Platzhalter für Profilbild

Julia_Matos

Lesejury Star
offline

Julia_Matos ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Julia_Matos über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2019

Langatmiger Trilogie-Auftakt mit blasser Charakterzeichnung bei überzeugender historischer Recherche

Jahre aus Seide
0

Beeindruckend ist das Nachwort, in dem die Autorin Ulrike Renk darlegt, wie sie dazu kam, diese autobiografisch geprägte Trilogie zu schreiben und in welchem erstaunlichem Umfang ihre Romane tatsächlich ...

Beeindruckend ist das Nachwort, in dem die Autorin Ulrike Renk darlegt, wie sie dazu kam, diese autobiografisch geprägte Trilogie zu schreiben und in welchem erstaunlichem Umfang ihre Romane tatsächlich die Wirklichkeit abbilden.
Ich habe in den letzten Jahren viel Belletristik zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert gelesen und schätze es sehr, wie diese meinen Horizont erweitert, zum Nachdenken anregt und starke Gefühle bei mir auslöst. In diesem Fall ist dies zu meinem Bedauern nicht gelungen. Der Auftakt zur Trilogie spielt von 1926 bis 1938.
Mein Wissensschatz wurde ein kleines bisschen erweitert, indem jüdische Traditionen (z. B. Chanukka) ausführlich dargestellt werden. Die damalige Lebensart, insbesondere im gehobenen Bürgertum, und stärker werdende Ressentiments und Schlimmeres gegen Juden sind mir bereits bekannt.
Entgegen den Erwartungen wollte mir das Mitfiebern partout nicht gelingen. In den ersten 40 % des Buches geht Hauptdarstellerin Ruth noch nicht zur Schule. Ihre frühreife Art und die ganze Familie kommen dermaßen perfekt rüber, dass mir das einfach zu viel Zuckerguss war. Die Familie ist finanziell gut situiert. Langatmig wird dargestellt, wie liebevoll sie miteinander umgehen, wie beliebt sie bei ihren Hausangestellten und Nachbarn sind, wie ein neues Haus eingerichtet wird, wie und mit wem die Kinder spielen, welche üppigen Mahlzeiten zubereitet werden und womit man sich beschenkt. Das ist in der Sache gelungen, wirkt gut recherchiert, lässt auch frühzeitig den roten Faden erkennen, wenn es beispielsweise um erste Berührungspunkte zur Bearbeitung von Stoffen geht. Aber die Darstellungen sind schlichtweg so detailverliebt, dass es langweilt.
Geradezu willkommen waren „Ausbrüche“ aus dieser heilen Welt durch Uneinigkeiten mit Schwiegermutti und Vermutungen zu befremdlichen sexuellen Neigungen des Nachbarn. Ansonsten blieben die Figuren für mich merkwürdig konturlos, an tiefergehende Gedanken, innere Kämpfe, etc. kann ich mich nicht erinnern. Da es mich nicht gepackt hat, baute sich auch keine Spannung auf, zumal der Ausgang all dessen bekannt ist.
Dankbar war ich, wenn beiläufig das Erstarken der „Braunen“ an der Kaffeetafel und Auswanderungsgedanken thematisiert wurden. Das Aufgreifen sozialer/gesellschaftlicher Missstände blieb aber tatsächlich zu oberflächlich für meinen Geschmack.
Etwa ab der Hälfte war ich so ermüdet, dass ich begann querzulesen. Es ist deutlich geworden, dass Ulrike Renk mit ihrem Erzählstil den krassen Kontrast darstellen möchte, wie sehr die ungerechtfertigten Eingriffe der Nazis diese reale Familie und letztendlich die ganze Gesellschaft schädigte. Komprimierte Beschreibungen von wiederkehrenden Alltagsereignissen und Luxusproblemen und dafür mehr tiefgründige Gefühlswelten hätten mehr meinem Geschmack entsprochen, sodass ich die Trilogie nicht weiterverfolge.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ausschweifend, kitschig und mit flachen Figuren, immerhin vor stimmiger Kulisse

Die Kathedrale des Lichts
0

Was mir besonders gefallen hat:
Insbesondere der Rahmen, der dem Buch gegeben wurde:
Es verfügt über ein Personenverzeichnis, bei dem zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden wird. In ...

Was mir besonders gefallen hat:
Insbesondere der Rahmen, der dem Buch gegeben wurde:
Es verfügt über ein Personenverzeichnis, bei dem zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden wird. In einem Nachwort macht der Autor transparent, inwieweit er sich Freiheit für Ausschmückungen genommen hat.
Toll ist auch die Zeittafel rund um den Magdeburger Dom und mit diesem zusammenhängende historische Ereignisse. Zusätzlich trägt ein detailliertes Glossar, in dem altertümliche Begrifflichkeiten erläutert werden, dankenswerterweise dazu bei, den Wissensschatz ein bisschen zu erweitern.
Es ist spürbar, dass Ruben Laurin Ortskenntnis besitzt und etwas Persönliches mit dem Magdeburger Dom, der Stadt und dem Umland verbindet.
Der Dombau wird stimmig und nicht überfrachtend in sehr vielen Szenen berücksichtigt, zeugt von guter Recherche zu Geschichtlichem und damaligen Handwerkstechniken, gewährt Impressionen zum Leben der am Bau Beteiligten.
Es gibt kurze Exkurse in die Römerzeit Ende des 3. Jahrhunderts, die ich als informativ und emotional intensiv empfand und die dem Werk mehr Tiefe verleihen.
Der Epilog greift den weiteren Werdegang der wichtigsten Figuren und des Doms auf, ein schöner Abschluss.
Es sind tiefsinnige Passagen enthalten, in denen die Begabung des Autors in Sachen roter Faden und Bildgewalt aufblitzt, z. B. auf Seite 114 bis 116.

Womit ich dazu komme, was mir nicht gefallen hat:
Die Sprache und der Schwerpunkt der Handlung, eine schöne junge Frau zwischen drei gänzlich unterschiedlichen Männern, erreichen über weite Strecken leider nur Groschenroman-Niveau.
Es gibt viele ausschweifende Beschreibungen.
Die Auflösung der Rätsel gestaltet sich ziemlich vorhersehbar.
Das Buch ist gespickt von Sentimentalitäten und überzogenen, ins Lächerliche abgleitenden Vergleichen. Beispiel: Den tanzenden Körpern folgen auf Seite 125 und 126 zahlreiche noch schlimmer geartete Metaphern, die weder atmosphärisch sind noch etwas zur Handlung beitragen.
In der Figurenzeichnung dominiert ein Schwarz-Weiß-Schema. Zwar unterhaltsam, aber wenig authentisch. Die Meinung bildet man sich auf den ersten Seiten, leider ohne nennenswerte Überraschungen im weiteren Verlauf. Bei Hauptfigur Moritz wird ständig auf die Tränendrüse gedrückt. Helena wirkt zu Beginn noch intelligent und stark, wie sie sich entwickelt, führt zu so manchem genervten Augenverdrehen. Die Figuren bleiben entweder so langweilig oder so eindimensional, dass sie mich nicht mitreißen konnten und mich ihr Schicksal nicht interessiert. Ausnahmen bilden natürlich wirkende Nebenfiguren, z. B. Schmied Benno und seine Frau Monica.

Die eigentliche Handlung ist gar nicht mal so schlecht, doch ich musste oft entnervt abbrechen. Dabei lese ich durchaus auch Liebesgeschichten und kann Gefühlsbekundungen sonst viel abgewinnen. Hier beneide ich die Leser, die sich hineinfühlen und mitfiebern konnten. Aufgrund des Schreibstils bleiben Zweifel, wie ernst man die Einblicke in die damalige Lebenswirklichkeit - eigentlich Hauptantrieb für mich, historische Romane zu lesen - nehmen kann. Schade, denn die Grundidee gefiel mir, und gefühlt schöpft der Autor sein Potenzial einfach nicht aus, zugunsten des Versuchs, mit leichter Kost eine neue Zielgruppe zu erschließen, zu der ich - als Fan anspruchsvoller historischer Romane (z. B. von Ken Follett) - offensichtlich nicht gehöre.

Veröffentlicht am 23.01.2018

Inhaltsarm und unglaubwürdig

Lügenkind
0

Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Vergangenheitsbewältigung als altbewährte Grundhandlung. Klassische Action und Schilderungen von Gewalt sind zwar nichts für ...

Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Vergangenheitsbewältigung als altbewährte Grundhandlung. Klassische Action und Schilderungen von Gewalt sind zwar nichts für zarte Gemüter, nehmen für dieses Genre aber vergleichsweise wenig Raum ein, die Dramen spielen sich viel unterschwellig und im Kopf ab.
Die Atmosphäre ist düster und gruselig, wobei man aus der Location noch mehr hätte herausholen können. Mit der Hauptfigur bin ich leider nicht warm geworden. Sie wird als beruflich erfolgreich skizziert, stellt sich während der Geschichte aber als physisches und psychisches Wrack heraus. Man fragt sich, warum sie sich die Vergangenheitsbewältigung, die sie in der Gegenwart so sehr quält und sogar in Lebensgefahr bringt, überhaupt aufbürdet. Noch unglaubwürdiger gerät die Liebesgeschichte. Charmanter und gutaussehender Traummann investiert aus unerfindlichem Grund haufenweise Zeit, Geld, Nerven und Herz a la „Ich kenne dich kaum, aber renoviere dir das Haus, kaufe für dich ein, verwöhne dich, vertraue dir, halte stets zu dir, tröste dich mit Sex …“.
Zudem habe ich mich an Ausdrücken gestört, die ich bereits aus vorangegangen Romanen kannte. Dabei bleibt auch Kitsch nicht aus. Beispiele: Zorn/Wut, der die Adern flutet. Herz, das gegen die Rippen hämmert. Auffallend oft wird geseufzt, schwer geatmet, nach Luft geschnappt und die Ohnmacht verloren. Dies wirkt auf Dauer lächerlich und lässt die Figuren austauschbar werden. Belangloses wird ausführlich beschrieben.
Die Handlung baut auf Zufällen, fragwürdigen Eingebungen und mysteriösen Erscheinungen auf. Ich bin kein Fan dieser paranormalen Aktivitäten geworden. Die Auflösung war für mich angesichts der wenigen Figuren keine Überraschung. Motive und Gefühlswelt des Täters wirken konstruiert.
Die Titelgebung für den Roman erschließt sich mir nicht.
In „Im kalten Nebel“ wird eine sehr ähnliche Story sehr komplex, authentisch, atmosphärisch und mit wertvollen Botschaften wiedergegeben.
Ich habe diesen Roman als Teil von „So finster dein Herz: Thriller-Sammelband“ gelesen. Nach vier Romanen werde ich wahrscheinlich keinen weiteren Roman der Autorin mehr lesen, da ich Komplexität und Tiefgang vermisse und inhaltlich und sprachlich zu viel nach Schema F abläuft.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Jugendroman mit schönen Botschaften, leider vorhersehbar, langatmig und naiv

Raukland Trilogie
0

Meine Neugierde auf den Abschnitt „Outtakes“, der im Übrigen toll ist und Schule machen sollte, die vielen positiven Rezensionen und der günstige Preis waren Kaufargumente für mich.
Es handelt sich um ...

Meine Neugierde auf den Abschnitt „Outtakes“, der im Übrigen toll ist und Schule machen sollte, die vielen positiven Rezensionen und der günstige Preis waren Kaufargumente für mich.
Es handelt sich um einen dieser Romane, die ich mögen möchte, es aber nicht kann.

Leider ist es mir bis zum Ende nicht gelungen, mit den Figuren warm zu werden oder gar emotionale Nähe aufzubauen.
Früh ist klar, welche Persönlichkeitsentwicklung der Hauptfigur, dem 17-jährigen Königssohn Ronan, der mutig und begnadet im Schwertkampf ist, dem aber Zuneigung und Freundschaft weitestgehend unbekannt sind, vorherbestimmt ist. Mitgefühl zu Beginn der Geschichte hat für mich nicht die nötige Basis bereitet, um in ihm eine Sympathiefigur zu sehen. Ich hätte mir gewünscht, dass seine sich verändernden Motivationen für sein Handeln stärker herausgestellt worden wären.
Dann ist da der 16-jährige Liam, der intelligent und gebildet ist, aber teils derart verschüchtert auftritt, dass ich es kaum ernst nehmen konnte.
Diverse Bauern als Nebenfiguren bedienen Stereotype.
Es gibt eine seichte Liebesgeschichte (Teenies necken sich, geben sich gleichgültig, …), die ich so oder ähnlich schon oft gelesen habe.

Ronan wird vom König der Insel Lannoch mit verschiedenen Missionen beauftragt. Ich überlegte zwischendrin, wie diese wohl zu lösen seien. Und so kam es letztendlich auch. Die Handlung ist insgesamt sehr unspektakulär. Action und Dramatik treten selten und dann nur für ein paar Zeilen auf. Es gab für mich kaum Überraschungsmomente. Die Auflösung der Rätsel ist schlichtweg zu simpel geraten, um Begeisterung zu entfachen.

Viel Text entfällt auf Beschreibungen der Insellandschaft und der Wetterlage, Schwertkampfunterricht und Spielereien mit den Dorfkindern. Manchmal tragen solche für die Handlung nebensächlichen Details dazu bei, die Stimmung besser wahrzunehmen und sich in die Story hineinfallen zu lassen. Anscheinend ist dies vielen Lesern gelungen, ich habe mich leider nicht gefesselt gefühlt.

Positiv bleibt zu vermelden, dass a) auf einen schlimmen Cliffhanger verzichtet wird und b) positive Werte vermittelt werden – diese bilden einen roten Faden durch die Geschichte. Neben Taten, die positive Botschaften aussenden, werden auch zahlreiche Dialoge zwischen Ronan und Liam wiedergegeben, bei denen es um Mut, Solidarität, Zusammenarbeit und die eigene Identität geht. Mir war die Darstellung oft zu naiv oder aus anderen Werken bekannt, auch konnte ich Ronans Sinneswandel nicht durchweg nachvollziehen. Aber ich freue mich, dass Jordis Lank bei vielen anderen Lesern offensichtlich den richtigen Nerv getroffen hat.