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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kunstdiebstahl und Holocaust

Trügerisches Bild
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Ich muss vorausschicken, dass ich die anderen Spenser-Romane nicht gelesen habe, sonst wäre es mir vielleicht leichter gefallen, in die Handlung einzutauchen.

Der Erzählstil an sich hätte mir durchaus ...

Ich muss vorausschicken, dass ich die anderen Spenser-Romane nicht gelesen habe, sonst wäre es mir vielleicht leichter gefallen, in die Handlung einzutauchen.

Der Erzählstil an sich hätte mir durchaus gut gefallen, die Beschreibungen sind eher einfach und auf das Wesentliche beschränkt, dafür aber mit einigem trockenen Humor gewürzt.

Privatdetektiv Spenser hat hier einen Fall zu lösen, mit dem ihn ein besonderes persönliches Interesse verbindet. Denn der Mann, als dessen „Leibwächter“ er fungieren sollte, wurde vor seinen Augen von einer Bombe zerfetzt.

Die daran anschließende Geschichte rund um ein „entführtes“ Gemälde, deren Hintergründe bis in die Zeit des Holocaust zurückreichen, wird dann allerdings immer unrealistischer und ist auch teilweise etwas verworren.

Außerdem handelt es sich bei der Aufklärung am Ende in weiten Teilen nicht um handfeste Ermittlungsergebnisse, sondern um Vermutungen, die jemand äußert, und Schlüsse, die Spenser daraus zieht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ohne Dr Isles!

Die Chirurgin
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Obwohl dieses Werk ausdrücklich als „Ein Rizzoli-&-Isles-Thriller“ bezeichnet wird, kommt Dr Maura Isles darin überhaupt nicht vor!

Davon mal abgesehen, handelt es sich hier um einen ganz soliden Thriller, ...

Obwohl dieses Werk ausdrücklich als „Ein Rizzoli-&-Isles-Thriller“ bezeichnet wird, kommt Dr Maura Isles darin überhaupt nicht vor!

Davon mal abgesehen, handelt es sich hier um einen ganz soliden Thriller, der mit einigen Beschreibungen aus dem Alltag einer Medizinerin aufgepeppt wird, sich ansonsten aber nicht wesentlich vom in diesem Genre Üblichen abhebt.

Die wahren Hauptfiguren sind Detective Thomas Moore, der den Tod seiner Frau vor zwei Jahren immer noch nicht überwunden hat, Dr Catherine Cordell, eine erfolgreiche Chirurgin, deren Leben von einem Trauma überschattet wird, sowie Jane Rizzoli, die sich als einzige Frau in der Abteilung besonders anstrengen muss, um von den männlichen Kollegen ernst genommen zu werden, deren ständiges Jammern darüber, wie sehr sie benachteiligt wird, allerdings mehr und mehr nervt, – und natürlich der Serienkiller, der Boston in Atem hält.

Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die zumindest in der Kindle-Ausgabe aber nahtlos ineinander übergehen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wäre es besser gewesen, einen Perspektivenwechsel zum Beispiel durch eine Leerezeile zu kennzeichnen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Politik, langweilige Protagonisten

Kinder der Freiheit
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Im dritten Teil von Ken Folletts Jahrhundert-Trilogie steht wieder eine neue Generation der aus „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“ bekannten Familien im Mittelpunkt.

George Jakes, der dunkelhäutige ...

Im dritten Teil von Ken Folletts Jahrhundert-Trilogie steht wieder eine neue Generation der aus „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“ bekannten Familien im Mittelpunkt.

George Jakes, der dunkelhäutige Enkel von Lew Peschkow, arbeitet für die amerikanische Regierung und setzt sich für die Rechte der Schwarzen ein, während Grigori Peschkows Enkel Dimka eine wichtige Position im Kreml innehat. Dimkas Zwillingsschwester Tanja steht dem Regime jedoch sehr ablehnend gegenüber und nimmt einige Risiken auf sich, um seine Schattenseiten aufzuzeigen.
Die Nachkommen der Familie Williams haben dagegen weniger Interesse an Politik – Dave träumt davon, ein Rockmusiker zu werden, seine Schwester Evie strebt eine Karriere als Schauspielerin an.
Familie Franck sitzt inzwischen in Ostberlin fest und ist den Repressionen der Stasi ausgeliefert. Doch einige Familienmitglieder entschließen sich, die gefährliche Flucht in den Westen zu wagen.
Usw.

Obwohl hier also ziemlich viele Hauptfiguren auftreten (zu denen natürlich noch etliche Nebencharaktere kommen), hatte ich beim Lesen keine Schwierigkeiten, den Überblick über die diversen Personen, ihre Hintergründe und Beziehungen zueinander zu behalten. Dazu tragen auch die Familienstammbäume und das Personenverzeichnis am Beginn des Buches bei.
Bisweilen hatte ich allerdings den Eindruck, dass der Autor es den Lesern zu leicht machen will, der Handlung zu folgen – oft werden Ereignisse, die vielleicht 100 Seiten zuvor geschildert wurden, nochmals rekapituliert.

Erneut hat der Ken Follett seine Protagonisten an entscheidenden Stellen der Zeitgeschichte platziert, um mittels ihrer unterschiedlichen Lebensgeschichten den Zeitraum von 1961 bis 1989 (und dabei vor allem die 1960er Jahre) zu illustrieren.
Diese Lebensgeschichten wirken allerdings öfters ziemlich konstruiert, damit jemand beispielsweise immer genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein kann, um historisch bedeutsame Ereignisse miterleben zu können.

Weiters sind die Protagonisten eher flach gezeichnet, scheinen mehr Prototypen als echte Menschen zu sein und ihr Leben verläuft großteils ziemlich vorhersehbar. Außerdem ist es unrealistisch, wie leicht es den meisten fällt, erfolgreich zu sein, und dass selbst Rückschläge und Probleme bald wieder vergessen sind.
Dafür hat sich der Autor aber offenbar viel Mühe bei der Recherche gegeben, bei vielen heiklen politischen Entscheidungen (zB während der Kuba-Krise) hat man das Gefühl, hautnah mit dabei zu sein.

Der Erzählstil ist gekonnt und flüssig, und trotz seiner 1200 Seiten ist der Roman nie langweilig, richtig begeistern konnte er mich allerdings auch nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Drei Geschichten aus Barcelona

Der Duft der Träume
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Die Grundidee hinter diesem Buch wäre auf jeden Fall vielversprechend: Das „Leben“ einer Schokoladenkanne wird rückwärts über die Jahrhunderte verfolgt. Auch weist die Gestaltung einige kreative Elemente ...

Die Grundidee hinter diesem Buch wäre auf jeden Fall vielversprechend: Das „Leben“ einer Schokoladenkanne wird rückwärts über die Jahrhunderte verfolgt. Auch weist die Gestaltung einige kreative Elemente auf. So erinnert das Inhaltsverzeichnis an ein Theaterstück oder eine Oper (mit „Akten“, „Zwischenspielen“ etc), die Kapitelüberschriften in einem Abschnitt sind allesamt Namen von Opern, etc.

Im ersten Akt begegnen uns Sara, die Inhaberin einer traditionsreichen Confiserie ist, und ihr Ehemann Max, die sich auf den Besuch ihres gemeinsamen Freundes Oriol vorbereiten Dies versetzt Sara in helle Aufregung, sind die Gefühle, die sie für Oriol hegt, doch weit mehr als nur freundschaftlicher Natur.
Der zweite Akt führt ins 19. Jahrhundert, wo das Dienstmädchen Aurora unter den Lauen ihrer Herrin und „Freundin“ Candida zu leiden hat. Die Welt der Reichen, die es sich leisten können, gemütlich eine Tasse heiße Schokolade zu trinken, scheint von ihrer Lebensrealität unendlich weit entfernt zu sein.
Der dritte Akt besteht aus einem Bericht, den Victor Guillot verfasst hat, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts als Mitglied einer französischen Delegation Barcelona besucht. Dort lernt er Mariana Fernandez kennen, deren verstorbener Gatte eine revolutionäre Maschine zur Herstellung von Schokolade erfunden hatte, hinter der die halbe Welt her zu sein scheint.

Jede dieser Geschichten bietet interessante Ansatzpunkte, man kann mit den Protagonisten (mal mehr, mal weniger gut) mitfühlen und stellenweise entsteht sogar eine gewisse Spannung.

Ich hatte allerdings den Eindruck, dass der Roman das vorhandene Potential nicht richtig ausschöpfen kann. Die drei Handlungsstränge werden einfach aneinander gereiht, auf jeweils weniger als 150 Seiten, sodass sie sich nicht richtig entfalten können. Irgendeine Art von abschließender Synthese findet nicht statt und es bleiben für meinen Geschmack zu viele Fragen offen. Dazu kommt noch, dass die an sich durchaus ergreifende Geschichte von Aurora in einem eigenartigen Stil, es soll sich da wohl um eine Art „rückblickendes Selbstgespräch“ handeln, erzählt wird.
Die einzige greifbare Verbindung zwischen den „Akten“ ist eben die Schokoladenkanne, deren Rolle aber doch zu wenig prominent ist, um dieser Aufgabe wirklich gerecht zu werden.

Ich bin davon überzeugt, dass sich die Autorin bei der Komposition ihres Werkes viel Mühe gegeben hat. Schade, dass dennoch nur ein eher mittelmäßiger Eindruck bleibt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jean Louise wird erwachsen

Gehe hin, stelle einen Wächter
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Als im September 2014 ein verschollen geglaubtes Manuskript von Lee Harper, deren einziges zuvor erschienenes Werk „Wer die Nachtigall stört“ ein wahrer Klassiker der Gegenwartsliteratur ist, wiederentdeckt ...

Als im September 2014 ein verschollen geglaubtes Manuskript von Lee Harper, deren einziges zuvor erschienenes Werk „Wer die Nachtigall stört“ ein wahrer Klassiker der Gegenwartsliteratur ist, wiederentdeckt und publiziert wurde, galt dies als große literarische Sensation. Ein gewaltiges Rauschen im feuilletonistischen Blätterwald folgte.
Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, kann ich einerseits verstehen, warum es ursprünglich unveröffentlicht geblieben ist, halte die mit ihm einhergehende Aufregung allerdings für stark übertrieben.

Ich würde jedem Leser empfehlen, es möglichst unabhängig von der „Nachtigall“ zu sehen, als einen Roman, der „zufällig“ am selben Schauplatz angesiedelt ist und dessen Protagonisten teilweise die selben Namen haben, der ansonsten aber nicht übermäßig viel mit dem Vorgänger (oder Nachfolger) zu tun hat.

Im Mittelpunkt der Handlung steht hier Jean Louise Finch, die seit Jahren in New York lebt, ihren Urlaub aber dazu nützt, ihre Familie im ländlichen Alabama zu besuchen. Dort nimmt sie mit Unbehagen wahr, dass Maycomb, der Ort ihrer Kindheit und Jugend, sich in letzter Zeit stark verändert hat. Vor allem der zunehmende Rassismus, dem sich auch ihr Vater Atticus anzuschließen scheint, erfüllt sie mit Entsetzen.

Diese Ausgangssituation ließe auf eine interessante Handlung schließen. Mich konnte der Roman aber nie richtig fesseln.
Schon der Erzählstil macht es schwer, bei der Sache zu bleiben, er ist zu umständlich und es gibt oft seitenlange Dialoge, die nie auf den Punkt kommen und nirgendwo hin führen.
Vor allem aber gelang es mir nicht, eine Verbindung zur Hauptperson aufzubauen. Jean Louise wirkt viel zu unreif, weiß oft selbst nicht, was sie eigentlich will, ist aber immer schnell bereit, fast alles und jeden in Maycomb zu kritisieren. Aus diesem Grund habe ich ihr auch nicht ganz abgekauft, dass es ihr wirklich um die Rechte der Neger geht. Jede beliebige andere Frage, bei der sie und ihr Vater unterschiedlicher Meinung sind, hätte dieselbe Reaktion hervorrufen können.

Fazit: Falls dieses Buch überhaupt eine tiefere Aussage haben sollte, ist diese bei mir nicht angekommen.