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Veröffentlicht am 15.01.2022

Etwas unrealistische Mörderjagd in Grödig

Salzburger Rippenstich
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Das beschauliche Leben der Arzthelferin Rosemarie Dorn, die sich bisher nur über schwierige Patienten und anstrengende Personen aus der Nachbarschaft ärgern musste, wird aufregend, als sie von einem Hund ...

Das beschauliche Leben der Arzthelferin Rosemarie Dorn, die sich bisher nur über schwierige Patienten und anstrengende Personen aus der Nachbarschaft ärgern musste, wird aufregend, als sie von einem Hund attackiert und am selben Tag in ihrem Wohnort eine Leiche mit zerschlagenem Hinterkopf und zerfleischtem Gesicht gefunden wird. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt Nachforschungen anzustellen, für die sie unter anderem auch ihre beste Freundin Vroni, ihren Mann Laurenz und andere Leute aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis einspannt. Bald gibt es einen Hauptverdächtigen ...

Diese Geschichte liest sich flott und wird in einem lockeren, unterhaltsamen Stil erzählt. Es geht dabei meist eher gemächlich zu. Wirkliche Spannung kommt selten auf, dafür gibt es viel Lokalkolorit und Informationen zum Brauchtum in Salzburg und Umgebung.
Rosemarie ist eine sympathische Protagonistin. Auch die anderen auftretenden Figuren sind gut und lebendig gezeichnet, bisweilen etwas in Klischeehafte gehend, aber doch nicht übertrieben.

Allerdings enthält die Handlung viele unlogische oder unrealistische Elemente.
Das beginnt schon bei den zuständigen Strafverfolgungsbehörden. Zwar werden in Krimis, bei denen Hobby-Ermittler die Hauptrolle spielen, die beteiligten Polizisten tatsächlich öfters als etwas einfältig dargestellt. Das hier gezeigte Maß an Unfähigkeit und vor allem Untätigkeit geht aber doch zu weit. Dass von offiziellen Stellen anscheinend über Monate praktisch nichts unternommen wird, ist kaum glaubwürdig, umso mehr, als bei immerhin zwei Leichen, die an öffentlichen Orten gefunden wurden, doch auch die Medien entsprechend Druck ausüben müssten.
Auch sonst gibt es diverse „kleinere“ Ungereimtheiten. Beispiel: Auf Seite 30 wird erwähnt, dass Rosemarie „vor 35 Jahren“ als Säugling vor einer Kapelle in einem Weidenkörbchen ausgesetzt wurde. Auf Seite 96 feiert sie ihren 20. Hochzeitstag. (Theoretisch war es vor 20 Jahren in Österreich möglich, dass eine 15jährige heiratet, das wäre aber doch sehr ungewöhnlich, hätte also zumindest irgendwie näher erklärt werden müssen. Wahrscheinlicher ist, dass die Autorin sich nicht ausreichend Gedanken darüber gemacht hat, wie alt ihre Protagonistin eigentlich ist.) Oder: Auf Seite 34 bringt sie ihre Tochter Lisi „zum Kindergarten“, auf Seite 55 spielen Kinder, „einige davon gehen mit Lisi in eine Klasse“.
Immerhin ist die Auflösung des Kriminalfalls alles in allem nachvollziehbar. Mir ging es am Ende nur ein bisschen zu schnell. Etwas ausführlichere Erklärungen bzw eine „Aussage“ eines Tatbeteiligten wären schön gewesen.

Trotz einiger Schwächen ist dies dennoch ein lesenswerter Regionalkrimi. Eine Arzthelferin einen Mord aufklären zu lassen, ist eine kreative Idee und die Figur der Rosemarie Dorn bietet, schon allein wegen ihrer unklaren Herkunft, Potential für interessante Fortsetzungen.
Gut gefallen hat mir weiters, dass das Buch in österreichischer Sprache verfasst ist und auch typisch Salzburger Ausdrücke einfließen.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Faszinierender Inhalt in leider fehlerhafter Ausführung

Herzlich willkommen im Universum
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Dieses Buch stellt eine Rundreise durch das Universum aus astrophysikalischer Sicht dar und hilft den Lesern, ein tieferes Verständnis für das Universum, in dem wir leben, zu entwickeln.
Obwohl Neil deGrasse ...

Dieses Buch stellt eine Rundreise durch das Universum aus astrophysikalischer Sicht dar und hilft den Lesern, ein tieferes Verständnis für das Universum, in dem wir leben, zu entwickeln.
Obwohl Neil deGrasse Tysons Name größer am Cover steht, leisten die drei Autoren einen ähnlichen Beitrag zum Gesamtwerk. Tyson berichtet über Sterne, Planeten (inklusive der Frage, warum Pluto keiner ist) und die Wahrscheinlichkeit für Leben im Universum. Strauss nimmt sich die Galaxien vor und Gott betrachtet Einsteins Relativitätstheorien und berichtet, was wir über Dinge wie den Urknall, die Form des Universums, die Möglichkeit von Zeitreisen oder die Zukunft intelligenten Lebens wissen.
Entstanden ist das Buch aus einem Undergraduate-Kurs, den die Autoren an der Universität Princeton gehalten haben, was man vor allem dem ersten Teil stark anmerkt. Mit seinem lebendigen Stil und den witzigen Bemerkungen, die immer wieder eingestreut werden, könnte ich ihn mir gut als Vortrag vorstellen.
Auch der Rest ist großteils allgemein verständlich geschrieben. Nur gegen Ende werden ein paar schwerer fassbare Konzepte vorgestellt, was aber in der Natur der Sache liegt.
Teilweise spektakuläre Bilder und hübsch gezeichnete Grafiken tragen außerdem zur Anschaulichkeit bei.

Was den Inhalt betrifft könnte ich dieses Buch daher beinahe uneingeschränkt weiterempfehlen.
Der Text ist jedoch mit relativ vielen Fehlern gespickt, die bisweilen auch den Sinn eines Satzes ändern oder unklar machen. Ich gehe davon aus, dass dies im Zuge der Übertragung ins Deutsche passiert ist.
Ein derart engagiertes und interessantes Werk hätte eine sorgfältigere Bearbeitung verdient gehabt!

Veröffentlicht am 13.01.2022

Der Onkel Franz auf Verbrecherjagd

Mostkost
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Klaus Ranzenberger mutet dem schon aus anderen Werken bekannten Onkel Franz diesmal so einiges an Aufregung zu: Der Beginn wäre noch relativ harmlos mit zwei verfeindeten Nachbarn und einem mitgehörten ...

Klaus Ranzenberger mutet dem schon aus anderen Werken bekannten Onkel Franz diesmal so einiges an Aufregung zu: Der Beginn wäre noch relativ harmlos mit zwei verfeindeten Nachbarn und einem mitgehörten Ehestreit. Doch kurz darauf ist die Ehefrau verschwunden und dies soll nicht das letzte verdächtige Ereignis bleiben.
Der Onkel Franz lässt sich von seinem Spezl Albert dazu überreden, Nachforschungen anzustellen, was zwar zu interessanten Erkenntnissen führt, die beiden aber auch in einige gefährliche Situationen bringt.

Dem Ausdruck „Krimödie“ wird dieser Roman sicher gerecht – vor allem, was den zweiten Wortteil betrifft. Die Lektüre ist unterhaltsam. Sie enthält authentisch gezeichnete Figuren und amüsant und lebensnah geschilderte Begebenheiten, die ein paar allzu menschliche Verhaltensweisen illustrieren.
Nicht nur der Onkel Franz verströmt einiges Lokalkolorit. Er wird auch von interessanten Nebendarstellern begleitet, etwa der Tante, die genau weiß wie sie ihren Gatten und seine Eigenheiten zu nehmen hat, dem Juniorchef eines Wirtshauses, dessen Bemühen, gehobenere Umgangsformen einzuführen, bei Personal wie Stammgästen auf wenig Gegenliebe stößt, oder einem Polizisten, der es mit der Amtsverschwiegenheit nicht so genau nimmt. Selbst der aus Linz kommende Kriminaler akkulturiert sich schnell im Innviertel.
Der kriminalistische Aspekt konnte mich dagegen etwas weniger begeistern. Viel Spannung kommt nicht auf und zumindest in den Grundzügen ist das meiste vorhersehbar. Außerdem wirkt die Arbeit der Polizei teilweise ziemlich unprofessionell, wohl damit die Hobby-Ermittler glänzen können.
Angesichts der Tatsache, dass hier eben der Humor im Mittelpunkt steht, kann ich dieses Buch dennoch allen Freunden des Innviertels empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

(Mal mehr, mal weniger) interessante Reiseberichte

Von Rom bis an die Ränder der Welt
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In 20 Kapiteln beleuchtet dieses Buch Reisen und vor allem Reiserouten der Vergangenheit.
Es folgt unter anderem den Straßen der Römerzeit, rekonstruiert den Weg eines Ablasskollektors im Deutschland ...

In 20 Kapiteln beleuchtet dieses Buch Reisen und vor allem Reiserouten der Vergangenheit.
Es folgt unter anderem den Straßen der Römerzeit, rekonstruiert den Weg eines Ablasskollektors im Deutschland des 15. Jahrhunderts anhand seiner Spesenabrechnung, begleitet Pilger ins Heilige Land, nimmt die Perspektiven weniger privilegierter Italien-Reisender ein und beschreibt zum Abschluss eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn im Sommer 1992, kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Bei dem Autor handelt es sich zweifellos um einen großen Experten seines Fachgebiets. Er hat hier vielfältige Informationen zusammengetragen, welche deutlich machen, wie und zu welchen Zwecken in früheren Zeiten gereist wurde. Dabei gibt es immer wieder Überraschungen, beispielsweise darüber wie gut organisiert Reisen damals schon waren oder dass auch entlegene Ziele regelmäßig angesteuert wurden.
Nicht nur die Fakten an sich sind interessant. Es ist auch spannend, aus welch verschiedenartigen und teilweise unerwarteten historischen Quellen diese abgeleitet wurden.
Das Lesevergnügen war für mich jedoch etwas durchwachsen. Gerade am Anfang kommen zähere Abschnitte vor, bei denen nur eine Station nach der anderen aufgezählt wird. Es gibt aber auch beinahe mitreißende Stellen, wo ich mich gut in die jeweiligen Reisenden hineinversetzen konnte.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Wie kann man innerhalb einer Verschwörung einen Plan von einer Verschwörungstheorie unterscheiden?

Operation Feuerberg
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Dieser Roman führt wieder in das schon aus „Ein Inselreich“ bekannte Neu-Österreich, wo der Großteil der Bewohner auch im Jahr 2018 noch davon überzeugt ist, Teil der Habsburger Monarchie zu sein und einem ...

Dieser Roman führt wieder in das schon aus „Ein Inselreich“ bekannte Neu-Österreich, wo der Großteil der Bewohner auch im Jahr 2018 noch davon überzeugt ist, Teil der Habsburger Monarchie zu sein und einem gütigen Kaiser zu unterstehen, der vom fernen Wien aus seine schützende Hand über ihre kleine Insel in der Südsee hält.
Auf Einladung von Peter von Bonholtz, dem Neffen des Inselhauptmanns Anote von Bonholtz, reist Chefinspektor Eberhard Graf erneut nach Neu-Österreich, diesmal in Begleitung seiner Freundin, der Historikerin Dr Julia Stelzhammer, – und gerät gleich in eine Verschwörung rund um einen angeblichen Vulkan und den Plan, die gesellschaftliche und politische Ordnung der Insel auf neue Beine zu stellen.
So müssen die beiden nicht nur mit der ohnehin skurrilen Situation auf der Insel zurechtkommen, sondern sich auch öfters fragen, welche der seltsamen Dinge, die sie beobachten, nun tatsächlich mit der Verschwörung zusammenhängen.

Ob beabsichtigt oder nicht, ich habe mich bei der Lektüre ständig an die Corona-Krise erinnert gefühlt. Es wird sogar eine Maskenpflicht eingeführt, um sich vor „miasmatischen Gasen“ zu schützen.
Die Art, wie hier eine „erfundene“ Katastrophe benutzt wird, um (nicht ganz klare) politische Ziele zu verfolgen, regt schon zum Nachdenken an ...

Erzählt wird davon wieder in einem eher sachlichen Stil. Dennoch kommt durch die Absurdität mancher Situationen und das geschickte Spielen mit Klischees der Humor nicht zu kurz. Etwas gestört hat mich nur, dass sich manches ständig wiederholt, beispielsweise Eberhards und Julias schlechtes Gewissen den unbedarften Einwohnern gegenüber oder Eberhards Klagen über die Kokosnuss-basierte Küche.
Außerdem hätten der Handlung (wie schon beim ersten Teil) einige Seiten mehr gutgetan.
Unterhaltsam ist das Ganze aber allemal. Es gibt ein paar kleine Überraschungen und die Geschichte wird zu einem gelungenen Abschluss gebracht.