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Veröffentlicht am 07.03.2022

✎ Eva Fellner - Enja 2 Der Weg der Highlanderin

Der Weg der Highlanderin
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Was für eine rasante Geschichte! Selbst jetzt noch - einige Tage nach dem Auslesen des Werkes - bin ich fast restlos begeistert. 500 Seiten pures Lesevergnügen.

Bereits "Die Highlanderin" konnte mich ...

Was für eine rasante Geschichte! Selbst jetzt noch - einige Tage nach dem Auslesen des Werkes - bin ich fast restlos begeistert. 500 Seiten pures Lesevergnügen.

Bereits "Die Highlanderin" konnte mich mitnehmen und so war ich sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Saga.

Über die Kriegsszenen kann ich hinwegsehen. Sie sind einfach nicht mein Ding und müssten für mich nicht existieren. Da sie jedoch zur Geschichte gehören, habe ich sie ebenso verfolgt wie all die anderen Entwicklungen. Zwar weniger aufmerksam, doch zum Glück nehmen sie nicht überhand. Sie sind gut eingebettet und werden so knapp wie möglich gehalten.

So konnte ich, wie in Band 1 bereits, es jedes Mal kaum erwarten, weiter lesen zu können. Die Geschehnisse rund im die Kriegerin nahmen mich auf eine Art gefangen, wie ich es selten bei einem historischen Roman habe.

Enja ist und bleibt ein beeindruckender Charakter. Ihre Biografie ist atemberaubend. Sie ist eine Ausnahmekriegerin. Fernab jeglicher Klischees. Mit Ecken und Kanten. Interessant. Vielleicht ist sie an manchen Stellen ein bisschen zu perfekt, doch da hier kein historisch belegter Charakter bearbeitet wird, finde ich die Freiheiten, die sich Frau Fellner heraus genommen hat, vertretbar.

Doch auch die anderen Personen verblassen nicht neben ihr. Ein jeder hat (s)ein Gesicht. Das macht das Lesen sehr lebendig.

An diesem Teil der Reihe muss ich ebenso bemängeln, dass die unterschiedlichen Zeitebenen anfangs kaum voneinander zu unterscheiden sind. Es stehen zwar die Jahreszahlen am Anfang eines jeden Kapitels, doch das reicht mir persönlich nicht, da die Zeitspanne nicht so groß ist.
Genauso die Charaktere, die zu Wort kommen. Ich brauchte immer einen Augenblick, um zu begreifen, wer da gerade erzählt. Dies könnte man umgehen, indem man an den Anfang noch den Namen der Person schreibt, deren Sichtweise wir gerade kennenlernen.

Ob ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte? Tatsächlich war nach dem Zuklappen des Buchdeckels der Schluss mein größter Kritikpunkt. Wo ist der Mut, den die Autorin mit ihrer Protagonistin bereits bewiesen hat? Warum hat sie nicht das, was sie anfing, zu Ende gebracht? Meine Gefühle waren total durcheinander ... Ich bin noch immer nicht zufrieden, doch ich bin auch nicht mehr so abgeneigt, wie direkt nach Beendigung des Werkes.

Ich könnte mir die Reihe rund um Eva Fellners Heldin gut als Serie vorstellen. Dann aber bitte mit Personen, die den Beschreibungen der Autorin entsprechen - nicht, wie auf dem Cover zu sehen ist, eine 0815-Frau, die nichts mit Enja gemein hat.

"Der Weg der Highlanderin" beinhaltet ein Nachwort der Verfasserin, in dem sie sich erklärt. Ihre Freiheiten, geschichtliche Belege - es ist ein wunderbarer Mix aus allem.

Ich bin absolut begeistert und freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil! Von mir gibt es daher ganz klar wieder eine Leseempfehlung, wenn man den ersten Band bereits kennt.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 09.02.2022

✎ Katie Taylor - Komm, wir gehen raus!

Komm, wir gehen raus!
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Wir haben einen wunderschönen Garten. Mein Kind hält sich dort unheimlich gerne auf. Es macht Spaß, sie dabei zu beobachten, wie sie ihre Umgebung wahrnimmt. Wie sie einen Regenwurm entdeckt, aufgeregt ...

Wir haben einen wunderschönen Garten. Mein Kind hält sich dort unheimlich gerne auf. Es macht Spaß, sie dabei zu beobachten, wie sie ihre Umgebung wahrnimmt. Wie sie einen Regenwurm entdeckt, aufgeregt nach mir ruft, ihn behutsam in die Hand nimmt, ihn beobachtet und dann wieder frei lässt. Wie sie beim Spaziergang jedes noch so dörre, braune Blatt als "wunderschön" bezeichnet. Wie sie Stöcker sammelt, um damit was zu basteln.

Durch dieses Buch habe ich gehofft, ein paar Ideen mehr zu bekommen, die uns selbst vielleicht nicht direkt in den Sinn kommen. Außerdem wollen wir bald draußen Geburtstag feiern und ich wollte sehen, ob etwas Spannendes für die Kinder zu finden ist, was sie nicht so oft machen und keiner ewigen Vorbereitung gebraucht.

Bevor es überhaupt losgeht, gibt es zwei wichtige Hinweise:
Es wird angemerkt, dass man Blätter und Blüten am besten vom Boden aufsammelt. Und dass man Tiere beobachten, aber nicht fangen darf. (bzw. direkt wieder an Ort und Stelle freigelassen werden sollen) Außerdem sollte von einem Erwachsenen darauf geachtet werden, dass keine giftigen Sachen in den Mund genommen werden bzw. die Hände, falls etwas giftiges angefasst wurde.
Diese Hinweise werden auf entsprechenden Seiten wiederholt. Die Autorin möchte also nicht nur, dass Kinder ihre Umwelt erleben, sondern auch achtsam mit ihr umgehen.

Die Naturprojekte, die vorgestellt werden, können wir nicht alle ausprobieren. Wir haben zum Beispiel kein Gewässer, in dem das Kind forschen kann. Ansonsten kann man entweder vieles im Garten finden oder man geht in Parks, auf Wiesen, in den Wald, an den Strand.
Außerdem werden kaum Materialien von zu Hause benötigt. Manchmal wird etwas gebastelt, manchmal gemalt. Ansonsten findet man alles draußen und bedarf keiner oder wenig Vorbereitung.
Und dann gibt es noch Achtsamkeitsübungen. Bei denen wird die Natur beobachtet und / oder belauscht. So kommen die Kinder ganz bewusst zur Ruhe.

Ich hätte mir manchmal konkretere Hinweise gewünscht. Ich als Erwachsene weiß, dass man zum Beispiel Farbe benötigt, die nicht abwaschbar ist, wenn man ein Windspiel aus Stöcken basteln möchte. Ein Kind, was sich selbstständig mit der Lektüre beschäftigen möchte, vielleicht (noch) nicht.

Zudem hätte ich mir auch mal was Ausgefalleneres erhofft. Viele Projekte werden wir einmal machen und dann wahrscheinlich nie wieder - weil sie einfach ihren Zauber verloren haben. Einiges kannten wir natürlich bereits, denn Draußenkinder suchen sich ihre Beschäftigung, wenn sie einmal im Flow sind. Daher ist es meiner Meinung eher für Familien geeignet, die eigentlich nicht so viel unterwegs oder eher auf dem Spielplatz sind und mal Abwechslung suchen.
Andere Ideen hingegen werden wir weiterentwickeln. Bereits beim Lesen und Besprechen sind uns dazu 1000 weitere Möglichkeiten eingefallen.

Ich denke, das Werk ist vor allem dazu geeignet, sich Anregungen für Kindergeburtstage im Freien zu holen. Wenig Aufwand, aber viel Spaß garantiert!

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 07.02.2022

✎ Ulla Nedebock - Wie wir die Eltern werden, die wir sein wollen

Wie wir die Eltern werden, die wir sein wollen
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Seit Langem habe ich einen Erziehungsratgeber mal wieder gelesen anstatt gehört. Ich glaube, mir liegt das Hören solch einer Lektüre mehr. Beim Lesen habe ich mich öfter dabei erwischt, wie meine Gedanken ...

Seit Langem habe ich einen Erziehungsratgeber mal wieder gelesen anstatt gehört. Ich glaube, mir liegt das Hören solch einer Lektüre mehr. Beim Lesen habe ich mich öfter dabei erwischt, wie meine Gedanken auch mal abgedriftet sind, wenn es etwas langatmig wurde. Und das war leider an so manchen Stellen der Fall.

Da ich bereits einige Werke in diese Richtung kenne, war es natürlich schwer, mir persönlich noch etwas Neues zu vermitteln. Aber das war auch gar nicht mein Anspruch. Ich wollte einfach schauen, inwiefern "Wie wir die Eltern werden, die wir sein wollen" sich vielleicht von anderen Ratgebern abhebt, um im Gedächtnis zu bleiben.

Schnell war mir klar, dass es in Richtung "Das Kind in dir muss Heimat finden" von Stefanie Stahl geht. Erstmal als bei sich selbst anfangen, in sich hineinschauen und heilen.

Doch das ist nicht alles. Die Autorin beschreibt 5 Bausteine "für mehr Vertrauen und weniger Streit".

1. Hab Vertrauen in dein Kind
2. Sei da, sei zuverlässig, sei echt
3. Nimm dein Kind als einen besonderen Menschen an
4. Setze Grenzen und löse Konflikte gut
5. Bleibe flexibel und wachse mit

Damit nimmt sie Lesende an die Hand. Begleitet sie ein Stück. Gibt einige gute Ratschläge, die sich vor allem leicht umsetzen und somit hilfreich in einen Alltag mit Kindern integrieren lassen. Generell sind viele Praxisbeispiele vorhanden, sodass man sich leicht wiederfinden und einen richtigen Bezug aufbauen kann.

Ulla Nedebocks Buch ist nichts für zwischendurch. Auch ich habe mich Stück für Stück durchgearbeitet. Es hat mir viele Aha-Momente beschert und einige Augenblicke, in denen ich innehielt und intensiv nachdachte.

Für mich also durchaus ein Ratgeber, den ich weiterempfehlen würde.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.01.2022

✎ Christina Baker Kline - Der Zug der Waisen

Der Zug der Waisen
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Ich liebe solche Geschichten. Mir selbst blieb es bedauerlicherweise verwehrt, Fragen über die Vergangenheit zu stellen. Bzw. war es dann, als ich es endlich tun wollte, viel zu spät ... Ich wünschte, ...

Ich liebe solche Geschichten. Mir selbst blieb es bedauerlicherweise verwehrt, Fragen über die Vergangenheit zu stellen. Bzw. war es dann, als ich es endlich tun wollte, viel zu spät ... Ich wünschte, mehr junge Leute würden sich für bereits Geschehenes interessieren - solange die Leute, die es erzählen können, noch leben.

Christina Baker Kline hat einen angenehmen Schreibstil. Die Seiten flogen nur so dahin. Und selbst, als ich nachts einmal nicht wieder einschlafen konnte, habe ich 2 Stunden am Stück gelesen. Sowas passiert mir extrem selten.

Leider geht der historische Teil neben der Gegenwartsgeschichte ein wenig unter.

Vivian erzählt eindrucksvoll von ihrer Reise. Dass es dabei nicht immer gut geht, verrät bereits der Klappentext. Doch was sie alles erdulden muss, ist manchmal schier unfassbar. Mit jeder Seite, die ich umschlug, merkte ich auch, wie die kleine Kinderseele immer mehr zerbrach.

Die Rahmenhandlung um Molly indes hat mir nicht immer zugesagt. Sie war langweilig. Sie hätte nicht existieren müssen.

Ebenso der Schluss: Das ging mir dann doch etwas zu flott für eine 91-Jährige. (was genau, kann ich nicht sagen, da ich sonst spoilern würde)

Von mir gibt es eine eingeschränkte Leseempfehlung. Der Teil um die Waisenkinder war super interessant und in meinen Augen auch gut dargestellt. Der Part von Molly nimmt unglücklicherweise zu viel Raum ein. Das schmälerte manchmal mein Lesevergnügen. Dennoch werde ich mir die anderen Romane der Autorin anschauen.

©2021 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 28.12.2021

✎ Shilpi Somaya Gowda - Geheime Tochter

Geheime Tochter
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Ich weiß nicht, wie genau ich auf diesen Roman aufmerksam wurde. Vielleicht habe ich ihn irgendwo gesehen, vielleicht wurde er mir empfohlen. Auf alle Fälle war ich erstaunt, dass er bereits 2012 erschienen ...

Ich weiß nicht, wie genau ich auf diesen Roman aufmerksam wurde. Vielleicht habe ich ihn irgendwo gesehen, vielleicht wurde er mir empfohlen. Auf alle Fälle war ich erstaunt, dass er bereits 2012 erschienen ist und ich über diese Autorin noch nie etwas gehört habe.

Shilpi Somaya Gowdas Schreibstil ist so unfassbar angenehm, dass ich endlich mal wieder eine Lektüre in der Hand hatte, die ich ungern zur Seite legte. (und abends regelmäßig vor dem Bildschirm einschlief)

Leider dient "Geheime Tochter" lediglich der Unterhaltung. Es werden sehr viele Sachen angesprochen, die jedoch nur oberflächlich abgehandelt werden. Tiefgang sucht man hier eher vergebens - auch wenn man spürt, dass sie weiß, wovon sie schreibt.

Zwei so unterschiedliche Kulturen - Amerika & Indien - bieten eine Menge Gesprächsstoff. Zumal dann auch noch die Kluft zwischen Arm und Reich in Indien herausgearbeitet wird. Knapp 450 Seiten sind aber nicht genug, um dieses umfangreiche Thema zu bearbeiten.

Am Schluss war ich etwas vor den Kopf gestoßen. Es tat sich noch eine Wende auf, mit der ich nicht gerechnet habe. Jedoch wurde ich ebenso mit meinen Gedanken völlig allein gelassen.

Da die Schriftstellerin im Anhang explizit "Materialien für Lesekreise" zur Verfügung stellt, gehe ich davon aus, dass sie beabsichtigte, dass sich Lesende tiefergehende Gedanken zu ihrem Roman machen. Unter diesem Aspekt ist es ein wenig verständlicher, dass sie viel Spielraum für eigene Ideen gelassen hat. Wer jedoch niemanden zum Reden hat, ist allein mit seinem Wirrwarr.

Der Debütroman bekommt von mir eine eingeschränkte Leseempfehlung. Ich denke, in einem Lesekreis ist er gut aufgehoben. Wenn man ihn alleine liest, hinterlässt er in meinen Augen zu viele Fragen.

©2021 Mademoiselle Cake