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Veröffentlicht am 05.04.2017

Konnte mich nicht komplett überzeugen

Nova und Avon 1: Mein böser, böser Zwilling
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Darf ich vorstellen? Nova: ein ganz normales Mädchen, aber eher von der schüchternen Sorte. Für einige ihrer Mitschüler ist sie meist unsichtbar, für andere wird sie ständig in den Mittelpunkt gerückt, ...

Darf ich vorstellen? Nova: ein ganz normales Mädchen, aber eher von der schüchternen Sorte. Für einige ihrer Mitschüler ist sie meist unsichtbar, für andere wird sie ständig in den Mittelpunkt gerückt, um sich über sie lustig zu machen, denn Nova ist nicht nur sehr schüchtern, sondern auch sehr tollpatschig. Und als wäre dieses Schicksal nicht schon unangenehm genug, straft das Universum Nova zusätzlich mit spleenigen Eltern und einem Fluch.
Seit Nova mit einem bösen Zauber belegt wurde, taucht plötzlich ein Mädchen namens Avon aus dem nichts auf, das ihr Zwilling sein könnte, weil sie ihr bis aufs Haar gleicht. Jedoch ist Avon charakterlich das genaue Gegenteil von Nova: eine selbstsichere, intrigante Person, die sich auf zuckersüße Weise bei ihren Eltern und ihren Mitschülern einschleimt. Schnell wird Nova klar, dass sie ihren hinterhältigen, bösen Zwilling wieder loswerden muss. Aber wie bekämpft man ein Wesen, das durch schwarze Magie erschaffen wurde? Auf der Suche nach Möglichkeiten ihren bösen Zwilling wieder verschwinden zu lassen, begegnet ihr Fee. Ein Mädchen, das sich nicht nur bestens mit übernatürlichen Dingen auskennt, sondern im Laufe der Geschichte zu einer wahren Freundin für Nova wird.

Zugegeben, „Nova und Avon: Mein böser, böser Zwilling“ hat mich vor allem durch sein wunderschönes Cover davon überzeugt, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen muss. Gespannt war ich jedoch auch auf die Schreibkünste der Autorin, schließlich ist mir Tanja Voosen als eine von uns – als Bloggerin - bekannt. Bisher hatte ich noch kein Buch von ihr gelesen. Aus diesem Grunde nahm ich das Buch auch kurz nach seinem Erscheinungstermin zur Hand, erfreute mich an dem gelungenen Cover und las voller Neugierde die ersten Passagen.

Auf den ersten Seiten überkam mich ein Hochgefühl, als ich durch den einfach gehaltenen Schreibstil buchstäblich über die Seiten flog und Novas Alltag ein bisschen besser kennenlernen durfte. Obgleich ihr Leben von einer großen Einsamkeit geprägt wurde. Nova hat keine Freunde und wurde mit spleenigen Eltern gestraft. Jedenfalls empfindet sie es so. Sie kann sich nur einem anvertrauen: ihrem Wellensittich, der leider nur zwitschern kann.
Nach einigen gelesenen Passagen vermischte sich mein anfängliches Hochgefühl mit etwas Ernüchterung. Zu Beginn empfand ich Nova und ihre Tollpatschigkeit noch amüsant, aber irgendwann wurde es mir zu viel und eintönig. Genau wie die Mobbingattacken ihrer Mitschüler. Immer und immer wieder wurden wir Leser mit diesen demütigen Szenen konfrontiert und irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich Nova gerne geschüttelt hätte, weil ich vergeblich auf den Moment warten musste, an dem sie sich endlich zur Wehr setzt. Und so kämpfte ich mich durch die ersten 150 Seiten.
Aber dann kam ein Lichtblick: Fee, eine literarische Figur, die die etwas eintönige und oberflächlich gehaltene Handlung ordentlich auf den Kopf stellt. Fee ist für mich die gelungenste literarische Figur in dieser Geschichte, weil sie durch ihre interessante, liebenswerte und quirlige Art die Handlung erfrischt und um ein Vielfaches aufwertet. Einen Charakter, von dem ich mir weitere brisante Szenen erhoffte, ließ etwas länger auf sich warten: Avon. Als der böse, böse Zwilling dann endlich auftauchte, wurde ich wieder überrascht. Ich hatte mir diese literarische Figur etwas bissiger und boshafter vorgestellt.
Eine Figur ist mir im Laufe des Geschehens zu sehr ins Abseits geraten: der Wellensittich. Anfangs noch ein großer und unterhaltsamer Bestandteil der Handlung, taucht er irgendwann leider komplett unter. Schade!

Der Idee zur Geschichte ist interessant, jedoch hat mich Tanja Voosen mit ihrer literarischen Umsetzung nicht komplett überzeugen können. Was zum einen an meinem Alter fernab der Zielgruppe und meiner Vorliebe für eine tiefgründigere Handlung und sich entwickelnden Protagonisten liegen mag. Hinzukommt, dass ich – anders, als viele Leser dieser Geschichte – viele Aktionen von Nova nicht lustig, sondern eher ermüdend empfand. Der lockere Schreibstil der Autorin machte es mir dennoch leicht, das Buch zu beenden. Alles in allem ist „Nova und Avon: Mein böser, böser Zwilling“ von Tanja Voosen, als ein Auftakt zu einer neuen Reihe für Mädchen konzipiert, in dem man langsam in eine Handlung und Thematik eingeführt wird, die sich womöglich in den nächsten Bänden nach und nach entfalten wird.

www.kathrineverdeen.blogspot.de

Veröffentlicht am 20.02.2017

Nach mühsamen 200 Seiten wurde es richtig spannend

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Fast vier Jahre sind vergangen, seit ich „MondSilberLicht“ von Marah Woolf gelesen habe. Ein Buch, das ich in einer Leserunde zusammen mit der Autorin und vielen begeisterten Teilnehmern gelesen habe. ...

Fast vier Jahre sind vergangen, seit ich „MondSilberLicht“ von Marah Woolf gelesen habe. Ein Buch, das ich in einer Leserunde zusammen mit der Autorin und vielen begeisterten Teilnehmern gelesen habe. Leider schwappte die Welle der Begeisterung nicht zu mir hinüber und ich musste mich zwingen, diese Geschichte zu beenden und eine Rezension zu schreiben. Trotz meiner Kritik bedankte sich Marah Woolf für die Buchbesprechung und wünschte sich, dass ich es irgendwann noch einmal mit einem Buch aus ihrer Feder versuchen soll. Vier Jahre hat es gedauert, bis ich diesem Wunsch nachgekommen bin und ihr neuestes Werk „GötterFunke. Liebe mich nicht“ gelesen habe. Warum gerade dieses Buch? Ganz einfach: Ich bin ein Coverfetischist! Aber nicht nur das Cover zu diesem Buch ist großartig, auch die Inhaltsbeschreibung klang sehr vielversprechend.

Die Geschichte handelt von Jess, die sich für den Sommer nichts sehnlicher wünscht, als nur ein paar entspannte Wochen mit ihrer besten Freundin in einem Sommercamp zu verbringen. Doch dann trifft sie Cayden, der sie sofort fasziniert, obgleich er ganz eigene Ziele verfolgt: Der Göttersohn versucht inkognito unter den Menschen eine Vereinbarung mit Zeus zu erfüllen: Er muss ein Mädchen finden, das ihm widersteht. Nur dann gewährt Zeus ihm seinen sehnlichsten Wunsch: endlich sterblich zu sein. Jess ahnt nichts von seinem göttlichen Geheimnis, auch nicht, dass Cayden ihre beste Freundin erwählt hat, um seine Vereinbarung zu erfüllen.

Da ich noch kein Jugendbuch gelesen habe, welches sich mit der griechischen Mythologie beschäftigt, konnte ich ganz ungezwungen und ohne besondere Erwartungen an diese Geschichte herangehen. Umso größer war meine Vorfreude auf dieses Buch und ich war gespannt, ob Marah Woolf mich mit dieser Geschichte etwas mehr überzeugen kann, als mit ihrem Debüt. Jedoch erinnerten mich die ersten 200 Seiten an den alten Stil der Autorin, denn diese werden geprägt von einem sehr oberflächlichen Geplauder.
Die Handlung spiegelt den Alltag eines Sommercamps - das Jess und ihre beste Freundin besuchen - wider. Gerne vertreiben sich beide ihre Zeit am Pool oder auf den Partys und reden über ihr Lieblingsthema: Jungs. Eigentlich ist dieses Thema auch der zentrale Punkt der ersten 200 Seiten, denn hier bestimmen die männlichen Protagonisten und ihr Verhalten das Geschehen. Und das auf sehr eintönige Weise. Die Autorin fährt viele gängige Klischees auf, welche ich in einem gewissen Rahmen durchaus ertragen kann. In „GötterFunke. Liebe mich nicht“ waren sie dann doch etwas zu dick aufgetragen und vermittelten, dass alle Jungs – ob Gott oder Mensch –, wirklich umwerfend aussahen, obgleich ihr Aussehen nur zaghaft oder gar nicht von der Autorin beschrieben wurde und die meisten von ihnen nur ein Ziel haben: möglichst viele Mädchen für ein kurzes Abenteuer aufzureißen. Die weiblichen literarischen Figuren haben es ihnen auch nicht all zu schwer gemacht und fast jede Chance genutzt sich ihnen verzückt an den Hals zu werfen oder zu schmollen, weil sie abgewiesen wurden. Als ich die Hoffnung auf eine gute Geschichte fast aufgegeben hatte, kamen mehrere Ereignisse, die mich dann doch zum Weiterlesen zwangen. Das Liebes–Hin-und-Her der literarischen Hauptfigur Jess rückt in den Hintergrund und mit jeder gelesenen Seite entfaltet sich nach und nach ein wirklich spannendes und interessantes Handlungsgerüst rund um das Thema Götter. Nun war es für mich sehr einfach die letzten Kapitel zu lesen, obgleich Jess den einen oder anderen Liebesrückfall hatte. Die letzten Seiten las ich wie im Flug und das in sich stimmige Ende ließ mich zufrieden und neugierig auf den Folgeband zurück.

Die etwas sprunghafte Erzählweise, die ich schon in Woolfs Debüt bemängelte, ist leider auch in diesem Buch wiederzufinden. Es mangelte an fließenden Überleitungen, die dem Leser die Möglichkeit geben mit einer Szene abzuschließen. Während ich die verschiedenen Kapitel las, gab es immer wieder Ereignisse, die aus dem nichts kamen. Nicht im Sinne von aufregenden und spannenden Wendungen, sondern im Sinne von: Warum steht jetzt ein Protagonist im Mittelpunkt, der eben noch gar nicht da war? Oder: Wie ist dieser Gegenstand jetzt plötzlich im Geschehen aufgetaucht? Fragen über Fragen ...

Der Leser braucht für diese Geschichte eine sehr große Vorstellungskraft und viel Fantasie, um sich die verschiedenen Szenarien in den karg oder besser gar nicht beschriebenen Kulissen vorstellen oder selbst entwerfen zu können. Eine kleine Stütze waren hierbei die Illustrationen, die man beim Aufklappen der Buchdeckel entdecken kann.

Den literarischen Figuren fehlt es für meinen Geschmack an Tiefe. Liebend gerne hätte ich mehr über deren Persönlichkeit erfahren und über das, was sie ausmacht und welche Ereignisse sie geprägt haben. Auch bei Jess wird es manchmal angedeutet, aber man darf nie in die Tiefe ihrer Seele abtauchen. Wahrscheinlich blieb die Liebesgeschichte um Jess und Cayden für mich etwas reizlos. Woolf schreibt einiges über ihre Gefühle, jedoch blieben sie Wörter auf Papier und ich konnte sie nicht nachempfinden. Ich bin sehr gespannt, ob sich das im Folgeband ändert.

Marah Woolf hat für ihr neues Werk „GötterFunke. Liebe mich nicht“ eine gute Recherchearbeit geleistet und bietet dem Leser viele interessante Einblicke in die griechische Mythologie und einen, wenn man die ersten 200 Seiten ausblendet, spannenden Plot, der viele Leser begeistern wird.

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Veröffentlicht am 07.02.2017

Ein blutiges Finale

Unsterblich - Tor der Ewigkeit
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3,5 Sterne

Wenn eine spannende Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet und die Fortsetzung noch nicht erschienen ist, dann wird der Leser meist auf eine harte Probe gestellt. Wenn man dann die Nachricht ...

3,5 Sterne

Wenn eine spannende Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet und die Fortsetzung noch nicht erschienen ist, dann wird der Leser meist auf eine harte Probe gestellt. Wenn man dann die Nachricht bekommt, dass die Fortsetzung wahrscheinlich gar nicht weiter übersetzt wird, ist das sehr bitter. Selbst heute zieren noch einige sehr interessante Reihen, die nicht fortgesetzt werden, mein Regal - was mich maßlos ärgert. Lange Zeit sah es auch für die „Unsterblich“ – Reihe von Juli Kagawa so aus, als würden die ersten beiden Bände unvollkommen in den Tiefen meines Bücherregals versinken. Doch nach über zweieinhalb Jahren des Bangens um einen gebührenden Abschluss, erschien mit „Unsterblich – Tor der Ewigkeit“ jetzt der finale Band. Auch wenn dieser als Taschenbuch etwas aus der Reihe tanzt und nicht zu seinen Vorgängern passt, war ich hellauf begeistert und musste diesen finalen Band sofort lesen. Bevor ich jetzt munter drauf losplaudere, noch ein Tipp für Leser, die diese düstere Vampirreihe noch nicht kennen: Wenn ihr nicht zartbesaitet seid und aufregende und etwas blutige Geschichten mögt, schaut erst einmal in meine Rezension zu „Unsterblich – Tor der Dämmerung“, um euch nicht zu Spoilern.

Zweieinhalb Jahre sind eine verdammt lange Zeit, wenn man einen erhöhten Bedarf an Geschichten hat. Aus diesem Grund hatte ich einige Schwierigkeiten wieder in die Geschichte hineinzufinden. Irgendwie erschien alles so fremd, ich war aber trotzdem zu bequem, um mir noch einmal das Ende von „Unsterblich - Tor der Nacht“ durchzulesen. An einige wichtige Details erinnerte ich mich jedoch sehr gut: Die Welt hatte sich verändert, die Städte wurden größtenteils zerstört und nichts und niemand war mehr sicher. Auch die Vampire nicht, denn über allen schwebte eine große Bedrohung. Unvergessen sind auch Allisons Rachepläne, denn ihr wurde zum Ende des zweiten Bandes fast alles genommen.
Mit diesen Ereignissen lassen sich auch viele Veränderungen bezüglich Allisons Charakter erklären. Die literarische Hauptfigur wirkt in den ersten Kapiteln etwas befremdlich und völlig resigniert. Alles, was diese großartige Protagonistin ausgemacht hat, scheint auf den ersten Blick verschwunden zu sein. Allison kämpft nicht mehr gegen das Monster, das sie eigentlich immer verabscheut hat. Sie lässt ihm freien Lauf und der Leser lernt eine ganz neue, erschreckende und äußerst brutale Seite von ihr kennen. Im Laufe der Handlung wird Allison durch viele Ereignisse an ihre ursprünglichen Werte erinnert, und wird nach und nach wieder annähernd zu dem Vampirmädchen mit äußerst menschlichen Charakterzügen, das ich sehr schätze.

In diesem finalen Band trifft man aber auch alte Bekannte, die keine ihrer Eigenschaften eingebüßt haben. Zum einen Allisons geheimnisvoller Schöpfer Kanin und zum anderen ihr überaus „charmanter“ Blutsbruder Jackal. Zusammen mit dieser etwas extravaganten Schicksalsgemeinschaft macht sich der Leser auf den Weg, um den gefährlichen Meistervampir Sarren zu verfolgen und zu besiegen. Dabei erlebt er literarische Höhen und Tiefen, und speziell in den ersten Kapiteln muss man sehr geduldig sein. Obgleich viele interessante Begebenheiten auf den Leser niederprasseln, wirkt die Handlung etwas langatmig und man hat das Gefühl einen endlosen und eintönigen Weg vor sich zu haben. Nach den ersten hundert Seiten ändert sich das grundlegend durch eine komplexere Handlung. Und in den letzten Passagen rast man buchstäblich durch die Zeilen, um mit einem hollywoodreifen Showdown zu enden.

Wer etwas empfindlich im Bezug auf brutalen und blutigen Szenen ist, wird in einigen temporeichen Ereignissen auf eine harte Probe gestellt. Auch ich kam oft an meine Grenzen und musste die eine oder andere Passage überfliegen, damit sich mir nicht der Magen umdreht.

Nach einem großartigen und ideenreichen ersten Band las ich einen etwas ruhigeren und wenig komplexeren Folgeband mit vielen eindringlichen Szenen. Den dritten Band „Unsterblich – Tor der Ewigkeit“ kann man mit keinem dieser zwei Bücher vergleichen, denn hier tobt Julie Kagawa sich – im Gegensatz zu ihren märchenhaften und leichten Geschichten – in temporeichen und blutigen Szenen aus, um den Leser am Ende zufrieden - wenn auch von Blut überzogen -, aus ihrer Vampirwelt zu entlassen. Auch wenn ich etwas mehr von dem großen Finale erwartet habe, bin ich froh, dass ich diese ideenreiche Fantasytrilogie abschließen konnte.

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Knalltütenwunder

Knalltütenwunder. Was nicht ist, kann ja noch peinlich werden!
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Ich lese gerne abwechslungsreich. Nach Lust und Laune greife ich zu Büchern verschiedener Genre. Nachdem ich einige bewegende Romane gelesen habe, war mir mal wieder nach einem beschwingten und lustigen ...

Ich lese gerne abwechslungsreich. Nach Lust und Laune greife ich zu Büchern verschiedener Genre. Nachdem ich einige bewegende Romane gelesen habe, war mir mal wieder nach einem beschwingten und lustigen Buch. Als ich das Cover und den Titel von Emma Flints neuem Buch sah, war für mich klar, dass ich „Knalltütenwunder. Was nicht ist, kann ja noch peinlich werden!“ lesen möchte. Denn allein das Cover ist wunderbar und verspricht genau das, wonach ich mich buchstäblich gesehnt habe.

Knalltütenwunder. Was nicht ist, kann ja noch peinlich werden!

Darf ich euch die 13-jährige literarische Hauptfigur Marla Kampmann vorstellen? Oder besser erst mal ihre Familie, denn die ist super – im Blamieren! Man könnte behaupten, dass Marla ständig im Fremschäm-Modus ist, denn egal wo die Kampmanns auftauchen, wird es peinlich. So empfindet es jedenfalls Marla. Ihre Mutter ist bekannt für spontane Showeinlagen – einem Stepptanz in der Eisdiele – nach vorangegangenem Zuckerkonsum. Und ihr Vater kleidet sich wie ein englischer Lord und redet auch so daher. Ihre beiden Schwestern haben ähnlich peinliche Züge: Die kleine Schwester Julia lässt ihre Kuscheltiere für sich sprechen und die große Schwester Valerie ist mit ihren selbstgedrehten Clips für Social Media sowieso zum Fremdschämen. Je mehr Marla mit diesem peinlichen Verhalten ihrer noch peinlicheren Familie zu tun hat, wächst der Wunsch, ihre Familie zu unpeinlichen Leuten zu erziehen.

Wie erziehe ich meine Familie zu unpeinlichen Leuten?

Ich denke, jeder von uns kann sich an die schwierige Zeit der Pubertät und das damit einhergehende hormonell bedingte Gefühlschaos erinnern. Daher sollte es für den Leser ein Leichtes sein, sich in die Gefühlswelt der literarischen Hauptfigur Marla hineinzuversetzen. Unterm Strich ist Marla alles peinlich, jedoch reflektiert sie ihr eigenes Verhalten kaum. Dies könnte man durchaus unter „pubertäres“ Verhalten einsortieren. Auch dass Marlas Gedanken und Taten von Chaos gezeichnet sind. Jedoch erschwerte es mir persönlich das Lesen.

Das Buch wurde von Emma Flint in Tagebuchform geschrieben. Und bereits auf den ersten Seiten bemerkte ich, dass ich von diesem Buch womöglich eine falsche Vorstellung hatte. Ich bin von einer beschwingten Handlung ausgegangen. Hier bekam ich jedoch mehr als beschwingt. Ich würde es eher als hektisch bezeichnen. Marlas Tagebucheinträge sind oft sehr kurz gehalten. Jeder wird authentisch mit Datum und Uhrzeit eingeleitet. Was mir persönlich nicht gefallen hat, ist, dass Marla zwischen ihren Einträgen manchmal nur wenige Minuten pausiert, bevor sie den nächsten einleitet. Zusätzlich versieht sie ihre Einträge – besonders auf den ersten Seiten – mit Fußnoten. Dadurch pausiert man das Lesen und blickt erst einmal zu der entsprechenden Erklärung, die genauso gut in den Tagebucheintrag gepasst hätte.

Marlas Tagebucheinträge sind so gestaltet, dass der Leser sehr viele Details über Personen und Situationen erfährt. Ich habe Marlas Zeilen nicht wie Passagen eines persönlichen Tagebuchs empfunden. Sondern vielmehr, als würden sie für jemand anderen verfasst. Hinzukommt, dass die Handlung sich gefühlt im Kreis gedreht hat und dies nicht zuletzt durch Marlas unreflektiertes Verhalten.

Was fehlt? Ordentlich Glitzer!

Ein dickes Plus bekommt die Gesamtgestaltung. Bestechend finde ich vor allem das außergewöhnliche Cover von Eva-Schöffmann-Davidov. Knallig bunt, verspielt mit witzigen Illustrationen, die man auch neben einigen Einträgen im Inneren des Buches wiederfindet. Was fehlt? Ordentlich Glitzer! Auch der wurde in dem aufwendigen Cover verarbeitet.

„Knalltütenwunder. Was nicht ist, kann ja noch peinlich werden!“ von Emma Flint ist für Leser ab 10 Jahren und ich würde es auch genau so empfehlen. Auch wenn ich gerne Kinder- und Jugendbücher lese, fiel es mir – der Zielgruppe längst entwachsen – hier sehr schwer, das Buch zu beenden. Vergeblich wartete ich auf das versprochene Gute-Laune-Gefühl und Marlas Beschwerden über die zahlreichen „peinlichen“ Menschen in ihrem Leben nahmen mir die Leselust.

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Veröffentlicht am 20.04.2017

Eine harte Geduldsprobe

Das Licht und die Geräusche
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Kann eine Geschichte gut geschrieben und dennoch so schlecht erzählt sein, dass man als Leser überhaupt keinen Zugang zur Handlung und deren literarischen Figuren bekommt? Absolut! Mein letzter literarischer ...

Kann eine Geschichte gut geschrieben und dennoch so schlecht erzählt sein, dass man als Leser überhaupt keinen Zugang zur Handlung und deren literarischen Figuren bekommt? Absolut! Mein letzter literarischer Ausflug hat es bewiesen. „Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg ist ein Buch, das ich nur schwer mit Worten beschreiben kann. Nicht etwa, weil es so bedeutsam und großartig ist, sondern weil es mich wahrhaftig zur Verzweiflung gebracht hat. Denn einerseits ist der Schreibstil Schomburgs wirklich außergewöhnlich, aber die Schilderungen von den Ereignissen und den literarischen Figuren sind alles andere als gelungen. Was anfangs so vielversprechend klang, entpuppte sich rasch als trivial und als eine reine Zeitverschwendung.

Dass Freundschaften zwischen Frauen und Männern etwas schwierig sind, ist allseits bekannt. Das betrifft auch die Freundschaft von Johanna und Boris, denn auch hier sind eher leidenschaftliche Gefühle im Spiel. Sehr zum Unmut von Johanna ist Boris jedoch in Ana-Clara verliebt. Bis vor Kurzem stellten Johannas heimliche Gefühle für Boris kein Problem dar. Aber als Ana-Clara dann aus ihrer Heimat Portugal anreist, wird es für Johanna sehr schwer ihre Emotionen zu verbergen und die Freundin ihres besten Freundes zu tolerieren. Eines Tages verschwindet Boris und beide Rivalinnen müssen sich auf die Suche nach ihm begeben und sich irgendwie miteinander arrangieren.

Die Handlung nur kurz zu umreißen fällt mir sehr schwer, weil der Autor so viele Schauplätze und Brennpunkte für seine Geschichte gewählt hat. Im Grunde genommen geht es um drei Menschen, die sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden begegnen und zu einer Schicksalsgemeinschaft heranwachsen. Schomburgs Debüt ist ein Coming-of-Age-Roman, der sich mit vielen gewichtigen Themen beschäftigt: die Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden mit sich bringen, Sexualität, Homosexualität, Suizid und die Suche nach einem Platz in der Gesellschaft oder gar im Leben. Eine äußerst brisante Mischung, an die man als Autor mit viel Feingefühl herangehen muss, weil man sich auch leicht übernehmen kann. Statt der angebrachten Sensibilität bedient sich Schomburg eher dem Vorschlaghammer und handelt sie reizlos und oberflächlich in einem sehr ungehobelten und sprunghaften Stil ab.

Als ich die wenigen Kapitel von „Das Licht und die Geräusche“ las, gruselte es mich vor der Darstellung der drei jungen Menschen, die die Säulen dieser Geschichte sind. Sie wurden so leichtfertig gezeichnet und ihre wankelmütigen Taten glichen eher den gängigen Klischees über Jugendliche. Ihre Beziehungen zueinander wirkten so bedeutungs- und lieblos. So als wären sie aus einer Laune heraus entstanden.
Alle Charaktere machten es mir sehr schwer, sie wirklich zu erfassen, weil sie für meinen Geschmack völlig übertrieben und manchmal etwas pathologisch beschrieben wurden.
Die Ich-Erzählerin Johanna zum Bespiel glich in ihrer Denkweise und in ihren Handlungen eher einem männlichen Charakter und ihre teilweise wirren Gedankengänge verliehen der Geschichte etwas extrem Unruhiges.

„Das Licht und die Geräusche“ von Jan Schomburg war für mich eine harte Geduldsprobe, die ich nur bestanden habe, weil der Autor sich kurzgefasst und einen sehr flüssigen Schreibstil hat.

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