Profilbild von Katykate

Katykate

Lesejury Profi
offline

Katykate ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Katykate über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2023

Außergewöhnliches Jugendbuch

Henny & Ponger
0

Mittlerweile lese ich seit Jahren Bücher aus dem mixtvision Verlag und einige haben sich als wahre Highlights herausgestellt. Ob das bei »Henny & Ponger« auch so ist?

ALLER ANFANG IST …
Ich hatte ehrlich ...

Mittlerweile lese ich seit Jahren Bücher aus dem mixtvision Verlag und einige haben sich als wahre Highlights herausgestellt. Ob das bei »Henny & Ponger« auch so ist?

ALLER ANFANG IST …
Ich hatte ehrlich gesagt überhaupt keine Erwartungen an das Buch. Ich persönlich finde das Cover eher unscheinbar, ebenso den Klappentext. Überzeugt, »Henny & Ponger« zu lesen, hat mich dann der Text zum Buch in der mixtvision-Vorschau. Denn darin klang dieses Buch sehr außergewöhnlich und besonders. Und so ein bisschen oldschool. Die Kombination fand ich sehr interessant.
Es ist mir am Anfang ein bisschen schwer gefallen, in die Geschichte rund um Henny und Ponger zu finden. Was definitiv an der Aufmachung liegt, denn es gibt keine Seitenzahlen, sondern nur die nummerierten, sehr kurzen Kapitel (fürjemanden, der seine Lesezeit trackt, ist das erst einmal eine Umstellung! 😀 ). Im Lesefluss hat sich diese Design-Wahl wie viele kleine Ausschnitte angefühlt. Zwar alle chronologisch, sodass sie ein Gesamtbild ergeben, aber eben immer als einzelne kurze Szenen, als würde der Fokus auf jedem einzelnen Moment liegen. Hierzu passt auch wunderbar Nils Mohls Schreibstil. Er hält sich in seiner Erzählung nämlich sehr kurz und verzichtet fast vollkommen auf umfangreiche Beschreibungen.
Erzählerisch finde ich das super interessant. Aber ich musste mich auch erst einmal daran gewöhnen. Ich finde, das ist eine ganz andere Art, eine Geschichte zu erleben und wahrzunehmen. So lernt man auch die Charaktere etwas anders kennen.

DIE CHARAKTERE
Im Fokus der Geschichte stehen, wie der Titel schon verrät, Henny und Ponger. Zwei Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten, und doch vom Schicksal zusammengeführt werden. Aber ist es wirklich Schicksal oder steckt was anderes dahinter? Genau das gilt es für Ponger und mich als Leserin zu enträtseln.
Da ist Ponger, der in einer Werkstatt arbeitet und alte Spielautomaten und Flipper repariert. Der bei einer älteren Dame lebt und, aus Gründen, die wir anfangs nicht kennen, keine Papiere hat und deshalb nicht ins Visier der Polizei geraten sollte. Aber da ist auch Henny, die in der U-Bahn das gleiche Buch wie er liest und völlig überraschend die Notbremse zieht. Die ihn vor der Flucht noch anspricht und damit die Polizisten ausgerechnet auf ihn aufmerksam macht. Und die so überraschend viel über ihn weiß.
Ich habe Ponger als eine eher nüchterne Person wahrgenommen. Es ist fast so als hätte er sich an Mohls Schreibstil angepasst. Denn er ist auch kein Mann vieler Worte. Er ist eher ruhig und zurückhaltend, ich würde fast sagen »unscheinbar«. Man merkt beim Lesen schnell, dass Ponger gerne mehr aus sich herauskommen möchte, aber oft einfach nicht aus seiner Haut kann.
Bis Henny auftaucht. Die etwas schräge junge Frau mit all den Geheimnissen kitzelt aus Ponger das heraus, das er selbst nicht hervorbringen kann. Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich mit Henny warm geworden bin. Sie ist ein sehr spezieller Charakter und im wahren Leben könnte ich vermutlich nicht gut mit ihrer wirren Art. Aber über sie zu lesen hat letztendlich doch Spaß gemacht. Was vor allem auch daran lag, dass ich wissen wollte, was hinter all ihren Worten steckt. Sie spricht für Ponger nämlich die meiste Zeit in Rätseln.

WO GEHT DIE REISE HIN?
Nachdem ich das Buch nun gelesen habe und das Cover betrachte, sehe ich die Zeichen. Während des Lesens wusste ich aber die ganze Zeit nicht, was passieren würde.
Henny taucht immer öfter wieder auf. Aus irgendeinem Grund hat sie es auf Ponger abgesehen, oder auf seine mechanischen Fähigkeiten. Denn sie braucht, um wieder nachhause zu kommen, seine Hilfe. Ponger ist hin und her gerissen. Zwischen einer gewissen Abneigung ihr gegenüber, aber auch einer Faszination von ihr ausgehend.
Das Lesen dieses Buches fühlte sich manchmal an als würde ich einen Film schauen. Weil so unglaublich viel passiert, es so überraschende Wendungen gibt, dass das Geschehene in meinem Kopf wie ein Film an mir vorbeirauscht. Ich glaube, »Henny & Ponger« ist so ein Buch, dass man mehrmals lesen muss, um wirklich alles darin zu entdecken.

FAZIT
»Henny & Ponger« ist ein etwas anderes Jugendbuch. Es fühlt sich ein bisschen erwachsener an als andere Jugenbücher, es ist etwas besonderes, das merkt man schon beim Aufschlagen des Buches. Viele Wendungen habe ich überhaupt nicht vorhersehen können. Ich wusste zu keiner Zeit, wie das Buch enden würde, was hinter Hennys Geheimnistuerei stecken könnte (zumindest nicht in Gänze). Das hat durchaus eine gewisse Spannung generiert. Der einzige Wehmutstropfen ist, dass die Charaktere auf mich als Leserin ein bisschen unnahbar wirkten. Ich bin nicht so richtig zu ihnen durchgedrungen, weshalb so ein paar Emotionen beim Lesen untergingen. Dennoch bietet »Henny & Ponger« ein spannendes Abenteuer, mit vielen Geheimnissen, die es zu enträtseln gibt

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2023

Die Vampire sind zurück!

All Lovers Lost
0

Wenn ich an Vampire denke, dann ist da als allererstes Twilight. Weil diese Reihe mich zum ersten Mal so richtig zum Fan gemacht hat. Aber ich denke auch an Vampire wie in »No Pflock« von Andrea Weil, ...

Wenn ich an Vampire denke, dann ist da als allererstes Twilight. Weil diese Reihe mich zum ersten Mal so richtig zum Fan gemacht hat. Aber ich denke auch an Vampire wie in »No Pflock« von Andrea Weil, also um einiges düsterer, erwachsener. Und ich denke, genau das erwarte ich von Vampirromanen mittlerweile. Weil ich dem romantisierten Vampir ein bisschen entwachsen bin. Versteht mich nicht falsch. Es darf romantisch sein, unbedingt sogar! Aber auf eine erwachsene Weise. Und eben nicht auf eine romantisierte toxische Art. Deshalb hat mich der Klappentext von »All Lovers lost« so angesprochen. Weil es nach einer spannenden, romantischen Geschichte für Erwachsene klang.

DIE HANDLUNG
Habe ich diese spannende, romantische Geschichte auch bekommen? Naja, geht so, ehrlich gesagt. Besonders romantisch ist das Buch nicht, was auch vollkommen okay ist. Sina und Lazar lernen sich in einem Club kennen. Er ist sofort von ihr fasziniert und kann es sich selbst nicht erklären, da er sich von Menschen für gewöhnlich fernhält. Ich hatte das Gefühl, Sina ist nicht ganz so schnell Feuer und Flamme für ihn, aber auch bei ihr entwickelt sich Anziehung. Und auch wenn diese Liebesgeschichte im Mittelpunkt steht, denn nur durch sie taucht Sina in die Welt der Vampire ein, ist sie nicht überpräsent. Sie nimmt nicht die komplette Handlung ein. Und das fand ich ganz toll, weil so Platz geschaffen wurde für eine gewisse Spannung.

Die Spannung hat dann leider etwas auf sich warten lassen. Es geht am Anfang vor allem um Sinas Medizinstudium, ihre Arbeit im Krankenhaus. Aber auch um Lazar, wir lernen seine Jagdmethoden kennen. Denn Lazar sucht sich seine Opfer nach ganz bestimmten Kriterien aus. Er nimmt meistens Menschen, die man wohl als Abschaum bezeichnen kann. Menschen, bei denen niemandem auffällt, dass sie Wissenslücken haben oder etwas anders ist. Aber Lazar tötet auch nicht, denn Leichen würden ja auffallen.

Es passiert anfangs also nicht besonders viel, außer dass Sina herausfindet, was Lazar ist und in die Vampir-Welt eintaucht. »Herausfinden« ist hier eigentlich das falsche Wort, denn der Lazar, der so übervorsichtig ist, damit er ja nicht auffliegt und von seinen Feinden gejagt wird, erzählt es Sina einfach. Er erzählt Sina, was er ist und denkt noch nicht einmal besonders viel darüber nach. Ich persönlich konnte das nicht ganz so gut nachvollziehen. Aber zum Thema »nachvollziehen« kommen wir noch.

So richtig kommt Spannung erst auf, als Lazars Feinde dann auch auftauchen, besser gesagt: Die Feinde der Vampire. Denn wo es unsterbliche Blutsauger gibt, da muss man nach einem Feind, der Jagd auf sie macht, nicht lange suchen. Und genau das passiert hier. Und das bleibt nicht die einzige Front, mit der es Lazar aufnehmen muss. Es gibt mehrere Parteien, die ihre unterschiedlichen Ziele verfolgen und einen unterschiedlichen Grad an Skrupel haben. Dass es da kracht, kann man eigentlich schon vorhersehen. Und genau das mochte ich an dem Buch. Weil sich niemand so richtig in die Karten hat schauen lassen. Durch für mich sehr überraschende Wendungen wurde das noch abgerundet.

DER SCHREIBSTIL
Wartet ihr auf ein »aber«? Falls ja, hier kommt es. Es ist ein mittelschweres »aber«. Denn obwohl ich das Buch nach einem Drittel ziemlich spannend fand, hat es mich emotional nicht wirklich berührt. Ich habe mir schon am Anfang wahnsinnig schwer getan, überhaupt in die Geschichte reinzufinden. Das liegt vor allem an dem ziemlich nüchternen Schreibstil. Mir kam das Buch schon fast sachlich geschrieben vor. Als würde ich einen Bericht lesen. Ich habe mich überhaupt nicht in die Handlung involviert gefühlt. Und dadurch habe ich auch nicht mit den Charakteren mitfühlen müssen. Ich bin wahnsinnig nah am Wasser gebaut und in diesem Buch hätte es ein/zwei Stellen gegeben, die mich definitiv zu Tränen gerührt hätten. Wenn ich auch nur irgendwelche Emotionen für die Charaktere übrig gehabt hätte. Hatte ich leider nicht, weil sie bis zum Schluss Fremde für mich geblieben sind.

FAZIT
»All Lovers lost« war nicht ganz das, was ich mir von diesem Buch erhofft hatte. Es war zwar durchaus spannend, hat mich aufgrund des nüchternen Schreibstils aber kaum emotional berührt. Dadurch hat das Buch meiner Meinung nach viel Potenzial verschenkt. Aber ich glaube durchaus, dass das nur ein sehr subjektiver, persönlicher Eindruck ist. Deshalb würde ich das Buch dennoch als Leseempfehlung sehen, denn ich glaube, dass einige Leser*innen durchaus empfänglich für diese Art des Schreibens sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2023

So lala

What I Like About You
0

Dieses Buch habe ich im eBook-Deal entdeckt. Und weil ich fand, dass es ganz süß klingt, habe ich es auch direkt gelesen. Letztendlich war es ganz nett, hat mich aber nicht umgehauen. Ich hatte nicht direkt ...

Dieses Buch habe ich im eBook-Deal entdeckt. Und weil ich fand, dass es ganz süß klingt, habe ich es auch direkt gelesen. Letztendlich war es ganz nett, hat mich aber nicht umgehauen. Ich hatte nicht direkt irgendwelche Erwartungen an diese Geschichte, aber irgendwie hätte es mich doch etwas mehr unterhalten können.

Ich kann gar nicht genau festmachen, woran es lag, dass mich das Buch nicht überzeugt hat. Ich schätze, es könnte die nüchterne Art der Protagonistin gewesen sein. Ich fand ihre Denkweise nicht besonders emotional, und auch wenn ich nüchterne Gedanken auch ziemlich gut finde, habe ich mich hier als Leserin nicht so richtig eingebunden gefühlt.
Ich fühlte mich wie eine Beobachterin von weit weg. Ich habe gesehen, dass da süße Dinge passieren, dass sich die Charaktere näher kommen, dass ihre Geheimnisse zwischen ihnen stehen. Aber ich war so unbeteiligt und deshalb konnte ich auch nicht so richtig mitfiebern. Ich war zu weit weg. Leider.

Viel mehr möchte ich zu dem Buch eigentlich gar nicht sagen. Es war ja nicht schlecht. Aber für mich halt auch nicht so richtig gut. Freundinnen von mir haben es allerdings empfohlen, es gibt also durchaus Menschen, denen diese Geschichte gefällt. Ich gehöre halt leider nicht so wirklich dazu.

Eine Sache habe ich aber noch: Ich fand es extrem schräg, dass es immer wieder um eine Autorin ging, die wahnsinnig blöde, für Fans verletzende Äußerungen tätigt, und wie man als Fan und Leser*in damit umgehen soll. Und gleichzeitig nonstop Harry Potter-Referenzen gemacht wurden. Diese Kombination fand ich echt nicht gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2023

Habe mehr erwartet

I Kissed Shara Wheeler
0

Werbung, da Rezensionsexemplar

Auf "I Kissed Shara Wheeler" habe ich mich so sehr gefreut. Allein schon das Cover hat mich extrem angesprochen. Ich liebe die Farben, ich liebe alles. Nachdem mir "Royal ...

Werbung, da Rezensionsexemplar

Auf "I Kissed Shara Wheeler" habe ich mich so sehr gefreut. Allein schon das Cover hat mich extrem angesprochen. Ich liebe die Farben, ich liebe alles. Nachdem mir "Royal Blue" von McQuiston so gut gefallen hat, dass es ein Jahreshighlight wurde (2020, glaube ich), hatte ich an dieses neue Buch der Autorin wahnsinnig hohe Erwartungen. Und leider ist die Geschichte rund um Shara Wheeler daran ein bisschen gescheitert.

Meine Meinung
Was mich schon zu Beginn des Buches gestört hat, ist der Schreibstil. Ich fand "I Kissed Shara Wheeler" nämlich sehr anstrengend zu lesen. Das lag vor allem an langen Sätzen und unzähligen Eigennamen von Restaurants und Cafés. In Amerika sind es vermutlich allesamt bekannte Ketten, aber ich kannte die wenigsten davon und das hat mich dann ständig aus dem Lesefluss gerissen. Gezogen hat sich die Geschichte dadurch auch.

Als ich mich dazu überwunden habe, das Buch mehr quer zu lesen als richtig (bedeutet, die ellenlangen Passagen mit verschachtelten Sätzen und Eigennamen zu überspringen), wurde das Buch tatsächlich spannend. Und zwar so richtig! Ich wollte unbedingt herausfinden, ob Chloe, Smith und Rory die verschwundene Shara Wheeler finden können. Ob sie hinter all die angedeuteten Geheimnisse kommen. Und auch, ob sich zwischen den Dreien eine Freundschaft entwickelt.

Sehr schnell ist mir klar geworden, dass vor allem Smith und Rory die Stars des Buches für mich sind. Die Beiden und ihre Entwicklung fand ich nämlich am spannendsten. Sie haben mich so gut unterhalten, ich fand sie so sympathisch und hatte immer wieder ein "Aaaaw" im Kopf, wenn sie mal wieder über sich hinausgewachsen sind.
Im Gegensatz dazu fand ich Chloe, die Hauptperson des Buches, gar nicht sympathisch. Ich kann nicht richtig ausmachen, woran es liegt, aber ihre Art ... sie kam mir doch sehr Ich-bezogen vor und ich glaube, damit kam ich als Leserin nicht so klar. Es gibt zwar durchaus Charaktere, bei denen ich diesen Charakterzug spannend finde, aber bei Chloe hatte es etwas an sich, das ich nicht mochte.

Während die ersten 2/3 ziemlich spannend waren, hat das Ende dann leider sehr nachgelassen. Der Spannungsbogen ist gesunken und das leider weit. Ich muss auch sagen, dass ich die Auflösung des ganzen Buches etwas zu einfach fand. Es wurde lange auf eine gewisse Entwicklung der Charaktere hingearbeitet und die war am Ende fast schon easypeasy vollbracht.

Fazit
Insgesamt hat mich "I Kissed Shara Wheeler" zwar unterhalten, aber die Lektüre war ehrlich gesagt nicht berauschend und vor allem nicht so gut, wie ich es erwartet habe. Und ich finde es wahnsinnig schade, dass ich querlesen musste, um das Buch überhaupt genießen zu können. Die nur halbwegs sympathischen Charaktere haben das Buch dann leider auch nicht aufgewertet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2023

Durchwachsenes Jugendbuch

Als wir Tanzen lernten
0

»Als wir tanzen lernten« fing ganz hervorragend an. Nämlich mit einem Mädchen, dessen Eltern sich getrennt haben, das ihren Vater beim Fremdgehen erwischt hat, und das jetzt nicht mit all den Gefühlen ...

»Als wir tanzen lernten« fing ganz hervorragend an. Nämlich mit einem Mädchen, dessen Eltern sich getrennt haben, das ihren Vater beim Fremdgehen erwischt hat, und das jetzt nicht mit all den Gefühlen umzugehen weiß. Tief drinnen liebt sie ihren Vater natürlich, aber das wird von einer geballten Wut überschattet. All diese Gefühle waren so nahbar. Ich habe mit Evie mitgelitten, während ihre Mom und Schwester ihr Leben ganz normal weiterführen als wäre nichts gewesen. Ich konnte auch verstehen, dass Evie der Liebe abschwört, weil man doch nur verletzt wird. Entweder vom Partner oder vom Schicksal. Ich hatte ziemlich früh den Gedanken: Das wird ein großartiges Jugendbuch, genau so wie ich es mag.

TANZEN
Ich liebe Tanzfilme über alles, ich kann gar nicht sagen, wie oft ich die Step Up-Filme schon gesehen habe. Vor allem deswegen war ich total gespannt auf das Buch und ich liebe es, wie Evie da einfach so reinrutscht und plötzlich nicht nur mit Tanzstunden dasteht, sondern sogar mit einem ziemlich frechen und ziemlich süßen Tanzpartner. Und X ist wirklich toll! Evie hält ihn zu Beginn für einen typischen Aufreißer, aber das ist er überhaupt nicht. Er ist sehr gefühlvoll, nicht wortkarg. Er will sie auch nicht »aufreißen«, sondern einfach kennen lernen. Und da ist direkt ein gewisser Vibe zwischen ihnen, sodass man einfach wahnsinnig gerne über sie liest. Und genau da setzt leider meine Kritik an. Denn sowohl das Thema Tanzen als auch Evie und X kamen mir viel zu kurz. Was unter anderem an der Erzählgeschwindigkeit liegt.

GESCHWINDIGKEIT 1.5
Ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, dass Yoon sehr durch die Geschichte durchhetzt. Wobei hetzen das falsche Wort ist, es ist, als hätte sie auf die Vorspulen-Taste geklickt und wir würden alles in doppelter Geschwindigkeit erleben und gar nicht so richtig eintauchen. Von vielen Begegnungen wird eher berichtet, als dass wir erzählerisch tatsächlich dabei sind. Und das finde ich gerade bei einer Liebesgeschichte wahnsinnig traurig. Auch mit Evie und ihrem Vater ging es mir so, dass ich gerne mehr in ihre Beziehung eingetaucht wäre, anstatt zu lesen, dass sie einen tollen Abend hatten und es fast wie früher war. Hier fehlte mir ganz klar dieses Nahbare, das ich zu Beginn des Buches noch so gefeiert habe.

FAZIT
Insgesamt hat »Als wir tanzen lernten« viel Potenzial, das nicht so richtig ausgenutzt wurde. Ich wäre einfach gern noch viel näher an Evie und X drangewesen, hätte die Tanzstunden nicht nur im Schnelldurchlauf erlebt. Genau das, was ich an einem Jugendbuch mit Liebesgeschichte so mag, kam einfach zu kurz.

In der Danksagung erwähnt Nicola Yoon, dass sie dieses Buch geschrieben hat, als sie familiär schwierige Zeiten durchgemacht hat und Verluste verarbeiten musste. Ich denke, das merkt man dem Buch leider an. Weshalb ich bei meiner Kritik auch ein kleines schlechtes Gewissen habe. Ich finde es ganz großartig, wenn Autor*innen Erlebnisse durch ihr Schreiben verarbeiten. Aber insgesamt hätte mir »Als wir tanzen lernten« einfach besser gefallen, wenn es noch ein bisschen mehr in die Tiefe gegangen wäre und Charaktere und Beziehungen den Raum bekommen hätten, den sie brauchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere