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Veröffentlicht am 24.08.2020

Wunderbare Fortsetzung

Ein Gefühl von Hoffnung
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Essen, Ende der 1950er Jahre: Nach dem dramatischen Ende des ersten Teils der Ruhrpott-Saga sind mittlerweile 7 Jahre vergangen. Johannes, der nach seinem schweren Unfall als Gewerkschafter arbeitet, hat ...

Essen, Ende der 1950er Jahre: Nach dem dramatischen Ende des ersten Teils der Ruhrpott-Saga sind mittlerweile 7 Jahre vergangen. Johannes, der nach seinem schweren Unfall als Gewerkschafter arbeitet, hat alle Hände voll zu tun, die Bergleute in ihrem Kampf gegen das Zechensterben zu unterstützen und ist inzwischen mit Katharinas bester Freundin Hanna verlobt. Inge arbeitet nur halbtags in der Buchhandlung, um mehr Zeit für die Familie zu haben und den kleinen Jakob aufzuziehen. Ihr Verlobter Peter kann es kaum erwarten, Inge endlich zu heiraten. Doch Bärbel ist in einer rebellischen Phase. Die Schule ist eine echte Qual für sie, denn ein Lehrer macht ihr das Leben schwer. Auf die Familie kommen turbulente Zeiten zu....

"Ein Gefühl von Hoffnung" ist nach "Ein Traum vom Glück" der zweite Band der Ruhrpott-Saga von Eva Völler. Obwohl man den Ereignissen des zweiten Teils sicher auch dann folgen kann, wenn man den ersten nicht gelesen hat, ist es empfehlenswert beide Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da die Teile aufeinander aufbauen und man sich sonst die Lesefreude verderben könnte, wenn man erst zum Auftaktband greift, wenn man die Fortsetzung bereits gelesen hat.

Der erneute Einstieg in die Saga gelingt auch im Folgeband  mühelos. Denn Eva Völler versteht es wieder hervorragend, die Stimmung der damaligen Zeit und das ganz besondere Flair des Ruhrpotts zwischen den Zeilen schweben zu lassen. Man freut sich über das Wiedersehen mit der Familie und beobachtet gespannt, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hat. Die Protagonisten wirken wieder äußerst lebendig und die Hintergrundkulisse des damaligen Ruhrpotts ist mehr als gelungen. Dadurch kann man sich ganz auf die Ereignisse in dieser Fortsetzung einlassen. 

Den Protagonisten stehen turbulente Zeiten ins Haus. Denn sie werden nicht nur vor große Herausforderungen gestellt, sondern müssen sich mit heiklen Situationen auseinandersetzen. Gerade Bärbel und Jakob, die noch zur Schule gehen, haben dort mit einigen Problemen zu kämpfen, die einem als Leser nahe gehen und dafür sorgen, dass man beim Lesen wütend wird und manchmal kaum glauben mag, was man dort liest. Allerdings sind diese Szenen leider äußerst glaubhaft, sodass das Ganze authentisch und nachvollziehbar wirkt. Doch auch die anderen Familienmitglieder müssen für ihr Glück kämpfen. Denn von einer erfüllten und harmonischen Liebe scheinen alle nur träumen zu können. Gut, dass Oma Mine einen klaren Kopf behält und in ihrer unnachahmlichen Art darauf hinweist, auf was es  im Leben eigentlich ankommt. Die Sorgen und Nöte, aber auch die Hoffnungen der Charaktere, werden so authentisch vermittelt, dass man sich schon beinahe selbst als Teil dieser Gemeinschaft fühlt. Deshalb gehen einem die Schicksalsschläge, bei denen man sich leider von einigen liebgewonnenen Charakteren trennen muss, sehr nah. Die Handlung ist durchgehend interessant und hält einige Überraschungen bereit. Sie driftet dabei allerdings nicht ins klischeehafte ab, denn Eva Völler gelingt es, den Bogen nicht zu überspannen, sodass die Glaubwürdigkeit erhalten bleibt. 

Eine wunderbare, gefühlvoll erzählte Fortsetzung, die begeistert!

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 20.08.2020

Spannend und brandaktuell

Küstenrache
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In einem Kieler Naturschutzgebiet werden zwei Männer ermordet. Kommissarin Lisa Sanders wird mit dem Fall betraut. Als sich allerdings herausstellt, dass die Ermordeten dem berüchtigten Zaidan-Clan angehören, ...

In einem Kieler Naturschutzgebiet werden zwei Männer ermordet. Kommissarin Lisa Sanders wird mit dem Fall betraut. Als sich allerdings herausstellt, dass die Ermordeten dem berüchtigten Zaidan-Clan angehören, übernimmt das LKA die Ermittlungen. Mark Holtmann, ein alter und guter Bekannter von Lisa Sanders, bietet ihr an, für diesen Fall vorübergehend zum LKA zu wechseln, um die Ermittlungen weiterzuführen. Da Lisas verhasste Kollegin Katrin Wagner kürzlich die Leitung der Mordkommission übernommen hat und Lisa sich deshalb sowieso mit dem Gedanken trägt, eine Versetzung zu beantragen, kommt ihr dieses Angebot gerade recht.  Lisas Lebenspartner, Oberstaatsanwalt Thomas von Fehrbach, ermittelt schon längere Zeit gegen den Zaidan-Clan und weiß, wie gefährlich der Kampf gegen das organisierte Verbrechen ist. Er versucht Lisa von ihrem Entschluss abzubringen. Doch Lisa ist fest entschlossen, das LKA zu unterstützen. Sie ahnt nicht einmal im Ansatz, was das für sie bedeuten wird....

"Küstenrache" ist bereits der sechste Fall für die Kieler Kommissarin Lisa Sanders. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Fall auch dann folgen, wenn man die vorherigen Teile der Reihe nicht gelesen hat. Zum besseren Verständnis der beruflichen und privaten Nebenhandlungen empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Krimireihe auch, die Einhaltung der Reihenfolge. Diese Kenntnisse sind aber für den aktuellen Fall nebensächlich.

Der Einstieg in den Krimi gelingt mühelos, denn Angelika Svensson versteht es hervorragend, sofort das Interesse an diesem Fall zu wecken. Man ist von Anfang an mitten im Geschehen und folgt gebannt den Ermittlungen. Der Plot ist brandaktuell und hält einige Überraschungen bereit. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und äußerst angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten werden so glaubhaft beschrieben, dass man alles mühelos vor Augen hat und sich dadurch ganz auf die Ermittlungen einlassen kann. 

Allerdings nehmen die beruflichen und privaten Nebenhandlungen, der bereits aus den vorherigen Bänden bekannten Charaktere, einigen Raum ein. Fans der Reihe dürften dies zu schätzen wissen. Denn in diesem Teil wird Lisa vor große Herausforderungen gestellt und muss Entscheidungen treffen. Die Ermittlungen kommen dabei aber keinesfalls zu kurz, denn der Fall ist durchgehend spannend und gipfelt in einem nervenzerreißenden Finale. 

Spannend, brandaktuell und deshalb empfehlenswert! 

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Absolut lesenswert und beeindruckend

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Stefania, genannt Fusia, verlässt als junges Mädchen ihr Elternhaus um in der Stadt Przemysl zu arbeiten. Im Laden der Familie Diamant wird sie freundlich aufgenommen und im Lauf der Zeit wie ein Familienmitglied ...

Stefania, genannt Fusia, verlässt als junges Mädchen ihr Elternhaus um in der Stadt Przemysl zu arbeiten. Im Laden der Familie Diamant wird sie freundlich aufgenommen und im Lauf der Zeit wie ein Familienmitglied behandelt. Zu Izio, einem der Söhne, entwickelt sich ein ganz besonders inniges Verhältnis. Die beiden verlieben sich ineinander und wollen sogar heiraten. Als 1939 der Zweite Weltkrieg beginnt, ändert sich für Fusia und die Familie Diamant alles. Denn die Diamants sind Juden. Sie sind nicht nur schweren Anfeindungen ausgesetzt, sondern werden schließlich dazu gezwungen, ins Ghetto überzusiedeln. Fusia versucht alles, um ihnen dort das Leben zu erleichtern. Sie wagt sich selbst ins Ghetto, um die Familie mit Lebensmitteln  und Medikamenten zu versorgen und riskiert dabei mehr als einmal ihr Leben. Doch dadurch kann sie das Grauen, das in der Familie Diamant Einzug hält, nicht aufhalten. Denn die Eheleute Diamant und Izio sterben. Fusia ist verzweifelt, denn mit Izios Tod bricht eine Welt für sie zusammen. In dieser schweren Zeit ist sie vollkommen auf sich allein gestellt und muss sich außerdem um ihre jüngste Schwester Helena kümmern. Als es Izios Bruder Max im letzten Moment gelingt, vor seiner Deportation zu fliehen und er Fusia um Hilfe bittet, trifft sie die Entscheidung, ihn und zwölf weitere Juden zu verstecken.... 

Dieses Buch beruht auf einer wahren Geschichte, die aus der Sicht von Fusia geschildert wird. Fusia erzählt ihre Erlebnisse eindringlich und dennoch einfühlsam. Es ist beinahe so, als ob man ihr direkt gegenüber sitzen würde und dabei ihre Stimme hört. Und das, was Fusia erzählt, geht unter die Haut und sollte nie vergessen werden. Denn mehr als einmal bringt sie sich und ihre Schwester in Gefahr und setzt dabei ihr Leben aufs Spiel, um Max und zwölf weitere Juden vor dem Tod zu retten. Es ist ein ständiger Kampf ums Überleben, die Angst vor Entdeckung  allgegenwärtig. Dabei kommt es zu Situationen, in denen man denkt, dass es nun keinen Ausweg mehr geben kann, doch Fusia gibt nie auf. Die Möglichkeit, einfach zu fliehen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, ist für sie keine Option. Man fiebert mit ihr mit und folgt gebannt dem Geschehen. Dabei gerät man förmlich in den Sog ihrer Schilderungen und mag das Buch kaum aus der Hand legen. Denn man selbst wird regelrecht mitgerissen. Man hofft und bangt - bis zum Schluss. 

Ein eindringlich geschilderter Tatsachenbericht einer mutigen Zeitzeugin, der durch ein interessantes Nachwort und einige Fotografien abgerundet wird. Absolut lesenswert und beeindruckend!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 16.08.2020

Mitreißend und eindringlich geschilderte Familiengeschichte

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Dora Twardy wächst behütet auf einem Gutshof in Ostpreußen auf. Sie genießt ihre Jugend im Kreise ihrer liebevollen Familie. Es mangelt ihr an nichts - auch nicht an Verehrern. Doch Dora hat ihr Herz bereits ...

Dora Twardy wächst behütet auf einem Gutshof in Ostpreußen auf. Sie genießt ihre Jugend im Kreise ihrer liebevollen Familie. Es mangelt ihr an nichts - auch nicht an Verehrern. Doch Dora hat ihr Herz bereits an ihren Jugendfreund Wilhelm von Lengendorff verschenkt und träumt von einer gemeinsamen Zukunft. Als 1939 die Angriffe auf Polen beginnen und der Krieg ausbricht, bekommt Doras heile Welt erste Risse. Zunächst scheinen abgesagte Tanzvergnügungen ihre größte Sorge zu sein. Doch dann ziehen der Vater, der ältere Bruder und Wilhelm in den Krieg und plötzlich ist nichts mehr so, wie es vorher war. Als Dora den abenteuerlustigen Kriegsfotografen Curt von Thorau kennenlernt, ist sie plötzlich hin- und hergerissen. Denn jede Begegnung mit ihm sorgt dafür, dass Doras Herz schneller schlägt. Doch ihre Zukunft kann sie sich nur an Wilhelms Seite vorstellen. Der Krieg schreitet unerbittlich voran. Das Schicksal stellt die Familie Twardy vor einige Herausforderungen. Deshalb muss Dora erwachsen werden, Verantwortung übernehmen und zu sich selbst finden, denn nur dann kann sie herausfinden, für welchen Mann ihr Herz tatsächlich schlägt...

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn das spätsommerliche Ostpreußen präsentiert sich von seiner schönsten Seite. Man merkt, wie sehr Dora ihre Familie und ihre Heimat liebt. Das Leben scheint leicht und unbeschwert vor ihr zu liegen. Denn bisher konnte sie alle Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten, durch ihr einnehmendes Wesen und ihr äußerst ansprechendes Äußeres, zu ihren Gunsten wenden. Ihre Familie, die sorglose Kindheit auf dem angesehenen Gutshof und der gesicherte finanzielle Hintergrund, geben Dora Rückhalt und Stabilität. Dass sich daran etwas ändern könnte, liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Deshalb ist es kein Wunder, dass Dora den beginnenden Krieg zunächst als lästiges, aber doch harmloses Ärgernis ansieht. Dora wirkt von Anfang an sympathisch, aber noch naiv und unreif. Wenn man ihre behütete Kindheit bedenkt, wirkt sie gerade durch diese eher unreifen Eigenschaften sehr authentisch. Deshalb kann man sich ganz auf die Handlung einlassen und in die dramatische und aufwühlende Geschichte eintauchen. 

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten werden dabei so authentisch beschrieben, dass man die Szenen mühelos vor Augen hat. Dabei schwebt eine ganz besondere Atmosphäre zwischen den Zeilen, der man sich nur schwer entziehen kann. Schon früh entwickelt die Geschichte einen Sog, der mitreißt und dafür sorgt, dass man dem Geschehen gebannt folgt. Die Entwicklung, die Dora im Verlauf der Ereignisse durchläuft, wirkt dabei sehr glaubhaft. Denn das Schicksal stellt sie und ihre Familie vor einige Herausforderungen, die es unter dramatischen Umständen zu meistern gilt. Die Handlung ist durchgehend spannend und kaum vorhersehbar. Dadurch fliegt man förmlich durch die Seiten und genießt dabei jede einzelne. 

Eine mitreißende und eindringlich geschilderte Familiengeschichte, die berührt und zum Nachdenken und Erinnern anregt. 

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Berührt und regt zum Nachdenken an

Leas Spuren
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Die Stuttgarter Historikerin Marie ist mehr als überrascht, als sie von einem Pariser Notar zu einer Testamentseröffnung eingeladen wird. Dort stellt sich heraus, dass Marie, gemeinsam mit dem Journalisten ...

Die Stuttgarter Historikerin Marie ist mehr als überrascht, als sie von einem Pariser Notar zu einer Testamentseröffnung eingeladen wird. Dort stellt sich heraus, dass Marie, gemeinsam mit dem Journalisten Nicolas, eine große Wohnung in Paris geerbt hat. Das Erbe ist allerdings an die Bedingung geknüpft, dass Marie und Nicolas ein Gemälde, das in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschollen ist, finden und an den rechtmäßigen Besitzer oder seine Nachkommen übergeben. Bei ihrer Suche müssen sie tief in ihre eigenen Familiengeschichten eintauchen und eine Mauer des Schweigens überwinden...

Bettina Storks erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Im aktuellen Geschehen beobachtet man die Suche von Marie und Nicolas. Parallel dazu erfährt man, wie das Leben und die Liebe von Maries Großtante Charlotte und Nicolas Großvater Victor im Zweiten Weltkrieg im besetzten Paris verlief. Beide Handlungsstränge überzeugen durch lebendige Charaktere und eine authentische Hintergrundkulisse. Man kann deshalb mühelos in die Geschichte eintauchen und sich auf die spannende und aufwühlende Suche nach dem Bild und den Geheimnissen der Vergangenheit einlassen. Die Handlungsstränge ergänzen sich hervorragend, sodass man gespannt den jeweiligen Verläufen folgt. Nach und nach fügen sich einzelne Puzzleteile zusammen, doch man kann zunächst nur vermuten, dass sie an die richtige Stelle gelegt werden. Denn überraschende Wendungen sorgen dafür, dass das Geheimnis nicht zu früh gelüftet wird. 

Im Verlauf der Ereignisse betrachtet man in beiden Erzählsträngen ganz unterschiedliche Charaktere. Ihre Beobachtungen und Schicksale werden so glaubhaft beschrieben, dass man mit ihnen mitfühlt und zum Nachdenken angeregt wird. Vergangenheit und Gegenwart erwachen zum Leben. Historische Begebenheiten bilden eine authentische Hintergrundkulisse für diese fiktive Suche nach der Wahrheit. Man merkt, dass die Autorin hervorragend recherchiert hat und dadurch Realität und Fiktion gekonnt verknüpft. 

"Leas Spuren" ist ein fesselnd erzählter Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt. 

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