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Veröffentlicht am 19.10.2018

Sticken kann Leben retten

Stick oder stirb!
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Neues von meinen „Stickkönig“, Siegfried Seifferheld, und allen inzwischen auch lieb gewonnenen Familienmitgliedern und Freunden mit allen ihren Macken, Ecken und Kanten .
Siggi ist inzwischen in der JVA ...

Neues von meinen „Stickkönig“, Siegfried Seifferheld, und allen inzwischen auch lieb gewonnenen Familienmitgliedern und Freunden mit allen ihren Macken, Ecken und Kanten .
Siggi ist inzwischen in der JVA gelandet, allerdings nur 1 Mal wöchentlich, um seine Stickleidenschaft mit den Knackis zu teilen. Dort lernt er auch den russischen Mafia-Boss Pjotr kennen.Als diesem während eines Arztbesuchs die Flucht gelingt, gerät Siggi unbeabsichtigt dazwischen und wird mitsamt Hund Onis als Geisel genommen.
Nicht nur die Polizei ermittelt, auch Siegfried Seifferhelds gesamte Entourage aus Familie und Freundeskreis setzt sämtliche Hebel in Bewegung und ist nicht mehr zu bremsen.
Wie bereits bei den Vorbänden lässt sich die Geschichte flüssig lesen, wobei ich sie beinahe schon inhaliert habe, und dabei kaum noch aus dem Lachen heraus gekommen bin.
Tatjana Kruse kann es einfach – sie verbindet einen spannenden Fall, die Entführung, mit vielen humorvollen, amüsanten und sehr unterhaltsamen kleinen Episoden und einem Feuerwerk an spritzigen Ideen, die zusammen wunderbare Lesestunden ergeben.
Dazu gesellen sich immer wieder diese witzigen Polizeiberichte und die wie zufällig eingestreuten Zitate.
Die Geschichte gipfelt in einem grandiosen Finale, das mich überrascht hat.
Wie immer kam das Ende viel zu schnell und ich hätte sehr gerne noch weitergelesen.
5***** und eine ganz klare Leseempfehlung

Veröffentlicht am 12.10.2018

Die Magie der Weihnacht

Das Weihnachtscafé in Manhattan
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Bereits im Oktober bei strahlendem Sonnenschein ein Weihnachtsbuch zu lesen habe ich zunächst als persönliche Herausforderung angesehen. Allerdings waren diese Befürchtungen völlig überflüssig.

Mads, ...

Bereits im Oktober bei strahlendem Sonnenschein ein Weihnachtsbuch zu lesen habe ich zunächst als persönliche Herausforderung angesehen. Allerdings waren diese Befürchtungen völlig überflüssig.

Mads, ein Hotelier, und Iona, Mitinhaberin eines Cafes mit schokoladigen Leckereien, treffen sich geschäftlich, um über eine Zusammenarbeit zu verhandeln. Aus dieser Geschäftsbeziehung wird plötzlich überraschend mehr – es prickelt auf beiden Seiten… Aber sind die Zwei auch wirklich bereit für eine neue Beziehung? Beide haben ihr eigenes Päckchen zu tragen: Iona trauert noch ihrem Freund nach, der inzwischen mit ihrem Bruder verlobt ist, und Mads hat vor nicht ganz einem Jahr seine Frau nach schwerer Krebserkrankung verloren und versucht seitdem, seiner 6-jähriges Tochter auch die Mutter zu ersetzen.

Sofia ist ein zauberhaftes kleines Mädchen, das alle um den Finger wickelt, allerdings ist die durch den Verlust ihrer Mutter geprägt und glaubt auch nicht mehr an die Magie der Weihnacht, schon gar nicht an den Weihnachtsmann. Und das zur Adventszeit in New York mit Unmengen an Lichterketten, Weihnachtsdeko, leckeren Weihnachtsdüften und noch mehr hohoho an jeder Ecke?

Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Mads und Iona erzählt, so dass man am Leben der beiden teilnehmen kann. Sie werden irgendwie magisch voneinander angezogen, so können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander.

Beide Protagonisten sind sehr authentisch und lebensnah beschrieben und ihr jeweiliges Gefühlsleben nach den erlittenen Schicksalsschlägen lässt sich so gut nachvollziehen. Iona möchte weder eine Affäre noch der Notnagel sein. Erst recht nicht, da sie sich mit Sofia angefreundet hat und immer mehr erkennt, dass ihr Wunsch nach einer eigenen Familie immer größer wird. Mads wird von seinen Schuldgefühlen seiner verstorbenen Frau Gill gegenüber fast zerrissen, möchte Iona gegenüber aber auch keine zu großen Versprechungen machen.


Eingebettet in diesen amerikanischen Weihnachtswahn – denn irgendwann fand ich es dann doch ein bisschen üppig mit vorweihnachtlichen Veranstaltungen, Einladungen, Unternehmungen, christmasparties – ist der Autorin ein romantischer und herzerwärmender Wohlfühlroman gelungen, der aus jeder Seite weihnachtlich nach Lebkuchen, Zimt und Schokolade duftet und dem es gelungen ist, mich auch bei 20 Grad Außentemperatur in weihnachtliche Stimmung zu versetzen.


Und wer jetzt immer noch wissen möchte, ob Sofia wieder die Magie der Weihnacht wieder findet, liest am besten selbst dieses zauberhafte Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2018

wertvolle Erinnerungen an ein bewegtes Leben

Das rote Adressbuch
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Die 96-jährige Doris verbringt ihre Tage vor allem mit Warten, auf den Pflegedienst und das Mittagessen. Ihre Freunde sind bereits alle verstorben und ihre einzige noch lebende Verwandte, ihre Großnichte ...

Die 96-jährige Doris verbringt ihre Tage vor allem mit Warten, auf den Pflegedienst und das Mittagessen. Ihre Freunde sind bereits alle verstorben und ihre einzige noch lebende Verwandte, ihre Großnichte Jenny, lebt in Amerika. Die wöchentliche Skype-Verbindung ist ihr einziges Highlight in ihrer Einsamkeit.
Doris beschließt, Jenny ihre Erinnerungen zu vermachen. „Das ist das Wertvollste, was ich besitze“ (S.14) Und so beschreibt sie ihr unter Zuhilfenahme ihres roten Adressbuches – „Es ist die Landkarte meines Lebens“ (S. 14) - Stück für Stück ihre Lebensgeschichte, die sie von Stockholm über Paris, Amerika, England wieder nach Stockholm geführt hat.

Schon von der ersten Zeile an hat mich der Schreibstil der Autorin Sofia Lundberg in ihren Bann gezogen. Es gibt zwei Handlungsstränge. Zum einen Doris und Jenny derzeit und dann die Erinnerungen an die vielen Stationen in Doris‘ Leben. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Bei den Rückblenden handelt es sich nicht um einen fortlaufenden Erzählstrang, da die einzelnen Kapitel immer auf bestimmte Personen bezogen sind, die in Doris‘ Leben eine wichtige Rolle gespielt und Spuren hinterlassen haben. Hierbei gibt es auch eine gute Mischung aus Familienangehörigen sowie Freunden und anderen Wegbegleitern.
Gerade diese Abwechslung hat für mich die Reise in die Vergangenheit aber gerade erst interessant und spannend gemacht.

Doris‘ Lebensrückblick ist nicht nur geprägt von einer sehr emotionalen Familiengeschichte sondern vor allem von ihrer eigenen Entwicklung vom abgeschobenen Kind zu einer starken Frau, die im Laufe der Jahre Freundschaft und Glück genauso wie Schmerz, Leid und Abschiede erfahren hat und nicht zu vergessen: die Liebe.

Mich hat diese Reise in die Vergangenheit mit allen Höhen und Tiefen eines bewegten Lebens fasziniert und ich habe mit Doris mitgefiebert, mitgelacht und mitgelitten. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.09.2018

Am Ende sollte immer das Leben gewinnen, nicht der Tod (S. 247)

Die Liebesbriefe von Montmartre
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Julien Azoulay, Autor von Liebeskomödien, ist durch den Tod seiner großen Liebe Helene in seiner Trauer wie versteinert. Lediglich für den gemeinsamen 4-jährigen Sohn Arthur funktioniert er mehr schlecht ...

Julien Azoulay, Autor von Liebeskomödien, ist durch den Tod seiner großen Liebe Helene in seiner Trauer wie versteinert. Lediglich für den gemeinsamen 4-jährigen Sohn Arthur funktioniert er mehr schlecht als recht und versucht, die alltägliche Fassade aufrecht zu erhalten. Kurz vor ihrem Tod hat Helene ihm das Versprechen abgenommen, ihr für jedes ihrer Lebensjahre in einem Brief zu berichten, wie sein Leben ohne sie weiter läuft. Auch 6 Monate nach ihrem Tod hadert er täglich mit seinem Leben ohne Helene und die Schreibblockade ist dabei sein geringstes Problem. Dabei wünscht sich Arthur nur endlich wieder einen Papa, der lacht.
Eine Zufallsbegegnung auf dem Friedhof gibt den Anstoß zum ersten Brief an Helene, dem nach und nach noch weitere folgen werden…

Nach dem Prolog, in dem Julien sich selbst vorstellt, erfolgt die weitere Erzählung in der Ich-Perspektive. Dadurch ist es mir viel leichter gefallen, Julien durch sein Leben zu begleiten und mitzuerleben, wie er nach dem Schicksalsschlag nach und nach seine innerliche Erstarrung wieder ablegen konnte und ganz allmählich wieder am Leben teilgenommen hat. Julien ist sehr authentisch und realistisch beschrieben, so dass ich mit ihm mitgelitten und später mitgefiebert habe. Arthur hat mir oft ein Lächeln entlockt, besonders die Szene, als er seinem Vater erklärt, wie man eine Freundin finden kann. Die Beschreibung der Trauer eines Kindes finde ich auch sehr gut getroffen. Sehr gut gefallen haben mir auch die unterschiedlichen Charaktere aus Juliens Umfeld – seine Mutter, sein bester Freund Alexandre, Catherine, die beste Freundin seiner Frau und sein Verleger. Hier war deutlich zu erkennen, auf welch unterschiedliche Art und Weise einem Trauernden Unterstützung und Hilfe angeboten werden kann.

Diese warmherzige, sehr emotionale und teilweise auch bittersüße Geschichte hat mich von der ersten Seite an bezaubert und berührt. Dass sie dazu noch zum Großteil am Montmartre spielt, gibt ihr noch eine besondere Atmosphäre. Auch mit dem schweren Thema Trauer und Verlust verliert sie nicht ihre Leichtigkeit – insbesondere durch Sophie – sondern zeigt, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt, wenn man sich nur darauf einlässt. Der Roman lässt sich flüssig lesen und man fliegt nur so durch die Seiten. Die Briefe an Helene sind bezaubernd formuliert. Sehr gut hat mir auch das handliche Format des Buches gefallen.

„Die Liebesbriefe von Montmartre“ war mein erstes Buch von Nicolas Barreau und ich kann mir nicht erklären, wieso ich diesen Autor nicht schon eher für mich entdeckt habe. Für Liebhaber*innen von warmherzigen, gefühlvollen und romantischen Geschichten ist dieses Buch die perfekte Wahl und bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Wir leben. Das ist die Hauptsache

Die Zeit der Kraniche
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Wir leben. Das ist die Hauptsache (S. 434)

Zum Ende des 2. Weltkrieges werden Gebhard und seine Mutter Heide denunziert und inhaftiert. Wieder steht Freddy mit allen Problemen allein da und muss sich ...

Wir leben. Das ist die Hauptsache (S. 434)

Zum Ende des 2. Weltkrieges werden Gebhard und seine Mutter Heide denunziert und inhaftiert. Wieder steht Freddy mit allen Problemen allein da und muss sich auch noch mit dem „braunen“ Gutsverwalter auseinandersetzen. Zu der Ungewissheit über das Schicksal der beiden kommt auch noch die große Angst vor den Russen. Obwohl bei der Lebensmittelknappheit schon das Überleben aller Bewohner des Gutes nicht einfach ist werden zusätzlich auch noch ausgebombte Familien einquartiert. Dann kommen die ersten Flüchtlingstrecks aus dem Osten, darunter auch Freddys Familie, und auch die Todesmärsche aus Sachsenhausen ziehen am Gut vorbei. Gebhard kommt zum Kriegsende frei, will aber sein Land nicht verlassen. Nachdem er, diesmal von den Russen, erneut verhaftet wird muss Freddy alles zurück lassen, aber ihr gelingt in letzter Minute die Flucht mit ihren Kindern.



Auch der dritte und letzte Teil der Ostpreußen-Saga hat mich von der ersten Seite an sofort wieder komplett in seinen Bann gezogen. Es ist natürlich ein sehr emotionaler Roman, der aufwühlt und nachdenklich macht. Durch dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte hindurch habe ich mit Freddy gehofft, gebangt und mitgefiebert, oft auch mit feuchten Augen.

Freddy, was für eine starke Frau. Trotz Anfeindungen, Unterstellungen und Willkür steht sie immer ihren Mann, kämpft wie eine Löwin für Gebhard und ihre Kinder. Sie hat ein großes Herz und Standesdünkel ist ihr fremd, das Wohlergehen ihrer „Leute“ ist ihr wichtig und sie kümmert sich auch um Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, weil das ihrer Vorstellung von christlicher Nächstenliebe und Menschlichkeit entspricht. Bewundernswert finde ich ihre Kraft, ihren Durchsetzungswillen und vor allem ihr Durchhaltevermögen.

Das, was Freddy in ein paar Jahren ertragen musste, reicht eigentlich für mehrere Leben. Trotzdem zerbricht sie nicht an den Schicksalsschlägen, sondern findet immer einen Weg um weiterzumachen – auch trotz Tränen im Gesicht und gebrochenem Herzen. Sie steht für mich stellvertretend für alle Frauen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben.

Freddys Lebensweg basiert auf der wahren Geschichte der Frederike von Plato.

Vielen Dank an Ulrike Renk für diese großartige Trilogie und an Frederike von Plato für ihr Einverständnis, sie auf einem Stück ihres Lebensweges begleiten zu dürfen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung – natürlich für alle 3 Teile – mit 5 *****