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Veröffentlicht am 08.09.2023

Die Geschichte einer Flucht

Das Ende ist nah
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Das Buch ist hochaktuell, politisch und nicht chronologisch geschrieben. Gudarzi schreibt seine eigene Lebensgeschichte, wobei er in manchen Teilen von A spricht und manchen von Amir. Manchmal in der Ich-Erzähler-Form, ...

Das Buch ist hochaktuell, politisch und nicht chronologisch geschrieben. Gudarzi schreibt seine eigene Lebensgeschichte, wobei er in manchen Teilen von A spricht und manchen von Amir. Manchmal in der Ich-Erzähler-Form, manchmal von der Allwissenden. Das ist erst einmal etwas gewöhnungsdürftig.

Ansonsten ist man aber schnell in seiner Autobiographie drin, in der er von seinen Kindheitstraumata und seinem Studentenleben in Teheran berichtet und seinen Protesten gegen die Regierung, die zu seiner Flucht führen, da er ansonsten damit rechnen muss, im Gefängnis zu landen. Dass der Iran noch immer Menschen auf offener Straße steinigen und erhängen und so die Todesstrafe vollziehen, war mir bekannt. Dass gleichzeitig aber im Iran Jungs missbraucht werden, war mir neu. Das war sehr aufschlussreich für mich, denn in Deutschland liest man ansonsten oftmals nur etwas von den Problemen der Frauen. Als er in Österreich ankommt, durchlebt er das langwierige Prozedere des Asylverfahrens, das er kritisiert. Sie vertrödeln Zeit mit Alkohol und Zigaretten. Dass er dasselbe Verhalten an Österreichern kritisiert, schien mir doppelmoralisch. Denn er lebte genauso.

Mir hat gefallen, dass er nicht einseitig schreibt. Er kritisiert sowohl die korrupte Politik seiner Heimat, die er dennoch innig liebt und genau weiß, dass er Teheran nie wieder sehen muss. Die Beschreibung des Abschieds seiner Heimat ist herzzerreißend. Niemand sollte sich von seiner geliebten Stadt gezwungenermaßen für immer verabschieden müssen. Gleichzeitig hebt er in Österreich die Freiheit hervor, kritisiert allerdings auch hier das Asylverfahren und die Doppelmoral der Bewohner, die einerseits mit Worten kritisieren, andererseits aber über die Probleme auch einfach hinwegsehen und es stumm akzeptieren statt zu protestieren, etwas zu bewirken.

Parallel dazu hat er noch sehr viele Gedichte eingebaut, die in der iranischen Kultur sehr populär sind. Ich persönlich kann mit Prosa nichts anfangen, sodass ich diese übersprungen habe. Zudem baut er auch eine Liebesgeschichte ein, die tragisch endet. Allerdings konnte mich diese nicht berühren, da sie einseitig war und daher für mich distanziert, unnahbar, nicht greifbar und vor allem komisch und ungesund wirkte. Die Liebe habe ich wirklich nicht verstehen können.

Das Ende lässt einen eher niedergeschlagen zurück. Er hat seine beste Freundin, Freunde und Familie verloren und wirkt dadurch selbst ein wenig verloren. In einem Punkt hat er mit einem Freund, der im Gefängnis in Teheran steckt, telefoniert und sich überlegt, ob sein Leben nicht doch besser sei und spielte mit dem Gedanken zurückzukehren. Nur der Gedanke, dass er als freier Künstler im Iran niemals frei arbeiten könnte, hat ihn davon abgehalten.

Ich denke insgesamt ist das der Punkt, der alles trifft. Ein Künstlerleben lebt vom Leid. Er hat sich den Weg ausgesucht.

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Düster

Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben
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Der Roman ist schwere Kost. Er erinnerte mich an "Jeder Tag für dich". Daher habe ich auch sehr lange für den Roman gebraucht.

Inhaltlich geht es um Adelaide, die aus einer Familie mit vielen geistigen ...

Der Roman ist schwere Kost. Er erinnerte mich an "Jeder Tag für dich". Daher habe ich auch sehr lange für den Roman gebraucht.

Inhaltlich geht es um Adelaide, die aus einer Familie mit vielen geistigen Krankheiten kämpft. Bei ihr ist allerdings nichts davon diagnostiziert worden. Ihr Leben dreht sich karrieretechnisch perfekt, sie studiert ihren Master in GB, findet sofort einen Job, den sie liebt und ihren Traummann, der allerdings distanziert ist, kein commitment begehen kann und gleichzeitig extrem viel Ballast mit sich trägt und diesen teilweise vermehrt auf sie überträgt. Die Liebesbeziehung ist daher sehr einseitig, klammernd, erniedrigend, aufopfernd und für die Leserin frustrierend, da sie schnell erkennt, dass das so nicht stimmen kann und entweder in einer griechischen Tragödie endet oder mit einem Neuanfang, der aber lange auf sich warten lässt, denn auch, wenn sie doch nach mehr als die Hälfte des Buchs erkennt, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist und sich trennt, so kann sie den Teufelskreis kaum konsequent durchbrechen... Mehr nehme ich der Handlung nicht heraus.

Insgesamt war ich daher enttäuscht. Nach wenigen Seiten war die katastrophale Beziehung für die Leserin klar und es zog sich dennoch. Dabei wäre es viel schöner gewesen, wenn Adelaide ihre Situation früher erkannt hätte und der Epilog dann einfach ab der Hälfte startet. So wirkte er lieblos und gequetscht und deshalb extrem unaufrichtig, unrealistisch, kalt und herzlos. Das reichte mir nicht. Ich hätte gern so viel mehr erfahren, lesen können, um Hoffnung schüren zu können.

Daher empfehle ich den Roman allen Frauen, die in einer lieblosen, einseitigen Beziehung stecken, aus der sie ausbrechen wollen. Für Frauen, die wissen, dass sie die zweite Wahl sind und sich damit nicht mehr zufrieden geben wollen.

Ansonsten gibt es im Roman ein paar Grammatikfehler, ein paar Zufälle, die stark konstruiert wirken und sehr viele Buchreferenzen, die ich nicht verstehen konnte, da ich die amerikanischen Klassiker nicht gelesen habe. Zudem ist die erste Hälfte des Romans nicht chronologisch geschrieben, sondern springt in die Teenagerzeit beider zurück, um mehr Hintergrundwissen hervorzubringen, um der Leserin zu verdeutlichen, warum beide Charaktere im Adulthood so verkorkst sind.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Astrologische Fantasy

Nachtschwarz (Nachtschwarz-Sternenhell, Bd. 1) Aufregende Urban-Fantasy-Dilogie über die Magie der Sterne und eine große Liebe – Buchumschlag mit Perlmuttglanzeffekt + Character Card in der 1. Auflage!
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Fantasy ist eigentlich nicht mein Genre. In der Jugend habe ich allerdings durch Gruppenzwang sowohl Harry Potter als auch Twilight gelesen. Der Roman ist mir per Zufall in die Hände gerutscht, sodass ...

Fantasy ist eigentlich nicht mein Genre. In der Jugend habe ich allerdings durch Gruppenzwang sowohl Harry Potter als auch Twilight gelesen. Der Roman ist mir per Zufall in die Hände gerutscht, sodass ich ihm eine Chance gab, mich vom Genre zu überzeugen. Er beginnt wie eine Kopie Twilights. So habe ich mich wieder in meine Teenagerjahre zurückversetzt gefühlt, was ganz lustig für die paar Tage war, in denen ich den Roman gelesen habe. Über die Hälfte des Romans wird der Fantasypunkt nur angedeutet, sodass man als Leserin gut miträtseln kann, um was es wohl gehen könnte. Mir war klar, dass es nicht Vampire, Hexen oder Werwölfe sein wird, aber da endet mein Spektrum an Wissen von Fantasymöglichkeiten auch schon. Daher war mir das mit der Astrologie völlig neu und kam überraschend.

Was mir nicht gefallen hat, ist ein Charakter, der lesbische Avancen hatte. Dabei schien mir die Person zu wichtig für diese magische Welt, sodass sie doch eigentlich sich fortpflanzen müsste und das mit einer Frau halt nicht geht. Aber eventuell findet ja Louis für dieses Problem auch eine Lösung. Gleichzeitig kann ich auch Louis verstehen, die sich der linken Ideologie beugen muss und zwingend einen lgb-Charakter einbauen muss, um aktuell und woke zu wirken.

Was mich ebenfalls überrascht hat, war der Punkt, dass die Protagonistin mit 17 Sportunterricht bei einem Lehrer hat und der Unterricht auch noch mit Jungs stattfand. Man kann doch nicht Teenager voller Testosteron auf Mädchen mit Perioden loslassen. Da können Mädchen doch nur verlieren. Das fand ich als äußerst bedenklich.

Außerdem fielen mir ein paar Tipp- und Satzzeichenfehler auf. Insgesamt ist der Roman aber leicht zu lesen.

Falls die oben genannte Kritik nicht stört und wer gern in dem Genre liest, dem empfehle ich den Roman dennoch gern. Es ist sicher ein schönes Weihnachtsgeschenk an Teenagertöchter.

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Veröffentlicht am 28.07.2023

Humorvoll und dramatisch

Happy Place
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Unter dem Klappentext habe ich eine humorvolle Rachegeschichte erwartet. Allerdings lag ich mit meiner Vermutung komplett falsch und wurde positiv überrascht, denn es entpuppte sich als eine süße Liebesgeschichte, ...

Unter dem Klappentext habe ich eine humorvolle Rachegeschichte erwartet. Allerdings lag ich mit meiner Vermutung komplett falsch und wurde positiv überrascht, denn es entpuppte sich als eine süße Liebesgeschichte, bei denen beide Protagonisten wachsen und reifen mussten, um die Liebe zu verstehen und sehen zu können.

Inhaltlich geht es um 6 beste Freunde, vier Frauen und zwei Männer, 3 Paare insgesamt. Das heißt, dass es hier ein lesbisches Paar gibt, falls das Leserinnen stören sollte. Allzu in die Community wird der Faden aber nicht vertieft. Im Vordergrund steht Harriet, die in der ersten Person erzählt, mitsamt ihres Ex-Verlobten. Man erfährt, wie sie zusammenkamen, zusammengelebt haben und was zur Trennung geführt hat.

Der Roman ist dabei nicht chronologisch aufgebaut, sondern baut diese Komponenten kapitelweise in Zwischenschüben in den Roman ein. Dennoch ist der Roman sehr flüssig und einfach zu lesen. Da Harriet eine Gehirnchirurgin ist, ist ihr Vokabular hoch und ich musste eine Handvoll Begriffe nachschlagen und habe so meinen Wortschatz erweitern können.

Insgesamt gibt es sehr viele detailreiche Beschreibungen, die nicht unbedingt immer relevant waren und Textnachrichten wurden auch eingebaut. Beides mag ich persönlich nicht sehr. Dann kommt noch hinzu, dass es mit der Zeit in die Länge gezogen wirkte. Aber das war es dann auch schon mit der Kritik, sodass ich den Roman gern jeder Frau empfehlen kann, die einen leichten, humorvollen, aber gleichzeitig auch dramavollen Liebesroman lesen will.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Karibik mit deutschem Touch

Good Lime
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Wer würde nicht gern jedes Jahr den Urlaub an der Karibik verbringen? Leider gibt der Geldbeutel das meist nicht her, sodass man auf sich gestellt ist und die Karibik anhand dieses Kochbuchs sehr gut nach ...

Wer würde nicht gern jedes Jahr den Urlaub an der Karibik verbringen? Leider gibt der Geldbeutel das meist nicht her, sodass man auf sich gestellt ist und die Karibik anhand dieses Kochbuchs sehr gut nach Hause bringen kann.

Tonka stammt teilweise selbst aus der Karibik und hat hier 61 Rezepte zusammengestellt, die teilweise einen deutschen Touch bekommen haben, da er auch deutsche Wurzeln hat. Nach einer ausführlichen Einleitung, in dem er sein Leben vorstellt, kommt er zum Hauptteil. Welche Zutaten typischerweise in der karibischen Küche verwendet werden und wo man diese am besten erhält und wie man herausfindet, ob diese noch frisch sind und wie sie schmecken. Das finde ich ganz wichtig, denn ich zögere meist beim Einkauf von Obst und Gemüse, das ich nicht kenne, da ich nicht weiß, ob der Geschmack mir auch munden wird und wie ich es zubereiten kann. So kann man aber gezielt auf seine persönlichen Vorlieben eingehen. Zum Beispiel schreibt er, dass Karaille gummiartig sein sollte. Ich mag dabei noch nicht einmal Gummibärchen, sodass ich Rezepte mit dieser Zutat umgehe.

Ansonsten sind alle Rezepte, bis auf ein paar klassische deutsche Kuchen seiner Oma, authentisch karibisch. Man sollte daher Kochbananen, Maniok, Korinthen und Okra mögen. Die Rezepte sind, wenn man alle Zutaten findet und parat hat, recht schnell zubereitet und schmecken auch (dank unter anderem der Kokosnuss) wunderbar nach Urlaub. Daher empfehle ich das Kochbuch gern allen, die gern kulinarisch öfter Karibisch genießen wollen.

Einzige Kritikpunkt ist, dass er im 170 Seiten vollen Rezeptteil sehr ausführlich über einzelne Zutaten spricht. Da hätte er meiner Meinung nach auch gern mehr Rezepte einbauen können.

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