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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2023

Düsterer und spannender Roman Noir

Der Tod ist ein Tänzer
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Josephine Baker hat mit ihrem Ensemble ein Engagement in Berlin. Paris liegt ihr bereits zu Füßen und nun will sie in Berlin den gleichen Erfolg feiern. Doch nicht alle teilen die Euphorie um die Tänzerin ...

Josephine Baker hat mit ihrem Ensemble ein Engagement in Berlin. Paris liegt ihr bereits zu Füßen und nun will sie in Berlin den gleichen Erfolg feiern. Doch nicht alle teilen die Euphorie um die Tänzerin und es gibt Hinweise, dass ein Anschlag auf sie verübt werden soll. Tristan Nowak soll das verhindern, doch wie, wenn man nicht weiß wann und wo die Gefahr lauert? Und wem kann er eigentlich vertrauen?

Die Atmosphäre ist düster, wie man es von einem Roman Noir erwarten kann. Nur Josephine bringt Glanz, Glitzer und Lebensfreude in die Geschichte. Sie sprüht vor Esprit und man kann sie einfach nicht nicht mögen. Da kann man auch mal vergessen, dass sie zu diesem Zeitpunkt - es beruht auf historischen Tatsachen, dass sie Anfang 1926 in Berlin aufgetreten ist - gerade einmal 19 Jahre alt und bereits zwei Mal verheiratet war. Tristan ist ein wahrer Haudrauf, wohnt in einem Bordell zur Untermiete, verdient mit illegalen Boxkämpfen sein Geld und entsprechend häufig fliegen auch die Fäuste.
Die Geschichte ist wirklich gut erzählt. Sie ist spannend und man fliegt durch die Seiten. Man kann die ganze Zeit mit rätseln wer da wie mit an der Verschwörung beteiligt ist und es hat mir wirklich viel Freude bereitet.
Aber es gibt einen Wermutstropfen: der Showdown am Schluss. Ich habe nichts gegen Blut und von mir aus kann auch aus irgendeiner Leiche das Gedärm raus hängen, aber was mich wirklich stört ist sinnlose Gewalt; in diesem Falle die seitenlange Beschreibung von Folter. Es trägt einfach überhaupt gar nichts zur Geschichte bei. Es gibt keinerlei Erkenntnisgewinn und endet dann auch noch in meinen Augen völlig inkonsequent. Das trübt den Lesespass ganz zum Schluss etwas. Glücklicherweise ist da das Buch schon fast fertig und weg legen lohnt nicht mehr.

Trotz dieses Punktes möchte ich das Buch an Roman Noir Liebhaber empfehlen. Ich werde auch den zweiten Teil lesen, weil mir Josephine einfach wahnsinnig gut gefallen hat und ich hoffe einfach auf einen oder mehrere Mordfälle mit etwas weniger überflüssigen Gewaltexzessen.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Sehr viel Cosy und genauso viel Crime

Hunter B. Holmes: Studienfach Mord
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Max Gibson bricht tot während einer seiner Vorlesungen zusammen und das Ermittlerduo Hunter und David sollen den Fall aufklären. Es ist ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen cosy vibes. Blut fließt ...

Max Gibson bricht tot während einer seiner Vorlesungen zusammen und das Ermittlerduo Hunter und David sollen den Fall aufklären. Es ist ein klassischer Whodunnit Krimi mit vielen cosy vibes. Blut fließt hier nämlich keines. Höchstens ein bisschen Kaffee aus der Kaffeemaschine. Hunter hat mich ein bisschen an Inspektor Lynley erinnert und der Gerichtsmediziner Lee rundet das british feeling mit einem schönen trockenen englischen Humor ab. Man fliegt locker durch die Seiten und es lässt sich ein klarer Faden erkennen. An einigen Stellen hätte ich mir dann aber doch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Hunter und David kennen sich gerade mal einen Tag und reden schon miteinander, als würden sie schon ewig miteinander zusammen arbeiten. Ein paar wenige Dinge erfahren wir über sie, aber ich hätte die beiden gerne deutlich mehr abseits der Ermittlungsarbeit kennengelernt. So können wir allerdings gespannt bleiben, ob und wie es mit Hunter und David vielleicht weiter geht.
Insgesamt ein kurzweiliger Krimi für einen gemütlichen Leseabend und empfehlenswert für alle, die Spaß daran haben Krimirätsel zu lösen.

Veröffentlicht am 09.02.2023

Ein packendes Drama über drei starke Frauen

Alligatoren
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Alligatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie geduldig jagen, sie beobachten ihre Beute ganz genau, lauern, warten ab und schlagen dann plötzlich zu. Ein Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Eine flinke ...

Alligatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie geduldig jagen, sie beobachten ihre Beute ganz genau, lauern, warten ab und schlagen dann plötzlich zu. Ein Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Eine flinke Beute, die auf der Hut ist, wird allerdings einem Alligator immer einen Schritt voraus sein…

South Carolina 1921. Es ist ein brütend heißer Sommer, die Baumwollernte ist größtenteils dem Baumwollkapselkäfer zum Opfer gefallen und es herrschen Hunger und Armut vor. In dieser Sitation lernen wir Getrude, Annie und Retta kennen und sie alle stehen einem Alligator gegenüber. Gertrude lebt in bitterer Armut und ist zudem noch der Gewalt ihres Mannes ausgeliefert. Während sie es zu Beginn des Buches mit einem echten Alligator zu tun hat, trifft dies bei Annie und Retta nur im übertragenen Sinne zu. Aber auch sie sehen einem Feind in die Augen. Die Sklaverei ist zwar Vergangenheit, aber Retta hat als person of color weiterhin mit Rassismus zu kämpfen, Annie ist zwar gutsituiert, aber leidet unter dem Verlust von gleich mehreren ihrer Kinder.
Doch alle drei Frauen sehen sich nicht als Beute und geben sich ihrem Schicksal geschlagen. Sie werden selbst zum Jäger und nehmen ihr Leben in die eigene Hand.

Die Geschichte wird aus Sicht der drei Frauen erzählt, wodurch wir tief in ihre Gefühlswelt und Beweggründe eintauchen. Es kommt hier wirklich viel Leid zu Tage, was mich, zusammen mit der Erzählweise, sehr bewegt hat.
Es ist ein packendes und berührendes Buch, das ich allen empfehlen möchte, die gerne über starke und besondere Frauen lesen, die ‚Vom Winde verweht‘ mochten und in das Leben in den Südstaaten der USA eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine etwas andere Gauner Gang

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Auf der Haben-Seite: ein super tolles Setting.
Schon mal was von Port Grimaud gehört? Ich zuvor jedenfalls nicht. Das ist eine Lagunenstadt an der Côte d’Azur, geplant von einem einzigen Architekten, mit ...

Auf der Haben-Seite: ein super tolles Setting.
Schon mal was von Port Grimaud gehört? Ich zuvor jedenfalls nicht. Das ist eine Lagunenstadt an der Côte d’Azur, geplant von einem einzigen Architekten, mit bunten Häusern von denen jedes seinen eigenen Bootsanlegesteg hat. Klingt toll, oder? Das Feeling kommt auf jeden Fall rüber, beim Lesen sieht man das türkisene Meer vor seinem inneren Auge glitzern und man kann das Salzwasser förmlich riechen.

Die Geschichte ist schnell zusammengefasst; Guillaume Lipaire arbeitet als Hausmeister für die reichen Hausbesitzer und kümmert sich um deren Immobilien während diese nicht vor Ort sind. Dabei hat sich ein kleiner Nebenverdienst ergeben - die vorübergehend leerstehenden Häuser vermietet Lipaire ohne Wissen der Eigentümer unter. Bis er eines Tages in einem Haus eine Leiche findet und das ganz große Geld wittert.

Die Geschichte ist solide und witzig, nur zeitweise etwas holprig und die Gauner rund um Lipaire zeichnen sich mehr durch Schusseligkeit als Cleverness aus. Der Coup an sich basiert eher auf glücklichen Zufällen als auf Können ihrerseits. Der Plot ist an manchen Stellen etwas zu konstruiert und erscheint mir getreu dem Motto „ach, das lassen wir jetzt so, mir fällt auch nichts besseres ein.“ Da hilft es auch nicht, dass die Figur des Krimibuchautors einwirft, dass die Wendung so unglaubwürdig ist, dass ihm das in seinen Krimis niemand abnehmen würde. Kann ich aber drüber hinweg sehen, da ich sonst gut unterhalten wurde.

Kommen wir zum Minuspunkt und den Grund, warum ich anfänglich mit dem Buch nicht warm geworden bin; Monsieur Lipaire selbst. Er war mir einfach unsympathisch. Ein alter weißer Mann, der andere zu seinem Vorteil ausnutzt, sich dabei für Arsène Lupin hält und mit Dilettantismus glänzt. Aber: innerhalb der Geschichte macht er einen deutlichen Wandel durch, was mir wiederum ausgesprochen gut gefallen hat. Die anderen Figuren konnte ich relativ schnell in mein Herz schließen.
Schlussendlich bleiben einige Fragen offen, sodass eine Fortsetzung zwangsläufig folgen muss.

Fazit: Solide gute Unterhaltung. Für alle Fans einer schönen Komödie. Ein halbes Sternchen möchte ich fast schon alleine nur für das Setting vergeben und dafür, dass ich Port Grimaud kennenlernen durfte.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Country Musik meets Teeniefilm (oder so ähnlich)…

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
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AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine ...

AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine bekannte Countrysängerin auf sie aufmerksam.

Erinnert dich an Coyote Ugly? Ja, mich auch. Nur halt mit Country Musik. AnnieLee bleibt leider etwas oberflächlich, sie vertraut sich niemandem an und erst ganz zum Schluss erfahren wir wovon sie wegrennt. Für mich vom Plot her einfach ein schlechter Teeniefilm.

Ich finde Dolly Parton ist eine beeindruckende Frau, weshalb ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Wer Country Fan ist, der wird hier ganz sicher auf seine Kosten kommen. Es gibt ein passendes Album von Dolly Parton (das auch Run Rose Run, wie das Buch, heißt) was ich eine wundervolle Idee und sehr clever finde. So kann man mit der Musik in die Welt von AnnieLee und Ruthanna eintauchen und bekommt zu 100% dieses Südstaaten-Country-Feeling. Das tröstet ein wenig über die eher flache Geschichte hinweg.

Eine breite Empfehlung kann ich daher nicht wirklich aussprechen. Es ist sicherlich eher ein special interest Buch, was man aber aufgrund der Co-Autorschaft von James Patterson vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte.