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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2017

✎ Nathan Winters - Das Geheimnis der Madame Yin

Das Geheimnis der Madame Yin
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Ein Buch, welches mich als erstes durch den Klappentext und das Design überzeugen konnte.
Ich schau nicht als erstes danach, wie die Hülle einer Geschichte aussieht, wenn sie mir dennoch gefällt, erwähne ...

Ein Buch, welches mich als erstes durch den Klappentext und das Design überzeugen konnte.
Ich schau nicht als erstes danach, wie die Hülle einer Geschichte aussieht, wenn sie mir dennoch gefällt, erwähne ich das gerne. Ich finde, dass sowohl die Farben, als auch die Schrift der Zeit, in der der Krimi spielt absolut gerecht werden.

Anfangs hatte ich ein bisschen meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil. Er klang abgehackt, weil sehr viele sehr kurze Sätze verwendet wurden. Im Laufe des Geschehens kam dies dann jedoch flüssiger rüber.

Meiner Meinung nach wurde die Stimmung gut eingefangen. Ich mag es total, in eine Zeit abzutauchen, die noch nicht von der modernen Technik überschwemmt wird. Nathan Winters hat diesbezüglich recht gute Arbeit geleistet. Ich hätte mir mehr Beschreibungen gewünscht, um die Atmosphäre besser einzufangen und die Lebendigkeit nicht nur durch die Dialoge entstehen zu lassen.

Zum Glück hat er auf übermäßige Klischees verzichtet, auch wenn an der ein oder anderen Stelle ihren Platz finden. Das tat der Geschichte indes keinen Abbruch.

Überhaupt nicht gefallen hat mir der Schluss. Er lässt darauf schließen, dass es sicher einen Folgeband geben wird. Ich aber bin der Meinung, dass hier ein toller Einzelband geschaffen wurde, der kleinere Schwächen hat.

Ich empfehle das Ermittlerduo Celeste & Edward gerne weiter. Vor allem denjenigen, die nicht immer einen temporeichen Krimi benötigen, sondern sich auch einfach mal ruhig durch die Story gleiten lassen möchten.

©2017

Veröffentlicht am 28.04.2017

✎ Hannah Kent - Das Seelenhaus

Das Seelenhaus
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Mir wurde das Buch schon länger immer wieder von mehreren Seiten empfohlen. Als ich es von einer Kollegin dann in die Hand gedrückt bekam, konnte ich mich ihm nicht mehr entziehen und habe mir kurzerhand ...

Mir wurde das Buch schon länger immer wieder von mehreren Seiten empfohlen. Als ich es von einer Kollegin dann in die Hand gedrückt bekam, konnte ich mich ihm nicht mehr entziehen und habe mir kurzerhand das Hörbuch genehmigt.

Ich kam super in die Geschichte rein, denn Vera Teltz & Tobias Kluckert sind eine tolle Besetzung. Sie machen den Perspektivwechsel von Anfang an deutlich, denn ein Teil wird aus der Sicht der Agnes Magnúsdóttir erzählt, der andere aus der einer dritten Person. So wird man automatisch in das Leben der Verurteilten hineingezogen und kann sich da auch nicht rauswinden.

Sowohl die Figuren- als auch die Umgebungszeichnung sind gut gelungen. Einzig die Namen haben mich teilweise ein wenig ins Schwanken gebracht, da gerade die Geschwister sehr ähnlich klangen und ich sie lange Zeit nicht auseinanderhalten konnte, obwohl dies wichtig ist.

Die Atmosphäre ist prima eingefangen. Die Stimmung ist düster, das Umfeld wirkt grob und ungerecht. Ich fühlte mich, als wäre ich teilweise selbst (gerne) vor Ort.

Besonders gefielen mir die Zeitungsausschnitte, die aus der Zeit stammen, in der Agnes lebte. Die wurden klasse in die Erzählung eingeflochten

Das Ende hat mich ein wenig geschockt zurückgelassen, obwohl ich wusste, worauf es hinauslaufen wird.. Noch heute - einige Tage nach Beenden der Geschichte - denke ich über das Schicksal der Hingerichteten nach. Es wird mich wohl nicht mehr so schnell loslassen..

Ein Schicksal, welches mich die meiste Zeit über in seinem Bann und fasziniert hat, weswegen ich es ganz klar weiterempfehlen mag.

©2017

Veröffentlicht am 12.02.2017

✎ Bärbel Kerber - Und was jetzt?

Und was jetzt?
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Lange schlummerte dieses Buch bei mir ungelesen. Auf der einen Seite wollte ich gerne wissen, was die Autorin uns mitteilen mag, auf der anderen Seite bin ich von Sachbüchern manchmal sehr enttäuscht. ...

Lange schlummerte dieses Buch bei mir ungelesen. Auf der einen Seite wollte ich gerne wissen, was die Autorin uns mitteilen mag, auf der anderen Seite bin ich von Sachbüchern manchmal sehr enttäuscht. Nun fiel das Los aber genau darauf und ich nahm es mir vor - mit dem Hintergedanken, dass man Sachbücher ja sowieso nicht wie Romane runterliest.

Ich befinde mich seit geraumer Zeit in einer Situation, die mich fast jeden Tag nachdenken lässt..
Schon lange steht für mich fest, dass ich mal ein Kind haben mag. Früher wollte ich immer (sehr) jung Mutter werden - heute bin ich froh, dass ich all das, was ich geschafft und erlebt habe, entdecken durfte.

Nun ist die Frage nach dem Zuwachs aber sehr präsent geworden. Mein Freund und ich haben ausführlich darüber gesprochen und sind uns einig, dass wir kleine, trippelnde Füßchen um uns herum haben möchten.

Aber auch wenn die Sachlage unter uns geklärt ist, lässt sie mich doch den einen oder anderen Moment grübeln..

Wie möchte ich nach der Ankunft des Babys mein Leben weiterleben? Was werden die anderen denken - egal, für welches "Modell" ich mich entscheide? Habe ich den für mich richtigen Weg gewählt? ...? ...? ...?

Fragen über Fragen, die man auch nach dem Lesen der Lektüre nicht los wird, die aber nicht mehr so präsent sind, wenn man sich eines vor Augen hält: Es zählt, was DU möchtest - nicht, was die anderen von dir denken!

Bärbel Kerber stellt verschiedene Rollen vor, zeigt auf, für was frau sich entscheiden kann und hebt einige Aspekte ganz klar hervor. Ich glaube, ich habe noch nie in einem Buch sooo viele Stellen markiert wie in diesem, weil mir manche Aussagen einfach gefallen haben, selbst wenn sie nicht auf mich zutrafen.

Natürlich sind auch nicht so interessante Themen verarbeitet. Aber das ist mein persönliches Empfinden - vielleicht hat eine andere genau darauf gewartet.

Wer schon Bücher zu diesem Thema gelesen hat, dem wird wohl nichts Neues begegnen. Mich aber hat es in meiner Entscheidungsfindung bestärkt, auch wenn ich mich wohl erst, wenn die Situation tatsächlich eintrifft, festlegen werde. Ich weiß, dass an meinem Denken nichts falsch ist und dass ich dahinterstehen sollte - auch wenn es anderen nicht in den Kram passt.

Von mir bekommt die Lektüre eine Leseempfehlung - die vor allem an junge Leserinnen gerichtet ist, die vielleicht gerade an diesem Wendepunkt stehen oder sich schon mal damit befassen.

©2017

Veröffentlicht am 30.01.2017

✎ Nilz Bokelberg - Endlich gute Musik

Endlich gute Musik
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Ich bin wohl nicht ganz die Zielgruppe des vorliegenden Buches, obwohl ich dachte, dass es vielleicht zu den Zeitlosen gehört..

Nilz Bokelberg ist Jahrgang 76 - damit zwar nur 9 Jahre älter als ich, aber ...

Ich bin wohl nicht ganz die Zielgruppe des vorliegenden Buches, obwohl ich dachte, dass es vielleicht zu den Zeitlosen gehört..

Nilz Bokelberg ist Jahrgang 76 - damit zwar nur 9 Jahre älter als ich, aber bei der Musik macht das (scheinbar) eine Menge aus.

Einiges, was er angesprochen und vorgestellt hat, kenne auch ich. Manche habe ich sogar schon gehört. Anderes ist mir nicht wirklich ein Begriff. Aber ich bin auch nicht so weit gefächert, was das Musikhören angeht. Er, der bei VIVA gearbeitet hat, hat da schon gänzlich andere Erfahrungen und Voraussetzungen.

Trotzdem finde ich einige Aspekte ziemlich interessant. Und besonders habe ich mich auf das Ende des jeweiligen Kapitels gefreut, denn dort hinterlässt der Autor "Musik zum Text". Ich habe oft schon während des Lesens kurz in die Lieder reingehört, aber wenn man zu dieser Stelle kam, dann hatte man nochmals alles beisammen.

Leider habe ich nicht (mehr) alle vorgestellten Songs anhören können, doch die meisten findet man ganz leicht im Internet und so wird die Lektüre zu mehr, als man anfangs eventuell erwartet hat.

Aus (fast) jeder Zeile springt einem die Leidenschaft und Begeisterung vom Verfasser entgegen. Man merkt, dass er sich auskennt, dass er weiß, wovon er erzählt.

Leider vergisst er darüber hinaus manchmal, dass nicht jeder so tief in der Materie drin steckt wie er. Es werden Worte benutzt, die ein Laie nicht wissen kann. Da hätte ich mir ab und zu auch mal eine Erklärung zu gewünscht.

Alles in allem fand ich die Reise ziemlich interessant. Man muss halt immer im Hinterkopf haben, dass Herr Bokelberg seine persönliche Begleitung hier auflistet und diese nicht jedem zusagt.
Ich habe mir zumindest vorgenommen, mich durch die ein oder andere Playlist, die im Buch angeboten wird, noch (einmal) durchzuhören, denn:

"Musik bedeutet viel mehr als meine Klischees im Kopf. Musik ist die größte Freiheit von allen." (S. 12)

©2017

weitere Zitate:

"Aber war das Lied jetzt [...]? Und was war, [...]? Wie kann man [...]? Wenn mir all diese Fragen beantwortet werden, hat das Lied dann immer noch diesen Zauber?" (S. 158)

Veröffentlicht am 29.01.2017

✎ Brigitte Biermann - Engel haben keinen Hunger

Engel haben keinen Hunger
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Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll..

Schon viele Lektüren über dieses Thema begleiten meinen Leseweg. Ich habe auch schon wirklich Heftiges, Unvorstellbares, Unverständliches gelesen.
..und trotzdem ...

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll..

Schon viele Lektüren über dieses Thema begleiten meinen Leseweg. Ich habe auch schon wirklich Heftiges, Unvorstellbares, Unverständliches gelesen.
..und trotzdem trifft mich dieses Buch wie kaum ein anderes.

Gefühle jedweder Art überschlugen sich beim Lesen.
Geben wir Katrin die Schuld? Den Eltern? Den Ärzten? Den Mitschülern? Der Umwelt? ...? Hat überhaupt jemand Schuld?

"»Können wir etwas ändern? Machen wir was falsch? Sind wir schuld? Und wenn wir Schuld haben an Katrins Krankheit - worin, um Gottes willen, besteht die?«" (S. 158)

Teilweise habe ich wie in Trance gelesen. Ich wollte nicht glauben, was das Mädchen sich und auch den anderen antut. Ich wollte nicht glauben, wie hilflos die Eltern sind. Ich wollte nicht glauben, dass die Ärzte wirklich so machtlos sind.

"»[...] dabei geht es keinen Schritt vorwärts.« »Wie denn auch - sie wird entmündigt von Leuten, die selber ratlos im Trüben fischen« [...]" (S. 158)

Bis zum Schluss konnte / wollte / durfte ich nicht glauben, was der Klappentext und der Titel suggerieren. Es geht selbst bei der jungen Frau immer hin und her.

"»Ich will ja gar nicht mehr leben, es kotzt mich alles so an! Wozu bin ich denn überhaupt noch auf der Welt?«" (S. 140)

"»Das schlimmste Frühstück bisher - unglaublich viel Quark, mindestens hundert Gramm, dazu vier Löffel Marmelade - [...]«" (S. 154)

"»Yupieh! Kein Fresubin mehr, ich darf jede Mahlzeit mitessen!«" (S. 154)

Es tut mir leid, aber auch jetzt weiß ich noch immer nicht meine Gedanken ordentlich in Worte zu fassen.. Dieses Buch wird mich noch sehr lange begleiten - da glaube ich fest dran. Ich hoffe nur, dass es auch vielleicht einige da draußen erreicht (hat)..

Für mich ist es die perfekte Schullektüre. Zwar ist der Schreibstil Brigitte Biermanns hier sehr, sehr holprig, aber die Geschichte um Katrin L. dafür umso wichtiger. Ich bin tief erschüttert..

Jeder, einfach wirklich jeder sollte sich mal Gedanken machen:

"Gefühle, Ängste, Sorgen
bleiben hinter der Fassade verborgen,
der äußere Schein ist gewahrt.
Ist es die Angst,
ein Versager, ein Schwächling zu sein,
wenn man ist, wie man eben ist?
Ist das Leben etwa ein Theater,
wo jeder seine Rolle spielt - zu spielen hat,
wo das wahre Ich im Hintergrund verschwindet?
Cool sein, stark sein, nicht aus der Rolle fallen,
denn The show must go on.
Aber muss sie das wirklich?" (S. 126)

©2017

Zitate:

"»Eine Mutter muss doch ein Maß kennen und das Selbstbewusstsein ihres Kindes stärken - oder?«" (S. 18)

"»Ich war derart wütend, wenn ich sah, wie sie an ihrem Apfel rumknautschte, [...]«" (S. 18)

"»Katrin wirkt zwar stark, ist temperamentvoll und durchsetzungsfähig, aber dieses äußere Bild stimmt nicht mit dem überein, was innerlich in ihr vorgeht. Das sieht nur niemand.«" (S. 23)

"»Ihr sied immer bei mir und doch fühle ich mich oft so schrecklich allein.«" (S. 124)

"»Warum hast du das gemacht? Weißt du nicht, was du uns damit antust?«" (S. 156)

"Es ist unglaublich schwer, jemanden zu mögen, der sich selbst nicht liebt." (S. 177)

"»Und was sagt die Stimme?« »Dass ich es nicht wert bin, zu essen. Dass ich faul und hässlich bin und deshalb nicht verdiene, etwas Schönes zu tun oder zu essen. [...]«" (S. 187)

"Starrt mich doch nicht so an, dachte sie, ich bin doch auch ein Mensch, verdammt noch mal!" (S. 191)

"»Stell dir nur mal vor, Anna, in Afrika verhungern Millionen, weil sie nichts zu essen haben, und bei uns verhungern die Einwohner von drei Großstädten vor vollen Kühlschränken [...] Was ist das nur für eine teuflische Krankheit.«" (S. 196)

"Wenn du gestern schon gebangt hast,
das Heute nicht gut zu überstehen,
dann lebst du auch heute nicht mehr,
weil du schon um morgen fürchtest.

Ich hab solche Angst zu sterben.
Aber damit verhindere ich nicht
meinen Tod -
sondern behindere
mein Leben." (S. 218)