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Veröffentlicht am 25.10.2018

Lesenswert und informativ

Besser einkaufen
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„Besser einkaufen - Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher“ von Katarina Schickling.

Welche Milch stammt wirklich von glücklichen Kühen? Ist der Bodenseeapfel tatsächlich immer die bessere ...

„Besser einkaufen - Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher“ von Katarina Schickling.

Welche Milch stammt wirklich von glücklichen Kühen? Ist der Bodenseeapfel tatsächlich immer die bessere Wahl, oder hat der chilenische Apfel je nach Jahreszeit die bessere Ökobilanz?
Aus neutraler Perspektive und gründlich recherchiert klärt die Journalistin und Nahrungsmittelexpertin Katarina Schickling darüber auf, was wir beim Einkaufen beachten müssen, wie Verbraucher hinters Licht geführt werden, welche Siegel vertrauenswürdig sind und was das Kauderwelsch auf Zutatenlisten wirklich bedeutet.

Weitestgehend leicht verständlich und interessant geschrieben, eignet sich die Lektüre für fast Jedermann. Aufgrund der flüssigen Schreibweise hatte ich die knapp 180 Seiten innerhalb von zwei Tagen durchgelesen.
Ich muss gestehen, dass ich von diesem Ratgeber zunächst etwas ganz anderes erwartet hatte. Ich war davon ausgegangen, dass sich diese Buch überwiegend damit beschäftigt, welche Tipps und Tricks man als Verbraucher beim Einkaufen anwenden kann und worauf man achten sollte, dass man für sein Geld auch die entsprechende Qualität bekommt, die man beim Kauf des Produktes eigentlich erwartet.

Bei „Besser einkaufen - Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher“ handelt es sich allerdings eher um ein Buch, das dem Leser kritisch vor Augen führt, was uns da tatsächlich im Laden vorgesetzt wird und wie wir uns von falschen Werbeversprechungen, bunten Bildchen und allerlei vermeintlichen „Öko-Siegeln“ nur allzu leicht täuschen lassen. Viele Dinge die Katarina Schickling in ihrem Buch anspricht, sind den meisten Menschen durchaus bereits bekannt und für mich daher nicht wirklich überraschend gewesen. Aber, dass Begriffe wie „Weidemilch“ und vor allem „regional“ oftmals leider nicht das sind, was dem Verbraucher damit suggeriert wird, das hat mich dann doch etwas schockiert. Beim Kauf von Produkten die als „regional“ bezeichnet werden, wäre ich bisher nie auf die Idee gekommen, dass diese im schlimmsten Fall nicht mal aus Deutschland kommen. Mehr Geld für ein Produkt auszugeben, bedeutet bei den großen Handelsketten nicht automatisch, dass man als Verbraucher ein besseres und faireres Produkt erwirbt. So erhalten die Milchbauern nicht mehr Geld für den Liter Milch, nur weil diese in einer 20 Cent teureren Verpackung abgefüllt wurde.

Insgesamt handelt es sich bei „Besser einkaufen - Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher“ um eine interessante Lektüre, deren Titel in meinen Augen allerdings nicht sehr glücklich ausgewählt wurde. Das „Besser einkaufen“ lässt sich in meinen Augen nicht mal einfach so umsetzten. Will man wirklich konsequent „besser“ einkaufen, bleibt einem als Verbraucher grundsätzlich nicht viel anderes übrig, als nur noch auf Bio-Produkte zurückzugreifen. Hierbei spielt nicht allein der finanzielle und regionale Aspekt eine große Rolle. Je nach vorhandenen Bezugsmöglichkeit und dem eigenen Bedarf, kann es sich nun mal nicht Jeder leisten, sich ausschließlich nur noch von Bio-Produkten zu ernähren. Je nachdem um welches Lebensmittel es geht, ist es für den Endverbraucher zudem nicht immer wirklich einfach nachzuvollziehen, woher das Endprodukt eigentlich kommt und welche zugekauften Produkte verwendet wurden. Oftmals hilft hier nur bei der entsprechenden Stelle nachzufragen. Dies ist allerdings mühsam und relativ zeitaufwändig. Und, ob man am Ende auch eine zufriedenstellende Auskunft erhält, das steht in den Sternen.

Insgesamt würde ich „Besser einkaufen - Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher“ von Katarina Schickling auf alle Fälle weiterempfehlen. So weiß man am Ende des Buches zumindest ansatzweise, wofür man eigentlich sein Geld ausgibt und schaut sich die Produkte vor dem Kauf vielleicht doch mal etwas genauer an. Insgesamt vergebe ich vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Das Böse hat viele Gesichter

Das Böse in deinen Augen
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In „Das Böse in deinen Augen“ von Jenny Blackhurst begegnet die Kinderpsychologin Imogen Reid dem Bösen in Gestalt eines kleinen Mädchens. Als sie den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert ...

In „Das Böse in deinen Augen“ von Jenny Blackhurst begegnet die Kinderpsychologin Imogen Reid dem Bösen in Gestalt eines kleinen Mädchens. Als sie den Fall der elfjährigen Ellie Atkinson übernimmt, weigert sie sich zunächst, den seltsamen Gerüchten um das Mädchen zu glauben. Ellie sei gefährlich, so heißt es. Wenn sie wütend wird, passieren schreckliche Dinge. Imogen hingegen sieht nur ein zutiefst verstörtes Kind, das seine Familie bei einem Brand verloren hat und ihre Hilfe benötigt. Doch je näher sie Ellie kommt, desto merkwürdiger erscheint ihr das Mädchen. Dann erleidet auch Imogen einen schrecklichen Verlust - und sie fürchtet, dass es ein Fehler war, Ellie zu vertrauen

Jenny Blackhurst gelingt es mit ihrem eingängigen Schreibstil eine kontinuierlich unheimlich anmutende Spannung aufzubauen, die „Das Böse in deinen Augen“ zu einem wahren Pageturner macht.

Das Buch gehört definitiv nicht zu den 08/15 Psychothrillern die man normalerweise gewohnt ist. „Das Böse in deinen Augen“ ist vergleichsweise eher leise angehaucht und erinnert insbesondere zu Beginn eher an ein Drama. Sowohl Imogen, als auch Ellie sind Opfer ihres sozialen Umfelds, so dass man als Leser wirklich Mitleid mit den Figuren empfindet. Die Ereignisse werden teilweise sehr dramatisch dargestellt, und man fühlt sich an die Hexenverfolgung im Mittelalter erinnert. Erst nach und nach zeigen sich die Elemente des Psychotrillers und immer mehr Anzeichen dafür, dass mit Ellie tatsächlich etwas nicht stimmt. Einige Ereignisse wirken zuweilen etwas mysteriös. Manche der Rätsel werden zwar im Laufe der Geschichte logisch aufgeklärt, einiges bleibt jedoch bis zum Schluss im Dunkeln. Als Leser fragt man sich, ob nicht doch etwas Unheimliches an dem Ort ist. Etwas, das über die menschliche Vorstellungskraft hinaus geht.

Da die Autorin sich dafür entschieden hat die Geschichte im Wechsel aus der Perspektive von Imogen und Ellie zu erzählen, erhält man als Leser zumindest teilweise einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden komplexen Hauptfiguren. Allerdings lässt sich vieles in Bezug auf Ellie unterschiedlich interpretieren, was den Leser schnell dazu verleitet die falschen Schlüsse zu ziehen.

Gegen Ende des Buches kommt es zu einer überraschenden Wendung, welche im Epilog teilweise jedoch wieder revidiert wird. Das Ende wird mehr oder weniger offen gehalten, so dass genügend Raum für eigene Interpretationen des weiteren Verlaufs bleibt.
„Das Böse in deinen Augen“ ist ein Buch für alle, die auf der Suche nach einem etwas anderen Psychothriller sind. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und vier von fünf Sternen.

DasBöseInDeinenAugen

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 01.06.2018

Fesselnder Auftakt

Iron Flowers – Die Rebellinnen
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„Iron Flowers – Die Rebellinen“ von Tracy Banghart ist der Auftakt einer neuen fesselnden Young Adult Reihe um die beiden ungleichen Schwestern Nomi und Serina, deren Zukunft zunächst genau vorherbestimmt ...

„Iron Flowers – Die Rebellinen“ von Tracy Banghart ist der Auftakt einer neuen fesselnden Young Adult Reihe um die beiden ungleichen Schwestern Nomi und Serina, deren Zukunft zunächst genau vorherbestimmt zu sein scheint.

Während Nomi ein Wildfang mit eigenem Willen ist, wird die hübsche Serina dazu erzogen zu gefallen und vom Thronfolger als eine Grace auserwählt zu werden. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere sind die beiden Schwestern unzertrennlich. Sie werden jedoch jäh auseinander gerissen, als sich die Ereignisse im Palast überschlagen und alles anders kommt als geplant. Fortan ist jeder der Schwestern auf sich alleine gestellt und muss auf ihre Art ums Überlebe kämpfen.

Auf den ersten Blick könnten Nomi und Serina nicht unterschiedlicher sein. Während Serina zur wohlerzogenen und perfekten Grace erzogen wird, deren einziges Ziel es ist vom Thronfolger erwählt zu werden, ist Nomi der rebellische Wildfang, die sich danach sehnt die gleichen Möglichkeiten wie ihr Zwillingsbruder zu haben. Und das, obwohl es Frauen strengstens verboten ist lesen und schreiben zu lernen.

Doch am Tag der Entscheidung ist es nicht Serina, sondern Nomi, die vom Thronfolger auserwählt wird. Den beiden Schwestern bleibt jedoch keine Gelegenheit diesen ersten Schock zu überwinden. Die Ereignisse überschlagen sich und die beiden Schwestern werden voneinander getrennt. Während Nomi fortan ihr Leben im Palast meistern muss, findet sich Serina an einem Ort wieder, von dem Sie in ihren schlimmsten Albträumen nicht erwartet hätte jemals dort zu landen. Und auch das Leben im Palast ist keineswegs ungefährlich. Beide Schwestern werden mit unbekannten Herausforderungen und Problemen konfrontiert, während sie verzweifelt alles daran setzen die jeweils andere Schwester vor ihrem Schicksal zu retten. Nach und nach zeigt sich, dass Serina und Nomi einander doch ähnlicher sind, als zunächst gedacht.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und eingängig. Tracy Banghart versteht es an den richtigen Stellen eine entsprechende Spannung aufzubauen. Leider bleiben die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren bisher etwas zu oberflächlich. Wirkliche Emotionen kommen beim lesen leider nicht so richtig auf. Die Konstellation der Figuren erinnert teilweise sehr stark an jene aus der Reihe „Die Farbe des Blutes“ von Victoria Aveyard, wobei die Geschichte bisher ohne jegliche Fantasy-Elemente auskommt.
Nomi landet unfreiwillig im Palast und freundet sich mit dem jüngeren Bruder des Thronfolgers an, der sie letztlich jedoch nur dafür benutzt um selbst auf den Thron zu gelangen. Hier gab es leider wenig Überraschendes. Der dazu parallel laufende Handlungsstrang von Serina hatte da schon etwas mehr zu bieten.

Trotz ein paar Abstrichen, ist „Iron Flowers – Die Rebellinnen“ von Tracy Banghart ein fesselnder Roman der zeigt, dass sich aus jeder Person eine starke Persönlichkeit entwickeln kann und man Jemanden nicht nur auf das Äußere und die bisherigen Leistungen reduzieren sollte. Aus einer behüteten Grace kann eine starke Kämpferin werden, nicht nur im körperlichen, sondern auch im mentalen Sinne. Aber auch in jeder Rebellin steckt eine Grace. Menschen sind erstaunlich wandlungsfähige Wesen. Sie passen sich den Umständen ihrer Umgebung an, auch wenn es nicht immer einfach ist. Das Buch zeigt eindrucksvoll, wie leicht man sich durch Vorurteile und geschickte Manipulation täuschen lassen kann, aber auch was passiert, wenn man jemandem das Recht auf Bildung verwehrt.

Der zweite Band „Iron Flowers – Die Kriegerinnen“ erscheint voraussichtlich am 21.03.2019 und steht bereits auf meiner Wunschliste, da der erste Teil mit einem fiesen Kliffhänger endet. Für „Iron Flowers – Die Rebellinen“ vergebe ich eine klare Leseempfehlung und vier von fünf Sternen.

IronFlowers

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 04.02.2018

Kurzweiliges Lesevergnügen mit einer Spur Erotik

Game on - Trotz allem du
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„GAME ON – Trotz allem Du“, ist der vierte Roman der erfolgreichen Reihe von Kristen Callihan.

Im vierten Teil der erfolgreichen GAME ON – Reihe geht es um die Beziehung zwischen der jungen Fotografin ...

„GAME ON – Trotz allem Du“, ist der vierte Roman der erfolgreichen Reihe von Kristen Callihan.

Im vierten Teil der erfolgreichen GAME ON – Reihe geht es um die Beziehung zwischen der jungen Fotografin Chester (Chess) Copper und dem erfolgreichen Quarterback Finnegan (Finn) Mannus. Als Chester den Star-Quarterback Finn und seine Teamkollegen für einen Charity-Kalender ablichten soll, sprühen zwischen den beiden sogleich die Funken. Und das, obwohl beide nicht unbedingt dem bisherigen Beuteschema des jeweils anderen entsprechen. Doch weder Chess noch Finn wollen sich dies so wirklich eingestehen und versuchen ihre Gefühle zunächst unter gegenseitiger Abneigung und spitzfindigen Kommentaren zu verbergen. Doch das Herz will was es will, lange können die beiden das Spiel daher nicht aufrechterhalten. Zwischen den beiden entwickelt sich zunächst eine liebenswerte Freundschaft. Als Chess durch ein Unglück plötzlich ihre Wohnung verliert, bietet Finn ihr kurzerhand an, bei ihm unterzukommen. Schon bald müssen beide jedoch feststellen, dass ihnen Freundschaft auf Dauer nicht genug ist.

„GAME ON – Trotz allem du“ war für mich der erste Roman der Autorin. Er ist zeitlich parallel zum dritten Band der Reihe „GAME ON – Schon immer nur du“ angesiedelt. Dies führt hin und wieder dazu, dass Personen und Ereignisse aus dem dritten GAME ON Roman Teil der Handlung von „GAME ON - Trotz allem du“ sind. In sich ist der Roman jedoch abgeschlossen und kann problemlos unabhängig von den anderen Bänden der GAME ON - Reihe gelesen werden. Dennoch stehen die anderen Teile der Reihe nun auf meiner Wunschliste. Das Cover gefällt mir persönlich sehr gut und wirkt mit der goldenen Schrift auf schwarz-weißem Grund sehr edel.

Erzählt wird die Geschichte im Wechsel aus der Perspektive von Chess und Finn. Die Grundidee – Frau trifft auf gutaussehenden und erfolgreichen Sportler, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen. Beide verspüren sofort gegenseitige Anziehung und Verbundenheit, obwohl sie bisher eigentlich auf einen ganz anderen Typ Mann/Frau standen. – ist an dieser Stelle nichts Neues und reißt auch nicht wirklich vom Hocker. Leben und Würze erhält die Geschichte jedoch durch die wunderbar ausgearbeiteten und äußerst humorvollen Charaktere. Dank dem Perspektivenwechsel weiß man als Leser von Anfang an was in den beiden Hauptfiguren vorgeht. Meine Befürchtung, dass sich Chess und Finn die meiste Zeit über ständig streiten werden, bevor sie sich langsam einander annähern, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Ich empfand es als sehr positiv, dass diese Episode ziemlich schnell einem freundschaftlichen Miteinander gewichen ist. Sowohl Chess, als auch Finn wirken auf mich super sympathisch, zwei Charaktere mit denen man selbst gerne befreunden wäre. Man lacht und leidet mit den beiden und von Anfang an kann man als Leser das gewisse Etwas zwischen den beiden spüren. Beide Charaktere haben ihr Päckchen zu tragen. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen dieses Genres wird dies in „GAME ON - Trotz allem du“ jedoch nicht überzogen dramatisiert.

Der Schreibstil von Kristen Callihan ist ausgesprochen gut zu lesen und die Dialoge haben genau die richtige Portion Witz um die Geschichte aufzupeppen, so dass man als Leser von Anfang bis Ende begeistert bei der Sache ist und unbedingt wissen möchte was als nächstes passiert.

Mit „GAME ON – Trotz allem du“ hat Kristen Callihan das Rad nicht wirklich neu erfunden. Wegen ihrem humorvollen Erzählstil und den super sympathischen Charakteren erhält „GAME ON – Trotz allem du“ von mir dennoch eine klare Leseempfehlung und insgesamt vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 17.01.2018

Eine Geschichte die zum Nachdenken anregt

Die Braut
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Achtung, der nachfolgende Text kann möglicherweise Spoiler enthalten!

"Die Braut - Radikal verliebt" von Claudia Rinke erzählt die Geschichte der 15-jährigen Anna, die einen schweren Schicksalsschlag ...

Achtung, der nachfolgende Text kann möglicherweise Spoiler enthalten!

"Die Braut - Radikal verliebt" von Claudia Rinke erzählt die Geschichte der 15-jährigen Anna, die einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten hat. Ihr Vater ist erst kürzlich an Krebs gestorben. Anna und ihre Mutter verarbeiten diesen Verlust auf unterschiedliche Art und Weise, wodurch sie sich immer weiter voneinander entfernen. Von ihrem alten Leben ist Anna kaum etwas geblieben. Freunde, Mode, Verabredungen, alles was Anna einst wichtig war, mit dem kann sie nicht mehr wirklich viel anfangen. Einzig Kayal ist ihr als Freundin geblieben. Obwohl ihre beste (und einzige) Freundin Muslima ist, hat sich Anna bisher nicht wirklich für den Islam interessiert. Erst durch einen Vorfall in der Berliner Straßenbahn und ein ominöses Flugblatt wird Annas Interesse für diese Religion geweckt. Über das Internet lernt sie schließlich Abu Salman kennen, einen jungen Schweizer der zum Islam konvertiert ist und in Syrien für den IS kämpft. Anna ist so fasziniert von diesem jungen Mann und seinen Worten, dass sie schließlich selbst den islamischen Glauben annimmt. Geblendet von Abu Salmans Worten, rutscht Anna immer tiefer in einen Sumpf aus Regeln und Lügen. Sie entfremdet sich immer weiter von ihrer Mutter und auch von ihrer einzigen Freundin Kayal, welche die Regeln nach denen Anna sich zu richten beginnt, als steinzeitlich ablehnt. Schließlich fasst Anna den folgenschweren Entschluss ihrem geliebten Abu Salman nach Syrien zu folgen um ihn dort in seinen Kampf für einen vermeintlich freien Staat zu unterstützen. Doch dort angekommen muss Anna, die sich inzwischen Aysha nennt, schnell feststellen, dass alles eine große Lüge ist.

Erwartet habe ich einen Roman, der möglicherweise auf eigenen Erfahrungen basiert. "Die Braut-Radikal verliebt" von Claudia Rinke ist jedoch eine Geschichte, die das Ergebnis einer weitläufigen Recherchearbeit der Autorin und verschiedenen Erfahrungsberichten ist.

Erzählt werden die Ereignisse aus der Perspektive der jungen Anna, einem typischen 15-jährigen Berliner Mädchen, welches nach einem Schicksalsschlag auf der Suche nach Halt und Unterstützung ist. Zwischen Anna und ihrer Mutter kommt es wiederholt zu Konfliktsituationen, so dass sie sich immer weiter von dieser entfernt. Auch zu ihren Mitschülern und ehemaligen Freunden verspürt Anna keine Verbundenheit mehr. Die einzige Person von der Anna sich noch verstanden fühlt ist das muslimische Mädchen Kayal. Bei Kayal und ihrer Familie fühlt sich Anna ein Stück weit zuhause. Dennoch fühlt sie eine innere Unruhe, das Bedürfnis nach mehr Rückhalt und Verständnis, Liebe und Geborgenheit. Durch Abu Salman und „seine Welt“ des Islams scheint Annas Suche zunächst ein Ende gefunden zu haben. Während Kayal und ihre Familie für den modernen und weltoffenen Islam stehen, verkörpert Abu Salman das genaue Gegenteil. Durch diesen extremen Konflikt der unterschiedlichen Vorstellungen und Ansichten über den Islam und seine Regeln, entfernt sich Anna immer weiter von ihrer einzigen Freundin und gerät immer weiter in den Machtbereich ihrer vermeintlich großen Liebe. Als Leser ist es mir leider schwer gefallen eine wirkliche Verbindung zu der Hauptprotagonistin aufzubauen. Ich konnte durchaus nachvollziehen, dass Anna auf der Suche nach jemandem ist, der ihr Halt gibt und für sie da ist. Mir stellt sich allerdings die Frage, warum Anna zuvor keinerlei Interesse am Islam gezeigt hat, obwohl ihre beste Freundin Muslima ist. Auch fehlt mir völlig das Verständnis dafür, dass Anna bereits nach wenigen nichtssagenden Mails so viel Wert auf Abu Salmans Meinung legt, wohingegen sie die Meinung von Kayal (die ihr immer treu zur Seite gestanden hat) nicht mehr zu interessieren scheint. Anna wirkt auf mich etwas naiv und blauäugig. Abu Salman nutzt dies aus und beeinflusst sie gezielt durch mehr oder weniger subtile Bemerkungen und Unwahrheiten. Seinen wahren Charakter, der sich zeigt als Anna ihm schließlich begegnet, ist so abgrundtief bösartig, dass man sich fragt wie er sein wahres Wesen so lange vor Anna verbergen konnte.

Das Buch richtet sich in erster Linie an junge Leserinnen im Teenageralter, die wie Anna in eine ähnliche Situation geraten könnten. Entsprechend wird die Geschichte in einer Art Teenager-Drama präsentiert. Neben dem sehr aktuellen Thema bietet das Buch grobe, aber dennoch interessante Einblicke in die komplexe Welt des Islam und die Konflikte zwischen Muslimen und den radikalen Fanatikern, welche den Glauben für ihre eigenen Ziele missbrauchen. Die Geschichte verläuft vom Tempo her sehr unregelmäßig. Teilweise werden wesentliche Wendepunkte und Entscheidungen so schnell abgearbeitet, dass man als Leser nicht wirklich nachvollziehen kann was Anna zu diesem Schritt bewogen hat. Auch Annas Aufenthalt in Syrien und ihre Rettung erfolgen in einem rasanten Tempo und wirken etwas zu konstruiert und nicht sehr glaubwürdig auf mich. Hier hatte ich den Eindruck, dass das Buch schnell fertiggestellt werden musste und zuletzt nur noch einzelne „To-do-Punkte“ abgehakt wurden. Das finde ich sehr schade und ich hätte mir gewünscht, dass auch in diesen Teil etwas mehr Zeit und Seiten investiert worden wären.

Auch sprachlich richtet sich „Die Braut – Radikal verliebt“ an Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren. Zu Beginn des Buches hatte ich etwas Schwierigkeiten mich an den Schreibstil zu gewöhnen, was sich aber mit der Zeit gelegt hat. Im Nachhinein habe ich den Schreibstil sogar als recht angenehm empfunden. Insgesamt verpackt die Autorin ein schwieriges und komplexes Thema in eine leicht verständliche und unkomplizierte Sprache und bereitet es auf diese Art altersgerecht auf. Das Buch ist jedoch durchaus auch für ältere Leser äußerst lesenswert.

Zwar weist „Die Braut-Radikal verliebt“ von Claudia Rinke stellenweise noch ein paar Mängel auf, die mich beim lesen etwas gestört habe, dennoch kann ich eine klare Leseempfehlung und vier von fünf Sternen vergeben.

DieBraut

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