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Veröffentlicht am 11.09.2017

Lüge oder Wahrheit?

Ich soll nicht lügen
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Die Anwältin Mary "Mags" Mackenzie reist Hals über Kopf nach London. Denn ihr Bruder Abe ist bei einem Unfall 12 Meter in die Tiefe gestürzt und schwebt in Lebensgefahr. Im Krankenhaus angekommen,sitzt ...

Die Anwältin Mary "Mags" Mackenzie reist Hals über Kopf nach London. Denn ihr Bruder Abe ist bei einem Unfall 12 Meter in die Tiefe gestürzt und schwebt in Lebensgefahr. Im Krankenhaus angekommen,sitzt an seinem Bett seine Verlobe Jody. Mags und ihr Bruder hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr und so ist sie erst nicht sonderlich verwundert, dass er verlobt war und sie davon nichts wusste. Doch Mags ist von Beginn weg überzeugt, dass sich der Unfall nicht so zugetragen hat, wie Jody erzählt. Mags zieht in die Wohnung ihres Bruders und beginnt den Unfall zu untersuchen. Sehr schnell stellt sich heraus, dass Jody nicht die ist , die sie zu sein vorgibt.

Als ich die ersten Seiten dieser Geschichte gelesen habe, machte sich erst mal Ernüchterung breit.Ich hatte das Gefühl, die zum Prolog umfunktionierte Teeniegeschichte strotzt vor Oberflächlichkeit und die Sprache empfand ich als abstossend.Zum Beispiel Seite 11, als es heisst "Er pisst für England,schüttelt sich ab und…"…gefolgt von "Pissbecken"…Sehr zäh, sehr pubertär !Es ging zum grossen Teil um Sex, Pissen,Musik und Alkohol.

Danach folgten verschiedene Erzählstränge,in denen grösstenteils keine Namen genannt wurden und dadurch schwierig einzuordnen waren.Doch dann taucht zum Glück "Mags" auf und die Story wurde klarer und mit einer Handlung, die man einordnen und nachvollziehen kann. Nun wird im Wechsel aus der Sicht von Jody und Mags berichtet. Der Erzählstrang "Mags" hat mich sofort gepackt,der Erzählstrang "Jodie" plätscherte und war überaus ermüdend zu lesen.Dies vor allem weil sie immer wieder in Erinnerung an die Vergangenheit mit Abe abtaucht und diese Passagen sind betont rätselhaft und auffällig . Leider waren diese nicht klar deklariert, sondern in die Kapitel "jodie" verpackt. So musste ich immer wieder ein paar Sätze lesen und zu begreifen,dass nun die Vergangenheit wieder thematisiert wird.Ab und zu liest man zudem auch noch kursiv geschriebene Kapitel über die Vergangenheit einer Protagonistin,deren Identität sich erst zum Schluss des Buches enthüllt,man jedoch relativ schnell ahnt von wem die Rede ist.

Mich hat wie oben schon erwähnt vor allem Mags gefesselt und interessiert. Jodies Teil war mir zu blumig-schmalzig und voll rosaroter Liebesschwüre.

Wie die Handlung, wurde auch der Schreibstil differenziert. Bei Mags in kurzen, fast abgehacktem Stil, bei Jodie verspielt und mit längeren Sätzen .

Im Verlauf der Story fragt man sich immer wieder wer für den Unfall von Abe verantwortlich ist. Sehr geschickt wurden verschiedene falsche Spuren gelegt und die Auflösung eine Überraschung, wenn auch eine, auf die man als Leser nicht unbedingt kommt.

Die Personen wurden betont schwarz -weiss und klischeehaft gezeichnet. Eigentlich gibt es in der ganzen Geschichte nicht eine Figur mit einer "normalen " Vergangenheit , einem "normalen " Leben. Egal ob es sich um die taffe und eiskalte Anwältin mit schwieriger Beziehung zum Bruder handelt oder um die Nachbarin, die auf Drogen ist. Sie teilen sich den Rang um die schwerste Lebenssituation mit einer traumatisierten und vergewaltigten ,jungen Frau und der schwangeren Nachbarin mit Migrationshintergrund ,die von ihrem Mann tyrannisiert wird.

Wie die Figuren ist auch die Geschichte sehr konstruiert und dadurch zeitweise abgefahren und unecht.

Trotzdem hat mich die Frage wer und warum die Finger beim Unfall im Spiel hatte, durch das Buch getrieben und gefesselt.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Debut ,das sich sehen und lesen lassen kann.

Die Mädchen von der Englandfähre
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Nora Sand, Korrespondentin beim Wochenblatt "Globalt" kauft in einem Laden einen alten Koffer. Als sie ihn öffnet, findet sie darin Fotos , auf denen Mädchen zu sehen sind. Nora ist neugierig und geht ...

Nora Sand, Korrespondentin beim Wochenblatt "Globalt" kauft in einem Laden einen alten Koffer. Als sie ihn öffnet, findet sie darin Fotos , auf denen Mädchen zu sehen sind. Nora ist neugierig und geht dem nach.Als sie erfährt, dass die abgebildeten Mädchen in den 80er Jahren auf einer Fähre zwischen Dänemark und England spurlos verschwunden sind ist ihr Jagdinstinkt geweckt. Noch mehr, als Nora Verbindungen zu dem inhaftierten Serienmörder Bill Hix findet. Sie fährt nach Dänemark,wo die Mädchen in einem Heim aufwuchsen.

Sehr rasch und ohne Einführung in die Hauptperson Nora Sand , ist man in der Geschichte drin. Nach und nach erfährt man jedoch Wichtiges zu ihrer Person,und mir hat sehr gefallen, dass dies schrittweise geschah. Es war, wie wenn ich eine Person im realen Leben kennen lerne. Da erfährt man auch nicht in den ersten 5 Minuten alles über diese Person. Bei der Einführung der folgenden Figuren hat Lone Theils diese jeweils mit ein paar prägnanten Details getan.

Sehr schnell wird Spannung aufgebaut. Dies, weil sofort klar ist, dass mit den beiden Mädchen auf den Fotos was Schlimmes geschehen ist. Die Frage, was genau passiert ist, hat mich durch das Buch getrieben. Hier weicht mal ein Krimi ab vom Schema :Mord- Ermittlungen durch Polizisten. Erst mal liegt die Tat lange zurück und die Ermittlungen sind dementsprechend eine Herausforderung. Leider kamen Nora Sand bei den Ermittlungen doch ein paar glückliche Zufälle zur Hilfe. Wie , als der Leiter des Kinderheims einen Anruf annimmt und eine brisante Akte auf seinem Schreibtisch liegen lässt. Er geht aus dem Zimmer und Nora , die just in dem Moment im Büro des Direktors weilt, liest die natürlich.

Der zweite Punkt, der mit gut gefallen hat, ist, dass Nora Sand als Journalistin der Sache auf den Grund geht. Sie hat ganz andere Möglichkeiten als ein klassischer Ermittler. Und genau das ist es, was für uns Leser anders und spritziger macht als ein Krimi mit klassischen Ermittlern.

Der Schreibstil hat mir ausserordentlich gut gefallen, er liest sich gut und flüssig. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und überzeugen. Ich hätte mir Nora vor allem in der Liebesgeschichte zu Jugendfreund Andreas etwas weniger pubertär gewünscht…das war eigentlich die einzigen Momente, in denen sie mich etwas genervt hat.

Ein Debüt, das sich sehen (und lesen ) lassen kann. Gespannt warte ich auf weitere Bücher von Lone Theils.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Buch zum abschalten!

Herzmuscheln
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Kyla O'Kelley kommt nach dem Liebsaus mit ihrem Freund eine geerbte , grössere Geldsumme ihrer Grosstante gerade recht.In Conemara, an der irischen Küste ,kauft sie ein Guesthouse. Als sie dort ankommt ...

Kyla O'Kelley kommt nach dem Liebsaus mit ihrem Freund eine geerbte , grössere Geldsumme ihrer Grosstante gerade recht.In Conemara, an der irischen Küste ,kauft sie ein Guesthouse. Als sie dort ankommt muss sie feststellen, dass sie schon einen Hausgast hat. Der über 70 jährige Rupert Romney hat sich in ihrem Häuschen wohnlich eingerichtet und denkt nicht im Traum daran auszuziehen.Kyla arrangiert sich wohl oder übel mit ihrem Gast und ist sogar froh um ihn,als ein seltsamer Gast für längere Zeit ein Zimmer bucht.

Dieses Buch ist ideal für trübe Regentage in denen man einfach nur abschalten will. Ich stufe diese Geschichte als leichtverdauliche Lesekost ein, bei der man nicht viel denken muss , die jedoch sehr gut unterhält.

Als herausragend empfand ich den Schreibstil,der sich sehr gut liest und lebendig und abwechslungsreich ist. Die witzigen Dialoge zwischen Kyla und dem etwas wunderlichen Rupert haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Hier spürt man wie zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander treffen. Da immer wieder nicht nur aus der Perspektive von Kyla, sondern auch aus der Sicht von Rupert geschrieben wurde ,empfand ich die beiden Sichtweisen als reizvoll und interessant.

Die Figuren sind teilweise etwas überspitzt dargestellt. So hat Kyla praktisch nur "spezielle" Gäste.Einen Mister Normalo sucht man vergebens.Mein heimlicher Liebling ist ja Rupert, mit seiner etwas naiven und schnoddrigen Art gibt er zwar Kyla nicht immer Paroli, erreicht jedoch immer was er will und schon von Beginn weg geplant hat.

Die Story ist etwas vorhersehbar…man weiss zum Beispiel als Leser sehr schnell wie Punkto Liebesangelegenheiten das Buch für Kyla enden wird. Zudem ist Etliches doch arg konstruiert,wie beispielsweise eine Scheinverlobung zweier Protagonisten. Eine Geschichte, die das Leben zwar nie und nimmer so schreiben würde,mich jedoch trotzdem gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Händi und Fässbock!

Über Topflappen freut sich ja jeder
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Renate Bergmann,82 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh will an Weihnachten ihre Tochter Kirsten besuchen. In ihrem Alter ist es wohl weitaus angenehmer zu fliegen als mühselig mit Bus und Bahn zu reisen. ...

Renate Bergmann,82 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh will an Weihnachten ihre Tochter Kirsten besuchen. In ihrem Alter ist es wohl weitaus angenehmer zu fliegen als mühselig mit Bus und Bahn zu reisen. Denkt sie! Denkste, denn Renate Bergmann landet nicht im kleinen Dorf im Sauerland sondern irrtümlicherweise in London.

Die Geschichte ist in Ich Perspektive aus der Sicht von Renate Bergmann geschrieben und gleich zu Beginn und später immer wieder , spricht die Protagonistin die Leser persönlich an. So wird ganz schnell eine Verbindung hergestellt und ich habe Renate Bergmann richtig lieb gewonnen.Zwar hat sie die etwas ermüdende Angewohnheit den Leser mit ihrem Monolog voll zu quatschen und vom Hunderten ins Tausendste zu kommen,doch originell ist sie. Die direkte Rede wurde sehr rar eingesetzt und so hört (liest) man als Leser Renate beim Reden zu. Schnell wird klar, dass die alte Dame eine Frau ist, die sich weder unterkriegen lässt, noch mit ihrer Meinung hinter dem Berg hält.Obwohl…ab und zu packt sie doch Skrupel . Sei es als sie mit viel Fingerspitzengefühl versucht die gegenseitige Überraschung, ein Konzertbesuch, zweier Freundinnen zu retten. Oder als sie an Weihnachten ohne Ersatzunterwäsche in einem fremden Land strandet.

Der Schreibstil ist witzig und erfrischend, wie oben geschrieben, kann der Monolog in Erzählform auch etwas ermüden. Sehr witzig, wie einzelne Wörter so geschrieben sind wie sei ausgesprochen werden (Händi und Fässbock). Immer wieder habe ich geschmunzelt und mich gefragt :Wie kommt man als Autorin auf so was ?

Sehr authentisch beschrieben ist London, wo Renate schlussendlich Weihnachten feiert. Sowie die Details zu der Königsfamilie, die von Renate Bergmann tief verehrt wird.

Ab und zu drücken Erinnerungen an meine Kindheit durch.Wie zum Beispiel der Reiseruf per Radio, der früher gang und gäbe war.

Eine heitere Story, die man auch ohne Vorwissen bedenkenlos lesen kann. Renate Bergmann erklärt gleich zu Beginn des Buches " wer mehr wissen will, kann in den beiden anderen Büchern nachlesen ". Werde ich ,Renate, werde ich !

Veröffentlicht am 17.08.2017

Weniger Privates wäre gut gewesen...

Blutdämmerung
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Zwei junge Studenten, die in einem Baggersee tauchen ,entdecken einen grausigen Fund. In diesem See wurden fünf junge Frauen in Folie eingewickelt und versenkt.Das Polizeipräsidium Köln-Kalk steht Kopf! ...

Zwei junge Studenten, die in einem Baggersee tauchen ,entdecken einen grausigen Fund. In diesem See wurden fünf junge Frauen in Folie eingewickelt und versenkt.Das Polizeipräsidium Köln-Kalk steht Kopf! Welcher Serientäter war da am Werk und wie hat er es geschafft die jungen Frauen unbemerkt zu versenken? Martin Abel und Hannah Christ, die nicht nur privat verhandelt sind,ermitteln auf Hochtouren.

Dies ist der zweite Fall von Abel und Christ. Da doch allerhand Details zu der privaten Beziehung und auch auf frühere Fälle eingegangen wird, denke ich, dass Vorwissen hilfreich sein kann. Doch der Fall rund um die fünf Opfer ist in sich abgeschlossen. Und noch dazu sehr spannend ! Viel Mühe hat sich der Autor gegeben um die Ermittlungsarbeit schlüssig und nachvollziehbar zu gestalten. Man sieht als Leser regelrecht die Puzzleteile an Ort und Stelle fallen. Für Gänsehaut sorgen Szenen, wie die der beiden Taucher im Baggersee zu Beginn des Buches. Sehr schnell wurde hier eine bedrückende Stimmung gezaubert, die man spürt und in der man atemlos weiter liest um auf die grosse Überraschung zu treffen. Doch auch die pathologische Untersuchung der Leichen, die detailliert beschrieben ist, hat mich frösteln und den Thriller spüren lassen.

Den Schreibstil empfand ich als toll und vielseitig. Gerade die kurzen Kapitel mit den Perspektivwechseln, die oft mit einem Cliffhanger enden, sind abwechslungsreich und machen Lust noch ein Kapitel…und noch eines…zu lesen. Für meinen Geschmack waren die privaten Passagen der Ermittler stellenweise etwas ausschweifend und hätten etwas gestrafft werden können.Dadurch hätte der Fall mehr Gewicht bekommen, denn zeitweise lief dieser etwas am Rande. Okay, gerade das Privatleben von Abel ist auch rasant und durch den neuen Freund der Ex furchteinflössend…doch halt weniger spannend als die Morde an den jungen Frauen.

Wie auch im Buch "Der Näher" hat mich die Schreibe von Rainer Löffler wieder überzeugt…allerdings hätte hier im Vergleich zu "der Näher" etwas mehr Spannung sein dürfen.