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Veröffentlicht am 29.01.2024

Turbulenter Abschluss der Mallorca-Saga

Zeiten der Versöhnung
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Im vierten und letzten Band der großen Mallorca-Saga von Carmen Bellmonte geht es um die Jahre 1953 bis 1958.
Die Delgado-Geschwister, die wir im ersten Band 1913 kennenlernten, haben inzwischen Familie. ...

Im vierten und letzten Band der großen Mallorca-Saga von Carmen Bellmonte geht es um die Jahre 1953 bis 1958.
Die Delgado-Geschwister, die wir im ersten Band 1913 kennenlernten, haben inzwischen Familie. Während Leo und Carla ihr Leben weitgehend auf Mallorca verbracht haben, ist Antonias Familie auf drei Länder verstreut. Nach wie vor hat sie Besitz auf Kuba, und ein Teil ihrer Kinder lebt in den USA. Sie selbst zieht es, je älter sie wird, wieder zu ihren Wurzeln, und sie beschließt mit ihrem Mann, wieder nach Mallorca überzusiedeln. Sie hofft, die zum Teil zerstrittene Familie wieder zusammenführen zu können, aber das erweist sich als gar nicht so einfach. Zudem macht sich Antonia Sorgen um ihren Sohn Rodrigo, der nach einem schweren Unfall nicht mehr als Rennfahrer arbeitet und den Glauben an sich verloren hat. Er hasst alles Amerikanische und schließt sich in Kuba dem Widerstand an.
Der größte Teil der Handlung dieses vierten Buches spielt auf Mallorca, allerdings machen wir auch ein paar gedankliche Abstecher nach Kuba und in die USA. Die Familie ist inzwischen weit verzweigt, und es erfordert beim Lesen einige Konzentration, alle Personen im Blick zu behalten. Bei den Dialogen war ich manchmal verwirrt, da sich nicht genau ausmachen ließ, wer gerade spricht.
Man erfährt viel über die politische Lage in Kuba und über die wirtschaftlichen Entwicklungen auf Mallorca. Es ist spannend, zu verfolgen, wie es den verschiedenen Zweigen der Familie ergeht, denn das Leben der Delgados verläuft sehr turbulent. Manchmal waren es mir fast zu viele Dramen, die sich hier abgespielt haben. Es gibt zum Beispiel zahlreiche außergewöhnliche Todesfälle im Umfeld der Delgados, denn die wenigsten Personen sterben eines natürlichen Todes.

Hinter dem Namen Carmen Bellmonte stecken ja zwei Autorinnen, die beide auf Mallorca leben. Ich habe bisher nur von Elke Becker verschiedene Bücher gelesen. Wie das genau abläuft, wenn zwei Autorinnen zusammen ein solches Romanwerk schreiben, weiß ich nicht. Vermutlich schreibt jede ihre Abschnitte, für die sie zuständig ist. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, es zu erkennen, wer welche Abschnitte geschrieben hat, denn der Schreibstil der beiden ist schon etwas unterschiedlich.
Spannend war's auf jeden Fall, und ich habe mich bis zur letzten Seite gut unterhalten gefühlt. Vor allem ist der Wunsch gewachsen, endlich einmal Urlaub auf Mallorca zu machen, denn der Roman, wie auch seine drei Vorgänger, hat sehr viel Lokalkolorit zu bieten.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Sinnsuche auf Sardinien

Die Insel der Honigtöchter
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Alice ist verstört, als sie vom Tod ihrer Schwester Emma erfährt, mit der sie die letzten zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Nun hat Emma ihr das Sorgerecht für ihre kleine Tochter übertragen. Alice nimmt ...

Alice ist verstört, als sie vom Tod ihrer Schwester Emma erfährt, mit der sie die letzten zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Nun hat Emma ihr das Sorgerecht für ihre kleine Tochter übertragen. Alice nimmt die Herausforderung an und kümmert sich hingebungsvoll um ihre Nichte, allerdings ist sie sehr bald mit ihrem Leben, mit dem Spagat zwischen Beruf und Kind, überfordert. Sie macht sich auf die Suche nach dem Vater der Kleinen und unternimmt dafür eine Reise nach Sardinien, wo Emma eine Zeitlang gelebt (und wohl auch geliebt) hat.

Dies ist quasi die Fortsetzung des 2016 erschienenen Romans "Die Honigtöchter". Auch dieser erste Band spielte auf Sardinien, und es ging damals um Angelica Senes, der wir auch in dem neuen Roman wieder begegnen. Als Alice mit ihrer kleinen Nichte auf Sardinien ankommt, ist sie fest entschlossen, den Vater des Kindes ausfindig zu machen und ihm die Sorge für die Kleine zu überlassen. Dabei hadert sie jedoch immer mit ihrem Gewissen, denn eigentlich hat Emma ja ihr das Sorgerecht übertragen. Alice ist unsicher, was sie eigentlich vom Leben will. Es gibt viele ungeklärte Probleme zwischen ihr und ihrer Mutter, und auch zwischen Emma und ihr ist so vieles ungesagt geblieben, und nun ist es zu spät. Auch hängen unausgesprochene Schuldzuweisungen in der Luft, mit denen Alice nicht klar kommt. Die komplizierten Gedankengänge der Protagonisten und die daraus resultierenden Reaktionen waren mir manchmal jedoch etwas viel aufgesetztes Drama.

In der malerischen Umgebung Sardiniens lernt Alice liebenswerte Menschen kennen, die sie unterstützen und ihr auch dabei helfen, zu erkennen, was sie wirklich will. Wie man es von den Romanen der Autorin kennt, spielt auch immer eine gewisse Mystik mit hinein. Hier geht es um die besondere Verbindung zu den Bienen, die nur wenigen Frauen eigen ist. Grundsätzlich gefällt mir die Atmosphäre des Romans sehr gut, und ich finde diese besondere Beziehung zu den Bienen faszinierend. Die Gestaltung des Buches ist sehr schön; am Beginn eines jeden Kapitels gibt es etwas Wissenswertes über die Bienen oder den Honig.

Mit kleinen Abstrichen kann ich dieses schöne Buch wirklich empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.12.2023

Solides und alltagstaugliches veganes Kochbuch

Everyday Vegan Food
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Dies ist ein solides veganes Grundkochbuch. Man findet alltagstaugliche Rezepte, die Einkaufsliste ist bei den meisten Gerichten überschaubar, und die Zutaten sind weitgehend fast überall erhältlich. Besonders ...

Dies ist ein solides veganes Grundkochbuch. Man findet alltagstaugliche Rezepte, die Einkaufsliste ist bei den meisten Gerichten überschaubar, und die Zutaten sind weitgehend fast überall erhältlich. Besonders begeistert hat mich die große Auswahl an Desserts und Gebäck, denn gerade diese Themen werden oft in veganen Kochbüchern ein wenig vernachlässigt. Süßes Backwerk aus rein veganen Zutaten, das empfinden viele als schwierig. Ich habe den Apfelkuchen mit Marzipan ausprobiert und als sehr lecker empfunden. Auch die Weihnachtsbäckerei war mit den Rezepten für Vanillekipferl und Marmeladenplätzchen äußerst erfolgreich, und die Zubereitung ist m. E. sogar einfacher als bei herkömmlichen Backrezepten.
Endlich habe ich auch ein richtig gutes Rezept für veganen Kaiserschmarrn, und auf meiner To-do-Liste für demnächst steht ganz oben der Cheesecake mit zimtigen Bratäpfeln. Auch der cremige Schokoladenpudding konnte mich begeistern, und die Autorin hat noch jede Menge an tollen Snacks auf Lager, nicht nur süß, sondern auch herzhaft wie die Gemüsemuffins, Crispy Tofu Sticks oder Flammkuchen-Herzen, wobei ich hier keine Herzen ausgestochen, sondern den Flammkuchen im Ganzen serviert habe. Das Rezept selbst habe ich unverändert umgesetzt, und der Belag mit Hokkaido-Kürbis und Cherrytomaten war sehr lecker.
Auch die Hauptgerichte haben viel Gutes zu bieten. Von den winterlichen Rotkohlrouladen habe ich mir bisher erst einmal die Bratensauce abgeschaut, denn sie lässt sich mit vielen anderen Gerichten ergänzen und schmeckt sehr gut. Diese Rotkohlroulade, ebenso wie die Wirsing-Roulade, die ebenfalls im Buch ist, wird demnächst auf jeden Fall auch ausprobiert.
Bereits gekocht und für gut befunden habe ich die cremige Brokkolipasta und den Kartoffel-Hack-Auflauf sowie das schnelle Backofen-Risotto. Bei Letzterem wie auch bei einigen anderen Gerichten ist jedoch beim Würzen Vorsicht geboten, denn die Autorin verwendet gerne und oft Paprika rosenscharf und geht damit auch nicht gerade geizig um. Das Backofen-Risotto ist für sechs Portionen gedacht, und hier verwendet die Autorin einen Teelöffel Paprikapulver rosenscharf. Ich habe das Rezept halbiert und nur eine Messerspitze des scharfen Paprikapulvers zugegeben, aber das war m. E. schon zu viel. Mein Mann isst eigentlich gerne etwas schärfer, aber hier war es ihm fast schon zu heftig. Ich selbst esse gar nicht gerne scharf und hatte schon zu kämpfen, denn außer Schärfe habe ich nichts geschmeckt. Ich habe das Gericht einige Zeit später noch einmal gekocht und das Rosenpaprika-Pulver durch mildes Paprika ersetzt. So hat es uns dann sehr gut geschmeckt.
Ich werde also künftig vorsichtig sein, und wenn ich die Kichererbsen-Ratatoille ausprobiere, werde ich auf vier Portionen ganz sicher keine zwei Teelöffel Paprika rosenscharf zugeben! Hier scheint das Geschmacksempfinden der Autorin ein ganz anderes zu sein als mein eigenes. Aber letztendlich ist es für mich kein Problem, Rezepte aus Kochbüchern nach eigenen Vorlieben abzuwandeln.
Was mir sehr zusagt, ist das Kapitel über Salate. Hier gibt es verlockende Rezepte wie sommerlicher Brotsalat, griechischer Nudelsalat oder orientalischer Salat. Ich werde sie alle ausprobieren, denn schon die ganzseitigen Farbfotos lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und animieren zum Nachkochen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch das Kapitel mit Frühstücksideen. Hier findet man neben schokoladigen Baked Oats und Müsli-Cupcakes auch Rezepte für diverse Frühstücksbrötchen, die sehr einfach zuzubereiten sind und ein Fit-und-Gesund-Brot, das ganz ohne Mehl auskommt.
Es gibt viel zu entdecken in diesem Kochbuch, und ich werde es sicher häufig nutzen.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Kurzweiliger Liebesroman in schönem Setting

Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten
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Dies ist bereits der dritte Band, der in dem kleinen Bücherdorf in den schottischen Highlands spielt. Es war schön, die vertrauten und lieb gewonnenen Charaktere aus den vorherigen Bänden wieder zu "treffen", ...

Dies ist bereits der dritte Band, der in dem kleinen Bücherdorf in den schottischen Highlands spielt. Es war schön, die vertrauten und lieb gewonnenen Charaktere aus den vorherigen Bänden wieder zu "treffen", und mit Betty kam nun eine neue Persönlichkeit dazu. So ganz bin ich aus Betty nicht schlau geworden, denn ihr Verhalten passt so gar nicht zu einer Hollywoodschauspielerin, die ja normalerweise im Rampenlicht steht. Dass Betty ausgerechnet bei Oma Nanette ein Zimmer bezieht, war schon ein ziemlicher Zufall, denn sehr schnell merkt Betty, dass sie einen stärkeren persönlichen Bezug zu einigen Menschen und dem kleinen Ort hat als gedacht. Eliyah, Nanettes Enkel, verliebt sich in die junge Frau und unterstützt sie bei ihren Recherchen. Sie ist auf der Suche nach dem geheimnisvollen Künstler E. Smith, denn seine Bilder wären ideal für ihr neues Kinderbuch, für das sie einen guten Illustrator sucht. Ich habe mich auch diesmal wieder sehr wohl in Swonton-on-Sea gefühlt und die Leichtigkeit des Romans genossen. Das ist die ideale Lektüre zum Abschalten und sich mal aus der Realität wegträumen. Dass vieles an der Geschichte vorhersehbar ist und dass sich die Handlungsverläufe der Bände auch etwas ähneln, finde ich darum gar nicht so schlimm. Mir ging es in erster Linie um die schöne Atmosphäre, die der Roman verbreitet, denn dieses Bücherdorf würde man nur zu gerne einmal wirklich besuchen. Nur gut, dass es ein reales Vorbild dafür gibt, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob dies den gleichen Charme hat wie Swinton.

Die Handlung führt zum Teil zurück in die Vergangenheit, und in gewissem Sinn schließt sich der Kreis. Zwar klärt sich einiges, was schon vom ersten Band an Fragen aufwarf, aber es wird auf jeden Fall einen vierten Band geben, darauf wies auch schon ein Spoiler in diesem Buch hin. Also dürfen wir auf eine weitere kurzweilige Geschichte hoffen und auf jeden Fall eine weitere Gedankenreise in den kleinen schottischen Ort antreten.

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Faszinierende Autobiografie einer beeindruckenden Frau

Was ein gutes Leben ausmacht
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Sieht man sich das Bild der Autorin auf dem Cover an, denkt man nicht, dass man es mit einer Frau zu tun hat, die 102 Jahre alt ist und über siebzig Jahre als Ärztin praktiziert hat. Sie wirkt auf mich ...

Sieht man sich das Bild der Autorin auf dem Cover an, denkt man nicht, dass man es mit einer Frau zu tun hat, die 102 Jahre alt ist und über siebzig Jahre als Ärztin praktiziert hat. Sie wirkt auf mich zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre jünger. Der Untertitel „Eine 102-jährige Ärztin offenbart die sechs Geheimnisse für Gesundheit und Glück in jedem Alter“ lässt darauf schließen, dass man es hier mit einem Ratgeber für Lebenshilfe und medizinische Fragen zu tun hat. Beim Lesen erschließt sich jedoch, dass dem nicht so ist, dass es sich vielmehr um eine Autobiographie handelt.
Dr. Gladys McGarey erzählt über ihr Leben, ihre Erfahrungen und Erinnerungen. Sie berichtet von ihrer Kindheit in Indien und schildert faszinierende Erlebnisse und eindrucksvolle Begegnungen. Sie, eine Frau, die in ihrer Kindheit Mahatma Gandhi persönlich begegnet ist, betrachtet das Leben ganzheitlich und bringt viele spirituelle Elemente ins Gespräch. Manchmal mutet es ein wenig irritierend an, wenn sie vom Lebenssaft eines Menschen spricht, damit aber nicht das Blut in seinen Adern meint. Sie bringt viele Fallbeispiele aus ihrer Praxis ein, wo sie Menschen bei speziellen Problemen helfen konnte. Meist war auch die Psyche im Spiel, und sobald man das erkannt hatte, konnte dem betroffenen Menschen geholfen werden. Diese Einstellung, dass die Psyche bei Krankheiten eine nicht unwesentliche Rolle spielt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Dr. McGareys Lebensrat bezieht sich meist entweder auf diese Fallbeispiele aus ihrer Praxis oder auf sich selbst. Hier muss ich noch einmal auf ihr Foto zurückkommen. Die Frau, die einem vom Cover entgegenblickt, strahlt Optimismus und Freundlichkeit aus. Man hat den Eindruck, hier eine Persönlichkeit zu sehen, die in sich ruht. Das ist vermutlich auch mittlerweile so, allerdings trügt das Bild, wenn man daraus schließt, das Leben der Autorin wäre einfach gewesen. Dem ist ganz und gar nicht so. Dr. Gladys McGarey hatte in ihrem Lebens-Jahrhundert oft Kummer und mit großen Problemen zu kämpfen, konnte diese aber überwinden und veränderte Situationen letztendlich für sich annehmen. Heute schöpft sie ihre unendliche Lebensweisheit aus den Erlebnissen in der Vergangenheit.
Auch wenn ich eigentlich etwas anderes erwartet hatte, so habe ich das Buch doch mit großer Faszination und Bewunderung gelesen. Auch heute noch achtet die Autorin, die mittlerweile Ururgroßmutter ist, auf sich und ihre Gesundheit und nimmt nach wie vor rege am Leben teil, ja sie arbeitet noch und führt in Arizona eine Praxis für Lebensberatung. Sie hat meine volle Hochachtung.

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