Ein wundervoller Roman, der alle Sinne anspricht
Das Haus der DüfteMan lernt Anouk Romilly kennen, als sie 1946 mit ihrer Mutter nach Paris kommt, um sich dort, in einer alten, geerbten Apotheke, eine neue Existenz aufzubauen. Sechs Jahre später hilft Anouk ihrer Mutter ...
Man lernt Anouk Romilly kennen, als sie 1946 mit ihrer Mutter nach Paris kommt, um sich dort, in einer alten, geerbten Apotheke, eine neue Existenz aufzubauen. Sechs Jahre später hilft Anouk ihrer Mutter in der Apotheke, die den beiden Frauen inzwischen zur Heimat geworden ist, aber sie träumt davon, Parfümeurin zu werden, denn sie weiß, sie hat das Zeug dazu. Ihr Geruchssinn ist extrem sensibel, und sie besitzt die Fähigkeit, Düfte mit Gefühlen in Einklang zu bringen. Als sie die Gelegenheit erhält, nach Grasse zu gehen und bei der Parfümeur-Familie Girard zu wohnen und zu arbeiten, lässt sie sich diese Chance nicht entgehen. Es stellt sich heraus, dass sie beim Komponieren von Düften ähnliche Wege geht wie Florence Girard, die Begründerin der alten Duft-Dynastie. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Firmengeschichte und macht dabei erstaunliche Entdeckungen. In Grasse kann sie nicht nur ihren Traum verwirklichen, sondern sie findet auch die Liebe.
Da ich nicht nur Bücher liebe, sondern auch ein absolutes Faible für Düfte habe, war es für mich ein Muss, diesen Roman zu lesen. Das Gerüst der Geschichte bildet Anouks Werdegang in der alten Duftstadt Grasse. Dazu kommen immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, wo man Florence und ihre Familie näher kennenlernt und mehr über die Umstände erfährt, wie es die junge Lavendelpflückerin Ende des 19. Jahrhunderts zur erfolgreichen Parfümeurin gebracht hat. Es ist eine faszinierende Geschichte, mit vielschichtigen Charakteren und zahlreichen Geheimnissen. Mich haben die Beschreibungen von Anouks Fortschritten, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen sehr gefesselt. Die Autorin hat ausführlich und gut recherchiert und gibt intensive Einblicke in die Herstellung eines Parfüms und in den Tätigkeitsbereich einer „Nase“. Immer wieder begegnet man im Buch auch realen Klassikern aus der Parfümwelt. Irgendwie hatte ich beim Lesen ständig das Gefühl, einen wundervollen Duft in der Nase zu haben, so intensiv sind die Schilderungen. Auch der Geschmackssinn kommt auf seine Kosten, beispielsweise wenn Anouk in ihrem Lieblingsbistro in Grasse zu Gast ist und sich dort mit den Spezialitäten des Hauses verwöhnen lässt.
Der Roman ließ jedoch nicht nur eine schöne Welt der faszinierenden Düfte und Aromen vor meinem inneren Auge entstehen, sondern er hat mich auch mit alten Tragödien und Familiengeheimnissen in Atem gehalten. Es ist ein wundervoller Roman mit brillanten Schilderungen, den ich regelrecht verschlungen habe und der mir sehr intensive Lesestunden beschert hat.