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Veröffentlicht am 28.04.2021

Spannende Cold-Case-Ermittlungen

Wisting und der See des Vergessens
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William Wisting hat gerade Urlaub, als er in seinem Briefkasten einen merkwürdigen Brief findet. Auf dem Zettel ist nur eine alte Fallnummer notiert. Wistings Neugier ist geweckt. Seine Nachforschungen ...

William Wisting hat gerade Urlaub, als er in seinem Briefkasten einen merkwürdigen Brief findet. Auf dem Zettel ist nur eine alte Fallnummer notiert. Wistings Neugier ist geweckt. Seine Nachforschungen ergeben, dass es sich um einen Mordfall handelt, bei dem der Täter verurteilt wurde und seine Strafe mittlerweile abgesessen hat. In die damaligen Ermittlungen war Wisting nicht involviert. Ganz anders sieht es bei dem Hinweis aus, den Wisting in einem weiteren Brief erhält. Bei genauerer Durchsicht der alten Akten stößt Wisting auf überraschende Parallelen. Er stellt Fragen und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, doch das scheint nicht jedem zu gefallen..

Die Krimi-Reihe um Kommissar William Wisting gibt es bereits seit vielen Jahren. Nach "Wisting und der Tag der Vermissten", "Wisting und der fensterlose Raum" und "Wisting und der Atem der Angst" ist "Wisting und der See des Vergessens" allerdings der vierte Band der Wisting-Reihe, der zur Cold-Case-Serie gehört. Man kann den aktuellen Ermittlungen aber auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Band gelesen hat, da wichtige Hintergrundinformationen zum Ermittler und seinem privaten Hintergrund in die Handlung eingestreut werden.

Dieses Mal trägt sich die Handlung auf zwei Zeitebenen zu. Es gibt Rückblicke in das Jahr 1999. Damals verschwand die siebzehnjährige Tone auf dem Heimweg und wurde später ermordet aufgefunden. Im aktuellen Erzählstrang beobachtet man Wisting bei seinen Nachforschungen. Beide Handlungsstränge werden so interessant geschildert, dass man sich von Anfang an auf den Fall einlassen kann. Nach und nach erfährt man, was damals geschehen ist und beobachtet, wie der Täter verurteilt wurde. Gemeinsam mit Wisting erkennt man Parallelen und stellt sich die Frage, ob der Mann vielleicht unschuldig gewesen sein könnte. 

Der Autor versteht es hervorragend, Zweifel zu säen und diese glaubhaft zu untermauern. Deshalb gerät man in den Sog der Ermittlungen und mag sich kaum vom Gelesenen lösen. Immer wenn man meint, dass man der Lösung einen Schritt näher gekommen ist, sorgen überraschende Wendungen für eine andere Sicht auf die Dinge. Dadurch bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. 

Spannende Cold-Case-Ermittlungen, die es wirklich in sich haben!

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Startet zunächst eher gemächlich, entwickelt sich dann aber zu einem echten Pageturner

Eine perfekte Ehe
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Lizzie Kitsakis ist Anwältin in einer angesehenen New Yorker Kanzlei. Eines Tages ruft ihr ehemaliger Studienfreund Zach an. Er bittet Lizzie um Hilfe, denn er sitzt in der berüchtigten Haftanstalt Rikers ...

Lizzie Kitsakis ist Anwältin in einer angesehenen New Yorker Kanzlei. Eines Tages ruft ihr ehemaliger Studienfreund Zach an. Er bittet Lizzie um Hilfe, denn er sitzt in der berüchtigten Haftanstalt Rikers Island in Untersuchungshaft. Er steht unter Verdacht, seine Frau Amanda ermordet zu haben. Zach schwört, dass er unschuldig ist. Lizzie lässt sich dazu überreden, Zach zu vertreten. Doch schon bald stellt sie fest, dass es in diesem Fall etliche Ungereimtheiten gibt...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Man beobachtet, was sich in den letzten Tagen der ermordeten Ehefrau Amanda zugetragen hat und bekommt außerdem einen Einblick in Lizzies Ermittlungen. Darüber hinaus gibt es immer wieder Auszüge aus Vernehmungsprotokollen der Grand Jury und Mails, die sich mit einer Datenpanne an einer Schule befassen. Da die Wechsel entsprechend gekennzeichnet sind, fällt es leicht, die Perspektiven zuzuordnen. 

Der Einstieg ins Geschehen verläuft anfangs eher gemächlich. Man macht sich langsam mit den Protagonisten vertraut, beobachtet Lizzies Ermittlungen und rätselt, was es mit den Protokollen und den eingefügten Mails auf sich hat. Die Charaktere wirken äußerst lebendig und sobald man sich mit ihnen und ihren Problemen vertraut gemacht hat, beginnt man sich ganz auf die Handlung einzulassen. Hier ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Jeder scheint Geheimnisse zu hüten, doch um was es geht und ob sie etwas mit Amandas Tod zu tun haben, ahnt man nicht. Es kommt zu einigen überraschenden Wendungen, die dafür sorgen, dass man in den Sog der Ereignisse gerät und das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Die Handlung ist kaum vorhersehbar und hält selbst zum Schluss noch einige Überraschungen bereit. Dadurch bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Am Ende verknüpfen sich alle Handlungsfäden so gekonnt miteinander, dass man das Buch zufrieden zusammenklappen kann. 

Ein Spannungsroman, der zwar eher gemächlich startet, sich dann aber zu einem echten Pageturner entwickelt. 

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Mitreißende Erzählung

Die Roseninsel
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Liv ist Ärztin und arbeitet an der Berliner Charité. Sie fühlt sich ausgebrannt und als sie eine Annonce entdeckt, in der für vier Wochen eine Vertretung für den Verwalter der Roseninsel am Starnberger ...

Liv ist Ärztin und arbeitet an der Berliner Charité. Sie fühlt sich ausgebrannt und als sie eine Annonce entdeckt, in der für vier Wochen eine Vertretung für den Verwalter der Roseninsel am Starnberger See gesucht wird, bewirbt sie sich spontan um die Stelle. Zu ihrer großen Erleichterung erhält sie die Zusage und kann sofort anfangen. Liv ist sofort begeistert vom besonderen Flair der kleinen Insel, die nur mit einem Boot zu erreichen ist. Sie genießt ihre frei gewählte Einsamkeit, die nur gelegentlich von Johannes, der sie mit den nötigsten Vorräten versorgt, unterbrochen wird. Fasziniert erkundet Liv den Rosengarten und die kleine Villa, die sich auf der Insel befindet. Doch leider passiert ihr ein Missgeschick, bei dem der Boden der Villa beschädigt wird. Unter den Dielen findet Liv eine getrocknete Rose und die Aufzeichnungen von Magdalena, die vor über hundert Jahren auf der Insel lebte...

Die Handlung trägt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. In der Gegenwart beobachtet man Liv auf der Roseninsel. Sie hat anscheinend unbewältigte Probleme im Gepäck. Durch die Arbeit auf der Insel und die gelegentlichen Treffen mit Johannes, wirkt sie zunehmend erholter. Außerdem scheint Magdalenas geheimnisvolles Schicksal Liv zu faszinieren. Durch Magdalenas Aufzeichnungen erhält man einen Einblick in die Vergangenheit der Insel und das Schicksal dieser jungen Frau, die auf der Insel vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen wurde. Beide Handlungsstränge sind interessant und äußerst fesselnd erzählt. Es gelingt der Autorin hervorragend, die zauberhafte Insel so zu beschreiben, dass man sie mühelos vor Augen hat und dabei schon fast meint, den Duft der Rosen wahrzunehmen. Dadurch fällt es leicht, in beide Handlungsstränge einzutauchen. 

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst angenehm lesbar. Nicht nur die Hintergrundkulisse, sondern auch die unterschiedlichen Charaktere, in beiden Handlungssträngen, überzeugen durch ihre Lebendigkeit. Anna Reitner schafft es dabei mühelos, das damalige Zeitgeschehen und die herrschenden Gepflogenheiten, so in die Geschichte einzuflechten, dass man sich auf die Handlung einlassen und Magdalenas Machtlosigkeit nachempfinden kann. Schnell wird klar, dass man einem Geheimnis auf der Spur ist. Unvorhergesehene Wendungen sorgen dafür, dass die Handlung spannend bleibt und zum Ende hin mit einer Überraschung aufwarten kann.

Gegenwart und Vergangenheit werden äußerst gekonnt zu einer wunderbaren Geschichte verknüpft.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Absolute Leseempfehlung

Sommerleuchten am See
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Becca, eine zielstrebige und scheinbar perfekte Frau, ist plötzlich gestorben. Ihr Mann Jack, die beiden Töchter Izzy und Molly, sowie Beccas beste Freundin Clare, sind erschüttert. Sie müssen den Verlust ...

Becca, eine zielstrebige und scheinbar perfekte Frau, ist plötzlich gestorben. Ihr Mann Jack, die beiden Töchter Izzy und Molly, sowie Beccas beste Freundin Clare, sind erschüttert. Sie müssen den Verlust verarbeiten und gehen unterschiedlich damit um. Beinahe ein Jahr nach Beccas Tod lernt Jack Flora kennen. Sie zaubert endlich wieder ein Lächeln in sein Gesicht. Jack stellt Flora seinen Töchtern vor. Doch Teenagertochter Izzy macht die neue Frau an der Seite ihres Vaters sehr zu schaffen. Auch Molly trauert noch immer verzweifelt um ihre Mutter. Dennoch hat sie nichts dagegen, dass Flora die Familie in den Sommerurlaub begleitet und dort auch Beccas beste Freundin Clare kennenlernt. 

Auch in diesem Roman gelingt es Sarah Morgan hervorragend, sofort eine angenehme Atmosphäre zu erschaffen, in der man sich vom ersten Moment an wohlfühlt. Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet, in denen Flora, Izzy und Clare abwechselnd im Zentrum der Ereignisse stehen. Man bekommt so nicht nur einen guten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, sondern kann außerdem beobachten, wie die unterschiedlichen Charaktere aufeinander wirken und miteinander umgehen. 

Die Handlung startet mit einer verzweifelten Clare, die damit hadert, dass ihre Freundin Becca ihr ein Geheimnis anvertraut hat, das Clare in Gewissenskonflikte bringt. Clare ist wütend und fühlt sich mit der Situation überfordert. Selbst nach Beccas Tod trägt sie schwer an diesem Geheimnis. Dann lernt man Flora kennen. Sie wirkt sofort sympathisch und äußerst einfühlsam. Damit scheint sie wirklich die richtige Frau für Jack zu sein. Izzy sieht das natürlich ganz anders, denn sie trauert um ihre Mutter und ist entsetzt, dass ihr Vater so schnell daran denkt, Becca zu ersetzen. Sie versucht alles, um Flora in ihre Schranken zu weisen. 

Alle Charaktere wirken so authentisch, dass man sich voll und ganz in ihre jeweiligen Situationen hineinversetzen kann. Man kann sich problemlos auf die Hautprotagonistinnen einlassen und ihre Sorgen und Nöte nachvollziehen. Dadurch ist man sofort mitten im Geschehen und verfolgt gebannt den Verlauf der Ereignisse. Das Ganze wird so einfühlsam und berührend erzählt, dass man schon bald das Gefühl hat, selbst Teil der Geschichte zu sein, da einem die Charaktere ans Herz wachsen. 

Schon bald zweifelt man daran, dass jemand so perfekt wie die verstorbene Becca sein kann. Dabei hat man immer das Geheimnis im Hinterkopf, das Clare belastet. Es kommt zu einigen überraschenden Wendungen, die so gelungen und gefühlvoll in die Handlung einfließen, dass sie glaubhaft wirken und berühren. 

"Sommerleuchten am See" ist ein wundervoller, berührender Roman, der durch seine authentischen Charaktere mitten ins Herz trifft. Absolute Leseempfehlung!  

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Gelungener Finalband

Eine Sehnsucht nach morgen
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Essen, 1968: Bärbel hat mittlerweile ihr Studium absolviert und ist Ärztin. Nun kehrt sie mit gemischten Gefühlen zurück in die Heimat. Sie freut sich zwar darauf, endlich wieder gemeinsam mit ihrer Familie ...

Essen, 1968: Bärbel hat mittlerweile ihr Studium absolviert und ist Ärztin. Nun kehrt sie mit gemischten Gefühlen zurück in die Heimat. Sie freut sich zwar darauf, endlich wieder gemeinsam mit ihrer Familie leben zu können, doch die Angst, wie sie das Wiedersehen mit ihrer ersten Liebe verkraften soll, ist groß. Denn Klaus wohnt, mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter, direkt in Bärbels Nachbarschaft. Doch nicht nur Bärbel, sondern auch die anderen Familienmitglieder, haben mit einigen Problemen zu kämpfen...

"Eine Sehnsucht nach morgen" ist nach "Ein Traum vom Glück" und "Ein Gefühl von Hoffnung" der finale Band der Ruhrpott-Saga. Obwohl man den aktuellen Ereignissen sicher auch dann folgen kann, wenn man noch keinen Teil der Saga gelesen hat, empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten, da die Bände aufeinander aufbauen.

Der erneute Einstieg in die Reihe gelingt wieder mühelos. Wie bereits in den vorherigen Teilen, ist der damalige Zeitgeist sofort spürbar und die Ruhrpott-Atmosphäre allgegenwärtig. Man freut sich über das Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Charakteren und beobachtet gespannt, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hat. Man fühlt sich in der Handlung sofort wieder heimisch und kann sich dadurch von Anfang an auf die Fortsetzung einlassen.

Die Charaktere wirken gewohnt lebendig und die Probleme, mit denen sie sich in diesem Teil auseinandersetzen müssen, werden authentisch vermittelt. Damalige Ansichten und Gepflogenheiten bilden eine glaubwürdige Hintergrundkulisse. Man kann mit den Protagonisten mitfiebern und dadurch ganz in der Handlung versinken. Es ist fast so, als ob man als stiller Beobachter dabei wäre. Deshalb fliegt man förmlich durch die Zeilen und kommt viel zu schnell am Ende an.

Auch dieser Teil der Saga überzeugt wieder durch lebendige Charaktere und eine glaubwürdige Hintergrundkulisse. Deshalb fällt es schwer, sich am Ende von den liebgewonnenen Akteuren zu trennen.

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