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Veröffentlicht am 20.08.2022

Licht am Ende des Tunnels .....

ADS ist heilbar
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Dr. med. Ralph Meyers arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In seinem Buch „ADS ist heilbar“ räumt er mit 3 Irrtümern auf:

ADS ist keine Modediagnose, sondern ...

Dr. med. Ralph Meyers arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In seinem Buch „ADS ist heilbar“ räumt er mit 3 Irrtümern auf:

ADS ist keine Modediagnose, sondern eine Erkrankung an der viele Menschen leiden.
ADS ist objektiv diagnostizierbar
ADS ist heilbar!

Allerdings ist ADS nicht vergleichbar mit einer Magenschleimhautentzündung, gegen die man eine Zeit lang Medikamente einnimt und die Krankheit dann irgendwann geheilt ist, sondern bei ADS muss der Betroffene aktiv etwas gegen seinen Zustand tun. Medikamente können (und sollen) nur ein Hilfsmittel sein und keine lebenslange Maßnahme. Wie schnell bei ADS eine Heilung erfolgen kann, hängt vom Alter des Patienten ab, in dem die Krankheit bei ihm diagnostiziert wurde. Bei einem Erwachsenen, der schon länger unter den Symptomen leidet, dauert Heilung mitunter Jahre, während sie bei einem frühdiagnostizierten Kind in wenigen Monaten abgeschlossen sein kann. Eine Garantie auf Heilung gibt es natürlich nicht, aber die Chancen sind sehr hoch.

Dr. med. Ralph Meyers erklärt in seinem Buch die Symptome von ADS – und zwar aufgeteilt auf die unaufmerksame Form (ADS) und die hyperaktive Form (ADHS). Er geht auf die Ursachen ein, was eigentlich bei ADS im Gehirn passiert, was die Folgen von (unbehandeltem) ADS sind und welche Untersuchungen zur Diagnostizierung im besten Falle durchgeführt werden sollen. Hier stellt er insbesondere das Messverfahren OPATUS CPTa vor, welches in seiner Praxis verwandt wird. Im Buch finden sich auch einige Testergebnisse von ADS-Patienten mit denen Dr. med. Ralph Meyers arbeitet, für einen medizinischen Laien sind diese Bilder jedoch wenig bis gar nicht aussagekräftig.

Nicht alles was nach ADS aussieht, ist jedoch auch ADS.
Der Autor beschreibt andere Entwicklungsstörungen, die den Symptomen von ADS gleichen, aber tatsächlich kein ADS sind. Komplikationen vor und während der Geburt (z. B. Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft oder Sauerstoffmangel unter der Geburt) können Symptome hervorbringen, die ADS ähnlich aber kein ADS sind. Ebenso Drogenmissbrauch, Internetsucht sowie – und dieser Punkt wird wahrscheinlich gerne unterschätzt – Vitaminmangel.

Dann geht er auf die medikamentösen Behandlungsarten ein (es gibt mehrere Medikamente, die bei ADS verordnet werden können), erklärt die Wirkungsweise der einzelnen Medikamente und erläutert im Gegenzug die Möglichkeiten der nichtmedikamentösen Therapien.

Immer wieder führt er Fallbeispiele von Patienten aus seiner eigenen Praxis an, die einen hoffen lassen, dass ADS tatsächlich heilbar ist.

Bis auf die Beispielbilder des Messverfahrens OPATUS CPTa waren die Erklärungen und Inhalte dieses Buches für mich als Laie verständlich und gut nachvollziehbar. Die Zielgruppe dieses Buches sind Eltern von Kindern mit ADS, Fachleute die mit ADS-Patienten arbeiten, Therapeuten und Ärzte, betroffene Erwachsene und interessierte Laien.

Per Zufall habe ich auf Spotify den Podcast Eltern-Gedöns gefunden (Episode 101), in welchem Dr. med. Ralph Meyers über ADS, moderne Diagnostik und Therapie spricht: https://open.spotify.com/episode/5eZQO67JUbIkf9bRyKFnux

Veröffentlicht am 21.06.2022

Kann man gleichzeitig 2 Menschen lieben?

Erst der Regen verzaubert das Licht
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Nizza, 1989
Lilith und ihre beste Freundin Bine machen Urlaub in Nizza, wo sie durch die Chagall- und Matisse-Museen touren, denn sie sind beide begeisterte Kunst-Liebhaberinnen. Wenige Tage vor ihrer ...

Nizza, 1989
Lilith und ihre beste Freundin Bine machen Urlaub in Nizza, wo sie durch die Chagall- und Matisse-Museen touren, denn sie sind beide begeisterte Kunst-Liebhaberinnen. Wenige Tage vor ihrer Abreise wird Lilith nach einem Einkauf das Portemonnaie gestohlen und bei dem Versuch den Dieb aufzuhalten, bekommt sie unerwartet Unterstützung. Ihr Retter ist ohne Zweifel der schönste Mann, der ihr je begegnet ist. Obwohl Lilith in Kürze heiraten wird, lässt sie sich auf eine Nacht mit Alex ein. Nicht wissend, dass diese Nacht sie die nächsten 30 Jahre begleiten wird.

Gegenwart
Manchmal ist eine Beerdigung – leider – die einzige Möglichkeit, die eigene Familie zu treffen. So ergeht es auch Lilith, die nach endlos langen drei Jahren bei der Beerdigung ihres Mannes ihren Sohn Theodor, seine Frau Kimberley und ihren Enkel Aaron wieder sieht. Die kleine Familie wohnt in Australien und wahrscheinlich ist es deswegen noch niemandem aufgefallen, dass Aaron genau so aussieht wie „Er“. Es gibt nicht nur eine gewisse Ähnlichkeit, nein, er ist „ihm“ wie aus dem Gesicht geschnitten.

Nach Pius Tod steht Lilith nun alleine da mit der „Lohse Art Gallery“, die sie beide gemeinsam gegründet und betreut haben; die Galerie war ihr Lebenswerk. Ihre beiden Söhne entscheiden kurzerhand, dass sie ihrer Mutter helfen möchten die Galerie weiterzuführen. Für Theo und seine Familie würde das jedoch bedeuten, ihre Zelte in Australien abzubrechen und nach Deutschland zurückzukehren. Für Paul würde es bedeuten, sich von seinem Job – zumindest vorübergehend – beurlauben zu lassen. Bevor ihre Kinder ihr eigenes Leben für ihre Unterstützung hintenanstellen, möchte Lilith ihnen die Wahrheit sagen – anschließend sollen sie selbst entscheiden, ob sie ihre Mutter unterstützen wollen oder nicht. .

Es ist an der Zeit, ihren Kindern die Wahrheit über die Geschichte ihrer Familie zu erzählen ….

Liane Wilmes erzählt in ihrem Buch „Erst der Regen verzaubert das Licht“, die Geschichte eines Betruges. Üblicherweise liest man diese Geschichten aus der Sicht der/des Betrogenen, hier verhält es sich umgekehrt, denn Lilith erzählt davon, dass und wie sie ihren Mann, ihre Kinder und auch ihre beste Freundin über Jahre hinweg betrogen hat.

Nach dieser einen Nacht mit Alex muss Lilith sich entscheiden zwischen ihrem Verlobten Pius und Alexander. Lilith entscheidet sich für Pius. 10 Jahre vergehen, in denen Lilith Alexander zwar niemals vergessen hat, aber auch kein Kontakt zwischen Ihnen besteht, der die alten Wunden erneut aufreißen könnte. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Bine ihr ihren neuen Freund vorstellt: Manchmal ist die Welt ein Dorf, denn es handelt sich um jenen Alexander, mit dem Lilith diese eine schicksalhafte Nacht verbracht hat. Es wird nicht bei dieser einen Nacht bleiben.

Da Lilith ihren beiden erwachsenen Söhnen die Geschichte von ihr und Alexander nach der Beerdigung ihres Mannes erzählt, erfährt der Leser in zwei parallelen Erzählsträngen, was jeweils in der Vergangenheit und in der Gegenwart zum entsprechenden Zeitpunkt passiert. Die ganze Geschichte wird ausschließlich von Lilith in der Ich-Form erzählt.

Die Autorin hat alle handelnden Charaktere realistisch und bildhaft angelegt. Es fällt leicht, sich die Personen vorzustellen und sich auf sie und ihre Handlungen einzulassen, wobei Lilith mir nicht sonderlich sympathisch geworden ist; ich glaube, ich habe mich in Pius verliebt. Nicht zuletzt deswegen, weil Pius sich für seine Frau hätte in Stücke schneiden lassen und sie ihn im Gegenzug über Jahre hinweg belogen hat. Alexander ist einfach nur egoistisch und Bine wird genau so belogen wie Pius, wobei Alexander ihr nicht nur sein Verhältnis mit ihrer besten Freundin verschweigt, sondern auch die Intensität seiner Gefühle für sie nicht dem entsprechen, was er ihr signalisiert.

Liane Wilmes hat einen sehr schönen Schreibstil und ich konnte für ein paar Stunden tief in die Probleme anderer Menschen abtauchen. Das Verhalten von Lilith ist für mich nicht akzeptabel; das bedeutet aber nicht, dass ich sie nicht auch ein Stück weit verstehen kann. Liebe folgt nun einmal keiner Logik.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Als Polizist ist man immer im Dienst, auch im Urlaub

Strandfeuer
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Kommissar Theo Krumme und seine Freundin Marianne befinden sich für einen Urlaubsaufenthalt in St. Peter-Ording. Die beiden möchten ein paar Tage entspannen und haben die Teilnahme an einem Yoga-Kurs gebucht, ...

Kommissar Theo Krumme und seine Freundin Marianne befinden sich für einen Urlaubsaufenthalt in St. Peter-Ording. Die beiden möchten ein paar Tage entspannen und haben die Teilnahme an einem Yoga-Kurs gebucht, denn wenn man Ü50 ist, dann tut einem schon mal der Rücken weh. Als Polizist hat man jedoch nie wirklich Feierabend oder Urlaub und wenn der Urlaubsort nur ca. 50 km vom Heimatrevier Husum entfernt ist, dann bleibt es nicht aus, dass Kommissar Krumme um Amtshilfe gebeten wird, als unter einem der Pfahlbauten am Strand eine männliche Leiche gefunden wird. Es ist Hochsaison und der Tourismus boomt; selbstredend, dass die Ermittlungen so unauffällig wie möglich durchgeführt werden sollen – nur ist leider die reichste Familie des Ortes in den Fall verstrickt.

Krumme arbeitet mit der örtlichen Polizei zusammen und aus Husum wird seine Kollegin Pat nach Sankt Peter-Ording geschickt – obwohl die beiden ein eingespieltes Team sind, gestalten sich die Ermittlungen schwieriger als gedacht.

Warum musste Marten Schilling sterben?
Kommissar Theo Krumme und seine Partnerin Pat bringen Licht ins Dunkel

Bei „Strandfeuer“ handelt es sich um den 8. Nordsee-Krimi, in dem Kommissar Krumme und seine Kollegin Pat ermitteln. Das Buch kann unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden, ich hatte zumindest als Quereinsteigerin keine Probleme damit, ohne Vorwissen an die Geschichte herangegangen zu sein. Es fehlen natürlich ein paar Hintergrundinformationen über die persönlichen Lebensumstände der Kriminalbeamten, aber es war für mich nicht wirklich problematisch, diese Informationen nicht zu haben.

Der Autor, Hendrik Berg, wirft am Anfang der Geschichte 3 unterschiedliche Vorkommnisse aus weit zurückliegenden Jahren in den Topf:

– 1822: ein Frachtschiff befindet sich in einem tosenden Sturm
– 1999: nach einem Konzertbesuch verunglücken drei junge Menschen bei einem Autounfall,
– Gegenwart.

Wie diese 3 Vorkommnisse zueinanderfinden, eröffnet sich erst, wenn die Geschichte schon ziemlich weit fortgeschritten ist.

Im Haupterzählstrang folgt der Leser den Ermittlungen der Polizei. Wie üblich handelt es sich dabei mehr oder weniger um ein Puzzle-Spiel, es werden die Indizien zusammengetragen, verdächtige Personen werden verhört und aufgrund der Fakten aus dem Täterkreis aus- oder eingeschlossen und sobald es neue Indizien gibt, wird alles nochmals von vorne beleuchtet. Die Vorgehensweise ist in jedem Krimi gleich, die verdächtigen Personen jedoch geben der Suppe die Würze.

Die Hauptperson, Kommissar Krumme, ist ein sympathischer Mittfünfziger, der in diesem Fall versucht, seine Lebensgefährtin Marianne (und den Hund) nicht zu vernachlässigen, da sie ja eigentlich Urlaub haben, aber auch den Mörder von Marten Schilling zu finden. Seine Kollegin Pat und er arbeiten schon lange Hand in Hand und das merkt man auch an ihrer Vorgehensweise.

Abgesehen von dem Handlungsstrang, der sich mit den aktuellen Ermittlungen im Mordfall Marten Schilling befasst, begleitet man in einem parallelen Handlungsstrang eine Gruppe von Jugendlichen, die allesamt in der „Schutzstation Wattenmeer“ arbeiten, so auch Max, der dort sein freiwilliges ökologisches Jahr absolviert. Max muss seinen Platz im Leben noch finden und aktuell hat er gerade etwas Liebeskummer, dann findet er im Watt ein mysteriöses Teil, welches er fortan immer bei sich trägt und es scheint so, als ob der Junge sich nach und nach in seinem Wesen verändert. Hier wird die Geschichte ein klein wenig mystisch und das hätte es für mich nicht gebraucht.

Alles in allem handelt es sich bei „Strandfeuer“ um einen ruhigen Krimi in den man gut für ein paar Lesestunden abtauchen kann. Ich war noch nie in St. Peter-Ording, kann mir aber – aufgrund der Beschreibung der Örtlichkeiten – alles genauestens vorstellen (und hab Meerweh bekommen).

Der Schreibstil des Autors ist gut und flüssig zu lesen, manchmal blitzt zwischen den Zeilen etwas Humor durch und Hendrik Berg versteht es, die Charaktere so anzulegen, dass man sie als sympathisch oder unsympathisch empfinden kann. Das ist wichtig, wenn man als Leser parallel versucht herauszufinden, wer denn der Täter sein könnte. Es gibt Irrungen und Wirrungen und zum Schluss ist der Täter doch jemand, mit dem man gar nicht gerechnet hatte.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Das Beste kommt zum Schluss!

Das Loft
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Marc und Henning sind seit Kindertagen beste Freunde.
Marc und Sarah haben sich vor drei Jahren im Urlaub kennengelernt und sind seitdem ein Paar.

Gemeinsam ziehen die drei in ein super schickes Loft ...

Marc und Henning sind seit Kindertagen beste Freunde.
Marc und Sarah haben sich vor drei Jahren im Urlaub kennengelernt und sind seitdem ein Paar.

Gemeinsam ziehen die drei in ein super schickes Loft in Hamburg und obwohl die Situation nicht immer einfach ist, klappt das Zusammenleben doch erstaunlich gut – bis zu dem Tag, an dem die Küche des Lofts in ein Schlachthaus verwandelt wurde. Alles in diesem Raum ist quasi in Blut getränkt und Henning ist verschwunden.

Der DNA-Abgleich beweist, dass es sich in der Küche um das Blut von Henning Järisch handelt und bei diesem Blutverlust kann er nicht überlebt haben. Somit stehen 2 Personen nun unter Mordverdacht: Marc Lammert und seine Freundin Sarah Hauptmann.

Die Beiden waren jedoch am Tatabend nicht zu Hause – sie sagen beide aus, gemeinsam im Kino gewesen zu sein und die Nacht dann in einem Hotel verbracht zu haben, weil sie mal wieder ganz für sich sein wollten, ohne Henning im Nebenzimmer zu wissen.

Die Indizien am Tatort offenbaren jedoch eine andere Wahrheit.

Hat Sarah Henning ermordet, weil er ihr an die Wäsche wollte?
Hat Marc Henning ermordet, weil er sich nicht an Absprachen halten wollte?
Haben Sarah und Marc ihren Mitbewohner Henning gemeinsam ermordet, weil sie seiner Anwesenheit überdrüssig waren?

Jede Wahrheit hat zwei Seiten.
Wir sollten uns beide anschauen, bevor wir uns für die eine entscheiden.
(Äsop)

Bei „Das Loft“ handelt es sich um einen stand-alone-Thriller aus der Feder des Autors Linus Geschke. Ich hatte wirklich schon lange keinen Thriller mehr in der Hand, der mich so begeistert hat.

Die Geschichte wird aus 3 Perspektiven erzählt. Da sind Marc, Sarah und die Polizistin Bianca Rakow, die die Ermittlungen im Fall Henning Järisch führt.

Sarah und Marc sind beide um die 30 Jahre alt und sie teilen ihre Informationen in Form von Gedanken in der Ich-Form mit. Zu Beginn sitzen beide in Untersuchungshaft und fühlen sich noch ziemlich sicher, denn beide behaupten, dass sie Henning nicht getötet haben. Die Indizien sprechen jedoch ganz deutlich gegen Marc. Sarah wird nach kurzer Zeit aus der Haft entlassen, denn es spricht – zum aktuellen Zeitpunkt – nichts dafür, dass sie in die Sache verwickelt war. Der Druck von Seiten der Polizei wird jedoch bei beiden Personen nicht gelockert, sondern – im Gegenteil – Bianca versucht, gemeinsam mit ihrem Kollegen, Marc und Sarah gegeneinander auszuspielen.

Den Gedanken von Sarah und Marc folgend, stellt sich schnell heraus, dass auch in dieser Beziehung nicht alles so perfekt ist, wie es nach außen hin scheint. Beide erzählen quasi ihre Geschichte, von dem Tag an, an dem sie sich kennengelernt haben, bis zur Verhaftung durch die Polizei. Sie beschreiben ihr Zusammenleben als Paar, das Zusammenleben im Loft mit Henning, der gemeinsame Urlaub und dabei offenbaren sich Dinge, die der jeweils andere Partner nicht weiß (oder vielleicht auch gar nicht wissen wollte?!).

Kriminalkommissarin Bianca Rakow ist Mitte 40 und wurde vor kurzem von München nach Hamburg versetzt. Sie lässt den Leser an den Ermittlungen und dessen Fortschritten teilhaben. Erzählt wird ihre Sicht der Dinge von einer außenstehenden Person.

Da Bianca erst kürzlich zur Hamburger Polizei versetzt wurde, muss sie sich mit ihrem Kollegen erst einmal zusammenraufen. Dieser hat ein kleines Problem damit, dass sie jetzt seine Chefin ist, aber grundsätzlich arbeiten die Beiden ganz gut zusammen. Bianca weiß, dass es schwer ist, Druck auf Sarah auszuüben, die ja nicht mehr in Polizeigewahrsam ist, aber sie findet Mittel und Wege, dass sie Sarah doch noch an den Punkt bekommt, an dem sie sie haben will.

Der Autor schafft es direkt von Anfang an, einen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Ende des Buches nicht mehr abflacht. Obwohl nix mehr passiert, das „Schlachtfest“ war ja ganz zu Anfang der Erzählungen, konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu lesen, denn ich wollte natürlich wissen, welche Leichen Sarah und Marc im Keller haben; und wer von beiden (oder beide zusammen?) Henning ermordet hat.

Dann findet das Team von Bianca Rakow ein wirklich wichtiges Indiz, das auch den Mörder von Henning Jährisch entlarvt. Und hier schafft Linus Geschke es tatsächlich mich zu verblüffen. Sowohl das „Wer?“, als auch das „Warum?“ sind an Brillianz nicht so einfach zu überbieten und deswegen hat mich dieses Buch wirklich restlos begeistert. So muss ein Thriller sein!

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Teegenuss auf höchster Qualität seit 1823

Die Teehändlerin
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Frankfurt 1838:
Friederike Ronnefeldt hat gerade die Gewissheit bekommen, dass sie mit dem 5. Kind schwanger ist, als ihr Mann Tobias Ronnefeldt – Inhaber des Geschäftes Ronnefeldt – Ostindische Tee- und ...

Frankfurt 1838:
Friederike Ronnefeldt hat gerade die Gewissheit bekommen, dass sie mit dem 5. Kind schwanger ist, als ihr Mann Tobias Ronnefeldt – Inhaber des Geschäftes Ronnefeldt – Ostindische Tee- und Manufakturwaren – seine langjährigen Pläne verwirklicht und zu einer Expeditionsreise nach „Ostindien“ aufbricht. Zum einen möchte er dort seinem Hobby, der Naturkunde, nachgehen, zum anderen möchte er im Land des Tees herausfinden, ob und wie man Tee vielleicht auch in Deutschland kultivieren könnte. Die Reise wird ihn jedoch einige Monate von zu Hause fernhalten.

Kurz bevor Tobias aufbricht, hat sein Prokurist einen Unfall. Wie der Zufall es will, taucht gerade zu diesem Zeitpunkt Julius Mertens auf. Mertens ist ein Schulkollege von Tobias und eignet sich scheinbar perfekt für den Posten des Prokuristen. Tobias bricht beruhigt zu seiner Reise auf, doch schnell steht fest, dass Mertens seinen Posten für dubiose private Geschäfte missbraucht. Obwohl Friederike das eine oder andere Mal schon im Laden ausgeholfen hat, hat sie keine Ahnung von den administrativen Dingen; aber um ihr Geschäft zu retten, muss sie nun handeln und Mertens das Handwerk legen. Ihre Bekannte Clothilde Koch, ihr Schwager Nicolaus Ronnefeldt und Paul Birkholz, ein jüdischer Arzt, stehen ihr dabei helfend zur Seite.

Friederike verfügt über jede Menge Selbstbewusstsein, auch, um sich gegen die Gesellschaft zu behaupten, denn zur damaligen Zeit hat man mit Frauen nun mal einfach keinen Handel betrieben. Sie schafft es sogar, in einem Wiesbadener Hotel eine kleine Zweigstelle zu eröffnen.

Als Tobias von seiner langen Reise zurückkehrt, möchte er, dass Friederike sich ab jetzt wieder mit ihrem Platz als Heimchen am Herd zufrieden gibt. Doch da hat er die Rechnung ohne seine Frau gemacht.

„Die Teehändlerin“ ist der erste von zwei Teilen der Ronnefeldt-Saga. Als bekennende Teetrinkerin kenne ich zwar das Teehaus Ronnefeldt, ich wusste aber nicht, dass diese Firma schon seit 1832 als Garant für höchsten Teegenuss steht. Die Handlung des Buches beginnt 1838 und umfasst die Jahre bis einschließlich 1840. Der überwiegende Teil der Handlung spielt in Frankfurt, alternativ begleitet man als Leser Tobias Ronnefeldt auf seinem Weg durch China.

Die Autorin, Susanne Popp, hat in ihrem Buch die echte Familiengeschichte der Ronnefeldts mit fiktiven Elementen vermischt, um daraus ihren historischen zweiteiligen Roman zu erschaffen. Zu Beginn des Buches gibt es eine Personenübersicht, aus der hervorgeht, welche der Personen tatsächlich gelebt haben und, welche Personen die Autorin aus dramaturgischen Gründen hinzugefügt hat. Trotz Personenverzeichnis war es (für mich) stellenweise jedoch nicht so ganz einfach, den Überblick über die Personen zu behalten.

Die Geschichte wird aus der Sicht mehrere Personen erzählt und das sind u. a.. Friederike und Tobias Ronnefeld, Nicolaus Ronnefeldt, der Bruder von Tobias, Käthchen Kluge, die Schwester von Friederike, Paul Birkholz, einem jüdischen Arzt und Musiker und Julius Mertens.

Schon damals gab es die Judendiskriminierung, die die Autorin mit der Figur des jüdischen Arztes Paul Birkhof aufgegriffen hat. Das Thema der gemischtkonfessionellen Ehe hat die Autorin mit der Geschichte von Kathchen und Ambrosius Körner verknüpft, ebenso wie die Themen Politik und die Rechte der Frau in der Geschichte jeweils ihren Raum bekommen. Ich darf bei alledem Feng nicht vergessen, den chinesischen Führer, den Tobias von seiner Reise nach Frankfurt mitgebracht hat und auch dessen Geschichte ist nicht ohne Komplikationen.

Der erste Teil der Ronnefeldt-Saga umfasst 560 Seiten. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut zu lesen. Manche Beschreibungen sind vielleicht etwas sehr ausschweifend, aber im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Der 2. Teil „Die Wege der Teehändlerin“ ist bereits am 01.03.2022 erschienen und ganz sicher werde ich verfolgen, wie es mit der Familie Ronnefeldt weitergeht.

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