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Veröffentlicht am 27.11.2020

Definitiv nichts für schwache Nerven

Der Spiegelmann
2

Eine Mitschülerin beobachtet, wie Jenny auf dem Heimweg von der Schule entführt wird. Doch, trotz der Augenzeugin, bleibt Jenny spurlos verschwunden. Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen. Auf einem Spielplatz ...

Eine Mitschülerin beobachtet, wie Jenny auf dem Heimweg von der Schule entführt wird. Doch, trotz der Augenzeugin, bleibt Jenny spurlos verschwunden. Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen. Auf einem Spielplatz wird Jennys Leiche gefunden. Sie wurde grausam hingerichtet. Doch warum jetzt und wo war sie all die Jahre? Joona Linna wird mit den Ermittlungen betraut. Doch der einzige Zeuge, der offenbar den Mord an Jenny beobachtet hat, ist traumatisiert und kann nicht über seine Beobachtungen sprechen. Joona Linna ahnt, dass die Zeit drängt, denn er hat die Vermutung, dass Jenny nicht das einzige Opfer des perfiden Täters ist. Deshalb bittet er Erik Maria Bark, den Hypnotiseur, um Hilfe...

"Der Spiegelmann" ist bereits der achte Fall für Joona Linna. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen aber auch dann folgen, wenn man noch keine Vorkenntnisse hat. Um die privaten und beruflichen Nebenhandlungen der Hauptcharaktere und ihre Weiterentwicklung zu verfolgen, empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. 

Das Autorenduo Lars Kepler schafft es wieder mühelos, gleich anfangs ein hohes Tempo vorzulegen, wodurch man sofort mitten im Geschehen ist und gebannt der Handlung folgt. Zwar flacht die früh aufgebaute Spannung zunächst etwas ab, doch interessant bleibt der Thriller allemal, da die Charaktere eingeführt werden und man mit der Zuordnung beschäftigt ist. Wechselnde Perspektiven sorgen jedoch dafür, dass das etwas reduzierte Tempo schnell wieder anzieht.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten werden dabei so lebendig beschrieben, dass man sich alles mühelos vorstellen kann. Allzu zartbesaitet sollte man allerdings nicht sein, denn es kommt zu Szenen, die wahre Gänsehautmomente hervorrufen und selbst erfahrenen Thriller-Lesern eiskalte Schauer über den Rücken laufen lassen. Der Täter ist nicht so leicht zu enttarnen. Immer, wenn man meint, dass man bei den eigenen Überlegungen einen Schritt weiter ist, kommt es zu Wendungen, die dafür sorgen, dass man die eigene Theorie über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Das macht einen großen Reiz der Handlung aus und steigert die Spannung stetig. Das Ganze gipfelt schließlich in einem hochspannenden und überraschenden Finale.

Ein spannender Fall für Joona Linna, bei dem man als Leser allerdings nicht zu zartbesaitet sein sollte. 

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Spannende Cold-Case-Ermittlungen

Enna Andersen und die Tote im Mai
1

Hauptkommissarin Enna Andersen und ihre Kollegen Pia Sims und Jan Paulsen arbeiten gemeinsam daran, alte, ungelöste Kriminalfälle neu aufzurollen. Dieses Mal haben sie sich entschieden, den Mord an einer ...

Hauptkommissarin Enna Andersen und ihre Kollegen Pia Sims und Jan Paulsen arbeiten gemeinsam daran, alte, ungelöste Kriminalfälle neu aufzurollen. Dieses Mal haben sie sich entschieden, den Mord an einer Studentin, die vor beinahe zwanzig Jahren zunächst spurlos verschwand und dann ermordet aufgefunden wurde, zu untersuchen. Der Täter konnte nie gefasst werden. Enna und ihre Kollegen setzen neu an und befragen das Umfeld der Ermordeten akribisch. Dabei stoßen sie auf einige Hinweise, denen damals offensichtlich nicht nachgegangen wurde....

"Enna Andersen und die Tote im Mai" ist bereits der zweite Fall für die sympathische Hauptkommissarin und ihr Team. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen auch dann mühelos folgen, wenn man den ersten Teil der Reihe nicht gelesen hat. Das Team, das sich im ersten Band noch zusammenraufen musste, wirkt nun gut aufeinander eingespielt. Die Charaktere sind durchweg sympathisch und ergänzen sich hervorragend.

Der Einstieg in die neu aufgerollten Ermittlungen gelingt sofort. Obwohl man es hier mit einem alten Fall zu tun hat, der eine Menge Recherche erfordert, gelingt es der Autorin sofort, das Interesse zu wecken und Spannung zu erzeugen. Denn die drei Ermittler tragen Hinweise zusammen, die den Verdacht erwecken, dass nicht alles so zu sein scheint, wie es auf den ersten Blick wirkt. Man ahnt, dass irgendetwas nicht stimmt und dass es Zeugen geben muss, doch wer etwas verschweigt und warum, ist zunächst nicht klar. Deshalb wird man zum Miträtseln angeregt und stellt beim Lesen eigene Überlegungen an. Doch es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen, die dafür sorgen, dass man umdenken muss.

Handlungsorte und Protagonisten werden authentisch beschrieben. Man hat alles mühelos vor Augen und kann sich ganz auf die Ermittlungen einlassen. Es gibt auch immer wieder kurze Einblicke in Enna Andersens Privatleben als alleinerziehende Mutter. Diese Szenen drängen sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund. Im Fokus stehen eindeutig die Ermittlungen in dem alten Fall und der hat es wirklich in sich! Man nähert sich nur Stück für Stück der Auflösung, wodurch die Spannung durchgehend erhalten bleibt.

Cold-Case-Ermittlungen, die durch durchgehende Spannung und ein sympathisches Team überzeugen. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Startet zunächst gemächlich, nimmt dann aber deutlich Fahrt auf

Die Stimme
1

Die freie Journalistin Jo ist geschieden und lebt mit ihrer besten Freundin Tabitha in deren Wohnung. Tabitha verdient bedeutend mehr als Jo und deshalb liegt die Wohnung nicht nur in einer angesehenen ...

Die freie Journalistin Jo ist geschieden und lebt mit ihrer besten Freundin Tabitha in deren Wohnung. Tabitha verdient bedeutend mehr als Jo und deshalb liegt die Wohnung nicht nur in einer angesehenen Gegend, sondern ist mit einem Smart Home System ausgestattet, das Tabitha und Jo das Leben erleichtert. Denn "Electra" regelt die Raumtemperatur, das Licht und steht den beiden auch sonst gerne helfend zur Seite. Doch plötzlich scheint Electra ein Eigenleben zu führen. Immer, wenn Jo sich alleine in der Wohnung aufhält, beginnt sie mit ihr zu sprechen. Sie kennt ein dunkles Geheimnis aus Jos Vergangenheit und droht ihr damit. Geschickt beginnt Electra, Jo von ihren Freunden zu isolieren. Doch ist das Realität oder bildet Jo sich alles ein?

Die Handlung wird hauptsächlich in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Jo, geschildert. Jo wirkt sehr sympathisch und führt locker durch die Handlung. Der Einstieg verläuft zunächst gemächlich. Dadurch hat man die Gelegenheit, Jo und ihre Gewohnheiten näher kennenzulernen. Als Electra plötzlich mit Jo zu sprechen beginnt, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Zwar kommt noch keine Hochspannung auf, doch das Interesse an den geheimnisvollen Vorgängen wird definitiv geweckt. 

Dadurch, dass die Handlung vorwiegend aus der Sicht von Jo geschildert wird, hat man einen eingeschränkten Blick auf die Gesamthandlung. Doch das übt einen großen Reiz aus, denn zunächst weiß man nicht, ob all die merkwürdigen Dinge tatsächlich passieren oder ob Jo sich alles nur einbildet. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr gerät man in den Sog der Ereignisse. Plötzlich weiß man nicht mehr was man glauben soll oder wem man hier vertrauen kann. Jeder und alles wirkt verdächtig. Zum Ende hin nimmt dieser Thriller ein ziemlich hohes Tempo auf und gipfelt schließlich in einem hochspannenden Finale. 

Ein spannender Thriller, der zwar erst recht gemächlich startet, dann aber ein hohes Tempo aufnimmt und dazu anregt, sich Gedanken darüber zu machen, wozu Technik fähig sein kann. 

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Unterhaltsamer Roman

Teatime mit Lilibet
1

Die schottische Lehrerin Marion Crawford  ist 22 Jahre alt. Sie fühlt sich dazu berufen, Kindern aus schlechter gestelltem Umfeld Bildung zu vermitteln, damit deren Leben eine Kehrtwendung nehmen kann. ...

Die schottische Lehrerin Marion Crawford  ist 22 Jahre alt. Sie fühlt sich dazu berufen, Kindern aus schlechter gestelltem Umfeld Bildung zu vermitteln, damit deren Leben eine Kehrtwendung nehmen kann. Doch im Jahr 1932 erhält Marion eine Anstellung im englischen Königshaus, um die Prinzessinnen Elisabeth und Margaret zu unterrichten. Marion setzt nun alles daran, den Kindern, die hinter den Palastmauern relativ abgeschottet aufwachsen, einen Blick in das wirkliche Leben zu ermöglichen...

"Teatime mit Lilibet" ist ein historischer Roman, der auf den Ereignissen, die Marion Crawford selbst in "The Little Princesses" niedergeschrieben hat, beruht. Wendy Holden mischt in ihrer Version Fiktion und Fakten. Allerdings gelingt es ihr hervorragend, die damaligen Ereignisse so lebendig zu schildern, dass man sofort das Gefühl hat, einen authentischen Blick hinter die Kulissen des englischen Königshauses zu bekommen. 

Obwohl man Marion Crawford beim Lesen etwas distanziert betrachtet, spürt man doch, mit welchem Herzblut sie sich der Erziehung und Bildung der beiden Prinzessinnen widmet. Es ist ihr wichtig, dass die beiden über ihren goldenen Tellerrand hinausschauen können und die ganz normale Welt kennenlernen. Die Einblicke, die man hier quasi durch einen Blick durchs königliche Schlüsselloch bekommt, sind sehr interessant geschildert. Denn in den Jahren, die Marion Crawford die Kinder begleiten durfte, ist im Königshaus viel passiert. Durch die geradezu bildhaften Beschreibungen, kann man mühelos in diesen Roman eintauchen und die royale Welt auf sich wirken lassen. Dabei wird man auch immer wieder dazu angeregt, sich genauer über die handelnden Personen zu informieren, Hintergründe zu recherchieren oder sich einfach nur die Bilder anzusehen, um die Geschichte noch authentischer genießen zu können. 

Ein interessanter und unterhaltsam geschilderter Blick durchs königliche Schlüsselloch. 

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Dranbleiben lohnt sich definitiv

Aus dem Schatten des Vergessens
0

Im vorweihnachtlichen Montreal wird eine angesehene Psychologin brutal umgebracht, ein Anwalt verschwindet überstürzt und ein Obdachloser fällt vom Dach und stirbt. Bei ihm werden die Brieftaschen der ...

Im vorweihnachtlichen Montreal wird eine angesehene Psychologin brutal umgebracht, ein Anwalt verschwindet überstürzt und ein Obdachloser fällt vom Dach und stirbt. Bei ihm werden die Brieftaschen der Psychologin und des Anwalts gefunden. Das Team um Détective Victor Lessard nimmt die Ermittlungen auf. Diese führen nicht nur weit in die Vergangenheit zurück, sondern nehmen ungeahnte Ausmaße an...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich außerdem auf verschiedenen Zeitebenen zu. Da diese Wechsel allerdings gekennzeichnet sind, fällt die Zuordnung relativ leicht. Dennoch sollte man gerade am Anfang konzentriert lesen, um die unterschiedlichen Charaktere und Perspektiven einzuordnen. Zunächst ahnt man nicht, wie alles in Zusammenhang steht, doch das Interesse am Fall und seinen Hintergründen wird dadurch definitiv früh geweckt. 

Handlungsorte und Protagonisten werden detailliert beschrieben. Dadurch kann man sich zwar alles mühelos vorstellen, doch zuweilen wirken diese Beschreibungen etwas ausufernd. Die Charaktere beobachtet man zunächst etwas distanziert. Es braucht ein wenig Zeit, bis man sich an die jeweiligen Eigenarten gewöhnt hat und Sympathien aufbaut. Allerdings wirken sie durchaus lebendig. Der Fall verlangt ihnen einiges ab und auf Victor Lessard kommen außerdem Schwierigkeiten im privaten Umfeld zu, die ihn zusätzlich belasten. 

Der Autor versteht es, trotz der ausschweifenden Erzählweise, den Leser bei der Stange zu halten. Denn die unterschiedlichen Handlungsstränge verknüpfen sich nach und nach. Beim Lesen wird man dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen. Doch dieser Fall ist nicht so leicht zu durchschauen. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und das, was Schritt für Schritt ans Tageslicht kommt, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Dadurch gerät man in den Sog der Ermittlungen und möchte unbedingt erfahren, was tatsächlich hinter allem steckt. Die Spannung, die sich zunächst eher gemächlich aufbaut, steigert sich stetig, um schließlich in einem überraschenden Finale zu gipfeln. 

Auch wenn eher nebensächlichen Beschreibungen viel Raum gegeben wird, sorgen diese dafür, dass man ganz in die Handlung eintauchen kann, um sich gemeinsam mit dem Team auf einen rätselhaften Fall einzulassen. Dranbleiben lohnt sich hier definitiv!

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