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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2022

Düster, mystisch, spannend – atmosphärisch dichter Thriller mit spannenden Charakteren

Die Stille des Todes
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Inspector Ayala, genannt Kraken, liegt im Koma und erzählt die vergangenen Ereignisse. Ein grausamer Doppelmord schreckt die Polizei auf, denn dieser setzt eine 20 Jahre alte Mordserie vor. Der Täter von ...

Inspector Ayala, genannt Kraken, liegt im Koma und erzählt die vergangenen Ereignisse. Ein grausamer Doppelmord schreckt die Polizei auf, denn dieser setzt eine 20 Jahre alte Mordserie vor. Der Täter von damals wurde verhaftet – von seinem Zwillingsbruder. Doch der Täter sitzt immer noch im Gefängnis, doch seine Entlassung steht bald bevor. und schon bald zeigt sich, dass die Mordserie noch lange nicht zu Ende ist. Hat man damals etwa den falschen Mann verurteilt?
Eva Garcia Saenz ist ein spannender Thriller gelungen. Eine interessante Vorgeschichte der Morde wird Stück für Stück enthüllt, Inspector Ayala und sein Team werden immer persönlicher in die Morde hineingezogen und alles endet mit einer überraschenden und überzeugenden Auflösung.
Neben der spannenden Handlung überzeugt der Thriller vor allem durch seine bis in die Nebencharaktere gut dargestellten Charaktere und durch die Einbindung des Baskenlandes, seine Natur, seine Dörfer und seine zuweilen mystischen Traditionen, die der Handlung noch eine gute zusätzliche unheimliche Note verleihen.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Die beklemmende Familiengeschichte dreier Brüder, die in ihre Vergangenheit zurückkehren

Die Überlebenden
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„Was sich hier auf der Steintreppe abspielt, das Weinen der drei Brüder, die geschwollenen Gesichter und all das Blut, ist nur der letzte Ring auf dem Wasser, der äußerste, der am weitesten vom Einschlagspunkt ...

„Was sich hier auf der Steintreppe abspielt, das Weinen der drei Brüder, die geschwollenen Gesichter und all das Blut, ist nur der letzte Ring auf dem Wasser, der äußerste, der am weitesten vom Einschlagspunkt entfernt ist.“ (Zitat S. 13)
Alex Schulmann erzählt ausgehend von diesem Endpunkt, die Kindheitsgeschichte der drei Brüder Nils, Benjamin und Pierre. Er beschreibt einzelne Episoden und Entwicklungen der Familie in chronologischer Abfolge. Abwechselnd dazu beschreibt er rückwärts diesen letzten Tag, dessen Ende man im ersten Kapitel erlebt. Wie Ringe im Wasser breiten sich die Ereignisse aus und ziehen sich umgekehrt zusammen, so dass ein immer dichteres Bild der Brüder und ihrer Eltern ergibt, wenn sich die Ringe durchdringen.
Neben dieser ungewöhnlichen Erzähltechnik entwickelt Schulmann ein Stimmungsbild der Familie, das beim Leser eine immer größer werdende Beklemmung erzeugt. Das Leben der Familie ist geprägt von Stimmungsschwankungen, Zuneigung, unterdrückten Gefühlen und Aggressivität, die aus einer großen Hilflosigkeit und Unfähigkeit, miteinander zu reden resultiert. Und dann gibt es noch den anfangs zitierten Einschlagpunkt …
Die wunderschöne, minimalistische Aufmachung der Hardcoverausgabe, die anspruchsvolle und emotionale Geschichte, die einen zum Nachdenken, zum Grübeln und Mitleiden anregt und die schönen malerischen Naturbilder machen das Buch zu einem unbedingten Leseerlebnis. Wie grandios der Autor diese komplexe Erzählweise umgesetzt hat, kann man auch erkennen, wenn man nachher das Buch auch mal von hinten nach vorne liest.

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Veröffentlicht am 08.11.2021

Eine der besten Krimireihen – grüezi

Frau Morgenstern und die Verschwörung
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Schweizer Humor in einem sprachlich genialen Krimi

Zum mittlerweile dritten Mal ermitteln die pensionierte Grundschullehrerin Violetta Morgenstern und der Ex-Söldner Miguel Schlunegger im Auftrag des ...

Schweizer Humor in einem sprachlich genialen Krimi

Zum mittlerweile dritten Mal ermitteln die pensionierte Grundschullehrerin Violetta Morgenstern und der Ex-Söldner Miguel Schlunegger im Auftrag des Schweizer Tell-Ministeriums. Eigentlich haben sie den Auftrag, einen vatikanischen Kardinal, der in einem Schweizer Kloster weilt, diskret zu eliminieren, doch ein Attentäter kommt ihnen zuvor. Auf der Suche nach dem Täter kommen sie einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur.

Marcel Huwylers dritter Kriminalroman um Violetta Morgenstern schafft es problemlos das hohe Niveau der ersten beiden Bände zu halten oder sogar noch zu übertreffen. Zum einen bietet das Geheimnis des ermordeten vatikanischen Priesters eine skurrile und spannende Handlung, zum anderen gelingt es, die bekannten Charaktere (auch die Nebenfiguren) in ihrem Zusammenspiel immer wieder witzig, emotional und voller Liebe zum Detail zu charakterisieren, alte Entwicklungen auszubauen und neue familiäre Neuigkeiten einzufügen. Gerade Miguel Schlunegger muss einige Neuigkeiten verkraften.

Immer wieder überraschend ist die sprachliche Gestaltung. Skurriler Witz ohne billigen Klamauk, poetische Formulierungen, ungewöhnliche Beschreibungen (nebst Schweizer Vokabular: Das Kebab-Hüsli) bieten dem Leser die Möglichkeit, sowohl mit den Protagonisten mitzufiebern und mitzuleiden als auch immer wieder zu schmunzeln. Man darf sich auf den vierten Band freuen.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Fantasy trifft Agatha Christie - faszinierende Unterhaltung

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Stuart Turton hat mit seinem ersten Roman "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" einen Roman geschrieben, der gut unterhält, aber den Leser auch fordert.

Diese Rezension bespricht das bei Audiobuch erschienene ...

Stuart Turton hat mit seinem ersten Roman "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" einen Roman geschrieben, der gut unterhält, aber den Leser auch fordert.

Diese Rezension bespricht das bei Audiobuch erschienene Hörbuch, das von Frank Stieren gelesen wird. Und um es kurz zu machen: Frank Stieren macht einen sehr guten Job. Es macht Spaß, ihm zuzuhören, und er schafft es, den vielen und vielschichtigen Charakteren des Buches und ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Worum geht es in dem Roman? Vordergründig ist es ein klassisch, englischer Whodunit-Krimi. Das Krimi-Personal scheint ganz aus einem Krimi von Agatha Christie zu stammen. Auf dem verfallenen Familiensitz der Familie Hardcastle wird ein Maskenball stattfinden, an dessen Ende die Tochter Evelyn Hardcastle sterben wird. Aiden Bishop soll diesen Mord aufklären.

Doch hier hat Stuart Turton einen Plot entwickelt, den ich in dieser Form noch nie gelesen haben. Denn Aiden Bishop ist auf dem Landsitz Blackheath in einer Zeitschleife gefangen. Er wacht im Körper einer der Gäste auf und muss erfahren, dass er dieser Zeitschleife nur entkommen kann, wenn er bis zu Abend, den Mord, der noch passieren wird, aufklärt. Doch dazu hat er nicht nur den einen Tag Zeit, sondern er darf den Tag achtmal in acht verschiedenen Wirten durchleben.

Was folgt, ist ein von Stuart Turton grandios inzeniertes Verwirrspiel, denn Aiden Bishop muss ständig zwischen den Wirten hin- und herspringen und vor allem muss er mit den Charakteren seiner Wirte kämpfen, während er versucht, den Mord aufzuklären.

ich selbst habe großen Respekt vor Stuart Turton, denn er schafft es, in diesem sehr komplexen Plot, die Übersicht zu behalten und die Spannung, bis zum Schluss aufrechtzuhalten. Immer wieder werden neue Details des Mordes gebracht, neue Fragen tauchen auf und am Ende rutscht nach und nach jedes Puzzleteil an seinen Platz.

Noch spannender als die Frage nach dem Mörder ist dann die Frage, warum Aiden Bishop diese Zeitschleife durchleiden muss, und auch hier liefert Stuart Turton eine überrachende Erklärung, die der ganzen Handlung einen fast philosophischen Touch gibt.

Das Hörbuch hat mir sehr großen Spass gemacht, allerdings ist das Werk nichts, was man nebenher hören oder lesen kann. Ich habe immer wieder mal zurückhören müssen, um mich zu vergewissern, ob ich ein Detail noch richtig in Erinnerung habe (Hier ist vielleicht das Buch besser geeignet) . Aber dann zu erkennen, wie sich die Details plötzlich erklären ließen, war ein großer Spass für mich. Am Ende musste ich unbedingt weiter hören, fand es dann aber sehr schade, als das Hörbuch zu Ende war.

Ein großer Pluspunkt ist auch Stuart Turtons Sprache, die zum Beispiel Aiden Bishops Kampf in den fremden Körpern sehr gut und bildhaft beschreibt.

Von mir gibt es eine klare Hör- bzw. Leseempfehlung. Man muss aber wissen, worauf man sich bei diesem Werk einläßt.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Mörderjagd in Berlin - wenn die Vergangenheit einen nicht loslässt

Schlüssel 17 (Tom-Babylon-Serie 1)
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In der Kuppel des Berliner Doms hängt die Leiche der prominenten Dompfarrerin Dr. Brigitte Reiss. Um ihren Hals hängt ein Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingraviert ist, Tom Babylon vom LKA will diesen ...

In der Kuppel des Berliner Doms hängt die Leiche der prominenten Dompfarrerin Dr. Brigitte Reiss. Um ihren Hals hängt ein Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingraviert ist, Tom Babylon vom LKA will diesen Fall unbedingt haben, denn vor 19 Jahren verschwand seine kleine Schwester Viola spurlos. Bei sich hatte sie eine Schlüssel, in dem die Zahl 17 eingraviert war. Bei der Suche nach dem Mörder von Brigitte Reiss steht gezwungenermaßen die Psychologin Sita Johanns an seiner Seite - und auch seine Schwester Viola.

Marc Raabe schlägt in seinem ersten Band um das Ermittlerpaar Babylon/Johanns ein schnelles Tempo an. Die Jagd nach dem Mörder und die Hintergründe dauern gerade mal sechs Tage. Dass bei einem Thriller, der in Berlin spielt, dabei die DDR-Vergangenheit eine wichtige Rolle spielt, mag vielleich den einen oder anderen verärgern, doch Marc Raabe macht nicht den Fehler, dieses Thema in den Vordergrund zu stellen. Im Gegenteil liefert ihm dieser Hintergrund viele Möglichkeiten, um die Charaktere toll zu entwickeln, und nicht nur die Hauptprotagonisten. Allen voran Tom Babylon, dessen Vorgeschichte in Rückblenden erzählt wird. Denn in Rückblenden wird erzählt, wie Violas Verschwinden mit dem Mord an Brigitte Riss zusammenhängt. So entsteht ein grandioses Geflecht an Zusammenhängen, die Marc Raabe nach und nach entwirrt. Dagengen bleibt Sita Johanns (und ihre Vorgeschichte) im ersten Band noch eher im Hintergrund.(Dies holt Marc Raabe dann im zweiten Band nach) Blass bleibt ihre Figur aber dennoch nicht. Zum einen schafft sie es immer wieder Tom und seinen von der Hoffnung, Viola zu finden, getriebenen Alleingängen Paroli zu bieten, zum anderen darf sie in einer anderen Richtung ermitteln. Diese Spur führt sie direkt zu einer Insassin einer psychatrischen Anstalt. Aber auch die anderen Ermittler, allen voran Toms Vorgesetzter Jo Morten und sein Vater Heribert, fügen sich in dieses Beziehungs- und Ermittlungsgeflecht sehr gut ein.

Auch die Schauplätze, an denen Marc Raabe seine Figuren führt, sind exzellent gewählt, so dass man zuweilen glaubt, eine Führung durch Berlin zu erleben. Besonders wichtig sind dabei natürlich der Berliner Dom und die gruseligen Beelitzer Heilanstalten.

Rundum ein gelungener Thriller, der Lust macht auf die nächsten Bände. Denn am Ende werden nicht alle losen Fäden aufgelöst (was verärgern mag), aber genau darin besteht dann die Vorfreude. Positiv auch, dass Marc Raabe die in einem Thriller nötigen brutalen Szenen nicht unnötig lang und detailliert beschreibt, sondern eher nüchtern. Der Thrill setzt dann beim Leser im Kopf ein.

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