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Veröffentlicht am 27.04.2024

Typisch britischer Cosy Crime, tolle Atmosphäre

Der falsche Vogel
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Arthur Crockleford, seines Zeichens Antiquitätenhändler, wird in seinem Laden ermordet. Da er geahnt hat, dass es so weit kommen würde, hat er seiner Freundin Carole und deren Nichte Freya (die gleichzeitig ...

Arthur Crockleford, seines Zeichens Antiquitätenhändler, wird in seinem Laden ermordet. Da er geahnt hat, dass es so weit kommen würde, hat er seiner Freundin Carole und deren Nichte Freya (die gleichzeitig auch früher Arthurs Partnerin im Antiquitätenhandel war) einige Hinweise auf den Täter hinterlassen. Obwohl Arthur und Freya seit Jahren, aufgrund eines weitreichenden Vorfalls in Kairo, getrennte Wege gehen, beginnt sie mit Carole den Spuren zu folgen.

Das Setting ist zum Verlieben. Man fühlt sich augenblicklich in England, mit süßen Cottages und kleinen Tearooms. Der Hauptteil des Buches spielt allerdings in einem alten Herrenhaus, das natürlich vor meinem inneren Auge von jemandem wie Mr Darcy bewohnt wird, der mir jederzeit eine Tasse Tee anbieten möchte. Ganz so idyllisch ist es leider nicht, denn schließlich erwarten Freya und Carole in ebendiesem Manor House den Mörder von Arthur zu begegnen und natürlich kommt es unweigerlich zum Showdown. Carole und Freya sind sehr liebenswert. Bei den anderen Protagonisten hatte ich gemischte Gefühle und wer zu „den Guten“ gehört war auch sehr schnell klar, aber die Auflösung hat mich dann doch überrascht.

Mir hat die Atmosphäre wahnsinnig gut gefallen, allerdings hätte ich mir einen Hauch mehr Hintergrund zu verschiedenen Antiquitäten erwartet. Die Geschichte fokussiert sich letztendlich nur auf eine, eben besagten „falschen Vogel“, wodurch man das Buch zwar mit neugewonnenem Wissen zuschlägt, aber etwas beschränkter, als ich es mir erhofft habe. Aber das ist auch der einzige mini Kritikpunkt. Mir hat es sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne an Fans eines soliden britischen Krimis.

Veröffentlicht am 16.04.2024

Große Italien-Liebe zwischen zwei Buchdeckeln

Nostalgia Siciliana
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Tita reist, nachdem sie der Heimat ihres Vaters über 20 Jahre lang den Rücken gekehrt hat, nach Sizilien. Ihr Onkel ist verstorben und nun soll der Landsitz der Familie verkauft werden. Doch Tita verliebt ...

Tita reist, nachdem sie der Heimat ihres Vaters über 20 Jahre lang den Rücken gekehrt hat, nach Sizilien. Ihr Onkel ist verstorben und nun soll der Landsitz der Familie verkauft werden. Doch Tita verliebt sich neu in diesen Ort und alte Erinnerungen an ihren Vater Gianni keimen wieder auf.

Auch wenn man denken könnte hier wird Titas Geschichte erzählt, handelt es sich hier um eine Erzählung über Titas Vater Gianni. Wie er als junger Mann aus ärmlichen Verhältnissen Priester werden sollte, dann aber Sizilien verlassen und im Deutschland der 60er Jahre als Gastarbeiter sein Glück gesucht hat. Wie er dort eine Familie gegründet und ein Tiefkühlpizza Unternehmen aufgebaut und mehrere Restaurants geführt hat.
Das alles wird auf eine extrem liebevolle und träumerische Art erzählt. Bei der Beschreibung Siziliens und der Lebensart dort kommt man nicht umhin sich die Frage zu stellen, warum Gianni und später auch Tita sich von diesem (scheinbaren) Sehnsuchtsort abgewendet haben. Doch Stück für Stück werden Licht und Schatten des Lebens auf Insel so zärtlich aufgedröselt, dass man Entscheidungen und Gedanken der Protagonisten nachfühlen kann. Man leidet und man träumt mit ihnen während man die salzige Brise des Meeres und den Duft der Orangenblüten in der Nase hat.

Das Buch lebt von der Atmosphäre und den, manchmal auch etwas übers Ziel hinausschießenden und abschweifenden, Details. Wer sich also gerne in die Welt Siziliens und die der 60er Jahre entführen lassen möchte, der ist hier genau richtig.
Und dreimal dürft ihr raten, wer sich, kaum das Buch beendet, eine Bougainvillea für das Sizilien-Feeling at home gekauft hat…

Veröffentlicht am 25.03.2024

Toller feministischer Roman

Endling
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Zoe, promovierte Biologin, muss über die Sommerferien, als ihre Mutter in den Alkoholentzug geht, auf ihre Teenie-Schwester Hanna und ihre phobische Tante Auguste aufpassen. Auguste traut sich aus Angst ...

Zoe, promovierte Biologin, muss über die Sommerferien, als ihre Mutter in den Alkoholentzug geht, auf ihre Teenie-Schwester Hanna und ihre phobische Tante Auguste aufpassen. Auguste traut sich aus Angst vor Infektionen seit Jahren nicht mehr aus dem Haus und Hanna scheint suchttechnisch ihrer Mutter nachzueifern. Nun begibt sich Zoe mit diesen beiden auf einen Roadtrip um Augustes alte Freundin Sophie aufzuspüren, die plötzlich spurlos verschwunden ist.

In diesem Buch werden eine Fülle von Problemen thematisiert. Wenn man es zusammenfassen wollte, kann man es vielleicht am ehesten als einen feministischen Roadtrip in einer dystopischen Welt mit Science Fiction Anteilen beschreiben. Es ist das Jahr 2041, die Klimakatastrophe hat zu horrenden Lebensmittelkosten geführt, Frauen wurden von der extremen rechten Regierung in ihren Rechten beschnitten, das Artensterben hat zur Auslöschung vieler Tiere und Pflanzen geführt und eine Pandemie folgt auf die nächste. Es ist kein Wohlfühlbuch, aber trotzdem reißt es einen nicht vollends runter. Es gibt immer einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont, seien es die Lösungen, die die Menschheit als Antwort auf den Klimawandel gefunden haben oder der Zusammenhalt zwischen den Frauen.

Für mich ist es allen voran ein feministisches Buch. Die Welt, in die die drei auf der Suche nach Sophie eintauchen, scheint eine Lösung für die aktuellen Probleme zu bieten: eine reine Frauen-geführte Gesellschaft.
Die Idee ist super. Was mich allerdings etwas gestört hat, ist der Sci-Fi Anteil an dieser Geschichte. Es werden Umweltphänomene beschrieben, die mich an Schätzings Der Schwarm erinnert haben. Nur dass mich die Erklärung dieser hier nicht überzeugt hat. Das lag vielleicht auch daran, dass ich eine andere Auflösung erwartet habe und nicht alles zufriedenstellend aufgeklärt wird (zumindest für mich).

Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch mit einer wichtigen Botschaft, weshalb es von mir auch eine Leseempfehlung für Freunde feministischer Literatur gibt.

PS. Namensgebender Endling ist übrigens die Weinbergschnecke HP 14, die letzte ihrer Art. Seit dem sehe ich Schnecken auf jeden Fall mit anderen Augen und jetzt ratet mal, wer sich seit der Lektüre mit der Haltung von Weinbergschnecken beschäftigt…

Veröffentlicht am 25.03.2024

Wenn Frauen zusammenhalten…

Der Pakt der Frauen
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1976: Katharina ist Historikerin an der Universität Wien und schreibt an ihrer Habilitation. Nicht nur die männlichen Kollegen, Post Docs und Professoren, auch die Studenten halten nicht viel von einer ...

1976: Katharina ist Historikerin an der Universität Wien und schreibt an ihrer Habilitation. Nicht nur die männlichen Kollegen, Post Docs und Professoren, auch die Studenten halten nicht viel von einer Frau auf ihrem Posten. Als sie in ihrem Kurs, aus der Not heraus geboren, historische Rezeptbücher als Thema behandelt, ahnt sie nicht, dass ausgerechnet eines dieser Bücher sie direkt in die Vergangenheit ihrer Mutter katapultiert.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Katharina (70er Jahre) und ihrer Mutter Jule (40er Jahre), sodass sich langsam aber sicher die Erzählfäden zu einem Gesamtbild schließen. Interessant ist, dass die Autorin im Nachwort berichtet, dass diese Geschichte mehr oder weniger die ihrer eigenen Familie ist. Dabei ist vor allem erschreckend, dass sich die Missgunst gegenüber einer Frau im Universitätsbetrieb bis in die Gegenwart zieht und man die Geschichte gar nicht in den 70ern hätte ansiedeln müssen, da die Autorin diesen Teil der Erzählung ihren eigenen Erfahrungen angelehnt hat (was ich mir leider tatsächlich sehr gut vorstellen kann, auch wenn ich persönlich glücklicherweise diese Erfahrung nicht machen musste).

Der titelgebende Pakt der Frauen findet sich in beiden Teilen der Geschichte wieder. Die Idee der „Verschwesterung“ hat mir sehr gut gefallen, weil ich mich bei historischen Romanen schon häufiger gefragt habe, warum die weiblichen Figuren nicht auf die Idee kommen, sich an andere Frauen zu halten, wenn die Männer ihnen Unterstützung und Hilfe verweigern. Meine Erklärung bis jetzt: die Realität hat gezeigt, dass die Frauen, auch gemeinsam, nichts ausrichten konnten. Deshalb finde ich es toll, dass genau dieser Aspekt hier in den Mittelpunkt gerückt wird. Wie anders würde die Welt vielleicht aussehen, wenn mehr Frauen paktierten? Ein Punkt, der zum Nachdenken anregt und auch heute noch brandaktuell ist. Auf jeden Fall lesen!

Veröffentlicht am 18.03.2024

Zurück in Bökersbrück

Grausames Garn
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Ein von Edda designtes Cape wird quasi über Nacht zum Verkaufsschlager. Besonders kuschelig wird es, wenn man Wolle der Skuddenschafe zum Häkeln hernimmt. Passenderweise hat die regionale Firma Seemannsgarn ...

Ein von Edda designtes Cape wird quasi über Nacht zum Verkaufsschlager. Besonders kuschelig wird es, wenn man Wolle der Skuddenschafe zum Häkeln hernimmt. Passenderweise hat die regionale Firma Seemannsgarn eine große Skuddenherde und stellt genau diese Wolle her. Eigentlich doch eine klassische Win-Win-Situation… wäre da nur nicht der Umstand, dass es auf dem Firmengelände zu einem tödlichen Unfall kommt.

Wir haben es hier mit dem zweiten Teil der Häkelclub-Krimis zu tun. Henri ist endgültig im „Nähschiff & Nadelflotte“ angekommen und der Handarbeitszirkel erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Ach, was wäre es schön, wenn es so einen Häkel- oder Stricktreff auch bei mir in der Nähe auch geben würde! Die Atmosphäre ist so heimelig, der Likör fließt in Strömen und die Granny Squares leuchten in allen möglichen Farben. Da bekommt man glatt Lust auch mal wieder etwas anzunadeln. Wenn du bei Granny Squares und Annadeln ausgestiegen bist, dann ist dieses Buch vielleicht nicht das Richtige für dich. Wenn dir Lauflänge, Mohair und halbe Stäbchen aber etwas sagen, dann bist du in Bökersbrück und bei Henri genau richtig.

Wie im ersten Teil steht auch hier der Krimianteil etwas hinten an, während der Häkelclub, seine Mitglieder und die Handarbeiten an sich die Hauptrolle spielen. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich empfehle das Buch gerne weiter. Wer „Mörderische Masche“ oder auch „Maschenmord“ mochte, der wird hier auch seine Freude haben.