Profilbild von Isbel

Isbel

Lesejury Profi
offline

Isbel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Isbel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn man die Macht über die Realität hat, wird man Zauberer

PLÖTZLICH ZAUBERER
0

Martin Banks verbringt seine Freizeit vor dem Computer. Er surft in den Weiten des Internets und greift auch gerne, nicht ganz legal, auf fremde Systeme zu. In einer sehr unscheinbar klingenden Datei findet ...

Martin Banks verbringt seine Freizeit vor dem Computer. Er surft in den Weiten des Internets und greift auch gerne, nicht ganz legal, auf fremde Systeme zu. In einer sehr unscheinbar klingenden Datei findet er ein Programm, das es ihm ermöglicht die Realität zu verändern. Größe verändern, Teleportieren, den Kontostand erhöhen - alles kein Problem. Martin schwört sich ganz vorsichtig zu sein, damit niemand ihn entdeckt, aber ein paar Mal den Kontostand manipuliert und Männer in schwarzen Anzügen sind hinter ihm her. Martin flüchtet ins mittelalterliche England mit dem Plan als Zauberer sein Geld zu verdienen. Problem: die existierenden Zauberer sind Martin gar nicht so unähnlich und ohne deren Erlaubnis darf Martin nicht bleiben.

Die Geschichte hatte mich sehr schnell gepackt. Martin kam mir zu Beginn etwas naiv vor bzw. er hat erst gehandelt und dann nachgedacht. Dass er es nicht lange schafft unentdeckt zu bleiben, war mir ziemlich schnell klar und die Idee, wie er als Zauberer im mittelalterlichen England Fuß fassen kann - tja, lief wohl nicht so gut. Sehr passend dazu der erste Befehl seines Ausbilders: Erst denken, dann reden bzw. handeln. Auch wenn Martin sich das nicht immer zu Herzen nimmt, findet er sich doch relativ gut zurecht in seiner neuen Umgebung. Zu den Zauberern, die Martin kennenlernt gehören unter anderem sein Ausbilder Phillip und Jimmy, der die ArtusSaga zum Leben erweckt hat und sich selbst zum Vorsitzenden der Zauberer ernannt hat. Und dann ist da noch Gwen, die Schneiderin, die Martins Flirtversuche so gar nicht leiden kann.

Der Schreibstil ist flüssig und Fachbegriffe aus der Computerwelt werden gut erklärt, sodass man auch als Nichtprogrammierer versteht, was Martin und Co. da tun. Die Logik der Zeitreisen, der Einfluss auf die Zukunft, die Frage, wie Computer im Mittelalter funktionieren können, etc. werden meiner Meinung sehr gut umgesetzt. Die Tatsache, dass ein Mensch anscheinend nur ein Code in einem Computerprogramm ist, hat vor Martins Ankunft zu einigen philosophischen Diskussionen unter den Zauberern gesorgt, bevor entschieden wurde, dass es wohl besser wäre, nicht darüber nachzudenken. Mich hat das ein bisschen an Descartes erinnert und an das Gehirn-im-Tank-Beispiel. Was passieren kann, wenn man zu viel darüber nachdenkt, wird im Laufe der Geschichte mehr als deutlich.

Ein weiterer Pluspunkt ist der Humor in dem Buch. Ich musste zumindest des Öfteren lachen/schmunzeln. Ich glaube, Leute, die in der Popkultur mehr zuhause sind als ich, werden auch einige Andeutunge/Witze verstehen. Mir ging es da eher wie Phillip, der oftmals keine Ahnung hatte.

Zusammengefasst ein sehr gutes Buch, das Zeitreiseproblematiken geschickt umgeht und mich für einige Stunden wunderbar unterhalten konnte. Sollten die anderen Bände auch auf Deutsch erscheinen, werde ich sicherlich weiterlesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolute Leseempfehlung

Im Glanz der Welten
0

Neue Schule, neues Image. So ist die Hoffnung von Silke, die auf ihrer früheren Schule keinen Anschluss gefunden hatte und Mobbingattacken erleben musste. Mit dem Wechsel auf das Gymnasium erhofft sie ...

Neue Schule, neues Image. So ist die Hoffnung von Silke, die auf ihrer früheren Schule keinen Anschluss gefunden hatte und Mobbingattacken erleben musste. Mit dem Wechsel auf das Gymnasium erhofft sie sich einen Neuanfang und endlich Freunde. Doch die Mobber sind auch auf dem Gymnasium und denken nicht daran, Silke in Ruhe zu lassen. Silke sieht nur einen Ausweg. Sie muss weg. Alles hinter ihr lassen und in einer anderen Welt ihr Glück versuchen. Denn Silke hat ein Geheimnis. Als Kind konnte sie zwischen unserer und der Anderswelt hin und her springen. Und nun versucht sie erneut den Wechsel. Es gelingt, doch der Rückweg wird versperrt. Wie es das Schicksal so will, trifft Silke auf ihre Kindheitsfreundin Ysra und die Halbriesin Unna. Gemeinsam lassen sie sich für den Leit anwerben. Zusammen mit 997 anderen Frauen ziehen sie ins Moor, um die seltenen Diamantblumen zu pflücken. Die 100 besten Pflückerinnen erhalten die Chance auf eine Ausbildung zur Weberin. Für diese Ehre spielen nicht alle Frauen fair. Die drei müssen sich aber nicht nur mit den Intrigen ihrer Mitbewerber auseinander setzen, auch unter den Soldaten gibt es Feinde und das Moor selbst enthält das Böse.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Silke, der Hauptperson, Ysra, Unna, Crispin und Ben erzählt.
Silke war mir ziemlich schnell sympathisch. Ihre Erlebnisse in unserer Welt waren schrecklich und ich kann verstehen, dass sie diese Attacken irgendwann nicht mehr aushält. Ihre Mutter ist nach dem Tod des Vaters tief in die Esoterikszene eingetaucht und ist nicht in der Lage die Situation ihrer Tochter zu erfassen. In der Anderswelt beginnt Silke stärker zu werden. Ihre neu gefundenen Freunde und die Anforderungen, die das Moor an die Mädchen stellt, lassen Silke wachsen. Sie wird selbstbewusster und beginnt sich zu behaupten.

Ysra ist eine Huldra, und auch wenn die Anderswelt viele magische Wesen beheimatet, sind die Menschen ihr nicht wohlgesonnen. Nach dem Tod ihrer Mutter steht sie alleine da und muss herausfinden, wie sie leben will und kann. Ihre Heilkenntnisse sind gern gesehen, aber ein kleiner Fehler und der Ruf nach dem Scheiterhaufen wird laut. Ysra gibt sich sehr selbstbewusst und ist sich ihrer Fähigkeiten und ihrer Grenzen bewusst.

Unna ist eine Halbriesin und war ihr Leben lang eingesperrt unter der Herrschaft ihres grausamen Vaters. Durch die fehlenden sozialen Kontakte fällt es ihr schwer die Menschen zu durchschauen. Sie schwankt zwischen ihrer Loyalität zu ihren Freunden und ihrer "Schwester", versucht aber einen Mittelweg zu finden und keinen zu verlieren.

Die drei Freunde lernen auf dem Leit Crispin und Astrid kennen. Crispin hat gegen den Schatten seines toten Bruders zu kämpfen und erhofft sich, Anerkennung beim König und bei seiner Mutter zu gewinnen, wenn er es schafft, mehr Diamantblumen sammeln zu lassen als sein Vorgänger vor hundert Jahren. Crispin konnte ich nicht so ganz einschätzen. Auf der einen Seite ist er recht sympathisch und will alle beschützen und dann gibt er Befehle, die die Frauen in tödliche Gefahr bringen. Und er weiß in dem Moment um die Gefahr.

Astrid stammt aus einer reichen Familie und ist von Zuhause abgehauen, um sich dem Leit anzuschließen. Wieso, weshalb, warum bleibt lange Zeit ungeklärt, aber schnell wird deutlich, dass Astrid nicht vor hat zu arbeiten und trotzdem die beste Pflückerin werden will. Ein unangenehmer Mensch, der aber zum Ende hin einige Überraschungen bereithält.

Und in der Menschenwelt? Dort spielt Ben eine wichtige Rolle. Er ist ein Klassenkamerad von Silke, der erst nach ihrem Verschwinden sein Gewissen findet. Zudem ist er der Freund von Silke "Ober"-Mobberin Amanda. Ich gestehe, er hat seine positiven Seiten, aber ich mag ihn nicht.

Ziemlich viele Sichtweisen, aber es kommt kein Durcheinander auf und man weiß immer, wo man gerade ist. Die Wechsel sind schön aufeinander abgestimmt. Åsa Böker schafft es eine unglaubliche Welt aufzubauen, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat. Man fiebert mit den Mädchen mit und wünscht ihnen allen, dass sie den Leit überleben. Und dann steht immer noch die große Frage im Raum, ob Silke einen Weg zurück in ihre Welt findet. Und ob sie dies überhaupt will. Und wofür werden die Diamantblumen gebraucht? Nordische Mythen sind geschickt in die Geschichte eingewoben und man lernt viele neue Wesen und Mythenanfänge kennen. Ich möchte direkt in den nächsten Band einsteigen, der aber noch etwas auf sich warten lässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dieses Multiversum zieht einen in seinen Bann

Elric - Der Blutthron
0

Die erste Geschichte über Elric, den Herrscher über die Dracheninsel Melniboné, erschien erstmals 1961 unter dem Titel The Stealer of Souls. Mit Elric - der Blutthron erscheint der erste Band der Elric ...

Die erste Geschichte über Elric, den Herrscher über die Dracheninsel Melniboné, erschien erstmals 1961 unter dem Titel The Stealer of Souls. Mit Elric - der Blutthron erscheint der erste Band der Elric Saga in neuer Übersetzung und mit Zusatzmaterialen wie zum Beispiel dem Skript zum Graphic Novel und einem Interview mit Michael Moorcock. Für Fans der Elric-Saga sicherlich sehr interessant. Im Zuge einer Leserunde bin ich in den Genuss dieser Geschichte gekommen und nach dem Lesen kann ich die lobenden Worte aus den Vorworten sehr gut nachvollziehen. Aus diesen erfuhr ich auch, dass Elric prägend für die Rolle des tragischen Heldens in der fantastischen Literatur war und ist.

Elric ist ein Albino und kann nur mit regelmäßigem Konsum von Drogen körperlich stark bleiben. Elric unterscheidet sich aber nicht nur äußerlich von seinem Volk, er erfreut sich auch nicht an den gleichen Grausamkeiten. Sein Vetter Yyrkoon stellt Elrics Herrscheranspruch in Frage, da Elric sich von den vorherigen Herrrschern stark unterscheidet und Yyrkoons Ansicht nach, das Reich der Melnibonéer in den Untergang führen wird. Cyromil, Elrics Verlobte, und Dyvim Tvar, der Herr der Drachenhöhlen, sind Elrics einzige Freunde, die ihn und seine moralischen Gedanken zwar nicht verstehen, aber vollkommen hinter ihm stehen. Elric und Yyrkoon sind als Drachenprinzen Zauberer und können die verschiedenen Dämonen, Elementarwesen und die Chaosfürsten selbst beschwören, die ihnen helfen, dafür aber auch einen Preis fordern. Für eine Aufgabe muss Elric den Obersten der Chaosfürsten, Arioch, beschwören und wird damit zum Spielball zwischen den Fürsten der Ordnung und des Chaos.

Elric würde ich folgendermaßen beschreiben: leidend, einsam, melancholisch, wütend, hassend, liebend, voller Selbstzweifel, mit sich und der Welt im Unreinen ... "der ewige, tragische Held". Ich fand ihn faszinierend. Er ist vielschichtig und eine verlorene Seele, die den richtigen Platz für sich und sein Volk sucht. Es ist sicherlich interessant zu erfahren, wie er sich in den nachfolgenden Bänden entwickelt; und wie sein Leben bei dem ihm vorbestimmten Schicksal verläuft.

Das Multiversum, in der Elrics Geschichte angesiedelt ist, ist sehr komplex aufgebaut. Die Welt besteht aus mehreren Dimensionen/Ebenen; Chaos und Ordnung stehen im Kampf miteinander und Elric wird zur Schlüsselfigur. Das Tempo der Geschichte ist sehr zügig. Die Hauptgeschichte wird kontinuierlich verfolgt, es gibt keine Nebengeschichte. Manchmal wirkte die Geschichte etwas gehetzt auf mich, aber das tut der Spannung keinen Abbruch.

Die Saga von Elric gehört zu den Klassikern des Fantasygenre und ich habe den ersten Band verschlungen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rührte mich zu Tränen

Das Licht zwischen den Meeren
0

Ich habe die gebundene Ausgabe vom Limes Verlag gelesen und dort stand auf dem Umschlag ein Zitat von der New York Times: "Machen Sie sich auf Tränen gefasst." Das kann ich nur so unterschreiben. Auf den ...

Ich habe die gebundene Ausgabe vom Limes Verlag gelesen und dort stand auf dem Umschlag ein Zitat von der New York Times: "Machen Sie sich auf Tränen gefasst." Das kann ich nur so unterschreiben. Auf den letzten Seiten liefen bei mir die Tränen. Und das schafft nur eine Geschichte, die mir ans Herz geht.

Es geht um Entscheidungen und wie man mit den Folgen umgeht. Es geht um die Frage, was das Richtige und was das Falsche ist. Es handelt von der bedingungslosen Lieben zwischen Mutter und Tocher. Von der Liebe eines gebrochenen Mannes zu der Frau, die ihm Hoffnung auf Glück schenkte.

Die Charaktere waren alle so gut ausgearbeitet und schlichen sich in mein Herz. Da war Tom, der nach seinen Erlebnissen im ersten Weltkrieg die Abgeschiedenheit auf Janus Rock sucht, und der nicht ganz glauben kann, dass er die Liebe und das Glück mit seiner Frau verdient. Isabel, die Tom liebt und nach drei Fehlgeburten sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind. Hannah, die ihren Mann und ihr Baby verliert und die den Schmerz kaum ertragen kann. Lucy, die in ihrem Alter gar nicht verstehen kann, warum die Erwachsenen handeln wie sie handeln. Dann noch die ganzen Nebenfiguren Sergeant Knuckey, Ralph, Billy, Violet,...... Ich kann gar nicht alle aufzählen.
Tom war mein Liebling. Er will auf der einen Seite die Regeln und Gesetze einhalten, auf der anderen Seite liebt er seine Frau über alles und will verhindern, dass sie an der letzten Fehlgeburt zerbricht. Die Entscheidung, die er letztendlich triftt als das Boot mit dem Baby auf Janus strandet, nagt an seinem Gewissen. Der Mann tat mir so leid. Isabel und Hannah, beides Mütter, die alles für ihr Kind tun würden. Ich war irgendwann an einem Punkt, an dem ich mich nicht mehr für eine Seite entscheiden konnte. Ich habe einfach mit beiden mitgelitten und mich dann nur noch gefragt, was für Lucy das beste wäre. Obwohl diese Frage auch nicht leicht zu beantworten ist. Isabel ging mir allerdings zwischendurch immer mal wieder auf die Nerven. Auf der einen Seite konnte ich ihre Handlungen und Entscheidungen nachvollziehen, auf der anderen Seite dachte ich mir: "Sei nicht so egoistisch. Überlege mal, was dein Mann da für dich tut." Obwohl ich Tom auch gerne mal geschüttelt hätte.

Zum Schluss flossen bei mir die Tränen. Ich wusste am Ende selbst nicht mehr, was jetzt die richtige Entscheidung wäre. Ständig sprangen meine Sympathien von einem zum anderen. Die Vernunft sagt das, das Herz sagt was anderes. Im Laufe der Geschichte waren sich beide auch mal einig. Das Ende der Geschichte fühlte sich aber richtig an und demnach konnte ich das Buch zufrieden zu klappen, auch wenn ich über so einige Fragen noch nachdenken muss.

Der Schreibstil ist sehr schön. Die Gefühle der Personen wurden durch ihn sehr gut übertragen und die Beschreibungen der Landschaften sind nicht zu viel und nicht zu wenig. Ich konnte mir die Landschaften und die Atmosphäre sehr gut vorstellen. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und ich bin nirgendwo über Satzkonstruktionen gestolpert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unglaublicher guter Start der Reihe

Schwarzes Prisma
0

Zu diesem Buch bin ich gelangt, weil ich zuvor die Nachtengel-Trilogie (auch Schatten-Trilogie genannt) von Brent Weeks gelesen hatte und davon total begeistert war. Brent Weeks hat es durch seinen Schreibstil ...

Zu diesem Buch bin ich gelangt, weil ich zuvor die Nachtengel-Trilogie (auch Schatten-Trilogie genannt) von Brent Weeks gelesen hatte und davon total begeistert war. Brent Weeks hat es durch seinen Schreibstil und der Art wie er seine Geschichten aufbaut, geschafft unter meine Lieblingsautoren zu wandern.
Die Hauptpersonen in Schwarzes Prisma sind Gavin Guile und sein Bastardsohn Kip. Aber auch weitere Personen wie zum Beispiel Liv und Karris gehören zu den auserwählten Personen, durch die der Autor die Geschehnisse schildert. Dadurch ist der Leser an so gut wie allen wichtigen Handlungsorten dabei, und weiß dadurch mehr als die Hauptpersonen.

Das Land, in dem die Geschichte spielt, besteht aus sieben Satrapien (Ländern) und der Chromeria. Die Satrapien werden von einem Satrapen verwaltet und beherrscht (etwa wie ein König, nur mit geringerer Macht). Über allem steht die Chromeria mit dem Lord Prisma. Das Prisma ist die mächtigste magische Person und religiöses sowie weltliches Oberhaupt.
Das Magiesystem beruht auf Licht. Magische Menschen, sogenannte Wandler oder Chromaten, können aus farbigen Licht Luxin wandeln. Ein Stoff, der zu den unterschiedlichsten Dingen eingesetzt werden kann. Dabei hat jede Farbe eine besondere Eigenschaft. Wandler können jedoch nur auf bestimmte Farben des Spektrums zugreifen von ultraviolett bis infrarot. Je nachdem wie viele Farben ein Wandler beherrscht ist er ein Mono-, Bi- oder Polychromat. Zum Wandeln wird farbiges Licht oder ein farbiger Gegenstand gebraucht, sodass Wandler bei Abwesenheit ihrer Farbe oder im Dunkeln machtlos sind. Einzig allein das Prisma, welches ein Vollspektrumpolysuperchromat ist, kann weißes Licht zum Wandeln benutzen. Des Weiteren hat er die einzigartige Fähigkeit die Magieströme im ganzen Land zu spüren, um die Farben im Gleichgewicht zu halten. Was ihn auch so wahnsinnig wichtig und unersetzbar macht. Allerdings hat ein Prisma, sobald er jede Farbe beherrscht nur noch sieben, vierzehn oder einundzwanzig Jahre zu leben. Zumindest hat es keiner länger geschafft und auch weiß niemand wieso das so ist.
In das Magiesystem wird der Leser nach und nach eingeführt. Zum größten Teil über Kip, der als neuer Schüler in die Chromeria kommt und wie der Leser so gut wie nichts weiß. Auch werden magierelevante Dinge öfter während der Handlung wiederholt, weil ein so komplexes System nicht auf einmal im Kopf bleibt.

Gavin ist das Lord Prisma und sehr schwer einzuschätzen. Seine Vergangenheit und sein gegenwärtiges Leben sind voller Spannungen, Krieg und bringen ihn ständig an seine Grenzen. Er ist ein sehr vielschichtiger Typ und ich mag ihn, aber ich denke, dass er noch viel für mich bereit hält und ich als Leser nicht alle seine Entscheidungen mittragen werde. Schon jetzt kann ich ein paar Dinge zwar nachvollziehen, aber nicht für gutheißen. Aber ich denke, das ist es, was ich an Gavin liebe. Das er eben nicht, der strahlende Held ist, für den ihn alle halten, sondern das er wirklich sehr dunkle Geheimnisse hat.
Kip hat eindeutig die Gene der Guiles. Ein sehr helles Köpfchen, allerdings mit der Gabe zum falschen Zeitpunkt das Falsche zu sagen und sich damit in Schwierigkeiten zu bringen. Er wurde früher sehr gemobbt, weil er übergewichtig ist. Das hat sein Selbstvertrauen natürlich etwas geschadet, aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann verfolgt er es mit allen Mitteln. Und er möchte, dass sein Vater und Liv auf ihn stolz sind. Da der erste Band nicht viel in der Chromeria spielt, bin ich wirklich gespannt wie Kip sich dort behauptet und weiterentwickelt. Als Bastardsohn des Lord Prismas wird von ihm zum einen viel erwartet werden, zum anderen wird es ihn sicherlich zum Gegenstand der Intrigen machen. Das ganze politsche System beruht nämlich auf Intrigen, Erpressungen und dem Wunsch sich selbst höher zu stellen, egal was es kostet.
Und dann gibt es auch noch Karris und Liv, die meiner Meinung nach, noch bedeutende Rollen spielen werden. Und ich hoffe, dass man als Leser bei ihnen bleiben wird.

Zur Handlung mag ich gar nicht so viel schreiben, weil ich dann wahrscheinlich zu viel verraten würden. Und spoilern will ich ja auf gar keinen Fall. Die Haupthandlung ist der drohende Krieg mit einem der Satrapen und dem Herausfinden, wer da alles seine Finger im Spiel hat und wie man einen Krieg vermeiden könnte. Allerdings wird sehr schnell klar, dass das gar nicht so einfach ist. Die Handlung ist unglaublich vielschichtig. Ist ein Problem gelöst, tauchen fünf neue auf. Als Leser weiß man natürlich mehr und ich hätte Gavin und Kip sowie Liv und ihren Vater sehr gerne geschüttelt und angeschrien, dass sie miteinander reden sollen und vor allem richtig zuhören. Das hätte einige Dinge verhindert und andere einfacher gemacht. Was zum Ende hin bezüglich des Krieges und der Leute, die da ihre Finger im Spiel haben, herauskommt, lässt so viele Fragen entstehen, dass ich gar nicht anders kann als weiterzulesen.

Ich empfehle, dass Buch jedem, der Lust auf eine gute Fantasystory mit einem komplexen Magiesystem hat. Der nicht zimperlich ist, wenn es um harte Entscheidungen geht und der in eine Welt voller Intrigen eintauchen will, wo kaum etwas so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.