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Veröffentlicht am 04.06.2023

Hervorragend recherchiert und interessant vermittelt

Das Licht im Rücken
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Das Unternehmen Leitz ist führender Anbieter von Mikroskopen. Doch 1914 gelingt dem dort angestellten Feinmechaniker Oskar Barnack eine Sensation. Denn er entwickelt ein handlichen Apparat, mit dem man ...

Das Unternehmen Leitz ist führender Anbieter von Mikroskopen. Doch 1914 gelingt dem dort angestellten Feinmechaniker Oskar Barnack eine Sensation. Denn er entwickelt ein handlichen Apparat, mit dem man fotografieren kann. Obwohl nicht vorhersehbar ist, dass die Produktion sich wirtschaftlich lohnen wird, geht Ernst Leitz das Risiko ein...

"Das Licht im Rücken" ist ein Roman, in dem sich historisch belegte Begebenheiten und Fiktion gekonnt verbinden. Am Ende des Buchs kann man im Personenregister nachlesen, welche Personen tatsächlich real sind und welche der künstlerischen Freiheit der Autorin entspringen. Außerdem sind im Einband alte Fotografien zu sehen, zu denen man im Bildnachweis interessante Informationen findet.

Im Zentrum der Geschichte steht die Familie Leitz und ihr Unternehmen. Allerdings blickt man auch dem begnadeten Tüftler Oskar Barnack über die Schulter und lernt außerdem die Kaufmannsfamilie Gabriel kennen, die "Das Haus der Präsente" führt. Anfangs sollte man konzentriert lesen, um die Personen und die Beziehungen, die sie zueinander unterhalten, richtig einordnen zu können.

Die Handlung trägt sich in Wetzlar, in der Zeit von 1914 bis zum Sommer 1945 zu. Das Schicksal hält in dieser Zeitspanne einiges für die Akteure bereit. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Obwohl man die Protagonisten stellenweise neutral und eher distanziert betrachtet, fällt es leicht, sich die Bilder zu den entsprechenden Szenen vorzustellen. Man taucht in die Vergangenheit ein und beobachtet fasziniert den Siegeszug der handlichen Kamera. Die Autorin hat nicht nur hervorragend recherchiert, sondern versteht es außerdem, fachliches Hintergrundwissen zur Fotografie so ins Geschehen einzuflechten, dass die Informationen interessant vermittelt werden. Die unterschiedlichen Schicksale der Hauptprotagonisten sorgen dafür, dass man schon früh dem Reiz der Erzählung erliegt und dem Geschehen gespannt folgt.

Ein gelungener Roman, bei dem sich historisch belegte Begebenheiten und Fiktion gekonnt verbinden.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Spannende Ermittlungen

Die Schrift
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Die Prostituierte Lena Karasek wird vermisst. Arne Stiller ist verwundert, dass der Vermisstenfall auf seinem Schreibtisch landet und schenkt ihm kaum Beachtung. Das ändert sich schlagartig, als Lena Karasek ...

Die Prostituierte Lena Karasek wird vermisst. Arne Stiller ist verwundert, dass der Vermisstenfall auf seinem Schreibtisch landet und schenkt ihm kaum Beachtung. Das ändert sich schlagartig, als Lena Karasek grausam verstümmelt und mehr tot als lebendig gefunden wird. Auf Lenas Rücken befindet sich ein rätselhaftes Tattoo. Arne Stiller ahnt, dass er die Schrift auf Lenas Rücken schnell entschlüsseln muss, um dem Täter auf die Schliche zu kommen...

"Die Schrift" ist bereits der fünfte Band, in dem der Kryptologe Arne Stiller, gemeinsam mit seiner Kollegin Inge Allhammer, ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ereignissen sicher auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Serie gelesen hat. 

Der Thriller startet ohne langatmiges Vorgeplänkel, denn der Autor sorgt dafür, dass man sofort mitten im spannenden Geschehen ist. Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Die Kapitel sind relativ kurz und stoppen häufig an entscheidenden Stellen, wodurch schon früh ein hohes Tempo aufgebaut wird, dem man sich nur schwer entziehen kann. Außerdem gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit einer unbekannten Person. Man hat den Verdacht, dass es sich um den Täter handeln könnte. Doch die Informationen sind zu knapp, um konkrete Rückschlüsse zu ziehen. 

Elias Haller gelingt es mal wieder hervorragend, Spuren auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Man versucht den Täter auf eigene Faust zu ermitteln, ist jedoch hin- und hergerissen und weiß nicht, wem man dieses abscheuliche Verbrechen zutrauen soll. Dadurch wird die früh aufgebaute Spannung nicht nur durchgehend gehalten, sondern kann sich im Verlauf sogar noch steigern. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen allerdings nicht sein, denn der Täter verlangt seinen Opfern einiges ab und Elias Haller versteht es meisterhaft, die entsprechenden Szenen so zu beschreiben, dass man dazu die passenden Bilder vor Augen hat. Das große Finale kommt dann allerdings ein wenig abrupt. 

Nichtdestotrotz ein spannender Fall, der durch rasante Szenenwechsel und interessante Einblicke in die Kryptologie überzeugt!

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Spannender Reihenauftakt

Schweige still
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Der Psychologe Cyrus Haven berät DI Lenny Parvel von der Polizei Nottingham. Die hat es mit einem Mordfall zu tun, der die volle Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht. Die Eiskunstläuferin Jodie Sheehan ...

Der Psychologe Cyrus Haven berät DI Lenny Parvel von der Polizei Nottingham. Die hat es mit einem Mordfall zu tun, der die volle Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht. Die Eiskunstläuferin Jodie Sheehan wurde tot aufgefunden. An ihrer Leiche werden Spuren gefunden, die auf ein Sexualdelikt hindeuten. Da Jodie erst 15 Jahre alt war, drängt die Bevölkerung auf Aufklärung. Cyrus Haven setzt alles daran, die Polizei zu unterstützen. Während der Ermittlungen wird er von einem Bekannten gebeten, seine Einschätzung zu  Evie Cormac abzugeben. Die junge Frau wurde vor Jahren als Kind aus traumatischen Verhältnissen gerettet, lebt nun mit einer geschützten Identität, gilt allerdings als unberechenbar. Cyrus erkennt, dass Evie über das untrügliche Gespür verfügt, Lügen zu erkennen. Cyrus übernimmt Evies Vormundschaft und hofft, ihr somit die Chance auf ein neues Leben zu geben. Doch dann spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu....

"Schweige still" ist der Auftakt zu einer Reihe um den Psychologen Cyrus Haven, der die Polizei in Nottingham bei Ermittlungen unterstützt. Cyrus hat in der Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis bewältigen müssen. Die damaligen Ereignisse machen ihn zu dem, der er heute ist. Die Hintergrundinformationen dazu werden häppchenweise in die Handlung eingestreut. 

Die aktuellen Ereignisse werden in der Ich-Form, aus der Sicht von Cyrus, geschildert. Außerdem gibt es Perspektiven, in denen Evie Cormac, genannt "Angel Face", aus ihrer Sicht erzählt. Da die Wechsel entsprechend gekennzeichnet sind, fällt es leicht, die Übersicht zu behalten. 

Der Einstieg in die Handlung wirkt zunächst etwas gemächlich. Dennoch sind die Hintergrundinformationen wichtig, die man dadurch erhält, um die Protagonisten kennenzulernen. Sowohl Cyrus als auch Evie, haben traumatische Erfahrungen gemacht, die ein untrennbarer Teil ihrer jeweiligen Persönlichkeit sind. Es ist deshalb interessant zu beobachten, wie sich die beiden annähern. Durch die gewählte Erzählperspektive ist man hautnah dabei und kann die Gedanken der Hauptakteure nachvollziehen. 

Der Fall der ermordeten Eiskunstläuferin ist äußerst rätselhaft. Zwar findet sich schnell ein Verdächtiger, doch Cyrus ist davon überzeugt, dass viel mehr hinter dem Tod von Jodie Sheehan steckt. Nach und nach deckt er Puzzleteilchen auf, die ein ganz anderes Bild des scheinbar so strebsamen Mädchens zeigen. Die Ermittlungen sind durchgehend interessant und regen dazu an, eigene Überlegungen anzustellen. Der Autor legt einige Spuren aus, denen man bereitwillig folgt, um dann festzustellen, dass man die eigenen Spekulationen überdenken muss. Obwohl der Fall zunächst keine Hochspannung liefert, ändert sich das zum Ende hin schlagartig. Denn dann spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu und gipfeln in einem spektakulären Finale. 

Ein spannender Auftakt, der definitiv das Interesse am weiteren Verlauf der Reihe weckt. 

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Spannende Cold-Case-Ermittlungen

Das Grab am Fjord
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Bei der Gartenarbeit findet eine Frau menschliche Knochen. Kommissar Bengt Alvsaker und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um die Knochen von Morten Vik ...

Bei der Gartenarbeit findet eine Frau menschliche Knochen. Kommissar Bengt Alvsaker und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um die Knochen von Morten Vik handeln könnte. Morten Viks Eltern gehen allerdings davon aus, dass ihr Sohn den Ort in den 80er Jahren freiwillig verlassen hat, um den Anfeindungen zu entgehen, denen er aufgrund seiner sexuellen Orientierung ausgesetzt war. Mit seinen Ermittlungen scheint Bengt Alvsaker in ein Wespennest zu stechen. Denn schon bald ist ein Kollege verschwunden...

Nach "Das Schweigen des Fjords" ist "Das Grab am Fjord" der zweite Fall für Kommissar Bengt Alvsaker, der ins Deutsche übersetzt wurde. Die Handlung setzt etwa drei Jahre nach Ende des ersten Teils ein. Mittlerweile hat sich im Privatleben des Ermittlers einiges getan. Es ist also nicht zwingend notwendig, den ersten Fall vorher zu lesen, denn die Bände sind in sich abgeschlossen. Außerdem werden wichtige Hintergrundinformation zu den Hauptcharakteren in die Handlung eingestreut. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich auf wechselnden Zeitebenen zu. Im aktuellen Handlungsstrang beobachtet man die Ermittlungen. Außerdem gibt es Rückblicke ins Jahr 1983. Hier erfährt man, was damals dazu geführt hat, dass Vik Morten verschwand. Da die Rückblicke nach und nach eingestreut werden, erfährt man nur häppchenweise, was geschehen ist, wodurch die Spannung durchgehend gehalten werden kann. 

Dieser Cold Case hat es wirklich in sich. Denn sofort wird klar, dass irgendjemand Interesse daran hat, die damaligen Ereignisse zu verschleiern. Zeugen schweigen aus Angst und auch sonst scheinen die Ermittlungen auf der Stelle zu treten. Dennoch ist das Team sehr bemüht, den Fall aufzuklären. Die Spurensuche wirkt authentisch, wodurch man dazu angeregt wird, eigene Überlegungen anzustellen. Doch es gibt immer wieder Wendungen, die für Überraschungen sorgen. 

Auch im Privatleben der Hauptcharaktere ereignet sich einiges. Diese Nebenstränge drängen sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern sorgen dafür, dass die Protagonisten lebendig wirken. Die Handlungsorte werden ebenfalls eindrucksvoll beschrieben. Man hat deshalb das Gefühl, selbst vor Ort zu sein und die Ermittler zu beobachten. Dadurch kann man sich ganz auf die Ermittlungen einlassen, die nach und nach in tiefste menschliche Abgründe blicken lassen. 

Spannende Cold-Case-Ermittlungen, die durch eine authentische Hintergrundkulisse und sympathische Charaktere überzeugt. 

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Spannend und gut durchdacht

Gnadenlose Provence
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Die Provence ist bei Radsportlern äußerst beliebt. In den kommenden Tagen soll sogar die Tour de France durch Carpentras führen. Ein echtes Higlight für Radsportfans. Doch dann wird ein Fahrradfahrer aus ...

Die Provence ist bei Radsportlern äußerst beliebt. In den kommenden Tagen soll sogar die Tour de France durch Carpentras führen. Ein echtes Higlight für Radsportfans. Doch dann wird ein Fahrradfahrer aus dem Hinterhalt erschossen. Noch bevor Castel und Theroux richtig mit den Ermittlungen starten können, erwischt der Scharfschütze den nächsten Radler. Die Ermittlungen erhalten oberste Priorität, treten dennoch zunächst auf der Stelle. Der pensionierte Commissaire Albin Leclerc, der gerade von seiner Hochzeitsreise zurückkehrt, ahnt, dass er den ehemaligen Kollegen mal wieder unter die Arme greifen muss, um den Sniper zu stoppen. Doch Castel und Theroux verbitten sich jegliche Einmischung. Doch das ist für Albin Leclerc und seinen Mops Tyson keine Option.....

"Gnadenlose Provence" ist bereits der achte Fall, den der pensionierte Ermittler Albin Leclerc, gemeinsam mit Mops Tyson, in seinem Ruhestand verfolgt. Man kann den aktuellen Ereignissen auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil der Serie gelesen hat, da die Bände in sich abgeschlossen sind und wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung eingestreut werden. Dennoch empfiehlt sich die Einhaltung der Reihenfolge, da man dann das ganz besondere Verhältnis, das Leclerc mit seinem Mops verbindet, leichter nachvollziehen kann. Außerdem versteht man dann besser, warum Castel und Theroux von Leclercs ständigen Einmischungen so genervt sind.

Der Fall selbst startet spannend. Gemeinsam mit den Ermittlern stellt man sich die Frage, was es mit den heimtückischen Morden auf sich hat und wer dahinter stecken könnte. Es gelingt dem Autor außerdem wieder hervorragend, die sommerliche Provence so lebendig zu beschreiben, dass man beinahe meint, selbst vor Ort zu sein, die Gerüche wahrzunehmen und die heißen Temperaturen zu spüren. Dadurch kann man sich ganz auf die Ermittlungen einlassen. Diese wirken authentisch und durchgehend interessant. Man wird dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen.

Mit einem Schmunzeln beobachtet man, wie Albin Leclerc auf eigene Faust ermittelt und dabei von seinem Mops unterstützt wird. Die beiden bilden ein herrliches Gespann und scheinen erfolgreicher als Castel und Theroux zu sein. Nach und nach nähern sie sich dem Täter und geraten mal wieder in eine dramatische und nicht ungefährliche Situation. Denn zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und gipfeln in einem spannenden Finale, das keine Fragen offen lässt.

Ein gut durchdachter und spannender Fall für Albin Leclerc und Mops Tyson.

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