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Veröffentlicht am 16.12.2018

Zusammenstellung diverser Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Neuigkeiten von morgen
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Wie schon die übrigen von John Brockman herausgegebenen Werke zur Edge-Frage ist auch dieses wieder eine lesenswerte Zusammenstellung faszinierender Gedanken.
Die 2016 gestellte Frage lautete „Was halten ...

Wie schon die übrigen von John Brockman herausgegebenen Werke zur Edge-Frage ist auch dieses wieder eine lesenswerte Zusammenstellung faszinierender Gedanken.
Die 2016 gestellte Frage lautete „Was halten sie für die interessanteste (wissenschaftliche) Neuigkeit unserer Zeit? Was macht die Bedeutung dieser Neuigkeit aus?“ und hier sind fast 200 Antworten von Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen versammelt.

So wird ein breites Spektrum an Themengebieten abgedeckt. Die ein bis fünf Seiten langen Beiträge befassen sich beispielsweise mit der Entstehung des Universums, neuen Methoden zur Veränderung der DNA, der Funktionsweise des Gehirns, der Evolution des Menschen, der Zukunft der Wissenschaft …. und vielem mehr.
Manche beziehen sich auf ganz konkrete Entdeckungen, andere handeln eher von allgemeinen Überlegungen.
Bei all der häufigen Betonung interdisziplinären Denkens fand ich es aber doch interessant, dass die allermeisten Teilnehmer gerade eine Neuigkeit aus ihrem eigenen Fachgebiet für die bedeutendste hielten. Was allerdings zumindest den Vorteil hat, dass sie dort am kompetentesten sind.

Natürlich können die Ausführungen aufgrund der Kürze der einzelnen Texte nur die Grundzüge des jeweiligen Themas darstellen. Sie sind aber großteils allgemein verständlich gehalten und können dazu animieren, sich mit dem einen oder anderen Punkt noch näher auseinander zu setzen.
Denn wenngleich sicher nicht alles besonders neu oder aufregend ist, finden sich hier doch viele Aussagen, die auch in den nächsten Jahren relevant bleiben werden.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Interessante Zusammenstellung

Big History
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Für regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur wird der Großteil des Inhalts nicht wirklich neu sein, seine Zusammenstellung ist aber interessant und innovativ. Dieses Buch behandelt tatsächlich ...

Für regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur wird der Großteil des Inhalts nicht wirklich neu sein, seine Zusammenstellung ist aber interessant und innovativ. Dieses Buch behandelt tatsächlich die gesamte Geschichte vom Urknall bis zum Anthropozän – und stellt so eine Zusammenführung von Physik, Biologie, Geschichtswissenschaften und vielen weiteren (Teil-)Disziplinen dar.

Der Autor, bei dem es sich um einen Vordenker der Big History handelt, tritt für die Vereinheitlichung des Wissens und ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein ein.
Er berichtet hier unter anderem vom Beginn von Raum und Zeit, der Entstehung von Atomen, Sterne und Planeten sowie der wechselvollen Geschichte des Lebens auf der Erde und schließlich von der Menschheit, welche heute drauf und dran ist, tiefgreifende Änderungen in der Biosphäre mit potentiell dramatischen Folgen vorzunehmen.
Dabei treten immer wieder erstaunliche Parallelen zutage. So können etwa viele Prozesse – sei es in der Physik, sei es hinsichtlich historischer Entwicklungslinien – letztlich durch Energieflüsse oder durch Änderungen in der Informationsverarbeitung erklärt werden. Es ist dabei immer wieder faszinierend, derartigen Gedankengängen zu folgen und Verbindungen herzustellen.
Natürlich können die Ausführungen bei einer solchen Vielfalt an Themen nicht besonders in die Tiefe gehen. Außerdem haben sich, vermutlich im Zuge der Übersetzung, ein paar Fehler eingeschlichen. Der Text ist aber jedenfalls flott geschrieben und leicht verständlich.

Ich kann dieses Buch daher jedem empfehlen, der sich einen kurzweiligen Überblick über den derzeitigen Kenntnisstand der Wissenschaften verschaffen möchte.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Die Verfolgung der "guten Menschen"

Der Klang der Lüge
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Dieser Roman thematisiert die Verfolgung der Glaubensrichtung der Katharer, die sich selbst auch „bonshommes“ also „die guten Menschen“ nannten.
Und dieser Bezeichnung werden sie hier gerecht, als die ...

Dieser Roman thematisiert die Verfolgung der Glaubensrichtung der Katharer, die sich selbst auch „bonshommes“ also „die guten Menschen“ nannten.
Und dieser Bezeichnung werden sie hier gerecht, als die achtzehnjährige, aus Paris vertriebene, Alissende mittellos und halb verhungert in das Bergdorf Seriol gelangt. Der reiche Bauer Benoit und dessen Mutter stellen sie als Magd ein und sie wird für seinen Sohn Paul zu einer Mischung aus Ersatzmutter und großer Schwester. Bald findet Alissende Freundinnen und mit dem Schäfer Simon auch einen Liebsten.
Doch über dem Dorf schwebt ein Damoklesschwert, denn die meisten Bewohner sind Anhänger der Katharer und der Pamierser Bischof Durand ist fest entschlossen, die Ketzerei in seiner Diözese zu bekämpfen, und geht dabei durchaus geschickt vor.

Diese Geschichte ist von realen historischen Ereignissen inspiriert.
Sie wird flott und lebendig erzählt, sodass man wunderbar in die Handlung eintauchen und die Bewohner Seriols bei ihren Erlebnissen begleiten kann.
Weiters sind die Protagonisten interessant, nachvollziehbar und vor allem ohne Schwarz-Weiß-Malerei gezeichnet. Auch die „Guten“ machen Fehler und anders als in den meisten ähnlichen Büchern wird selbst der Bischof, der die Katharer verfolgt, nicht als übler Bösewicht dargestellt.

So entsteht ein wirklich lesenswerter historischer Roman, der auch ausleuchtet, wie eine Gemeinschaft mit ständigem Druck von außen und Konflikten im Inneren umgeht.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Meranas bisher persönlichster Fall

Todesfontäne
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Kommissar Martin Merana bekommt es diesmal mit einem Fall zu tun, der unerwartete Zusammenhänge mit seinem eigenen Leben aufweist. Nach den dramatischen Ereignissen bei seinem letzten Abenteuer („Mozartkugelkomplott“) ...

Kommissar Martin Merana bekommt es diesmal mit einem Fall zu tun, der unerwartete Zusammenhänge mit seinem eigenen Leben aufweist. Nach den dramatischen Ereignissen bei seinem letzten Abenteuer („Mozartkugelkomplott“) ist er eigentlich fest entschlossen, aus dem Polizeidienst auszuscheiden. Doch dann zeigen Chefinspektorin Carola Salman und Abteilungsinspektor Otmar Braunberger ihm ein altes Foto, das auf dem Laptop des Mordopfers Hans von Billborn gefunden wurde. Es zeigt Billborn zusammen mit Meranas Mutter vor 40 Jahren im Salzburger Mirabellgarten – genau an der Stelle, an der er nun ermordet wurde.
Während seine Kollegen das aktuelle Umfeld des Getöteten durchleuchten, begibt sich Merana auf eine Reise in die Vergangenheit.

Der tragische Tod von Meranas Mutter wurde auch in früheren Bänden dieser Reihe immer wieder erwähnt. Doch nun sieht er sich endlich gezwungen, sich mit den damaligen Ereignissen und seinen spärlichen Erinnerungen daran auseinanderzusetzen. So sind die Ermittlungen für ihn diesmal persönlicher als in seinen bisherigen Fällen.
Ansonsten bleibt Vieles beim Alten. Wieder gelingt es dem Autor vortrefflich, eine spannende Krimihandlung mit zahlreichen interessanten Informationen aus Stadt und Land Salzburg zu verknüpfen.
Dabei treten auch eine Reihe außergewöhnlicher Personen auf, darunter ein alter Bergfex, die Entwickler einer revolutionären App oder ein pensionierter Portier, der so manche Geheimnisse kennt.
Die Auflösung, wie und warum es zu dem Mord kam, beruht allerdings auf einigen ziemlich unwahrscheinlichen Zufällen. Doch nichtsdestotrotz wirkt sie in sich stimmig.

Alles in allem ein rundum gelungener Regionalkrimi, für mich einer der besten dieser Reihe!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Vorhersagbarkeit versus Zufall

Glücksfall Mensch
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Wie vorhersagbar ist die Evolution? Würden bei ihrem Neustart auf der Erde – oder einem anderen Planeten – wieder menschenähnliche Lebewesen entstehen?
Fragen dieser Art haben schon viele Wissenschaftler ...

Wie vorhersagbar ist die Evolution? Würden bei ihrem Neustart auf der Erde – oder einem anderen Planeten – wieder menschenähnliche Lebewesen entstehen?
Fragen dieser Art haben schon viele Wissenschaftler beschäftigt, deren Antworten durchaus unterschiedlich ausfielen.

Jonathan Losos befasst sich in diesem Buch hauptsächlich mit diversen Beispielen für konvergente Evolution, also das Phänomen, dass verschiedene Arten unabhängig voneinander ähnliche Merkmale entwickeln.
Er beschreibt eine Vielzahl an Beobachtungen und vor allem auch Experimenten zu diesem Thema. Dadurch räumt er so nebenbei mit dem Vorurteil auf, dass es sich bei der Evolutionsbiologie um keine „richtige“ Wissenschaft handle, da ihre Hypothesen keiner experimentellen Überprüfung zugänglich seien.
An vielen der geschilderten Studien hat er selbst mitgewirkt, bezüglich der meisten anderen persönliche Gespräche mit den jeweiligen Akteuren geführt, sodass hier nicht nur Ergebnisse referiert werden, sondern auch ein Blick hinter die Kulissen des Forschungsbetriebes und auf seine oftmals schillernden Protagonisten geworfen wird.

So entsteht ein faszinierender Bericht, bei dem man häufig das Gefühl hat, hautnah mit dabei zu sein und etwa Echsen auf Hispaniola einzufangen oder Labormitarbeitern bei der Arbeit mit Bakterienkulturen über die Schulter zu schauen.
Immer wieder zeigt sich dabei, dass Lebewesen auf (beinahe) gleiche Umweltbedingungen mit ähnlichen, aber oftmals nicht genau gleichen, Anpassungen reagieren.

Nach einer derart starken Betonung konvergenter Entwicklungen war ich dann etwas überrascht, als der Autor am Ende wieder die Rolle des Zufalls hervorhebt. Er führt an, dass es auch eine Reihe evolutionärer Unikate gibt, wie Schnabeltiere, Elefanten - oder eben Menschen. So sei die Evolution zwar auf kurze Sicht teilweise vorhersagbar, auf längere Sicht allerdings kaum.
Es muss daher doch festgehalten werden, dass ein großer Teil des Inhalts am deutschen Titel vorbeigeht. Die Entstehung des Menschen wird eigentlich nur in der Einleitung und am Schluss kurz angesprochen.

Nichtsdestotrotz ist dieser hochaktuelle Blick auf die biologische Forschung absolut lesenswert.