusserst unnahbar wirkt . Da war Geduld angesagt, bis man das Problem von Rudy, überhaupt ihre Persönlichkeit verstand.

Der Schreibstil ist komplex, und ist wie die Handlung leicht überladen. Ich habe durch die regelmässigen Perspektivwechsel Zeit benötigt um bei den Figuren " anzukommen ". Dann habe ich sehr schnell geschätzt, in 4 verschiedene Köpfe sehen zu können.
Erst gegen Mitte gehen die Erzählungen weg von Männergeschichten, Treffen mit Männern und Liebesproblemen und die Frauen werden reifer und die Themen tiefgründiger. Es sind Themen wie eine Affäre mit einem verheirateten Mann, Selbstbestimmung, lebensbedrohende Krankheit und Kinderlosigkeit, Depression und Wünsche, Träume und Ziele im Leben. Aber auch Freundschaft und Loyalität.
Mich hat zum Beispiel sehr berührt, wie die Freundinnen buchstäblich Tag und Nacht für Isabel da sind. Trotzdem wird die Freundschaft zwischen den vier Frauen nicht als eitel Sonnenschein mit rosaroten Wolken beschrieben. Es wird auch gestritten, Partei ergriffen und schonungslos den Spiegel vorgehalten. Ganz wie im realen Leben.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Unterhaltsam, ohne Tiefgang!

Midlife-Cowboy
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Tillmann Klein ist verheiratet mit Sonja, hat zwei süsse Kinder und ein Reihenhaus mit Teich und Terrasse. Er könnte glücklich sein … aber in letzter Zeit fragt er sich des öfteren, ob das alles war? Tillmann ...

Tillmann Klein ist verheiratet mit Sonja, hat zwei süsse Kinder und ein Reihenhaus mit Teich und Terrasse. Er könnte glücklich sein … aber in letzter Zeit fragt er sich des öfteren, ob das alles war? Tillmann fühlt sich wieder jung und begehrt, als Larissa, seine neue Assistentin Interesse an ihm zeigt. Doch Tillmann wäre nicht Tillmann, wenn das Ganze nicht in einer Katastrophe enden würde.
Auf einer Dienstreise nach Budapest gerät er in eine peinliche Situation … wird seine Frau Sonja den Braten riechen? Seine Freunde Tom, Gereon und Guido unterstützen ihn, wo sie können. Bis zum bitteren Ende!

Tillmann ist das Klischee von einem Mann in der Midlife - Crisis. Sein Körper nagt am Alter der Zeit, sein Geist will das nicht so wirklich wahr haben. Auch seine Versuche, joggend oder in einem Fitnessstudio seinen Körper zu stählen, sind das pure Klischee.
Aber überaus lustig geschrieben.
Ja, als weibliche Leserin kann man ordentlich lachen, was Tillmann so alles anstellt um seine alte Form wieder zu finden. Doch irgendwann kippt das Ganze, und Tillmann stellt sich ernsthaft Fragen, was sein Sinn des ( restlichen ) Lebens ist …. und wo sein Weg hinführt. Dieses Mischung aus Slapstickszenen und Szenen, in denen mir seine Frau Sonja leid tat, empfand ich als gut gelungen. Auch wenn einige dieser Szenen, unter der Gürtellinie enden und oft platt sind.
Der Autor beschreibt sarkastisch das Leben eines 08/15 Mannes, der mitten in Hannover lebt und arbeitet. Seine Kumpels, allen voran der Schönheitschirurg Gereon Kramer sind genau so, wie Frau sich klischeehaft ( ich weiss, wieder ein Klischee) eine Runde guter Freunde vorstellt. Mit Alkohol treiben sie sich zu verbalen und oft sexistischen Höchstleistungen an, auch wenn oft nichts als heisse Luft dahinter steckt.
Gereon hatte in dieser Geschichte die Rolle des unsympathischen Fremdgängers. Diese Figur ist sehr überspitzt charakterisiert, bei vielen Dialogen mit seinen Kumpels hatte ich den Eindruck, der Autor hat gar viel auf die Unsympathentube gedrückt.
Tillmann gerät von einem Fettnäpfchen ins nächste. Hier musste ich Punkto Übertriebene Szenen beide Augen zudrücken. Denn ich wollte mich in erster Linie amüsieren, und das hat das Buch rund um Tillmann zu grossen Teilen geschafft.
Ab und zu mag ich das nämlich sehr gerne… eine Geschichte mit nicht allzuviel Tiefgang, die amüsiert und unterhält.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Zufälle...

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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Marie ist 5 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus entführt wird. Die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis, wenig später wird ihre Hand gefunden. Ihre Schwester Rabea Wyler war damals 11 Jahre alt und heute, ...

Marie ist 5 Jahre alt, als sie aus ihrem Elternhaus entführt wird. Die Ermittlungen bleiben ohne Ergebnis, wenig später wird ihre Hand gefunden. Ihre Schwester Rabea Wyler war damals 11 Jahre alt und heute, 20 Jahre später, arbeitet sie als Fallanalytikerin beim LKA Rheinland - Pfalz. Rabea hat den Fall ihrer verschwundenen Schwester nie ad acta gelegt und so horcht sie auf, als in Essen ein totes Mädchen gefunden wird. Es gibt Indizien, dass die Tote ihre Schwester Marie sein könnte. Rabeas ehemaliger Kollege Jan Grall, der suspendiert wurde, wird von ihr um Hilfe gebeten. Können die beiden das Rätsel um Marie lösen?

In kleinen Teilen ist " Rapunzel, mein " die Fortsetzung von " der Alphabethmörder ". Ich denke es ist von Vorteil, den ersten Band rund um Rabea Wyler und Jan Grall zu kennen. Die Fälle sind zwar in sich abgeschlossen, viele private Details finden jedoch eine Fortsetzung.
Rabea Wyler ist eine sehr interessante Figur. Als Fallanalytikerin gehört das Erstellen eines Profils der Täter zu ihrer Arbeit. Und dieser Aspekt ist nachvollziehbar gestaltet. Gerade Erkenntnisse und Überlegungen zu Serientätern empfand ich als sehr interessant beschrieben. Dadurch erhält ihre Arbeit Tiefe und die Story fesselt.
Etwas weniger zufrieden war ich mit einigen an den Haaren herbei gezogenen Zufällen, die den Verlauf der Handlung beeinflussen und sichern. So findet Jan, 20 Jahre nach Marie's Entführung, relativ einfach Indizien, die zur Aufklärung führen. Eine Figur leidet unter einer jahrelangen Amnesie und genau im richtigen Moment tauchen bei ihr wieder Erinnerungen auf und eine Befreiungssituation Jan's wirkt komplett unwahrscheinlich. Das wirkte auf mich doch sehr konstruiert und hat mich einen Abzug in der Bewertung machen lassen.

Schauplätze dieses Thrillers sind die Schweiz und das Ruhrgebiet. Sehr gefallen hat mir, dass schweizerische Eigenarten, wie das Wort " Parkieren " statt " Parken " oder aber Details zu Bern, eine Stadt, die ich sehr gut kenne, eingeflochten wurden.
Der Schreibstil von Lars Schütz gefiel mir wieder unheimlich gut. Vor allem der Bezug zu dem Märchen " Rapunzel " hat mir gut gefallen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Der Schluss schürt die Hoffnung auf weitere Fälle des Profilerduos Gral / Wyler.
Worüber ich mich sehr freuen würde!

Veröffentlicht am 02.10.2019

Cold case mal anders...

Der siebte Schrei
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In Lewiston, Idaho, wird der neunjährige Steve Wells aus einem Football Stadion entführt. Eines Tages taucht der Junge wieder auf, schwer traumatisiert, jedoch zum Glück am Leben. Anders als die fünf Jungen ...

In Lewiston, Idaho, wird der neunjährige Steve Wells aus einem Football Stadion entführt. Eines Tages taucht der Junge wieder auf, schwer traumatisiert, jedoch zum Glück am Leben. Anders als die fünf Jungen vor ihm, die eine Woche nach ihrer Entführung tot gefunden wurden. Die Vermutung, dass ein Serientäter sein Unwesen treibt, bestätigt sich.
Ein Jahr später ist wieder ein Kind verschwunden und Special Agent Dean Hamilton, der seinerseits traumatisiert durch den Verlust seines Partners Miles Nash ist, befragt Steve noch einmal. In der Hoffnung, dass der Junge sich an wichtige Details erinnern kann.

Der Prolog eröffnet eine kurze, prägnante und gute Einführung in den Thriller.
Sehr schnell ist man mitten drin in dieser rasanten und fesselnden Geschichte. Als eine Art Cold Case, wird der alte Fall, die Entführung des neunjährigen Steve neu aufgerollt. Aus der Not heraus, denn der Verdacht besteht, dass derselbe Täter wieder einen Jungen entführt hat. So werden zum Beispiel die Befragungen so gehalten, dass im Wechsel einerseits die Befragung, andererseits Steves Bericht der Entführung als Rückblick dient. Diese Rückblicke sind klar deklariert und so wirkt die Story gut strukturiert.

Der Schreibstil hat mir im Grossen und Ganzen gefallen. Einige Passagen waren mir zu sehr in die Länge gezogen, wie zum Beispiel die Perspektive des Täters oder die Beschreibung einer Reittherapie. Man spürt jedoch deutlich, die sehr guten Recherchen zu den Themen, die eingesetzt wurden. Ich habe für mich Neues erfahren … die Beeinträchtigung, die Steve hat, kannte ich beispielsweise nicht. Die Details zu Amnesie, rechtsmedizinische Details, Partydrogen oder Pferde werden gekonnt eingesetzt. Ohne, dass es aufgesetzt wirkt.
Die Frage, wer die Jungen entführt hat, ist sehr spannend und der Plot ist gut ausgearbeitet und in neuer, frischer Form verpackt. Der Aufbau, dass ein Opfer sich befreit und die Ermittler durch Befragungen Stück für Stück dem Täter auf die Spur kommen, habe ich so noch nicht gelesen. Hat mir sehr gut gefallen.
Da auch der Ermittler durch ein Ereignis, das ich hier spoilere, traumatisiert ist, wird auch dieses Trauma öfters in den Mittelpunkt gerückt. Zwar einerseits als guter Ausgleich zu dem Cold Case, jedoch ab und zu etwas ausufernd. Andererseits macht hat genau dieses Trauma, den Ermittler durch und durch menschlich und interessant. Die Figur Dean Hamilton hat mir gut gefallen und ich hoffe auf weitere Fälle mit ihm.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.09.2019

Weniger tiefgründig, dafür konstruiert!

Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
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Nachdem Karoline Maus die Fernuni mit Bestnoten abgeschlossen hat, zieht sie zum Leid ihrer Familie nach Bochum. Dort wird sie sich bei Eintracht Hamburg um den Spieler Patrick " Weidi " Weidinger kümmern. ...

Nachdem Karoline Maus die Fernuni mit Bestnoten abgeschlossen hat, zieht sie zum Leid ihrer Familie nach Bochum. Dort wird sie sich bei Eintracht Hamburg um den Spieler Patrick " Weidi " Weidinger kümmern. Karo wird bewusst, dass sie eher als Chauffeurin und Anstandswauwau angestellt wurde, denn als Unternehmensberaterin. Dazu kommt, dass Weidi unsympathisch und mürrisch ist und Karo ihn nicht ausstehen kann.

Ich liebe die Geschichten von Petra Hülsmann, denn die Mischung aus Romantik und ernsten Themen haben es mir angetan. Leider ist vor allem hier von ernsten Themen nichts zu spüren. So tendiert das Buch eher dazu, in die Sparte "leichte Unterhaltung" eingereiht zu werden.
Einerseits schade, andererseits wurde ich trotzdem gut unterhalten, auch wenn das Tiefgründige wegfällt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam, ist jedoch vorhersehbar. Man weiss ziemlich schnell in welche Richtung es gehen wird und so ist der Ueberraschungseffekt nicht sehr hoch. Auch wenn der Weg dahin abwechslungsreich gepflastert ist.

Der Plot ist sehr konstruiert. Denn der Weg zum Job bei Eintracht Hamburg ist nicht ganz nachvollziehbar. Eine junge Absolventin einer Fernuni, wird trotz mangelnden Kenntnisse in der Fussballwelt in einem Prestige - Fussballverein zur Betreuung ihres wichtigsten Spielers engagiert? Da muss man schon beide Augen zudrücken…. Mir ging das zu einfach und wirkt doch sehr konstruiert.

Die Figur Karo ist überzeugend charakterisiert. Ganz anders als der Fussballer Patrick. Seine Wandlung vom unsympathischen und egozentrischen Macho zum Charmebolzen ging mir zu unglaubhaft über die Bühne. Auch hier wirkt das sehr konstruiert.
Ganz toll ist wieder der Schreibstil. Petra Hülsmann versteht es einfach, mit einer klaren und gut zu lesenden Sprache den Leser in eine andere Welt zu entführen. Hier in "Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen " in die Welt des Fussballs.